Originaltitel: The Storyteller Episodennummer: 1x14 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 02. Mai 1993 Erstausstrahlung D: 17. April 1994 Drehbuch: Kurt Michael Bensmiller & Ira Steven Behr Regie: David Livingston Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Lawrence Monoson als Hovath,
Kay E. Kuter als The Sirah,
Gina Philips als Varis Sul,
Jim Jansen als Faren Kag,
Aron Eisenberg als Nog,
Jordan Lund als Woban,
Amy Benedict als a Woman u.a.
Kurzinhalt:
Chief O'Brien und Doktor Bashir fliegen als Antwort auf einen Notruf zu einem Dorf auf Bajor, wo der sogenannte Sirah im Sterben liegt. Dieser erfüllt eine überaus wichtige Funktion, wird das Dorf doch in regelmäßigen Abständen von einem Monster, dem Dal'Rok, heimgesucht, dass nur mit Hilfe des Sirahs vertrieben werden kann. Doktor Bashir kann dem Sirah allerdings nicht mehr helfen, stirbt er doch nicht an einer bestimmten Krankheit, sondern an Altersschwäche. Da überrascht dieser sie mit der Offenbarung, dass er gar nicht auf Bashir, sondern vielmehr auf O'Brien gewartet hat. Dieser sei ihnen nämlich von den Propheten geschickt worden, um seine Nachfolge anzutreten und das Dorf in Zukunft vor dem Dal'Rok zu beschützen. Doch O'Brien hat keine Ahnung, wie er das anstellen soll. Währenddessen trifft sich Commander Sisko auf Deep Space Nine mit Vertretern zweier verfeindeter bajoranischer Clans. Einer davon wird von einer jungen Dame namens Varis vertreten, die sich – aus Angst, schwach zu wirken – als überaus unnachgiebig erweist. Als Nog ein Auge auf sie wirft, freunden sich Jake und der Ferengi-Junge mit ihr an…
Denkwürdige Zitate:"Chief, may I ask you a question?" "Of course." "And I'd like an honest answer." "You'll get one." "Do I annoy you?"
(Tja, das hat der Chief jetzt davon.)
"I'm still charging her for that drink."
(Quark, nachdem Varis ihr Getränk auf ihn geschüttet hat.)
"How can I help you, ladies?" "I think they're the ones offering services, Chief."
(Das hat Doktor Bashir richtig erkannt.)
"So your answer is still no." "You don't lose by saying no." "Maybe. But a great leader like your father is one who's willing to risk saying yes."
(Sisko versucht Varis zu einem Kompromiss zu bewegen.)
Review von Christian Siegel:
"Die Legende von Dal'Rok" ist wieder einmal eine jener Episoden, die sich einer klassischen A- und B-Story-Struktur bedienen. Beginnen wir mit der Nebenhandlung rund um Varis, Jake und Nog. In der Vergangenheit habe ich diese "Jugendgeschichten" ja durchaus kritisiert, jene hier fand ich aber sogar ganz gelungen. Dies liegt in erster Linie an Varis, die nicht einfach nur ein love interest ist, sondern tatsächlich als eigenständige und vollwertige Figur mit ihrer ganz eigenen Motivation und Mission daherkommt. Besonders deutlich wird dies in der tollen Szene in Siskos Büro, als sie diesem ihr Herz ausschüttet und erklärt, warum sie in den Verhandlungen gar so eine harte und unnachgiebige Position einnimmt. Nett fand ich auch, wie es sowohl Jake als auch Nog auf ihrer Weise gelingt, ihr mit ihrem Problem zu helfen, und sie auf den richtigen Weg zu bringen. Zudem binden sie die beiden auch in ihre Schandtaten ein, was es ihr erlaubt, auch mal abzuschalten, den Kopf frei zu bekommen, und für ein paar Momente einfach wieder Kind zu sein. Offenbarung ist dieser Handlungsstrang zwar trotz dieser positiven Aspekte keine, aber wir haben rund um Jake und Nog definitiv auch schon deutlich schlechteres gesehen.
