Originaltitel: The Unicorn and the Wasp Episodennummer: 4x07 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 17. Mai 2008 Erstausstrahlung D: 14. November 2012 Drehbuch: Gareth Roberts Regie: Graeme Harper Hauptdarsteller: David Tennant als The Doctor, Catherine Tate als Donna Noble Gastdarsteller:
Fenella Woolgar als Agatha Christie,
Felicity Kendal als Lady Eddison,
Felicity Jones als Robina Redmond,
Christopher Benjamin als Colonel Hugh Curbishly,
Tom Goodman-Hill als Reverend Golightly,
Ian Barritt als Professor Peach,
David Quilter als Greeves,
Adam Rayner als Roger Curbishley,
Daniel King als Davenport,
Charlotte Eaton als Mrs. Hart,
Leena Dhingra als Miss Chandrakala u.a.
Kurzinhalt:
Der Doktor und Donna finden sich auf einem noblen englischen Anwesen im Jahr 1926 wieder, wo sie einer Party beiwohnen wollen, die auch von Agatha Christie besucht wird. Doch nur kurz nach ihrer Ankunft kommt es zu einem Mord. Die Gastgeberin, Lady Eddison, ersucht die Krimiautorin, die Ermittlungen aufzunehmen. Hilfe erhält sie dabei auch vom Doktor, der behauptet, von Scotland Yard zu sein, sowie von Donna. Schon bald finden sie heraus, dass sich der aktuelle Fall von Agatha Christies normalerweise ja doch eher bodenständigen und weltlichen Erzählungen unterscheidet, findet der Doktor doch schon bald Hinweise auf außerirdische Einflüsse. Einer der Gäste ist scheinbar nicht das, was er oder sie vorgibt zu sein, und verwandelt sich vielmehr in unregelmäßigen Abständen in eine riesengroße Wespe. Nachdem Agatha, Donna und der Doktor ihre Ermittlungen abgeschlossen und den Mordfall gelöst haben, versammeln sie alle Verdächtigen im Wohnzimmer, um sie an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen…
Review:
Manchmal gibt’s ja wirklich Zufälle im Leben, die sind nicht von schlechten Eltern. Nehmt z.B. mich und "Das Einhorn und die Wespe". Ich hatte im Vorfeld keine Ahnung, worum es geht. Habe mit diesen "Doctor Who"-Episodenreviews im 14-tätigen Rhythmus vor mehr als 1-1/2 Jahren angefangen, und es ergab sich halt nun, dass diese die nächste Folge auf der Liste war. Die jeweils aktuelle Episode schaue ich mir dabei natürlich immer ein paar Tage vor der Veröffentlichung des Reviews an. In diesem Fall letzten Dienstag, dem 15. September. Dabei handelt es sich zugleich um den 125. Geburtstag von Agatha Christie – weshalb ich unter Tags auf orf.at einen Artikel über sie gelesen hatte, wo auch ihr mehrtägiges Verschwinden (von den ich bis dahin noch nichts gewusst hatte) thematisiert wurde. Und dann komme ich genau an diesem Tag nach Hause, lege – ohne zu wissen, worum es darin geht – "Das Einhorn und die Wespe" in den DVD-Spieler, und sehe einen Auftritt von Agatha Christie, in dessen weiterer Folge auch ihr mehrtägiges Verschwinden angesprochen – und (natürlich fiktiv) erklärt – wird. Sachen gibt's…
Doch genug über Zufälle gesprochen – wie war denn nun die Folge so? Insgesamt nicht schlecht und ganz unterhaltsam – aber auch nicht ganz das Highlight, auf das ich angesichts des Auftritts von Agatha Christie gehofft hätte. Mein größter Kritikpunkt ist dabei, dass sich die klassische Detektivgeschichte in der Tradition ihrer Romane in meinen Augen mit den Doctor Who-typischen Elementen – sprich Außerirdische – gespießt hat. Ich verstehe jeden, für den genau diese Kombination den Reiz der Folge ausgemacht hat, aber für mich hat es irgendwie nicht so recht funktioniert bzw. zusammengepasst. