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Das fehlende Fragment Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Chase
Episodennummer: 6x20
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 26. April 1993
Erstausstrahlung BRD: 14. Juni 1994
Drehbuch: Ronald D. Moore & Joe Menosky
Regie: Jonathan Frakes
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Norman Lloyd als Professor Galen, Salome Jens als ancient humanoid, John Cothran Jr. als Nu'Daq, Maurice Roëves als Romulan captain, Linda Thorson als Ocett, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Jean-Luc Picards früherer Dozent der Archäologie an der Sternenflottenakademie, Professor Galen, stattet der Enterprise einen Besuch ab. Er ist einem sensationellen Fund auf der Spur, und möchte, dass der Captain ihn begleitet. Da dies jedoch bedeuten würde, dass Picard der Enterprise für Monate, ja vielleicht gar Jahre den Rücken kehren müsste – was einer Quittierung seines Dienstes bei der Sternenflotte bedeuten würde – sieht sich Jean-Luc zu seinem eigenen Bedauern dazu gezwungen, das Angebot abzulehnen. Kurz darauf wird Galens Schiff von außerirdischen angegriffen. Die U.S.S. Enterprise reagiert sofort auf den Notruf, und vernichtet die Angreifer – kommt jedoch zu spät, um Galens Leben zu retten. Nun sieht sich Captain Picard dazu verpflichtet, die letzte Forschungsmission seines Mentors zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Als man dessen Daten analysiert, macht man eine schier unglaubliche Entdeckung: So scheint es, als seien gewisse Informationen in der DNA mehrerer Spezies des Alphaquadranten versteckt. Professor Galen hat daher DNA-Proben mehrerer Völker gesammelt – doch noch ist das Bild unvollständig. Als man seine Reisen zurückverfolgt, sieht man sich plötzlich zwei Kriegsschiffen der Cardassianer sowie einem klingonischen Schlachtkreuzer gegenüber. Auch diese scheinen auf Galens Forschungen aufmerksam geworden zu sein. Captain Picard schlägt vor, zusammenzuarbeiten, doch als eine Gruppierung die anderen hintergeht, beginnt ein Wettlauf, um das Rätsel möglichst vor allen anderen zu lüften…

Denkwürdige Zitate: "How can I accept this?"
"Graciously, Mister Picard. You could accept it graciously."
(Ein guter Rat.)

"I am Captain Jean-Luc Picard of the Federation Starship Enterprise and I see no reason why I should answer to you. Cardassians have no claims in this sector."
"I suppose not. But my admittedly hasty estimate shows one Federation Starship and two Cardassian war vessels. Perhaps I have miscounted…"
(Gul Ocett gibt Picard eine süffisante Nachhilfestunde in Mathematik.)

"You are attempting to bribe me."
"Not at all."
"You suggested a plan that would work to your advantage, one that I would be capable of executing. You then implied a reward. Clearly you were…"
"Commander, never mind."
(Bei so viel Logik gibt selbst das Kämpferherz eines Klingonen w.o.)

"The seed codes also contained this message, which we scattered in fragments on many different worlds. It was our hope that you would have to come together in fellowship and companionship to hear this message. And if you can see and hear me, our hope has been fulfilled."
(Na ja, nicht ganz.)

"That's all? If she were not dead, I would kill her."
(Nu'Daq ist über ihren Fund doch eher erzürnt.)

Review: Episodenbild (c) CBS "Das fehlende Fragment" erlaubt es der zweiten Seite von Jean-Luc Picard, dem Archäologen, wieder einmal zum Vorschein zu kommen. Ausgelöst wird dies durch die Ankunft seines früheren Professors und Mentors Galen, der ihm das Angebot unterbreitet, ihn auf seine jüngste Expedition zu begleiten. Die gemeinsamen Szenen der beiden fand ich sehr gelungen. Patrick Stewart vermittelt sowohl Picards Staunen, Ehrfurcht und Faszination ob des Geschenks, als auch seinen nachfolgenden Zwiespalt und sein Bedauern, als er seinen Mentor neuerlich enttäuschen muss, sehr gut. Norman Lloyd hat mir in der Rolle von Professor Galen ebenfalls sehr gut gefallen. Es wird deutlich, dass er für seinen früheren Protegé zwar viel Wärme empfindet, zugleich von ihm aber auch enttäuscht ist, und von seiner damaligen wie auch heutigen Entscheidung, die Sterne der Archäologie vorzuziehen, gekränkt wurde. Sein Besuch zwingt Picard zudem, sich über den Weg, den er nicht eingeschlagen hat, Gedanken zu machen, und auch wenn er seine Entscheidung sicherlich nicht bereut wird doch auch klar, dass er sich fragt, wie sein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn er der Archäologie treu geblieben wäre.