Die Haupthandlung rund um O'Brien, den Sirah und das Dal'Rok-Monster sehe ich ebenfalls etwas durchwachsen. Gut gefiel mir dabei in erster Linie, dass man entgegen meiner ursprünglichen Befürchtung nicht gleich die nächste übersinnliche Geschichte erzählte, sondern sich für den Dal'Rok wenigstens eine halbwegs plausible, wissenschaftliche Erklärung überlegt hat. Zugleich hängt daran aber auch schon wieder der erste markante Kritikpunkt – denn eben diese Erklärung um die gebündelte Angst, die in periodischen Abständen angreift, hat mich dann doch etwas zu sehr an das Id-Monster aus "Alarm im Weltall" erinnert. Unklar ist mir zudem nach wie vor, wie der Sirah just auf O'Brien kam, und warum er gerade diesen als seinen – vermeintlichen – Nachfolger auserkoren hat. Generell hat mich die "Verschwörung", die am Ende aufgedeckt wird – nämlich, dass der Sirah O'Brien deshalb auserwählt hat, weil er wusste, dass dieser Scheitern würde, und so sein tatsächlich geplanter Nachfolger die Gelegenheit bekommen würde, sich nach seinem ersten Ausrutscher doch noch zu beweisen – nicht so recht überzeugt. Wozu brauchte er hierfür gerade O'Brien, hätte er das nicht mit jedem x-beliebigen Dorfbewohner auch machen können? Und generell scheinen die Bewohner nicht viel von zweiten Chancen zu halten. Demgegenüber steht die effekttechnisch nette Umsetzung des Dal'Roks, die nicht uninteressante Idee hinter seinem Ursprung, sowie die gemeinsamen Szenen zwischen O'Brien und Bashir, die den ersten Schritt auf ihrem langen Weg hin zu den dicksten Freunden beinhalten. Vor allem aber profitierte die Episode sicherlich davon, dass ich nach dem ersten "If he dies, we all die" schon das Schlimmste befürchtete, und sich eben diese Befürchtung in weiterer Folge – dank der ansatzweise rationalen Erklärung – nicht bestätigen sollte.
Fazit:
In "Die Legende von Dal'Rok" setzt man sich neuerlich mit Religion bzw. Glauben auseinander, weshalb ich zu Beginn gleich die nächste Niete befürchtete. Ganz so schlimm war's dann aber doch nicht. Dies liegt in erster Linie daran, dass es diesmal wenigstens eine rationale Erklärung für das Geschehen gab, so weit hergeholt sie auch gewesen sein mag. Kritisch sah ich hingegen, dass mich eben diese Erklärung doch recht stark an "Alarm im Weltall" erinnert hat. Unklar ist mir zudem nach wie vor, wie der Sirah denn eigentlich auf O'Brien kam, und warum er just ihn für diese Rolle vorgesehen hat. Dies könnte man, mit der Logik eines Vulkaniers betrachtet, durchaus kritisch hinterfragen. Insgesamt fand ich den Plot soweit aber ganz nett, und vor allem auch die Tatsache, dass die enge Freundschaft zwischen O'Brien und Bashir hier quasi ihren Anfang nimmt, wertet die Episode auf. Die B-Handlung fand ich auch soweit ganz ok – gerade auch im Vergleich zu anderen "Jugendstories" rund um Jake und Nog. Vor allem Varis fand ich als Figur sehr interessant. Mir gefiel, dass es weniger um Jake und Nog, sondern vielmehr um sie geht, und die beiden eigentlich nur dazu da sind, ihr zu helfen. Hier hat man den Schwerpunkt in meinen Augen mal richtig gesetzt. Letztendlich rissen mich zwar beide Handlungsstränge nicht zu Begeisterungsstürmen hin, insgesamt war "Die Legende von Dal'Rok" aber durchaus ok.