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Der Parasit PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Passenger
Episodennummer: 1x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 20. Februar 1993
Erstausstrahlung D: 13. März 1994
Drehbuch: Morgan Gendel, Robert Hewitt Wolfe & Michael Piller
Regie: Paul Lynch
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Caitlin Brown als Ty Kajada, James Lashly als George Primmin, Christopher Collins als Durg, James Harper als Rao Vantika u.a.

Kurzinhalt: Major Kira und Doktor Bashir sind mit einem Runabout unterwegs, als sie einen Notruf empfangen. Sie kommen dem fremden Schiff, auf dem ein Feuer ausgebrochen ist, zu Hilfe. Es handelt sich um einen Gefangenentransporter, der einen gefährlichen Verbrecher, Rao Vantika, transportiert. Dessen Wächterin Ty Kajada warnt Dr. Bashir davor, dessen Zelle zu betreten, doch Julian kann den Gefangenen nicht einfach so sterben lassen. Er öffnet die Zelle und eilt Rao Vantika zu Hilfe, der ihn daraufhin packt und in einem letzten verzweifelten Aufschrei von ihm verlang, sein Leben zu retten – doch Bashir kann nichts mehr für ihn tun. Zurück auf der Station verlangt Ty Kajada, die Überlebende des Schiffes, nach einer Autopsie. Sie war für seine Gefangennahme und den Transport zuständig, und ist ihm bereits in den Jahren zuvor auf den Fersen gewesen. Er ist dafür bekannt, dass er seinen Tod vortäuscht und dann plötzlich wieder auftaucht. Doch Bashir beruhigt sie: Es steht einwandfrei fest, dass Rao tot ist - ein Gentest bestätigt schließlich zweifelsfrei seine Identität. Doch die Frau ist immer noch beunruhigt, und kann und will nicht glauben, dass Rao einfach so aufgegeben hat. Und tatsächlich findet Jadzia schließlich beunruhigende Aufzeichnungen in Rao's Hinterlassenschaft: Es sieht so aus, als hätte er an einer Technologie gearbeitet, mit der er seine eigenen Gedankenmuster in ein fremdes Gehirn pflanzen kann. Ist Rao dies etwa tatsächlich gelungen, und wenn ja, in welcher Person versteckt er sich jetzt?

Denkwürdige Zitate: "Fate has granted me a gift, Major. A gift to be a healer."
"I feel privileged to be in your presence."
(Höre ich da etwa einen Hauch von Sarkasmus aus Kiras Stimme heraus?)

"She seems to prefer spending most of her time alone, which I understand perfectly."
(Einzelgänger Odo fühlt sich mit Jadzia verbunden.)

"It's good to want things."
"Even things you can't have?"
"Especially things I can't have."
(Quark und Odo sinnieren über das Leben.)


Review von Christian Siegel: Episodenbild (c) CBS Wenn es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, dann ist es, wenn Serien- oder Filmemacher ihrer Zuschauer für bescheuert halten. Mit diesem Einleitungssatz sollte dann auch schon klar sein, dass mir "Der Parasit" überhaupt nicht gefallen konnte – macht sich die Episode doch genau dieses Kardinalsfehlers schuldig – und würzt das Ganze dann auch noch mit einem absolut dämlichen Verhalten der DS9-Crew, damit sich die Handlung so entwickeln kann wie von den Drehbuchautoren (die hier allesamt nicht ihren besten Tag erwischt haben) gewünscht. Das Ergebnis ist eine ungemein frustrierende Episode, wo ich schon bald nicht mehr wusste, worüber ich mich mehr aufregen soll: Dass strunzdumme Verhalten der Protagonisten, oder dass die Macher ihre Zuschauer scheinbar für noch dämlicher halten, als es ihre Figuren nicht ohnehin schon sind, und dementsprechend doch tatsächlich glauben, den Zuschauer mit der Offenbarung am Ende überraschen zu können. Was zumindest bei mir überhaupt nicht funktioniert hat – und da ich mich jetzt nicht unbedingt für cleverer und/oder intelligenter halte als den Rest der Menschheit, gehe ich davon aus, dass ich damit nicht alleine bin.

