Originaltitel: Aquiel Episodennummer: 6x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 01. Februar 1993 Erstausstrahlung BRD: 03. Juni 1994 Drehbuch: Jeri Taylor, Brannon Braga & Ronald D. Moore Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data. Gastdarsteller:
Renée Jones als Aquiel Uhnari,
Wayne Grace als Torak,
Reg E. Cathey als Morag,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise soll Versorgungsgüter zu einer Relaisstation in der Nähe der klingonischen Grenze bringen, doch als man dort ankommt findet man – mit Ausnahme eines Hundes – die Station völlig verlassen vor. Dr. Crusher findet vor Ort biologische Überreste, die darauf hinweisen, dass zumindest eines der Crewmitglieder durch einen auf volle Stärke eingestellten Phaser gestorben sein könnte. Geordi LaForge arbeitet indes daran, die persönlichen Logbücher der Crewmitglieder wieder herzustellen. Schließlich gelingt es ihm, auf jene von Lieutenant Aquiel Uhnari zuzugreifen. Sobald er sie zum ersten Mal auf den Bildschirm erblickt, scheint er von ihr verzaubert zu sein. Die Logbücher selbst deuten indes auf Konflikte zwischen ihr und ihrem ebenfalls dort stationierten Kollegen hin. Ist die Auseinandersetzung etwa eskaliert? Kurz darauf wird die Enterprise von einem klingonischen Schiff kontaktiert, dass Aquiel in einem Shuttle aufgelesen hat, mit dem sie in den klingonischen Raum geflogen war. Ihre Flucht von der Station und Dr. Crushers Bestätigung, dass es sich beim gefundenen Material um die Überreste ihres Kollegen handeln, deutet darauf hin, dass Aquiel diesen ermordet und danach mit dem Shuttle geflohen ist, doch diese behauptet weiterhin steif und fest, sich an die Auseinandersetzung nicht erinnern. Doch obwohl Aquiel unter dringenden Mordverdacht steht, beginnt Geordi zunehmend, Gefühle für sie zu entwickeln…
Denkwürdige Zitate:"Have the courage to admit your mistakes. Or are you a lo'Be Vos?"
(Diesen Vorwurf lässt sich Morag nur höchst ungern gefallen.)
Review:
Zwar hatte "The Next Generation" durchaus auch in den späteren Staffeln noch einige deutlich schlechtere Episoden zu bieten als "Aquiel" ("Das kosmische Band" und "Der unmoralische Friedensvermittler" kommen mir da in den Sinn), dennoch ist sie eine ziemliche Niete. Positiv fällt an ihr in erster Linie auf, dass diesmal wenigstens kein Mitglied aus der Stammbesetzung der Enterprise unter Mordverdacht stand – somit gab es hier zumindest einen gewissen Restzweifel, ob nicht vielleicht doch Aquiel ihren Kollegen ermordet hat. Sehr gefällig waren auch wieder die Effekte, egal ob die Relaisstation oder das Schiff der Klingonen. Dieser neue klingonische Kreuzer gefiel mir einfach schon immer wahnsinnig gut, und ich wünschte, wir hätten mehr von ihm gesehen. Einzig das Wesen selbst war erstaunlich schlecht getrickst, und hielt nicht mal dem Vergleich zu Formwandler Odo stand. Davon abgesehen stachen die Effekte aber wieder einmal hervor, und haben auch 20+ Jahre später nichts an Qualität eingebüßt. Last but not least: Die Szene, wo Picard die Gowron-Karte zieht, und süffisant genießt, wie der klingonische Captain zunehmend verfällt, war einfach nur köstlich.
