Originaltitel: If Wishes Were Horses Episodennummer: 1x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 16. Mai 1993 Erstausstrahlung D: 01. Mai1994 Drehbuch: Nell McCue Crawford, William L. Crawford & Michael Piller Regie: Robert Legato Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Rosalind Chao als Keiko O'Brien,
Keone Young als Buck Bokai,
Michael John Anderson als Rumpelstiltskin,
Hana Hatae als Molly u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem Miles O'Brien seiner Tochter das Märchen von Rumpelstilzchen vorgelesen hat, steht dieser plötzlich leibhaftig vor ihm. Kurz darauf werden auch andere Personen von Ausgeburten ihrer Fantasie besucht. So ist Quark neuerdings von zwei jungen, hübschen und leicht bekleideten menschlichen Frauen umgeben, Jake und Ben Sisko treffen auf den legendären Baseball-Spieler Buck Bokai, mit dem sie sonst auf dem Holodeck ihren Schwungarm trainieren, auf der Promenade jagt Odo ein paar Emu-artigen Tieren hinterher, und Julian Bashir erhält Besuch von einer äußerst willigen Jadzia. Anfangs sind die fleischgewordenen Illusionen Fantasiegebilde somit noch eher harmlos – doch dann entdeckt Jadzia eine Subraumanomalie, die sich kontinuierlich vergrößert, und in Kürze die Station – und in weiterer Folge auch Bajor – zu verschlingen droht. Wie – wenn überhaupt – stehen die Fantasiegestalten mit diesem Phänomen in Verbindung? Commander Sisko und seinem Team bleiben nur mehr wenige Stunden, um dies herauszufinden – dann droht sie die Subraumanomalie zu verschlingen…
Denkwürdige Zitate:"You're disgusting." "It's a living."
(Ich kann mir schwerere Jobs vorstellen.)
"What's going on?" "It seems we're letting our imaginations run wild."
(Sisko versucht Odo die Vorgänge auf der Station zu erklären.)
"Ladies and gentlemen, may I have your attention, please? Ladies and gentlemen, and all androgynous creatures, your attention please!"
(Auf einer Raumstation mit vielen außerirdischen Wesen muss man sich schon klarer ausdrücken.)
Review von Christian Siegel:
"Macht der Phantasie" hatte durchaus ihre Momente. Am besten hat mir dabei alles rund um Dr. Bashir und seine imaginäre Jadzia gefallen, die ihn anmacht und anhimmelt. Das war eineseits sehr amüsant (insbesondere dann auch der Streit zwischen der "unterwürfigen" und der "kalten" Dax), andererseits tat er mir aber auch ein bisschen leid. Ich meine, wir haben alle unsere Phantasien – und jetzt stellt euch mal vor, die manifestieren sich auf einmal auf diese Art und Weise, und sind für die ganze Welt sichtbar. Schon ziemlich peinlich. Insofern bot dieser Teil der Handlung nicht einfach nur einiges an Humor, sondern ließ mich mit dem armen Doktor durchaus auch mitfühlen. Ein weiteres Plus ist, dass Sisko hier – zum vielleicht ersten Mal innerhalb der Serie – beweisen darf, dass er doch tatsächlich über Intelligenz verfügt, als er am Ende den Ursprung der Subraumverzerrung, welche die Station bedroht, erkennt. Das fand ich wirklich sehr gelungen. Und auch die Offenbarung am Ende, was es mit den Phantasiegestalten auf sich hat, konnte mir gefallen. Nicht zuletzt, da dort auch die (im deutschen) titelspendende Macht der Phantasie gefeiert wurde.