Ehrlich: Nach "Q – Unerwünscht", wo ich Q's Bemerkung, die Crew von DS9 sei nicht sonderlich intelligent, Picard und seine Leute hätten es schon längst herausgefunden, und kein Wunder, dass man sie allesamt auf seinen so abgelegenen und unwichtigen Außenposten am Arsch des Universums versetzt hat, ob ihres dämlichen Verhaltens dort nur zustimmen konnte, wird eben dieser Eindruck in "Der Parasit" ein weiteres Mal bestätigt. Gut, ok, dass Sisko Ty Kajada's Warnungen zu Beginn keinen Glauben schenkt, sei ihm angesichts der Leiche von Rao Vantika sowie Dr. Bashirs Autopsie verziehen. Aber sobald Jadzia Hinweise darauf findet, dass Vantika nach einer Möglichkeit gesucht hat, seinen Verstand in einen anderen Körper zu übertragen, müssten doch bitte schön alle Alarmglocken schrillen. Jedenfalls war mir völlig unbegreiflich, warum sich der Verdacht, wer sein Opfer sein könnte, nur auf Ty Kajada konzentriert, und niemand sonst in Betracht gezogen wird. Wer weiß, wenn man Kira zu den Ereignissen an Bord des Schiffes gefragt hätte, hätte sie sich vielleicht daran erinnert, dass Vantika Dr. Bashir vor seinem Tod gepackt hat (dass Bashir selbst nicht darauf hinweist schiebe ich mal darauf, dass Vantika diesbezüglich Einfluss auf ihn ausübt). Jedenfalls wollte es überhaupt keinen Sinn ergeben, dass man Kira und Bashir als Verdächtige nicht einmal in Betracht zieht. Auch in weiterer Folge stellt sich die DS9-Crew ungeschickt an. Da besucht Jadzia Dr. Bashirs Büro, vermeintlich, um ihm etwas Wichtiges mitzuteilen, und findet nur seinen Kommunikator vor. Das allein sollte schon verdächtig genug sein, um Commander Sisko sofort darüber zu informieren, statt durch die halbe Station zu watscheln und ihm erst persönlich auf der Kommandozentrale Bescheid zu sagen – was Rao Vantika just die Zeit gab die er benötigte, um mit dem Shuttle loszufliegen. Und, ganz ehrlich, dass selbst nach dieser Entwicklung Kira und Odo der Mund offen stehen bleibt, als sich Bashir als Rao Vantika vorstellt, ist unentschuldbar.

Episodenbild (c) CBS Soweit also zum dämlichen Verhalten der Protagonisten. Leider machen es aber zudem Drehbuch und Inszenierung für den Zuschauer viel zu offensichtlich, was hier vor sich geht, und in wem Rao Vantika nun haust. Diesbezüglich erweist sich vor allem die gemeinsame Szene mit Quark als saudämlich. Zugegeben, im O-Ton ist Siddigs Stimme nicht ganz so deutlich zu erkennen wie in der Synchro (wo Boris Tessmann leider daran scheiterte, seine Stimme ausreichend zu verstellen), aber mal ganz davon abgesehen, dass für einen Sekundenbruchteil sein Gesicht zu erkennen ist – die Tatsache, dass wir eine Männerstimme hören, macht überdeutlich, in wem sein Verstand nun steckt (befanden sich doch zum Zeitpunkt seines Todes nur drei Personen auf dem Schiff, und nur eine davon – Julian – ist männlich). Aber selbst wenn man das Hirn ausschaltet und nicht selbst Detektiv spielt und diese Schlüsse zieht, wenn man mal das mit dem Fingernagel herausfindet… allerallerallerspätestens an dieser Stelle sollte sich selbst die begriffsstutzigste Person an die Szene zu Beginn erinnern, wo Vantika Julian gepackt hat, und demnach nun wissen, dass nur er der neue Wirt seines Geistes sein kann. Zumal uns das Drehbuch ja auch noch darauf hinweist, dass die jeweilige Person gar nicht wissen muss, dass sie "besessen" ist.

