Original-Besetzung: Kaytlin Dias, Amy Poehler, Phyllis Smith, Richard Kind, Bill Hader, Lewis Black, Mindy Kalingk Diane Lane, Kyle MacLachlan u.a.
Kurzinhalt:
Die 11-jährige Riley zieht mit ihren Eltern von Minnesota, einer der nördlichsten Bundesstaaten der USA, in das ewig sonnige San Francisco. Dieser Umzug geht an Riley nicht spurlos vorbei, schließlich lässt sie Freunde und glückliche Erinnerungen an eine noch glücklichere Zeit (vor allem im Schnee) zurück. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Riley nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit ihren Eltern unzufrieden ist und ihre Emotionen eine Berg- und Talfahrt erleben. Freude, Wut, Angst, Ekel und Trauer, die personifizierten Gefühle im Kontrollzentrum – dem Gehirn von Riley – haben mit der veränderten Situation allerhand zu tun. Freude, mit der Riley bisher die meisten Erinnerungen verbunden hat, unterliegt immer mehr den anderen Gefühlen. Als dann noch die Kernerinnerungen, die die Persönlichkeit eines Menschen bestimmen, aus dem Kontrollzentrum verschwinden, ist das Chaos vollbracht. Während Freude und Trauer das Kontrollzentrum verlassen, um sich auf die Suche nach diesen wichtigen Erinnerungen durch die Wirrungen des Langzeitgedächtnislabyrinths zu machen, wird Riley immer emotionsloser und begeht kurzerhand eine große Dummheit…
Review:
Hinter Pixars neustem Abenteuer steckt wieder einmal der erfolgsversprechende Regisseur und Drehbuchautor Peter Docter. Mit seinen Filmen, wie "Wall-E" und "Oben", hat er es zu gleichen Teilen geschafft, sowohl das jüngere als auch das ältere Publikum anzusprechen. Das gelingt Docter auch mit "Alles steht Kopf". In "Alles steht Kopf" ist es nicht der Mensch selbst, der die Hauptrolle übernimmt, sondern die Emotionen, welche das Denken und Handeln von uns allen beeinflussen. Die Grundgeschichte ist schnell erzählt: Ein Kind, welches aus seiner vertrauten Umgebung gerissen wird, hat seine Probleme sich der neuen Lebenssituation anzupassen, verändert dadurch seinen Charakter und begeht so manch eine unüberlegte Torheit (mehr dazu kann man wahrscheinlich in der "Psychologie heute" nachlesen). Das eigentliche Abenteuer bestreiten jedoch die Emotionen, insbesondere Freude, die alles daran setzt, Riley nach dem Umzug in ein neues Leben wieder glücklich zu sehen. In ihrer Besessenheit, den Happy-Maker-Master-Plan zu verfolgen, ignoriert sie völlig, was für Riley wirklich wichtig ist: Eine heile Welt.
Auf diese Weise haben Angst, Wut, Ekel und Trauer freie Bahn Rileys Gefühlswelt auf den Kopf zu stellen und all die glücklichen Kernerinnerungen, die Riley zu dem machen, was sie bis zum heutigen Tag war, auf tragische Weise zu verändern und zu verlieren. Das 11-jährige Mädchen beginnt sich während des Kampfes zwischen den Gefühlen zu verändern. Und hier liegt auch so ziemlich die einzige Schwachstelle des Films. Dadurch, dass die grobe Handlung simpel gestrickt und abschnittsweise vorhersehbar ist, ist der Ausgang von "Alles steht Kopf" vollkommen klar. Was dem Film fehlt, ist das überraschende Moment. Doch die wirklich sehr niedlichen Charaktere können den Film dennoch die gut 90 Minuten von Szene zu Szene mit zahlreichen Slapstickeinlagen tragen. Daher wird "Alles steht Kopf" auch nie wirklich langweilig. Freude und Trauer sind die beiden tragenden Figuren des Films, die mit einer unglaublichen Liebe zum Detail gestaltet wurden. Natürlich bedient sich Pixar dabei vielerlei Klischees, zum Beispiel wird Wut von einem kleinem immer düster dreinschauenden roten Gnom und Ekel durch die versnobte und mit Neid erfüllte grüne Grande Dame verkörpert. Aber mit irgendwas müssen die Macher des Films ja arbeiten. Spannend ist dabei die Entwicklung, die Freude und Trauer während ihrer Odyssee im Labyrinth des Langzeitgedächtnisses durchmachen. Mit zahlreichen Höhe- und Tiefpunkten lernen die beiden sich wertzuschätzen und bringen mit den darauffolgenden Taten wieder Ordnung in das im Chaos versunkene Kontrollzentrum.
Nebst dem Selbstfindungs- und Wertschätzungsroadtrip der bunten Emotionen wartet "Alles steht Kopf" mit einer Besonderheit auf: Während des gesamten Films gibt es keinen einzigen Bösewicht! Nun hätte ein Bösewicht auch nicht wirklich in die farbenfrohe 60er-Jahre-Trickfilm-Welt von Rileys Kontrollzentrum und ihrem Langzeitgedächtnis gepasst. Insgesamt sind die Kulissen recht einfach gehalten. So besteht Rileys kindliche Welt aus überdimensionierten Süßigkeiten, grummeligen und Nerdbrille tragenden Wolken, einem Showgirl-Regenbogeneinhorn und zum Leben erwecktem Wachsmalstiftgekritzel. Passend dazu gibt es noch ein bisschen Glitzer und etwas Bling-Bling und schon wird nicht nur die Welt, sondern auch die Erinnerungskugeln zu etwas Magischem und auch irgendwie Greifbarem. Letzteres macht die auf mich weniger imposante 3-D-Technik wieder annehmlich.
Fazit:
Mit "Alles steht Kopf" hat Pixar wieder einmal einen Film für die ganze Familie gezaubert. Zwar ist die Story recht simpel und dadurch auch das Ende weitestgehend denkbar. Aber es sind die Charaktere – Freude, Trauer, Wut, Angst und Ekel – die dem Ganzen, farbenfrohem Spektakel Leben einhauchen und sowohl Jung als auch Alt immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.