Originaltitel: What They Become Episodennummer: 2x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 09. Dezember 2014 Erstausstrahlung D: 12. August 2015 (RTL Crime) Drehbuch: Jeffrey Bell Regie: Michael Zinberg Hauptdarsteller:
Clark Gregg als Phil Coulson,
Ming-Na Wen als Melinda May,
Chloe Bennet als Skye,
Brett Dalton als Grant Ward,
Iain De Caestecker als Leo Fitz,
Elizabeth Henstridge als Jemma Simmons,
Nick Blood als Lance Hunter.
Gastdarsteller:
Kyle MacLachlan als The Doctor,
B.J. Britt als Antoine Triplett,
Henry Simmons als Alphonso Mackenzie,
Adrianne Palicki als Bobbi Morse,
Ruth Negga als Raina,
Reed Diamond als Daniel Whitehall,
Patton Oswalt als Sam & Billy Koenig,
Jamie Harris als Eyeless Man,
Hunter Seagroves als HYDRA Agent,
Craig Baxley Jr. als HYDRA Soldier,
Carlos Rivera Marchand als Diego,
Maya Stojan als Agent 33 u.a.
Kurzinhalt:
Ward bringt Skye in eine geheime HYDRA-Basis in der Nähe der unterirdischen Stadt. Dort kommt es schließlich zur von Calvin langersehnten Familienzusammenführung mit seiner Tochter. Skyes eigene Begeisterung darüber hält sich hingegen eher in Grenzen, und angesichts Calvins gewalttätigen Ader und seiner Taten – die teilweise auch von Skye selbst gesehen wurden – verläuft das Treffen doch ehr angespannt. Dennoch ist Calvin nun am Ziel seiner Träume – nun ist nur noch eins zu tun, nämlich sich an Whitehall für den Tod seiner Frau zu rächen. Doch dieser hat Calvins Verrat vorhergesehen und vorgesorgt, weshalb der Fluchtversuch fehlschlägt. Dafür gelingt es Agent Coulson und seinem Team, die HYDRA-Basis auszumachen, anzugreifen, und Skye zu befreien. Als sie jedoch erfährt, dass sich Raina mit dem Obelisken in die Stadt geschlichen hat, sieht sie keine andere Wahl als ihr dahin zu folgen…
Review:
Ich hab ja "Agents of S.H.I.E.L.D." in der Vergangenheit gern mal kritisiert – aber "Apokalypse" fand ich wirklich phantastisch. Gut, ok… dass man sich von den sogenannten Midseason-Finale üblicherweise immer etwas mehr erwarten kann, ist nichts Neues. Aber diesmal feuerte "Agents of S.H.I.E.L.D." wirklich aus allen Zylindern und präsentierte eine ungemein tempo-, abwechslungs- und wendungsreiche Episode voller Höhepunkte. Bereits der Einstieg war höchst gelungen. Die coole, einfallsreiche Aktion, mit der es May gelingt, die Zerstörung des Flugzeugs zu verhindern, war – trotz des absehbar positiven Ausgangs – sehr packend umgesetzt. Danach ging es vor allem im HYDRA-Lager gelungen weiter. So sehr ich Ward auch nicht ausstehen kann und Brett Dalton für ein schwarzes Loch für Charisma halte, aber wenn die Figur zur Zielscheibe des Spotts wird, funktioniert sie für mich – wie z.B. hier, als Ward Skye fragt, wie zielsicher sie ist, und diese daraufhin erwidert "Keine Ahung, gib mir deine Waffe und wir finden's raus."
Das erste echte Highlight war dann aber natürlich die erste Begegnung zwischen Vater und Tochter. Etwas, worauf uns "Agent of S.H.I.E.L.D." ja doch ziemlich lange – genauer gesagt, in meinen Augen, sogar fast schon etwas zu lange – hat warten lassen. Aber wenigstens wurde die Szene selbst den durch die Verzögerung zusätzlich aufgestauten Erwartungen gerecht. Es war eine wunderbar geschriebene und vor allem auch gespielte Szene, die mir vor allem mit der Dynamik zwischen Calvin und Skye gefallen konnte. Letztere freut sich natürlich auf der einen Seite darüber, endlich ihren Vater kennenzulernen, hat zugleich jedoch auch Angst – vor ihm (angesichts der Ergebnisse seiner Wutausbrüche, die sie selbst gesehen hat), und davor, so zu sein wie er. Calvin wiederum gibt sich ganz sanftmütig und ist einfach nur froh, seiner Tochter endlich zu begegnen – dennoch schwelt im Hintergrund ständig dieser Vulkan, der jede Sekunde auszubrechen droht, weshalb ich mir als Zuschauer so wie Skye seiner nie sicher war, und ständig damit rechnete, dass er die Kontrolle verliert. Insofern war es mir nur allzu leicht möglich, ihre Zurückhaltung nachzuvollziehen. Zumal diese von Chloe Bennet sehr gut gespielt war. Und dennoch wurde die Gute von Kyle MacLachlan gnadenlos an die Wand gespielt, deren Leistung mich hier noch mehr als in den vorangegangenen Episoden begeistert hat. Wie es ihm gelingt, Calvins Widersprüche darzustellen, auf der einen Seite diesen sanftmütigen Vater, und auf der anderen dieses gewalttätige Monster, dass immer knapp unter der Oberfläche schwelt (was mich ein bisschen an den Hulk denken ließ), war wirklich phantastisch. Dass wir sowohl in dieser langen (wenn auch immer wieder kurz unterbrochenen) Szene als auch danach bei der Begegnung mit Whitehall wieder einige neue Hintergrundinformationen über Skye und ihre Mutter erfahren haben, verkam im Vergleich dazu schon fast zur Randnotiz – sei aber nichtsdestotrotz lobend hervorgehoben.
