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Das Gesicht des Feindes Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Face of the Enemy
Episodennummer: 6x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 08. Februar 1993
Erstausstrahlung BRD: 06. Juni 1994
Drehbuch: René Echevarria & Naren Shankar
Regie: Gabrielle Beaumont
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Scott MacDonald als N'Vek, Carolyn Seymour als Toreth, Barry Lynch als Stefan DeSeve, Robertson Dean als Romulan pilot, Dennis Cockrum als Corvallen freighter captain, Pamela Winslow als McKnight, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Deanna Troi erwacht in einem fremden Bett und einer unbekannten Umgebung. Als sie das Licht einschaltet und in den Spiegel schaut, blickt ihr auf einmal ein romulanisches Gesicht entgegen. Kurz darauf erhält sie Besuch von N'Vek, der für ihre Entführung – und den chirurgischen Eingriff – verantwortlich ist. Dieser gehört zu Spocks Untergrundorganisation, und benötigt bei einem aktuellen Auftrag Deannas Hilfe. Sie soll sich als eine Agentin des romulanischen Geheimdienstes Tal'Shiar ausgeben und dafür sorgen, dass eine besonders heikle Fracht ohne Zwischenfälle auf einen Frachter gelangt. Zu Beginn fällt es Deanna schwer, die nötige Arroganz zu versprühen und sich gegenüber der Kommandantin des Schiffes, Toreth, durchzusetzen. Und gerade als es so aussieht, als hätte die Situation nun halbwegs im Griff, spürt sie als man auf den Frachter trifft, dass der Captain vor hat, sie zu hintergehen – woraufhin N'Vek das Schiff kurzerhand zerstören lässt. Nun muss ein anderer Weg gefunden werden, um die Fracht in den Raum der Föderation zu schaffen. Währenddessen trifft die Enterprise, die sich mit dem Frachter hätte treffen sollen um die Fracht aufzunehmen, ebenfalls im Sektor ein, und sondiert die Trümmer des Schiffes. Die Lage spitzt sich zu, als Commander Toreth beabsichtigt, die Enterprise anzugreifen und zu zerstören. Ein gefährliches Katz- und Mausspiel beginnt…

Denkwürdige Zitate: "I have a message from Ambassador Spock. He said it involves further cowboy diplomacy."
(Bei dieser Anspielung auf "Wiedervereinigung" konnte ich ein Lächeln nur schwer unterdrücken.)

"I don't need your devotion, Commander. Just your obedience."
(Deanna macht der romulanischen Kommandantin klar, was sie von ihr erwartet.)

"Your cowardice does not befit a Romulan soldier."
(Deanna legt sich mit Commander Toreth an.)

Review: Episodenbild (c) CBS Schaffen wir den größten Kritikpunkt an "Das Gesicht des Feindes" gleich mal aus der Welt: Die Grundidee ist ja leider doch eher albern. Ich hatte ja schon meine Probleme damit, als man Picard und Crusher (Worf ließ ich mir ja noch einreden) auf geheimer Mission nach Celtris Drei geschickt hat, aber dass die Romulaner just Deanna Troi für diesen heiklen Auftrag auswählen ist trotz ihrer empathischen Fähigkeiten – die ihr zwar in einer Gelegenheit zu gute kommen, sich aber, warum auch immer, bei ihrer Handhabung von Commander Toreth als wenig hilfreich erweisen – schwer zu schlucken. Mal abgesehen davon, dass es mir schwer fällt zu glauben, dass man diese romulanischen Dissidenten tatsächlich auf so umständliche Art und Weise herausschmuggeln muss, sollte man doch meinen, dass man sich vielmehr an den Sternenflotten-Geheimdienst wendet und einen für solche Missionen ausgebildeten Spezialisten schickt, der zudem auf die romulanische Kultur ausreichend gebrieft wird, um dann nicht so wie Troi blöd da zu stehen, wenn ihr eine bestimmte Speise empfohlen wird.

Überhaupt war es ziemlich dämlich, sie in diese Situation zu drängen. Der Tal Shiar ist ja ohnehin so gefürchtet und geheimnisvoll, dass es wohl nicht schwer gewesen wäre, ihre Abwesenheit zu erklären. Ist sie halt ganz besonders geheimnistuerisch, und an einem sozialen Kontakt mit der Besatzung nicht interessiert – so what? Ich finde, es wäre gescheiter gewesen, sie auf diese Weise zu entschuldigen, statt sie in die Höhle des Löwen zu schicken und so ein Scheitern der Mission zu riskieren. Überhaupt stellt sich Deanna zu Beginn ziemlich ungeschickt an, und missachtet so ziemlich jeden Rat, den ihr N'Vek gegeben hat. Natürlich dient das in erster Linie der Spannungskurve, bzw. auch um zu zeigen, wie sehr sie sich außerhalb ihrer Komfortzone befindet. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass sie von Beginn an vor Toreth souveräner agiert und ihre persönliche Anspannung und Zweifel nur zu sich selbst und N'Vek in ihrem Quartier offenbart. Denn sonderlich clever wirkte sie gerade auch zu Beginn ihres ersten Auftritts vor Toreth nicht gerade. Zudem erschien es mir auch irgendwie unplausibel, wie sie sich plötzlich während des Gesprächs quasi erfängt und auf einmal wie das superdominante Alphafrauchen rüberkommt. Wenn, dann hätte si ein meinen Augen in der ersten Szene versagen und sich danach erst durchsetzen sollen. So spielte sich hingegen viel zu viel "Charakterentwicklung" in einem viel zu (und unplausibel) kurzem Zeitraum ab. Und um die Kritik abzuschließen: Marina Sirtis' schauspielerische Leistung fand ich hier leider wieder ehe verkrampft.

