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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Suspicions
Episodennummer: 6x22
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 10. Mai 1993
Erstausstrahlung BRD: 16. Juni 1994
Drehbuch: Joe Menosky & Naren Shankar
Regie: Cliff Bole
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Whoopi Goldberg als Guinan, Peter Slutsker als Reyga, James Horan als Jo'Bril, John S. Ragin als Christopher, Joan Stuart Morris als T'Pan, Tricia O'Neil als Kurak, Patti Yasutake als Alyssa Ogawa, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Dr. Crusher kehrt nach einem scheinbar harten Arbeitstag in ihr Quartier zurück, und bereitet sich darauf vor, die U.S.S. Enterprise zu verlassen und sich auf der Erde einer Anhörung zu stellen. Als Guinan kurz darauf in ihr Quartier kommt, um sich ihren vom Tennisspielen gezerrten Arm behandeln zu lassen, schüttet Beverly ihr ihr Herz aus, und erzählt ihr, wie es dazu kam: Vor ein paar Tagen lud sie mehrere Wissenschaftler auf dem Gebiet von metaphasischen Schilden auf die Enterprise ein, da sie ein paar Wochen zuvor auf die entsprechenden Errungenschaften des Ferengi-Wissenschaftlers Reyga aufmerksam wurde. Nur, dass Ferengi in der Welt der Wissenschaft leider wenig angesehen sind, weshalb seine Funde bislang immer ignoriert wurden. Beverly hat nun ein paar aufgeschlossene Wissenschaftler auf die Enterprise geladen, in der Hoffnung, dass Reyga jene Anerkennung erhält, die ihm ihrer Meinung nach zusteht. Immerhin soll es mit seinem Schutzschild möglich sein, selbst in die Korona einer Sonne zu fliegen! Man rüstet ein Shuttle der Enterprise gemäß seinen Spezifikationen um, und der takaranische Wissenschaftler Jo'Bril bietet sich als Versuchskaninchen an. Doch der Test geht schief, und kurz nach seiner Rückkehr stirbt Jo'Bril auf Dr. Crushers Operationstisch. Wenig später wird dann auch Reyga tot aufgefunden. Doch Dr. Crusher kann und will partout nicht an einen Selbstmord des Ferengi glauben – und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an…

Denkwürdige Zitate: "I saw the sun…"
(Keine schlechten letzten Worte.)

"You're the loneliest person in the world right now. No one can say anything, no one can do anything that will help. And you think that it will never go away. And you're right, it won't. But you can get used to it."
(Picards Ratschlag an Beverly nach dem Tod von Jo'Bril.)

"Be careful, Doctor. Insulting the honor of a Klingon can be extremely dangerous."
(Und schmerzhaft…)

Review: Episodenbild (c) CBS In letzter Zeit fällt mir vermehrt auf, dass die "Next Generation" zunehmend auf Episoden setzt, die eine bestimmte Figur in den Mittelpunkt stellen, anstatt das gesamte Ensemble einzubinden. Keine Charakterfolgen im klassischen Sinn, wo wir mehr über die Figuren erfahren, sondern einfach Geschichten, die sich in erster Linie um eine Person drehen. Bei "Verdächtigungen" ist nun Beverly Crusher an der Reihe, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Machern etwas schwer gefallen ist, nach den Folgen für Jean-Luc Picard, Riker usw. auch der lieben Frau Doktor eine Folge auf den Leib zu schneidern. Bevor wir uns jedoch den (zahlreichen) Kritikpunkten zuwenden, seien zuerst noch die positiven Aspekte erwähnt. Hier stechen in erster Linie wieder mal die Spezialeffekte – in diesem Fall insbesondere um den Flug in die Sonne – ins Auge, die zwar nicht übertrieben spektakulär, aber nichtsdestotrotz nett anzusehen sind und auch heute noch zeitgemäß wirken. Gut gemacht war auch das Loch im Bauch von Jo'Bril (wenn es natürlich auch von "Der Tod steht ihr gut" "geklaut" war). Und generell ha tmir dessen Make-Up sehr gut gefallen. Die größte Stärke lag aber in den Szenen zwischen Guinan und Crusher, wo erstere wieder einmal ihre Warmherzigkeit und Weisheit unter Beweis stellen durfte.