Dennoch, die wahre Stärke der Folge lag für mich weniger im Inhalt, als in den darin transportierten Emotionen. Dementsprechend war der nächste Höhepunkt für mich dann auch der Angriff von S.H.I.E.L.D. auf die Basis, und wie Agent Coulson – viel früher und nüchterner, als ich das erwartet hatte – Whitehall kurzerhand erschießt. Und das gerade, als Calvin die allgemeine Hektik ausnutzen wollte, um selbst für den Mord an seiner Frau Rache zu nehmen. Dass er um seine Gelegenheit gebracht wurde, jene Rache zu üben die er sich vor rund 25 Jahren geschworen hat, schmeckt ihm überhaupt nicht. In seiner Wut greift er Coulson an, der sich gegen den wilden, ungezügelten und aufgestachelten Calvin kaum wehren kann – was uns schließlich zu einer weiteren starken Szene bringt, als Skye die Waffe auf ihren eigenen Vater richtet. Natürlich hatte ich nicht wirklich damit gerechnet, dass sie auch wirklich abdrücken würde, weshalb eben dies dann für mich auch nicht unbedingt überraschend kam. Allerdings war ich in der Emotionalität dieses Moments viel zu sehr gefangen, um mich darüber beschweren zu können. Enttäuscht war ich lediglich, dass Ward – erwartungsgemäß – noch lebt und flüchtet. Aber was will man manchen…
Nachdem mich bereits die erste halbe Stunde ziemlich mitreißen konnte, dreht "Apokalypse" in den letzten Minuten dann spannungstechnisch noch einmal so richtig auf. Die ganze letzte Sequenz, mit Skye, die sich in die unterirdische Stadt begibt um Raina aufzuhalten, und Coulson (der ja das gleiche Mittel injiziert bekam wie sie und daher "würdig" sein sollte) und Agent Triplett (das war wohl eher keine so gute Idee) die ihr folgen, war ungemein packend, und kulminierte dann schließlich im faszinierenden und hochdramatischen Finale im leeren runden Raum mit dem Podest. Anfangs dachte ich noch, man würde die "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels"-Route nehmen (wobei ich angesichts der – eventuell bewussten? – Anspielung "Was passiert jetzt?" "Etwas Wunderschönes." kurz auch an "2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" denken musste) und die unterirdische Stadt als Raumschiff offenbaren, dass durch den Obelisken nun aktiviert wird. Die Realität war dann aber sogar noch cooler: Seltsame blaue Kristalle lösen sich aus dem Obelisken und umgeben Raina und Skye, um sie auf noch unbekannte Art und Weise zu verwandeln. Die komplette Sequenz war absolut phantastisch inszeniert und gewann durch den wohlüberlegten Einsatz der Zeitlupe noch einmal deutlich an emotionaler Wirkung – vor allem natürlich in jener Szene, wo sich Skye aus ihrem Kokon befreit und ihr Blick auf den toten Triplett fällt. Zusammen mit der sehr guten Musik des ungemein umtriebigen Bear McCreary bescherte man uns hier die vermeintliche beste Szene der Serie bisher – und verschaffte der meines Erachtens bisher besten Episode der Serie somit einen passenden, würdigen Abschluss.
Fazit:
Lang (genug) hat es gedauert, aber mit "Apokalypse" konnte mich nun zum ersten Mal eine "Agents of S.H.I.E.L.D."-Episode so richtig begeistern. Angefangen von der packenden Flucht mit dem Flugzeug über die mitreißende Begegnung von Skye mit ihrem Vater (wo für mich vor allem auch Kyle MacLachlans schauspielerische Leistung wieder einmal hervorstach – wobei Chloe Bennet die ganze Folge hinweg ebenfalls sehr gut gespielt hat) bis hin zum grandios inszenierten Finale in der unterirdischen Stadt reihte "Apokalypse" einen Höhepunkt an den nächsten. Darüber hinaus brachte uns die Folge einige neue Erkenntnisse und Hintergrundinformationen, und auch die eine oder andere – nachhaltige – Wendung, wie z.B. die Tode von Whitehall und Triplett, sowie die Verwandlung von Skye (und vermutlich auch Raina), deren genaue Auswirkungen vorläufig noch unbekannt sind. Für die Höchstwertung mag zwar noch der letzte Funken an "Wow" gefehlt haben, davon abgesehen war "Apokalypse" aber großartig.