All diese Szenen dienen jedoch nicht einfach "nur" dazu, Captain Picard wieder um die eine oder andere Facette reicher zu machen, und uns an seine Leidenschaft für die Archäologie zu erinnern, sie sind auch essentiell dafür, seine spätere Entscheidung nachzuvollziehen, die Forschungen seines Mentors fortzuführen. Nachdem er Professor Galen quasi im Stich gelassen hat – und sich deshalb wohl für seinen Tod, so irrational es auch sein mag, verantwortlich fühlt – sieht er sich förmlich dazu gezwungen, dessen Arbeit zu beenden, damit sein Tod einen Sinn hat, und das Vermächtnis seiner Karriere um eine Entdeckung reicher wird. Gut gefällt mir dabei auch, dass die Crew Picards fast schon Besessenheit nicht einfach so hinnimmt, sondern zumindest Deanna Bedenken anmeldet. Zugleich kann man als Zuschauer jedoch seinen Drang, das Rätsel zu lüften, voll und ganz nachvollziehen. Eben jenes Rätsel rückt dann ab ca. der Hälfte der Episode in den Mittelpunkt. Ich muss ja gestehen, ein kleines bisschen seltsam finde ich es ja schon, wie "Star Trek" hier die eigentlich doch ja eher Ufologen-Verschwörungstheorie heranzieht, dass dem Leben auf der Erde – und auch den ganzen anderen Planeten – auf die Sprünge geholfen wurde. Letztendlich überwiegen für mich aber sowohl beim Mysterium als auch seiner Auflösung die positiven Aspekte. So finde ich den Gedanken aufgrund der Tatsache, dass es letztendlich viele verschiedene Völker im Alphaquadranten betrifft, durchaus faszinierend. Die Szene mit dem Hologramm der Vorfahren war zudem wunderbar geschrieben, vorgetragen, und dank der wundervollen Musik von Jay Chattaway auch ansatzweise berührend. Wirklich ein großartiger Moment, und zweifellos der Höhepunkt der Episode. Und auch die Abschlussszene mit dem Romulaner, wo die sich daraus ableitbare Grundaussage – nämlich, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie bislang dachten – ausgesprochen wird, war wunderbar.

Episodenbild (c) CBS Vor allem aber finde ich es klasse, wie durch die Wendung hier das ähnliche, humanoide Aussehen der meisten "Star Trek"-Aliens mit einem Wisch wegerklärt wird, und man somit aus einer potentiellen Schwäche (nämlich den damaligen Einschränkungen bei der Darstellung fremder Aliens, weshalb man überwiegend auf "Stirnhöcker" u.ä. setzte) eine Stärke macht. Zumal ich auch das Aussehen der Aliens (wenn es auch zugegebenermaßen etwas an Odo erinnert) sehr gelungen fand. Wunderbar war natürlich auch die von der Vertreterin des Volkes dargebrachte Hoffnung, dass ihre "Nachkommen" dieses Rätsel nur in Kooperation und friedlicher Zusammenarbeit lösen konnten – was die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Trugschluss handelt, nur umso bedauerlicher macht. Über jeden Zweifel erhaben sind auch wieder einmal die Effekte. "Das fehlende Fragment" beginnt bereits mit einer wunderschönen (wenn auch wiederverwerteten) Einstellung, und gefällt in weiterer Folge in erster Linie mit den netten Aufnahmen der vier sich gegenseitig abpassenden Raumschiffe. Und auch die Musik von Jay Chattaway war wieder einmal wunderbar, und teilweise auch sehr gefühlvoll.