Davon abgesehen ist "Aquiel" aber überwiegend misslungen. Das liegt schon daran, dass mich das zentrale Mysterium rund um den vermeintlichen Mord, Aquiels Flucht und die Frage, was genau denn eigentlich auf der Station vorgefallen ist, nie so recht packen konnte. Generell fand ich die gesamte Episode doch eher langweilig. Darin liegt dann halt auch wieder der Nachteil daran, wenn sich eine bislang völlig unbekannte Figur mit so einem Vorwurf gegenübersieht: Es kümmert uns halt doch verhältnismäßig wenig, und die Versuche, dies durch Geordis Gefühle für sie zu ändern, wirkte auf mich sehr verkrampft, und hat generell bei mir nicht funktioniert. Wo wir schon dabei sind… dass sich – noch dazu just der "blinde" Geordi – quasi auf den ersten Blick in Aquiel verliebt, nachdem es ihm endlich gelungen ist, das Bild ihrer Video-Tagebücher wieder herzustellen, wirkte auf mich irgendwie auch sehr konstruiert. Generell konnte ich die angeblichen Gefühle, die er für sie empfand, nie so recht nachvollziehen. Kritisch hinterfragen müsste man wohl auch, warum denn eigentlich Geordi die ganzen Tagebucheinträge durchforstet. Dass man seine technische Expertise gebraucht hat, um diese abrufen zu können, gut und schön. Aber sollte danach nicht eigentlich Sicherheitschef Worf übernehmen? Bei den Tagebuchaufzeichnungen selbst fällt wieder einmal das klassische Problem auf, dass die Kamera ihr dabei folgt, auch wenn sie z.B. zur Seite geht. Natürlich könnte es sich dabei auch einfach nur um eine fortschrittliche Technologie handeln – von der wir vermutlich, wenn wir uns aktuelle Entwicklungen wie "intelligente" Kameras, Bewegungsmelder, Gesichtserkennungs-Software etc. vergegenwärtigen, nicht einmal mehr allzu weit entfernt sind. Ich bin mir nur sicher, dass die Macher an diese Möglichkeit keine Gedanken verschwendet haben, und einfach davon ausgingen, dass dem Zuschauer diese Tatsache erst gar nicht auffallen würde.
Kritisch sehe ich auch, dass man uns zwischendurch etwas zu sehr von Aquiels Schuld zu überzeugen versucht. Gerade auch ihre Aktion, die Logbücher ihres Kollegen zu löschen, ergibt überhaupt keinen Sinn – lässt sie das doch nur noch verdächtiger erscheinen. Und auch die Erklärung, warum sich Aquiel an nichts mehr erinnern konnte, wirkt sehr verkrampft. Und überhaupt: Wie ist das Wesen eigentlich in den Schacht gekommen? Womit wir auch schon beim letzten Punkt wären. Vielleicht hatte ich es ja auch einfach noch von damals in Erinnerung (wobei ich mich an die Folge insgesamt eigentlich kaum mehr erinnern konnte, und es immerhin schon wieder mehr als 20 Jahre her sein dürfte, dass ich sie zuletzt gesehen hatte), vielleicht bin ich heutzutage einfach schlauer als damals, oder vielleicht hatte ich es damals bei der Erstsichtung eh auch schon vermutet, aber… dass alle die Möglichkeit, dass es der Hund sein könnte, übersehen, lässt sie alle in einem sehr schlechten Licht erscheinen. Zumindest mir war dies, gerade auch aufgrund der zahlreichen Szenen zuvor, wo man unsere Aufmerksamkeit auf ihn lenkte, eigentlich sonnenklar. Insofern kam diese Wendung für mich überhaupt nicht überraschend, und konnte es somit in meinem Fall auch nicht mehr richten.
Fazit:
"Aquiel" ist eine ziemlich schwache und unnötige Episode, der es so ziemlich an allem mangelt: Zumindest für mich kam keine Spannung auf, das zugrundeliegende Rätsel rund um den Mord vermochte es nie, mich zu packen, die Romanze zwischen Geordi und Aquiel hat für mich nicht funktioniert, und zu allem Überfluss sah ich dann auch noch die Auflösung am Ende lichtjahreweit voraus. Zumal die Transformation für TNG-Verhältnisse erstaunlich schlecht getrickst war; was vor allem auch deshalb so deutlich auffällt, als man zeitgleich in DS9 mit Odos Verwandlungen fast wöchentlich zeigte, dass man es besser kann. Das größte Problem ist letztendlich aber, dass ich die Episode schlicht und ergreifend stinklangweilig fand. Auch die abseits der Transformation wieder einmal (positiv) hervorstechenden Effekte, die Unsicherheit rund um Aquiels Schuld, sowie die wenigen gelungenen Szenen – allen voran Captain Picard, der sich gegenüber dem Klingonen durchsetzt – konnten da letztendlich nicht mehr besonders viel retten.