HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite
Sense8 - 1x12: Ich kann sie nicht zurücklassen Drucken E-Mail
< Vorherige Episode | Nächste Episode >

Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: I Can't Leave Her
Episodennummer: 1x12
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 05. Juni 2015 (Netflix)
Drehbuch: Wachowskis & J. Michael Straczynski
Regie: Wachowskis
Hauptdarsteller: Aml Ameen als Capheus van Damnne, Doona Bae als Sun Bak, Jamie Clayton als Nomi Marks, Tina Desai als Kala Dandekar, Tuppence Middleton als Riley Blue, Max Riemelt als Wolfgang Bogdanow, Miguel Ángel Silvestre als Lito Rodriguez, Brian J. Smith als Will Gorski.
Gastdarsteller: Terrence Mann als Mr. Whispers, Naveen Andreas als Jonas Maliki, Lilja Þórisdóttir als Yrsa, Freema Agyeman als Amanita, Sylvester Groth als Sergei, Daryl Hannah als Angel u.a.

Kurzinhalt: Vertreter der zwielichtigen Organisation BPO, die Jagd auf Sensates macht, holen die bewusstlose Riley aus dem Krankenhaus ab, um sie in ihre geheime Einrichtung auf Island zu bringen. Mit Hilfe ihres Hackerfreundes sowie ihrer Freundin Amanita gelingt es Nomi, Will Zugang zum Komplex zu verschaffen. Nach seiner Ankunft am Flughafen erwartet ihn schon ein von Nomi reservierter Porsche, und er macht sich auf dem Weg zur Anlage. Doch dank Wills Verbindung mit Jonas, der sich nach wie vor in Gefangenschaft befindet, weiß auch Mr. Whispers über die geplante Rettungsaktion Bescheid, und fliegt mit einem Hubschrauber zum BPO-Komplex, um Will zuvorzukommen. In Berlin sucht Wolfgang indes das Anwesen seines Onkels Sergei auf, um ihn auszuschalten. Doch Sergei trägt in weiser Voraussicht eine kugelsichere Weste, und Wolfgang gerät angesichts der zahlreichen Handlanger die auf ihn warten, in ernste Bedrängnis. Mit Kalas Hilfe gelingt es ihm dann aber doch noch, die Oberhand zu gewinnen. In der Zwischenzeit erreicht Will in Island den BPO-Komplex, und kann diesen mittels einer gefälschten Zugangskarte auch betreten. Um Riley ausfindig zu machen und sie sicher aus der Anlage zu schaffen, ist er jedoch auf die Unterstützung aller anderen Sensates aus ihrem Cluster angewiesen – und zuletzt auch auf Riley selbst, die ihre größte Angst überwinden muss, um sie alle zu retten…


Review: Episodenbild (c) Netflix "Ich kann sie nicht zurücklassen" schließt auf der einen Seite die Handlung der ersten Staffel auf enorm packende Art und Weise ab, bietet jedoch andererseits noch ein paar weitere – und teils die letzten, entscheidenden, noch fehlenden – Puzzlestücke, was die Vorgeschichte einzelner Figuren betrifft. So sehen wir klein Will bei einer Therapiesitzung, da er Sarah Patrell's Geist (?) sieht (ein Handlungsstrang, der überwiegend ungeklärt bleibt, und wohl in einer allfälliger zweiten Staffel thematisiert würde). Wir erfahren, dass es Wolfgang selbst war, der seinen Vater umgebracht hat. Und vor allem aber sehen wir nach den letzten bruchstückhaften Informationen (zuerst mit den Gräbern und der Geburt in "Was macht den Menschen aus?", und dann den kurzen Flashbacks zum Unfall in "Gas geben und die Zukunft ändert sich"), was genau damals denn eigentlich mit Riley vorgefallen sind. Damit erweist sie sich in meinen Augen rückwirkend betrachtet als das Herz und die Seele der ersten Staffel. Die entsprechende Offenbarung war, obwohl man es sich nach den letzten Episoden teilweise schon zusammenreimen konnte, einfach nur ungemein bewegend. Wunderbar war auch der Kontrast zwischen den wunderschönen Bildern Islands auf der einen, und den tragischen Ereignissen die darin geschildert werden auf der anderen Seite.