Es gab an dieser Folge allerdings auch das eine oder andere, was mir weniger gut gefallen hat. Mein erster Kritikpunkt ist dabei der etwas überhastete Ablauf. Kaum war Professor Galen an Bord, wird sein Schiff auch schon angegriffen, und er stirbt. Hier in der Zwischenzeit 1-2 Wochen vergehen zu lassen, hätte schon einmal geholfen. Generell ist aber auffällig, wie sich die Ereignisse danach fast förmlich überschlagen, und das große Rätsel letztendlich binnen weniger Tage gelöst wird (statt des Jahres, das Galen dafür veranschlagt hat). Natürlich konnte der Professor nicht ahnen, dass es gelingen würde, die von den Cardassianern und Klingonen gesammelten Fragmente zu bekommen, was den Zeitplan sicherlich beschleunigt hat. Dennoch frage ich mich, warum der Captain nicht einfach mal Urlaub nehmen und ihn für 1-2 Wochen hätte begleiten können – oder auch, warum sich Galen nicht von vornherein an die Sternenflotte direkt gewendet hat, statt an Captain Picard persönlich. Immerhin müsste auch ihm klar gewesen sein, dass man mit den Ressourcen der Enterprise deutlich schneller als Ziel kommt. Insofern wirkt die ganze Ausgangssituation schon ein bisschen konstruiert. Auffällig auch, dass die unbeabsichtigte Zerstörung des yridianischen Schiffes nie aufgeklärt wird. Gerade auch angesichts der Tatsache, dass man diesbezüglich durch Worfs und Datas Kommentar die Aufmerksamkeit des Zuschauers darauf lenkt, fand ich das doch überraschend. Schade auch, dass die Szene mit dem Romulaner insofern bei mir nicht ganz die gewünschte Wirkung entfalten konnte, als ich finde, dass es mit einer anderen, bereits bekannten Figur (Tomalak?), mit der Picard auch schon eine persönliche Vergangenheit verbindet, noch aussagekräftiger gewesen wäre. Last but not least finde ich es auch ein wenig schade, dass man hier die Möglichkeit zu einer stärkeren Verbindung zu TOS nicht genutzt hat. Zwar wird die Möglichkeit, dass es sich hier um die Bewahrer (siehe "Der Obelisk") handeln könnte, nicht dezidiert ausgeschlossen, aber halt auch in keinster Weise thematisiert. Dies ist einer jener Fälle wo ich es vorgezogen hätte, wenn man einer definitiveren Antwort gegenüber einem größeren Interpretationsspielraum den Vorzug gegeben hätte.

Fazit: Episodenbild (c) CBS "Das fehlende Fragment" überzeugt vor allem mit der großartigen Auflösung, mit der man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Einerseits bietet sie eine wundervolle Message darüber, dass sich selbst diese teilweise verfeindeten, wenn nicht gar verhassten Spezies ähnlicher sind als bislang angenommen, und einen gemeinsamen Ursprung teilen, andererseits erklärt man damit, warum bei "Star Trek" eigentlich überwiegend Außerirdische auftreten, die sich – dank ihrer humanoiden Form – allesamt eigentlich recht ähnlich sehen. Viel besser kann man den Spruch "It's not a but, it's a feature!" nicht anwenden. Zusätzliche Punkte bekommt die Folge dafür, dass sie wieder einmal Picards Leidenschaft für die Archäologie thematisiert, und uns zudem jenen Mentor vorstellt, der erst sein Interesse für diese Wissenschaft geweckt hat. Die gemeinsamen Szenen von Picard und Galen waren wundervoll, und von Wärme und gegenseitigem Respekt, aber auch verletzten Gefühlen, geprägt. Auch was Inszenierung, Effekte und Musik betrifft, gab sich die Folge wie gewohnt keine Blöße. Als Kritikpunkte stechen in erster Linie der etwas konstruierte und auch etwas überhastete Ablauf des Geschehens sowie die eine oder andere vertane Chance (wie z.B. rund um eine Verknüpfung zur TOS-Episode "Der Obelisk", oder auch der uns bislang unbekannte Romulaner am Ende) hervor. Letztendlich verdient sich "Das fehlende Fragment" aber schon allein dank der wunderbar geschriebenen und inszenierten Auflösung am Ende, die bei mir Gänsehaut erzeugte, eine gute Wertung.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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