Originaltitel: Dax Episodennummer: 1x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13. Februar 1993 Erstausstrahlung D: 06. März 1994 Drehbuch: D.C. Fontana & Peter Allan Fields Regie: David Carson Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Gregory Itzin als Ilon Tandro,
Anne Haney als Els Renora,
Richard Lineback als Selin Peers,
Fionnula Flanagan als Enina Tandro u.a.
Kurzinhalt:
Auf ihrer Flucht vor den Anmachversuchen von Julian Bashir wird Jadzia Dax von einer Gruppe Klaestroner geschnappt. Als Julian versucht, den Helden zu spielen, landet er ohnmächtig auf dem Boden – zumindest ist es ihm aber möglich, sobald er wieder aufgewacht ist die Kommandozentrale über den Angriff zu informieren. Mit vereinten Kräften gelingt es schließlich, Jadzias Entführung doch noch zu verhindern. Da zieht der Anführer der Gruppe, Ilon Tandro, einen Auslieferungsantrag aus der Tasche. Der frühere Wirtskörper von Dax, Curzon, wird auf Klaestron IV beschuldigt, Hochverrat begangen und so den Tod von dessen Vater, des großen Anführers Ardelon Tandro verschuldet zu haben. Ein Verbrechen auf das auf dem Planeten die Todesstrafe steht. Zwar gelingt es Commander Sisko mit einem juristischen Kniff, die Auslieferung vorerst zu verhindern, da Deep Space Nine unter bajoranischer Führung steht und die entsprechende Vereinbarung nur mit der Föderation besteht, doch nun soll in einer Anhörung über eben diese Auslieferung entschieden werden. Da sich Jadzia Dax partout weigert, über die damaligen Ereignisse und die entsprechenden Anschuldigungen auch nur ein Wort zu verlieren, wird die Entscheidung im Wesentlichen von der Frage abhängen, inwiefern ihr ein allfällig von Curzon Dax begangener Mord denn überhaupt anzulasten ist…
Denkwürdige Zitate:"Another raktajino?" "It'll keep me up all night." "I can think of better ways of keeping you up. And they're more fun than drinking Klingon coffee."
(Julian, du Schlingel!)
"You Klaestrons are allies of the Cardassians. Your knowledge of this station confirms that. They must have given you the layout, which not only compromises Bajoran security, but also… annoys us."
(Uh oh… Kira Nerys zu verärgern, ist nie eine gute Idee!)
"I am one hundred years old. I do not have time to squander listening to superfluous language. In short, I intend being here until supper, not senility."
(Die amüsante Vorstellung der Richterin vor Verhandlungsbeginn.)
"What if I find the answer is yes?" "Then that answer is wrong."
(Schön zu sehen, dass Captain Sisko unvoreingenommen in die Verhandlung geht!)
Review von Christian Siegel:
Wenn ihr meine Episodenreviews zu den "Star Trek"-Serien bislang aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass ich Episoden wie "Der Fall Dax", wo ein Besatzungsmitglied eines schwerwiegenden Verbrechens beschuldigt wird, zumeist für wenig gelungen halte. Eines der Hauptprobleme solcher Folgen steckt schon im Grundkonzept: Die entsprechenden Anschuldigungen betreffen nicht irgendwelche unbekannte Nebenfiguren, sondern unsere "Helden" – weshalb von vornherein ausgeschlossen werden kann, dass diese auch wirklich schuldig sein könnten. Damit ergibt sich jegliche potentielle Spannung nur mehr daraus, ob diese verurteilt werden oder nicht – und auch das funktioniert nicht, da wohl kaum jemand damit rechnen dürfte, dass ein Mitglied aus der Stammbesetzung in einer Episode verurteilt und den Rest der Serie in einer Zelle vor sich hin schmort – oder im vorliegenden Fall gar der Todesstrafe entgegensieht. Damit ist von vornherein klar, dass sich die Anschuldigungen als falsch herausstellen und der Angeklagte freigesprochen wird – und eben deshalb ist jede solche Folge spannungstechnisch von Vornherein zum Scheitern verurteilt.