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass die Riesenwespe ziemlich grauenhaft getrickst war, was der Folge einen trashigen Touch verlieh, der für mich ebenfalls überhaupt nicht zum Setting bzw. der Kriminalgeschichte passen wollte. Mein letzter wesentlicher Kritikpunkt ist dann die Entgiftungsszene, die für mich ebenfalls als störend und irgendwie unpassend hervorstach, viel zu übertrieben und hysterisch umgesetzt war, und mit dem Rest der Geschichte eigentlich nicht viel zu tun hatte. Da wäre es mir echt lieber gewesen, man hätte diese 2-3 Minuten stattdessen mit mehr Krimi- und/oder Charakterszenen gefüllt. Abseits dieser Kritikpunkte hat mir "Das Einhorn und die Wespe" aber gut gefallen. Es hat durchaus Spaß gemacht, statt einer ihrer Kreationen vielmehr Mal Agatha Christie beim Lösen eines Falls zuzusehen. Zumal sie und der Doktor bei den Ermittlungen prima miteinander harmonierten. Zudem gab es rund um Christie ein paar nette Charaktermomente, was ihre Zweifel bezüglich ihrer Arbeit sowie ihre zerrüttete Ehe betraf. Christie-Fans freuen sich zudem über zahlreiche Anspielungen auf ihre Werke, wobei ich sicherlich nur einen Bruchteil davon erkannt habe. Und auch die Diskrepanz zwischen den Erzählungen der Befragten und den Rückblenden fand ich interessant.
Die schauspielerischen Leistungen konnten mir ebenfalls gut gefallen, wobei vor allem Fenella Woolgar als Agatha Christie hervorstach. Aber auch über den Auftritt von Felicity Jones, der kurz darauf der ganz große Durchbruch gelingen sollte, habe ich mich sehr gefreut. Interessant fand ich zudem, dass Donna die Wespe am Ende umbringt – und damit das tut, wozu sich der Doktor trotz allem nicht durchringen konnte. Hier scheint man mir die Dynamik zwischen den beiden ziemlich auf den Kopf zu stellen – trat Donna zuletzt doch eigentlich überwiegend als das Gewissen des Doktors in Erscheinung, und hielt ihn dazu an, menschlich(er) zu agieren. Das Beste an "Das Einhorn und die Wespe" war aber zweifellos die Poirot-artige Schlusssequenz, wo sich alle im Wohnzimmer des Schlosses einfanden und Agatha Christie – mit Unterstützung des Doktors – den Fall aufklärte, und dabei auch so manches vom eigentlichen Mordfall losgelöstes Geheimnis aufdeckte. Zumindest in dieser Szene hier ist ihnen die angestrebte Agatha Christie-Hommage vollends gelungen.
Fazit:
"Das Einhorn und die Wespe" machte auf mich teilweise leider einen etwas unstimmigen Eindruck. Die Geschichte rund um den Außerirdischen wollte für mich nicht so recht zur klassischen Detektivgeschichte im Stile Agatha Christies passen. Zumal die Wespe ziemlich grauenhaft getrickst war, und der Episode so einen trashigen Touch auf SyFy-Tierhorror-Niveau verlieh – was ebenfalls zur Krimihandlung nicht so recht passen wollte. Und auch die meines Erachtens völlig willkürliche und überflüssige Entgiftungsszene rund um den Doktor hätte man sich sparen können. Dass mir die Episode trotz dieser Kritikpunkte noch ziemlich gut gefallen konnte, liegt einerseits sicherlich an meiner Vorliebe für Krimis im Allgemeinen und den Detektivgeschichten von Agatha Christie – denen hier Tribut gezollt wird – im Besonderen, weshalb "Das Einhorn und die Wespe" für mich zweifellos einiges an Charme hatte. Agatha Christie wurde zudem von Fenella Woolgar sehr gut dargestellt – und auch über den Auftritt von Felicity Jones habe ich mich sehr gefreut. In erster Linie verdankt die Episode ihre doch-noch-positive Wertung aber der großartigen Abschlusssequenz im Wohnzimmer, wo in bester Poirot-Manier vor versammelter Mannschaft der Fall aufgeklärt wird. Insgesamt also eine durchaus unterhaltsame und nette Episode –– aber insgesamt hätte ich es doch vorgezogen, wenn es Donna und den Doktor einfach in eine von Agatha Christies typischen Erzählungen verschlagen und man auf den übernatürlichen Ansatz verzichtet hätte.