Die Liste jener Aspekte, die für mich an "Verdächtigungen" nicht wirklich funktioniert haben, ist leider etwas länger. Das beginnt schon – wie ich zuvor bereits anklingen ließ – an der Grundidee. Denn in meinen Augen machte es herzlich wenig Sinn, dass Dr. Crusher diese Konferenz einberufen hat und die Forschungen quasi leitete. Wie würde Pille sagen: "Ich bin Arzt, kein Wissenschaftler!" (oder Detektiv – so sollte man doch eigentlich vermuten, dass Sicherheitschef Worf die Ermittlungen leiten würde). Ich verstehe schon, dass die Macher meinten, ihr für ihre Nachforschungen unbedingt eine persönliche Motivation mitzugeben, hätte mir aber gewünscht, dass man dies z.B. dadurch geregelt hätte, dass eine gute, persönliche Freundin das Experiment leitete. So wirkt das ganze nämlich schon ziemlich konstruiert. Eher kritisch sehe ich auch Beverlys Voice Over-Kommentar. Ein Stilmittel, demgegenüber ich – trotz einiger positiver Beispiele – doch eher skeptisch eingestellt bin, und auch hier hätte ich mir einen anderen Weg gewünscht, um dem Zuschauer die darin versteckten, notwendigen Hintergrundinformationen zu vermitteln. Zumal sich dabei auch der eine oder andere Satz einschlich, der mich lauf Aufstöhnen ließ ("That was the last time I saw him alive."). Nicht wirklich überzeugt hat mich leider auch die Auflösung am Ende, die für mich vor allem auch nicht überraschend kam. Sobald Dr. Crusher meinte, dass sie keine Todesursache feststellen kann, und seine ungewöhnliche Physiologie erwähnte, war Jo'Bril mein Hauptverdächtiger (wobei ich natürlich nicht ausschließen kann und will, dass mit dieser Twist von der Erstausstrahlung noch im Hinterkopf war). Dies erinnert nicht nur frappant an die Auflösung aus der DS9-Folge "Unter Verdacht", die in den USA nur wenige Wochen zuvor ausgestrahlt wurde, ich fragte mich zudem, warum Tetryon-Partikel registriert wurden, wenn diese doch eigentlich ein Anzeichen dafür sein sollten, dass die Sabotage von der Enterprise aus erfolgte (was ja nicht der Fall war). Davon, wie er aus der Leichenaufbewahrungskammer entkommen konnte, um Reyga zu töten, oder auch, wie er wissen konnte, dass bzw. wann Crusher mit den Shuttle losfliegen würde, um sich dort verstecken zu können, ganz zu schweigen. Hirn einschalten war bei dieser Folge jedenfalls scheinbar eher wieder nicht erwünscht.

Episodenbild (c) CBS Zuletzt stieß mir dann auch noch das Ende sauer auf. Dr. Crusher sollte ja eigentlich deshalb zu einer Anhörung, weil sie die Regeln von Starfleet Medical verletzt und/oder einen direkten Befehl von Captain Picard ignoriert hat, als sie an Reyga gegen den Willen von dessen Familie eine Autopsie durchführte – die dann noch nicht einmal irgendwelche Erkenntnisse brachte, die ihr bei ihren Ermittlungen bzw. beim Aufdecken des Verschwörung geholfen hätten. Daran, dass sie die Regeln gebrochen und/oder Befehle verletzt hat, ändert doch eigentlich auch die Tatsache, dass sie mit ihrem Verdacht der Sabotage recht hatte, nichts?!?! Zumal es in ihrem Vorwurf ja auch nicht um ihre Ermittlungen und Verdächtigungen ging, sondern eben genau um den Vorfall bezüglich der unerlaubten Autopsie an Reyga. Oder ist das wieder mal so ein "Der Zweck heiligt die Mittel" bzw. "Der Erfolg gibt ihr Recht"-Fall? Ich fand's jedenfalls komisch, weil diese Erkenntnis an ihrer Verletzung der Vorschriften genau gar nichts ändert – zumal diese ja noch nicht einmal auf irgendeine Art und Weise auf die Autopsie selbst zurückging. Jedenfalls löste sich mir das am Ende dann doch etwas zu schnell und leicht in Wohlgefallen auf. Immerhin, die nette Szene zwischen Crusher und Guinan am Ende konnte mich dann ansatzweise wieder versöhnen.

Fazit: Wenn man bei einem Krimi letztendlich dazu genötigt ist, ja nicht zu sehr über die Handlung nachzudenken, finde ich das doch sehr bedauerlich – immerhin sind gerade Krimis doch eigentlich dafür prädestiniert, das Hirn einzuschalten. Macht man dies bei "Verdächtigungen", wird man jedoch unweigerlich auf einige logische Ungereimtheiten stoßen, insbesondere auch, was die Auflösung des Killers betrifft. Diese fand ich leider generell nicht so originell, einfallsreich und begeisternd (von überraschend ganz zu schweigen – wobei ich nicht ausschließe, dass ich die Auflösung noch irgendwo im Hinterkopf hatte), wie sich das die Macher gedacht haben – wohl unter anderem auch deshalb, da DS9 erst wenige Episoden zuvor mit einer ähnlich gelagerten Auflösung aufwartete. Und auch, warum Dr. Crusher am Ende auf einmal aus dem Schneider war, war mir nicht wirklich klar – von der Frage, warum sie denn eigentlich überhaupt in die ganze Angelegenheit hineingezogen wird (und selbst ermittelt, anstatt dass Sicherheitschef Worf dies übernehmen würde), ganz zu schweigen, hatte das Experiment doch mit Medizin nicht das Geringste zu tun. Als einzige positive Aspekte verbleiben somit die wieder einmal netten Effekte, das überzeugende und nett aussehende Make-Up des neuen Alien, sowie (und insbesondere) die gemeinsamen Szenen zwischen Crusher und Guinan (in ihrem – leider – letzten TNG-Serienauftritt). Dennoch, vor allem auch aufgrund der zahlreichen vermeintlichen Logiklöcher und Plotholes überwiegend für mich dann leider doch recht klar die Schwächen.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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