Anderes hat mir nicht ganz so gut gefallen. So fiel für mich alles rund um den Auftritt von Rumpelstilzchen eher flach, fand ich die betreffenden Szenen doch weder amüsant noch – im weiteren Verlauf, wenn dieser O'Brien sein Angebot macht – bedrohlich. Auch die Szenen zwischen Sisko und Buck erzielten bei mir keine emotionale Wirkung. Wenn wir sie eventuell öfters bei Baseball-Spielen gesehen hätten, am besten gleich mit Buck Bokai, hätte es vielleicht funktionieren können. Aber so litt das Ganze für mich darunter, dass es völlig aus dem Nichts kam. Und generell verstand man es in den gemeinsamen Szenen von Ben und/oder Jake mit Buck Bokai nicht, mir den gegenseitigen Respekt bzw. allfällige freundschaftliche Gefühle zwischen ihnen glaubwürdig und nachvollziehbar zu vermitteln. Auch die leicht bekleideten Damen bei Quark… na ja. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich unweigerlich fragte, ob die nicht wenn überhaupt denn eigentlich in seiner Vorstellung nackt herumlaufen müssten (immerhin lehnen Ferengi Kleidung bei Frauen ja bekanntlich ab), war mir das Bashirs Fantasiegestaltenbesuch (der weitaus besser gelungen war) zu ähnlich. Da hätte man sich ruhig etwas anderes einfallen lassen können, wie z.B. einen großen Berg von goldgepresstem Latinum, einen anderen Ferengi der ihm eine große Geschäftsmöglichkeit offenbart, oder ähnliches. Und auch wenn ich die Ähnlichkeiten mit "Der Reisende" weitestgehend ausblenden konnte, aber… dass es auch hier eine Feuerwand vor einem Crewmitglied gab, war dann zu viel des Guten. Das konnte ich beim besten Willen nicht mehr ignorieren – weshalb ich es vorgezogen hätte, wenn man auf diesen spezifischen Moment verzichtet hätte. Last but not least ist "Macht der Phantasie" insofern eine vertane Chance, als sie die Fantasiegestalten nicht wirklich dafür verwendet, mehr über die Figuren zu erfahren. Dass Dr. Bashir auf Jadzia steht, wussten wir vorher auch schon. Und die Baseball-Info bei Sisko ist zwar nett, aber wirklich besser lernen wir ihn als Menschen deshalb auch nicht kennen. Etwas offenbarender hätten die Visionen daher in meinen Augen ruhig sein können – dann hätte die Folge noch einen zusätzlichen Zweck erfüllt.
Fazit:
"Macht der Phantasie" bot solide Unterhaltung. Das Rätsel rund um die Phantasiefiguren und/oder die Subraumverwerfung war anständig, und überzeugte vor allem mit der gelungenen Auflösung am Ende, bei der Commander Sisko endlich mal seinen Intellekt unter Beweis stellen durfte. Sehr gelungen fand ich zudem die Szenen rund um Dr. Bashir und seine Wunschvorstellung von Jadzia, die ihm dann verständlicherweise doch ziemlich peinlich ist. Aus diesem Handlungsstrang bezog die Folge jedenfalls einiges an Humor. Anderes fand ich nicht ganz so gelungen. So fiel für mich sowohl alles rund um Buck Bokai als auch um Rumpelstilzchen eher flach, fand ich nichts davon sonderlich interessant, amüsant, bedrohlich oder auch faszinierend. Auch für Quark hätte man sich was Besseres einfallen lassen können als zwei leicht bekleidete Menschenfrauen. Und trotz der grundsätzlich netten Auflösung am Ende, die mir vom Grundgedanken her sehr gut gefallen konnte, bleibt doch auch so manches unbeantwortet – wie z.B., warum scheinbar nur einige der Wesen in die Gestalt der Fantasiefiguren geschlüpft sind, und wie sie die Illusionen rund um den Schneesturm, das Feuer und vor allem natürlich die Subraumverzerrung erschaffen haben. Insgesamt bot "Macht der Phantasie" ein paar gelungene Szenen und nette Ansätze – etwas mehr Zeit für einen Feinschliff hätte in meinen Augen aber gut getan.