Nachdem es in der ersten Staffel da und dort immer wieder mal Spannungsspitzen gab – teilweise in den individuellen Geschichten der acht, und teilweise in Verbindung mit der übergreifenden Mythologie der Serie – rückt hier nun zum ersten Mal eine Bedrohung, eine "Mission", in den Mittelpunkt einer kompletten Episode, nämlich die Rettung von Riley. Dabei gelang es den Machern, eine beachtliche Spannung aufzubauen. Einerseits hätte ich es ihnen durchaus zugetraut, dass die Serie ab der nächsten Staffel nur mehr "Sense7" heißt – mit anderen Worten, einer von ihnen sein Leben lässt – und andererseits fühle ich mich den Figuren nach den 12 Stunden, und der Zeit die man sich genommen hat um sie vorzustellen, sehr verbunden, weshalb ich auch dementsprechend mitgefiebert habe. Was Wills Rettungsmission dann besonders hervorstechen ließ, war die Art und Weise, wie jeder einzelne von ihnen etwas zum Gelingen beiträgt. Nomi (und Amanita) versorgen Will dank ihrer Hackerkenntnisse mit den notwendigen Informationen rund um den Komplex, und verschaffen ihm so überhaupt erst zutritt. Lito nützt seinen Charme, um eine weibliche Mitarbeiterin zu bezirzen und ihr die Information zu entlocken, wo genau Riley denn eigentlich festgehalten wird (großartig war an diesem Moment übrigens auch die erste richtige Begegnung zwischen Lito und Will, und wie Letzterer deren Sexorgie mit einem Schulterzucken abtut). Sun schaltet die Wächter aus ("Four guards? That is all?"). Kala nützt ihr Wissen, um Riley aus der Betäubung zu holen. Capheus schließt den Wagen kurz. Und Wolfgang leiht ihnen seine Rücksichtslosigkeit für ein "Chicken"-Duell mit einem Helikopter.

Episodenbild (c) Netflix Beim großen Finale sind dann allerdings Will und Riley auf sich allein gestellt – und in diesem Moment war ich dann vom Geschehen auf dem TV-Schirm so gefesselt wie schon lange nicht mehr. Die grandiose Filmmusik, die phantastische Inszenierung, die düstere Grundstimmung, die scheinbar ausweglose Situation, in der sie sich befinden, sowie die wunderschönen, beeindruckenden Landschaftsaufnahmen von Island machten diese Szene zu den wohl feinsten und besten TV-Minuten, die mir bislang in diesem Jahr untergekommen sind (und ja, das schließt selbst die "Game of Thrones"-Folge "Hartheim" mit ein). Wie zuvor schon geschrieben, fühle ich mich mittlerweile mit allen acht Sensates stark verbunden, und dank ihrer Gefühle zueinander stechen dabei gerade auch Will und Riley aus dem Cluster noch einmal ganz besonders hervor. Wie diese Entwicklung hier einerseits in kurzen Rückblenden nochmal aufgerollt wurde, und andererseits in diesem hochdramatischen Moment kulminierte, war wirklich meisterhaft gemacht. Zudem profitierten ihre gemeinsamen Szenen auch hier wieder von der tollen Chemie zwischen Tuppence Middleton und Brian J. Smith. Und in der Art und Weise, wie Will ihr dabei hilft, hier ihr Trauma zu bekämpfen und zu überwinden, lässt sich auch wieder eines der zentralen Themen der Serie finden – und das wohl bei der Schlüsselstelle der Staffel, auf den die gesamte Season hingearbeitet hat.

Neben Will und Riley bekommt jedoch auch Wolfgangs Storyline hier nun ihren endgültigen (vorläufigen) Abschluss, als er sich seinem Onkel stellt und in dessen Villa ein regelrechtes Blutbad anrichtet. Mit der packenden Handlung rund um Rileys Rettung kann diese Geschichte zwar nicht ganz mithalten, dennoch konnte mir auch dieser Teil der Episode grundsätzlich gut gefallen. Zumal auch dort die Sensates wieder einmal zusammenarbeiten; so warnt ihn Will wegen der schutzsicheren Weste von Sergei, und Kala hilft ihm dabei, aus einer besonders brenzligen Lage zu entkommen. Als er schließlich alle Handlager ausgeschaltet hat und vor seinem Onkel steht, erfahren wir dann nicht nur, dass Wolfgang selbst seinen Vater umgebracht hat, sondern wir bekommen zudem eine der bisher brutalsten Momente der Serie spendiert. Eben diese schonungslose Brutalität steht im starken Kontrast zur glorifizierten Darstellung des Triumphs über die eigenen Feinde aus jenem "Conan"-Zitat, der Wolfang und Felix so zugetan sind. Es ist das eine, Conans Mantra zu wiederholen ("Crush your enemies. See them driven before you. Hear the lamentations of their women.") – und ein anderes, mit dem blutigen Resultat davon konfrontiert zu werden. Gerade auch Kala zeigt sich ob dieser Wendung erschüttert – scheint sie doch zum ersten Mal so richtig zu erkennen, was für ein Mensch Wolfgang ist. Allerdings hätte ich es vorgezogen, wenn JMS und die Wachowskis – wie sie es in der ersten Staffel ja des öfteren gemacht haben – die Bilder und die Stimmung der Szene für sich sprechen hätten lassen, als Wolfgang noch ein klischeehaftes "Ich bin ein Monster, und deshalb musst du Rajan heiraten" nachlegen zu lassen. Ich denke, die Bedeutung der Szene war auch so klar, und meine, ohne Worte hätte sie besser/stärker gewirkt.