Episodenbild (c) CBS Schafft man es jedoch einmal, sich auf die Grundidee einzulassen und die besagten (teils logischen) Kritikpunkte auszublenden, versteht es "Das Gesicht des Feindes" durchaus, gut zu unterhalten. Besonders positiv stach dabei für mich Commander Toreth hervor, die – abseits ihres etwas aus dem Nichts kommenden Befehls, die Enterprise anzugreifen (was ich jedoch eher den Drehbuchautoren als der Figur anlaste) – wie eine, für romulanische Verhältnisse, recht gemäßigte und geradlinige Kommandantin wirkt, der die ständigen Geheimnisse, Verschwörungen und Nacht-und-Nebel-Aktionen ein Dorn im Auge sind. Wenn sie von ihrem Vater erzählt, und ihrer Unzufriedenheit mit dem romulanischen Geheimdienst Ausdruck verleiht, kommt man nicht umhin, mit ihr zu sympathisieren. Dies machte die Folge insofern sehr interessant, als quasi auf der Gegenseite Deanna stand, die eine Mission quasi in Spocks Auftrag ausführte. Ich ertappte mich daher ein bisschen dabei, mich so zu fühlen als stünde ich zwischen zwei Stühlen, da ich zwar Deanna den Erfolg, aber nicht zwingend auch Toreth den Misserfolg gegönnt habe. Zumal ich diese von Carolyn Seymour sehr gut dargestellt fand.

Gut gefallen hat mir auch der neuerliche Einblick in die romulanische Zivilisation, den man uns hier gewährt. So wird hier der romulanische Geheimdienst Tal'Shiar etabliert, und bekommen zum wohl ersten Mal innerhalb von TNG einen Eindruck davon, wie es auf romulanischen Schiffen zugeht. Auch dessen Gestaltung fand ich sehr gelungen – vor allem auch angesichts der Tatsache, dass diese wohl fast ausschließlich zur einmaligen Verwendung gebaut wurden, fand ich die Anzahl (und Qualität) der Sets durchaus beachtlich (nur der Frachtraum erinnerte mich etwas gar sehr an ähnliche "Abstellkammern" auf der Enterprise). Die Effekte konnten mir ebenfalls wieder sehr gut gefallen, wenn hier auch da und dort wieder fleißig recycelt wurde. Das Design der romulanischen Kriegsschiffe gefällt mir aber immer noch so gut wie nach ihrem ersten Auftritt in "Die neutrale Zone". Als kleinen Geniestreich empfand ich auch, wie hier die Ereignisse rund um Spocks Widervereinigungsbewegung zumindest ansatzweise wieder aufgegriffen wurden. Zumindest ich fieberte als ich das erfuhr gleich noch mehr mit, als wenn es irgendeine andere Mission gewesen wäre. Die größte Stärke von "Das Gesicht des Feindes" ist jedoch, wie sich die Lage in weiterer Folge immer mehr zuspitzt. Nach noch etwas behäbigem Beginn gelingt es so zunehmend, eine ordentliche Spannung zu verströmen. Einer der Höhepunkte war dabei für mich Deannas Schock und Trauer, als N'Vek auf ihren Hinweis hin den Frachter einfach so aus dem All schießt. Besonders spannend wurde es dann aber natürlich, als es zur Begegnung mit der Enterprise kommt. Die Art und Weise, wie es Deanna dann mit viel Glück gelingt, die Mission zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen, roch zwar wieder mal ein bisschen nach Deus Ex Machina (und wenn Toreth sie so wie N'Vek gleich hingerichtet hätte, wäre es für Troi auch alles andere als gut ausgegangen), aber ich will es ihnen mal nachsehen.

Fazit: Episodenbild (c) CBS Die Prämisse der Episode ist ziemlich absurd. Warum man just Deanna Troi für diese Mission entführen sollte, wollte mir trotz ihrer empathischen Fähigkeiten (die ihr dann ohnehin nur in einer einzigen Szene zu Diensten zu sein scheinen) nicht wirklich einleuchten. Auch nicht, dass man sie praktisch völlig unvorbereitet ins erste Meeting mit der Kommandantin wirft, und dann auch noch zu einem gesellschaftlichen Abendessen schickt. Gelingt es dann aber mal, das Grundkonzept zu schlucken, und sieht man auch über den einen oder anderen zusätzlichen Kritikpunkt hinweg, vermag "Das Gesicht des Feindes" durchaus zu unterhalten. Vor allem ab jenem Zeitpunkt, wo das romulanische Schiff auf die Enterprise trifft, dreht die Episode merklich auf. Als weitere wesentliche Stärke erweist sich Commander Toreth, mit der man uns nicht nur eine Figur präsentiert, auf deren Seite man unter anderen Umständen vielleicht hätte stehen können, sondern die zudem von Carolyn Seymore sehr ausdrucksstark gespielt wird. Darüber hinaus fand ich den Einblick in die Kultur der Romulaner sehr interessant. Das etwas gar konstruiert wirkende Finale mit leichten Deus Ex Machina-Ansätzen drückt die Episode dann zwar noch einmal ein bisschen nach unten, dennoch ist "Das Gesicht des Feindes" insgesamt eine durchaus solide Folge.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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