Mit: JoBeth Williams, Craig T. Nelson, Beatrice Straight, Heather O'Rourke, Dominique Dunne, Oliver Robins, Virginia Kiser, Martin Casella, Richard Lawson, Zelda Rubinstein, James Karen u.a.
Kurzinhalt:
Die Freelings leben in einer typischen amerikanischen Vorstadtsiedlung im sonnigen Kalifornien. In letzter Zeit mehren sich in ihrem Haus jedoch die mysteriösen, unerklärlichen Vorfälle. Alles beginnt damit, dass ihre jüngste Tochter Carol Anne aufmerksam dem Flimmern des Fernsehers nach Programmende lauscht, und meint, dort Stimmen zu hören, die zu ihr sprechen. Wenig später meint sie dann unheilverkündend: "Sie sind da". Zuerst ist der Spuk noch recht harmlos. Gegenstände finden sich auf einmal auf einem anderen Ort wieder, Möbelstücke werden verrückt, und so weiter. Während eines heftigen Gewittersturms scheint dann jedoch auf einmal der Baum vor dem Kinderzimmer zum Leben zu erwecken, und versucht, ihren Sohn Robbie zu verschlingen. Zwar gelingt es ihnen, ihn zu befreien, zur gleichen Zeit wird jedoch Carol Anne in den Kleiderschrank – und damit eine andere Dimension – gezogen. Um sie aus dieser wieder zurückzuholen, wenden sich die Freelings an paranormale Forscher – die über die Poltergeist-Aktivitäten in ihrem Haus gleichermaßen fasziniert wie verstört sind. Mit Hilfe eines Mediums soll es dann schließlich gelingen, Carol Anne wieder in die echte Welt zurückzuholen und den Geistern Frieden zu verschaffen…
Review:
"Poltergeist" ist einer der ganz wenigen Horrorfilme, die ich als Kind/Jugendlicher gesehen habe – seither jedoch nicht mehr, und auch bei den Fortsetzungen bin ich mir ziemlich sicher, sie nie gesehen zu haben. In Erinnerung waren mir in erster Linie einzelne Szenen: Das Mädel vor dem flimmernden Fernseher, der Angriff des Baums aus der Hölle, die im Zimmer herumfliegenden Gegenstände, der Clown, das Portal in die Zwischenwelt, und so weiter. Dennoch war ich schon gespannt, wie mir das Gesamtpaket nach all den Jahren gefallen würde. Und auch wenn ich "Poltergeist" nicht ganz für das makellose Meisterwerk halte, als dass er von einigen angesehen wird, so hat er mir insgesamt durchaus wieder sehr gut gefallen. Seine größte Stärke sind dabei wohl eben genau solche zuvor erwähnten, prägnanten Einzelszenen, die zu Recht in Erinnerung bleiben. Wobei ich der Liste oben u.a. auch noch den starken Moment mit den Sesseln, die plötzlich – ohne erkennbaren Schnitt – aufgestapelt auf dem Tisch stehen (das war echt verdammt gut gemacht), sowie die Offenbarung der Skelette am Ende sowie den Showdown mit dem Dimensionstunnel hinzuzählen würde. Genau solche originellen Einfälle und Höhepunkte sind nun mal das Salz in der Suppe eines jeden Films.
Was ebenfalls besticht, ist der Aufbau des Films, der sich auch da und dort von vielen späteren bzw. modernen Horrorfilmen unterscheidet. So wird hier z.B. auf jenes oftmals auftretende Phänomen verzichtet, dass ich das Mulder/Scully-Syndrom nenne. Oftmals beobachtet nämlich nur eine Person gewisse sonderbare, unerklärliche Phänomene, während ihm/ihr niemand glauben will, und auch z.B. die Spukgeister immer genau darauf achten, dass eine andere Person von ihrem finsteren Treiben nichts mitbekommen. Auf dieses Plotkonstrukt wird hier erfreulicherweise verzichtet. Recht früh wird Diane klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und wenn sie Steve dies dann zeigen will, stellt sich nicht etwa der allseits bekannte Vorführeffekt ein, und die Poltergeister machen Pause. Stattdessen wird er – wie auch dann später die paranormalen Investigatoren – Zeuge der übernatürlichen Phänomene. Da man sich das Cassandra-Prinzip erspart, kann sich der Film voll und ganz auf das Rätsel rund um die seltsamen Vorfälle und die Bedrohung, die von den Poltergeistern ausgeht, konzentrieren, was ich sehr positiv fand. Zudem gelingt es dem Film praktisch von Anfang an, eine düster-bedrohliche Stimmung zu verbreiten. Bereits der Einstieg mit Carol Anne vor dem Fernseher, wo sie scheinbar mit jemandem spricht, ist dazu geneigt, dem Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Aber auch der Clown oder der wirklich großartig gestaltete und bedrohlich aussehende Baum werden für einige gruselige Szenen verwendet.