Doch trotz all dieser Hinweise, welche die Auflösung eigentlich offensichtlich machen sollten, inszeniert man die Offenbarung mit Bashir, als sich das Schleusentor öffnet so, als wäre es die Mega-Überraschung, und ein Twist, der dem Ende aus "The Sixth Sense" Konkurrenz machen würde. Da fällt mir echt nichts mehr ein, außer: "Wollt ihr mich verarschen?" Halten die ihre Zuschauer tatsächlich für so dumm? Die Antwort darauf scheint, zumindest wenn wir Michael Piller als Indikator heranziehen, leider "ja" zu lauten, gab dieser doch in einem Interview (wie auf der Memory Alpha-Seite zur Episode nachzulesen) zu Protokoll, dass das zugrundeliegende Mysterium in seinen Augen funktioniert hat, und führt sogar noch das Täuschungsmanöver rund um den Sicherheitsoffizier als gelungenen roten Hering an (was überhaupt keinen Sinn ergibt, da sich dieser ja nicht mal an Bord des Schiffes befand – wie soll Rao Vantika seinen Geist also auf diesen übertragen haben?). Da fehlen mir echt die Worte. Der letzte Nagel im Sarg ist dann Siddig El Fadils schauspielerische Leistung. Normalerweise mag ich den Kerl ja ganz gerne, aber bei dieser Episode ist etwas gehörig schief gegangen – zeigt er sich doch völlig überfordert damit, den von Vantika besessenen Bashir darzustellen. Einerseits ist seine Sprechweise ungemein verkrampft und nervtötend, andererseits reißt er dabei ständig das Maul so weit auf, dass es einfach nur komisch aussieht. Seine Performance als Vantika ist jedenfalls ungemein verkrampft.

Episodenbild (c) CBS Weitere Kritikpunkte (in aller Kürze, um zum Ende zu kommen): Wenn Vantika in Kajada steckt, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, wie kann man dann ernstlich einen Selbstmordversuch in Betracht ziehen? Vantikas Bluff mit auf Warp gehen ergab auch wenig Sinn, nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, um am Leben zu bleiben. Auch die – zweifache! – Technogebrabbel-Lösung am Ende (zuerst mit dem Signal im Traktorstrahl, um Bashir von Vantikas Einfluss zu befreien, dann das hinüberbeamen) war sehr einfallslos. Und am Ende zerstört Ty Kajada, ohne vorherige Verhandlung und ohne Festsetzung einer allfälligen Todesstrafe, den Speicherchip mit seinem Verstand – und Jadzia steht daneben und lächelt? Auch toll. Nicht falsch verstehen, Vantika war eindeutig ein Böser, schon klar, dennoch wird hier in meinen Augen letztendlich Mord begangen, und tritt Ty Kajada hier als Anklägerin, Richterin und Henkerin auf. Das allein wäre ja noch ok – wenn nicht Sisko und Jadzia scheinbar überhaupt kein Problem damit hätten. Angesichts all dieser Schwächen können selbst die Szenen zwischen Odo und dem Sicherheitsmann ("nett" wäre als Prädikat für diese zwar zu viel gesagt, aber auf "in Ordnung" können wir uns einigen – und das ist weitaus mehr, als man gegenüber dem Rest der Episode behaupten kann) nichts mehr retten.

Fazit: Ich kann es absolut nicht ausstehen, wenn uns Filme- oder Serienmacher für dumm verkaufen – genau so kam ich mir bei "Der Parasit" aber eben leider vor, weshalb ich die Folge einfach nur ärgerlich und frustrierend fand. Das ungeschickte Drehbuch sowie die unbedachte Inszenierung machen es einfach so offensichtlich, dass Vantika in Dr. Bashir steckt – was grundsätzlich ja noch kein Problem wäre, wenn die Macher nicht tatsächlich glauben würden, uns mit dieser Offenbarung am Ende dann überraschen zu können. Trotz aller Hinweise davor, die ganz eindeutig in diese Richtung zeigen. Ehrlich, da kam ich mir einfach nur verarscht vor. Doch auch von diesem Punkt abgesehen war "Der Parasit" eine Katastrophe. Die Protagonisten müssen sich hier wieder einmal absolut dämlich anstellen, damit sich die Handlung wie von den Autoren gewünscht entwickeln kann. Da kam ich wieder einmal nicht umhin, Q's wenig schmeichelhafter Meinung über die DS9-Crew, die er in "Q – Unerwünscht" zum Ausdruck brachte, vorbehaltlos zuzustimmen. Sehr enttäuschend, billlig und einfallslos war auch die zweimalige Deus Ex Machina/Technogeplapper-Lösung am Ende. Siddig El Fadils Darstellung des besessenen Bashir ließ enorm zu wünschen übrig. Und wie am Ende der wehrlose Bösewicht hingerichtet wird, ohne dass Sisko oder Jadzia mit der Schulter zucken, fand ich auch problematisch. Einzig die Szene zwischen Odo und Quark bzw. alles rund um ihn und den Sicherheitsoffizier waren ok. Letztendlich waren diese marginalen positiven Aspekte aber gegen all die negativen Punkte chancenlos.

Wertung: 0.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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