"Der Fall Dax" ist jedoch insofern ein besonders misslungener Vertreter dieses Episodenkonzepts, als man nicht nur unter diesen Problemen leidet, sondern diese zudem um eine enorm frustrierende Verschwendung an Potential ergänzt. Denn die zentrale Frage hinter der Episode, ob man Jadzia Dax die (allfälligen) Verbrechen ihrer früheren Wirte vorwerfen kann, fand ich sehr spannend. Leider aber wird diese nicht einfach nur nicht beantwortet, sie spielt letztendlich eine untergeordnete – und im weiteren Verlauf der Episode auch immer unwichtigere – Rolle, da es letztendlich mehr um die Frage geht, ob Curzon schuldig ist oder nicht, als darum, inwiefern man Jadzia für seine Verbrechen zur Rechenschaft ziehen kann. Eben dies ist für mich die Krux an dieser Episode, denn diese Frage hätte ich deutlich spannender gefunden – was insofern nicht schwer ist, als an Curzons Unschuld angesichts seiner früheren engen Freundschaft zu Commander Sisko eben von vornherein ebensowenig Zweifel besteht, wie daran, dass am Ende die Wahrheit offenbart und Jadzia freigesprochen werden wird. Wie man es besser macht, hat – zumindest was diesen einen Punkt betrifft – die (sicherlich auch nicht makellose) "Stargate SG-1"-Episode "Vergeltung" vorgemacht, wo sich Teal'c für ein (tatsächlich von ihm begangenes!) Verbrechen aus seiner Zeit als erster Primus von Apophis stellen muss. Ein ähnlicher Mut, Dax – wenn auch in einem früheren Wirten – ein ähnlich schweres Verbrechen begehen zu lassen, fehlt hier leider völlig. Auch die schauspielerischen Leistungen fand ich hier teilweise wieder nicht gerade überragend – beispielhaft sei Terry Farrells Kulleraugen-Dackelblick genannt, als sie erfährt, warum die Klaestroner sie entführen wollten.
Weitere Kritikpunkte sind u.a. die sehr konstruiert und unglaubwürdige Tatsache, dass dies das erste Mal sein soll, dass sich ein Trill für ein Verbrechen eines früheren Wirtes verantworten muss, die nicht minder unglaubwürdige Offenbarung, dass die Föderation mit einem Volk dass die Todesstrafe praktiziert eine Auslieferungsvereinbarung geschlossen hat, die konstruiert wirkende Szene in der Sisko über Curzon aussagt (immerhin geht es in der Anhörung ja eigentlich gar nicht um die Frage, ob dieser schuldig oder unschuldig ist, sondern ob man Jadzia für die Verbrechen Curzons bestrafen kann; bzw. ob für diese der Wirt oder der Symbiont erstverantwortlich ist), die vorhersehbare Offenbarung rund um die Affäre, sowie die beiläufige Art und Weise, wie am Ende die Hintergründe des Mords in einem Nebensatz aufgeklärt werden (wobei es mir generell lieber gewesen wäre, man hätte diese Frage einfach unbeantwortet gelassen). Gut gefallen konnte mir in erster Linie der Einstieg – insbesondere die Szene, wo Julian mit seiner heroischen Rettung scheitert (und man bewusst gegen die gängigen Klischees operiert), sowie der darauffolgende Wettstreit zwischen den Entführern und der Kommandocrew – sowie die nette letzte Szene zwischen Jadzia und Enina. Der Rest war aber abwechselnd sterbenslangweilig oder ungemein frustrierend.
Fazit:
"Der Fall Dax" läge eigentlich eine sehr interessante zentrale Frage zugrunde. Beantwortet wird diese nur leider nicht. Schlimmer noch: Mit der Zeit verliert "Der Fall Dax" dieses Dilemma leider völlig aus den Augen, und wandelt sich in ein 08/15-Gerichtsdrama inklusive seifenopernartiger Auflösung. Denn allzu früh rückt statt der Frage, ob Jadzia Dax für die Verbrechen ihrer früheren Wirte zur Rechenschaft gezogen werden kann, vielmehr die Frage nach Curzons Schuld in den Mittelpunkt. Und das fand ich einfach ungemein frustrierend. Darüber hinaus leidet die Episode – wie jede "Star Trek"-Folge mit dem gleichen Konzept – darunter, dass wir eine Schuld der Angeklagten Person, geschweige denn eine Auslieferung, von vornherein ausschließen. Insofern verpuffte die vermeintlich zusätzliche Bedrohung rund um die Todesstrafe im Nichts – weshalb ich auch wünschte, man hätte sich das gespart. Einige weitere logische Ungereimtheiten, die teils nicht immer überzeugenden schauspielerischen Leistungen sowie die generelle Langweile, welche diese Folge bei mir verströmte, gaben "Der Fall Dax" dann schließlich den Rest. Es tut mir ja wirklich leid, das sagen zu müssen, aber… ich habe "Barbara Salesh"-Folgen gesehen, die unterhaltsamer waren, als das hier. Jadzia Dax mag freigesprochen worden sein, für die Episode lautet mein Urteil in der Anklage, ungenügende "Star Trek"-Unterhaltung geboten zu haben, aber leider ganz klar auf "schuldig".