Früher als ich das erwartet und in Erinnerung hatte, eskaliert die Lage im Haus dann schließlich währen des zweiten Gewittersturms, wo Robbie vom Baum angegriffen und Carol Anne in den Kleiderschrank gezogen wird. Beide Szenen sind dabei gleichermaßen phantastisch, und mir gefällt auch, wie beide bedrohliche Situationen hier zusammengeschnitten wurden. Die Freelings sind – verständlicherweise – so darauf fixiert, Robbie zu retten, dass sie die Bedrohung für ihre Tochter völlig übersehen. Zwar gab es danach auch noch ein paar starke Momente, aber dies war für mich ganz klar das Highlight des Films – was in gewisser Weise auch eines seiner Probleme ist, da alles was danach kam meines Erachtens eben daran nicht mehr anknüpfen konnte. Dennoch gab es danach auch noch zahlreiche gute Szenen. Einen kalten Schauer jagte mir z.B. jener Moment übe den Rücken, als man mit Carol Anne Verbindung aufnimmt und diese erzählt, dass sie von etwas verfolgt wird, dass sie bedroht und ihr Angst einjagt. Dies zu hören und nichts tun zu können, um ihr zu helfen, muss einfach nur schrecklich sein. Das ist echter Horror.
Zwischendurch gibt es auch immer wieder Szenen zum Durchatmen, wobei es mir vor allem das Flüster-Gespräch zwischen Diane und Dr. Lesh angetan hat. Dieses erschien mir einfach sehr lebensnah und glaubwürdig. Überhaupt ist Steven Spielbergs Handschrift (Anmerkung: An der Diskussion, inwiefern in Wahrheit er Regie geführt hat, statt Tobe Hooper, mag ich mich indes nicht beteiligen) teilweise unverkennbar, vor allem auch in der sehr glaubwürdigen Familiendynamik. Die Interaktionen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wirken sehr lebensnah und realistisch. Unvergessen auch der Moment, wo Diane mal locker im Bett sitzend einen Joint raucht. Und auch die Einrichtung des Hauses bzw. der Kinderzimmer (inklusive "Star Wars"-Bettwäsche und "Alien"-Poster an der Wand… letzteres fand ich in einem Kinderzimmer schon recht spannend) trägt viel zur Plausibilität des Films bei. Neben der Eskalation der Ereignisse während des zweiten Gewittersturms ist meine Lieblingsszene dann ganz klar jener Moment, als sich Diane auf die andere Seite begibt, um Carol Anne zu retten. Normalerweise gilt für Film und Fernsehen ja der Spruch "show, don't tell". "Poltergeist" beweist in dieser Szene aber, dass es manchmal auch etwas für sich hat, bestimmte Szenen der Phantasie des Zuschauers zu überlassen – konnte ich mir so doch meine ganz eigene Horror-Version dessen ausmalen, was Diane auf der anderen Seite erwartete. Jedenfalls fand ich, dass gerade die Tatsache, dass wir nicht wissen bzw. sehen, was genau dort passiert, diese Szene so spannend machte.
Mein größter Kritikpunkt an "Poltergeist" ist, dass der Film nicht mit diesem spannungstechnischen Höhepunkt und auch triumphalen Moment für Diane endet, sondern – trotz der (Fehl-)Diagnose des Mediums – danach nochmal einen draufzusetzen versucht. Individuelle Elemente des Showdowns mögen mir zwar auch gefallen – die coole alptraumhafte Dolly-Zoom-Einstellung des Korridors, der Angriff der Clownspuppe, die Szene mit dem fast lebendig wirkenden Dimensionsschlund, die Offenbarung der Skelette im Boden (was jedoch zugleich die Frage aufwirft, ob niemand in der ganzen Siedlung einen Keller und/oder Pool gebaut hat, so dass diese bislang nirgends zum Vorschein traten), sowie der köstliche Abschlussgag rund um den Fernseher. Dennoch fühlte sich diese neuerliche Konfrontation nach der Rettung Carol Annes aus der Zwischenwelt irgendwie antiklimaktisch an, weshalb ich es vorgezogen hätte, wenn man ev. beides hätte parallel laufen lassen, oder so. Jedenfalls aber hätte Carol Annes Rettung den Schlusspunkt setzen sollen – alles was danach kam, kam einfach an diesen Moment nicht mehr heran.
Fazit:
Ich mag zwar auch nach dieser neuerlichen Sichtung nicht zu den Überdrüber-"Poltergeist"-Fans zählen, weiß ihn jedoch durchaus zu schätzen. Er macht einige Dinge richtig, die andere (oftmals auch moderne) Filme falsch machen. Was ihn vor allem auch auszeichnet, sind einige originelle Einfälle und denkwürdige Szenen bzw. Elemente, die auch mir nach der Erstsichtung von vor-was-weiß-ich-wievielen Jahren noch in bester Erinnerung geblieben sind. Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt klasse (auch die der Kinder, was keine Selbstverständlichkeit ist), die Interaktionen der Familienmitglieder wirken sehr plausiblen, glaubwürdig und lebensnah, Tobe Hooper versteht es, mit Hilfe seiner Inszenierung eine schaurig-bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, und vor allem auch, in einzelnen Momenten die Spannungsschraube dann ordentlich anzuziehen. Und auch der – für einen Horrorfilm teilweise untypische – Soundtrack von Jerry Goldsmith (der in dem gruseligeren Momenten Horners Arbeit für "Star Trek II" ähnelt – der kurioserweise am genau gleichen Tag in den amerikanischen Kinos angelaufen ist) gefällt mir ausgesprochen gut. Kritisch anmerken muss ich hingegen, dass der Film – nach anfänglichem kontinuierlichen Spannungsaufbau – nach Carol Annes Entführung einen deutlichen Gang zurückschaltet, insbesondere aber den ultimativen Showdown, der nach der Rettungsaktion rund um Carol Anne irgendwie antiklimatisch wirkt. Davon abgesehen hat "Poltergeist" dem Zahn der Zeit aber durchaus standgehalten.