Episodenbild (c) Netflix Da ich schon am Kritisieren bin: Warum Riley nicht fahren will leuchtete mir angesichts der Tatsache, dass sie beim Unfall ja nicht selbst am Steuer saß, nicht ganz ein. Warum die Verbindung zwischen Will, Riley und den anderen Sensates unterbrochen wird, wird nicht einmal ansatzweise erklärt – und dürfte wohl in erster Linie dramaturgische Gründe gehabt haben. Schade fand ich vor allem auch, dass wir Rileys triumphalen Moment, auf den die gesamte Episode – und in gewisser Weise sogar die Staffel – hingearbeitet hat, nicht miterlebt haben. Alle anderen haben ihren Moment bekommen, um zu glänzen, nur bei ihr sehen wir nur das Resultat, aber nicht diesen Moment selbst. Und last but not least erschien mir die letzte Einstellung, so wunderschön sie grundsätzlich auch war – und wie großartig mir das Ende auch gefallen konnte (so sehr ich mir eine zweite Staffel wünsche, aber falls es das wirklich gewesen sein sollte… ein schöneres Ende könnte ich mir kaum vorstellen) – von der Aussage sowohl dieser Szene als auch der Serie ehr, doch etwas zu platt zu sein (Stichwort: Wir sitzen alle im selben Boot). Letztendlich war der Rest der Folge aber derart stark, dass selbst diese Kritikpunkte die Höchstwertung nicht mehr verhindern können.

Fazit: Es kommt nicht oft vor, dass ich, obwohl ich doch das eine oder andere an einer Episode oder einem Film zu kritisieren habe, letztendlich nicht anders kann, als die Höchstwertung zu vergeben – aber "Ich kann sie nicht zurücklassen" ist wieder einer dieser raren Fälle. Und das, obwohl es mit dem Abblenden und damit der Tatsache, dass wir nicht sehen, wie Riley ihr Trauma überwindet – und man die Figur damit um ihren wohl stärksten Moment aus der gesamten Serie beraubt – sogar einen wirklich markanten Kritikpunkt gibt (während der Rest doch eher Kinkerlitzchen sind). Aber von ihrer emotionalen Kraft sowie der Art und Weise her, wie es ihr gelungen ist, mich mitzureißen, war "Ich kann sie nicht zurücklassen" einfach zu stark, um etwas anderes als die Höchstwertung zu vertreten. Es ist lange her, dass es einer Serie (oder auch einem Film) gelungen ist, mich ähnlich stark zu packen. Wie schon das ganze letzte Drittel der ersten Staffel hinweg profitierte dabei auch das Finale wieder enorm von der Vorbereitungsarbeit aus der ersten Hälfte – auch wenn diese dazu geführt haben mag, dass das Erzähltempo dort teilweise doch etwas gemächlich war. Doch jede dieser Szenen und jede zusätzliche Minute, die wir dort mit den Figuren verbracht haben, hat meine Verbindung zu ihnen verstärkt – und genau davon zehrte das Finale der ersten Staffel nun. Darüber hinaus war die Episode wieder einmal ungemein hochwertig inszeniert (und auch wenn man derartiges aus der heutigen TV-Landschaft durchaus gewohnt ist, steht "Sense8" meines Erachtens dennoch noch einmal klar über den heutigen Durchschnitt, so hoch dieser auch sein mag), die wundervolle Musik verstärkte die Emotionen der jeweiligen Szene perfekt, und die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen von Island taten ihr Übriges, um "Ich kann sie nicht zurücklassen" mehr wie einen Kinofilm als eine schlichte TV-Serie wirken zu lassen. Ob JMS und die Wachowskis ihrem Anspruch, das Fernsehen zu revolutionieren, gerecht wurden, wage ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall haben sie mit "Sense8" aber eine der originellsten, interessantesten, faszinierendsten, ungewöhnlichsten und unverwechselbarsten Serien geschaffen, welche die aktuelle TV-Landschaft in meinen Augen definitiv bereichert – und die hier mit "Ich kann sie nicht zurücklassen" zu einem wundervollen, berührenden und ungemein mitreißenden (und hoffentlich nur vorläufigen) Abschluss geführt wurde.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Netflix)




Mitreden! Sagt uns eure Meinung zur Serie im SpacePub!




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden