Mit: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Nick Robinson, Ty Simpkins, Vincent D'Onofrio, Irrfan Khan, Omar Sy, BD Wong, Jake Johnson, Lauren Lapkus, Judy Greer, Andy Buckley, Brian Tee, Katie McGrath u.a.
Kurzinhalt:
Der Park ist eröffnet! Seit einigen Jahren zieht der Vergnügungspark Jurassic World mit seiner Hauptattraktion – lebende Dinosaurier! – nun schon zahlreiche Besucher aus der ganzen Welt nach Isla Nublar. John Hammonds Vision ist somit spät aber doch Realität geworden. Doch den Park am Laufen zu halten, ist kostspielig, und während die Erhaltungskosten des Parks kontinuierlich steigen, ziehen die Besucherzahlen nicht im gleichen Ausmaß nach. Deshalb ist man ständig auf der Suche nach neuen Attraktionen, mit denen man einerseits Publicity generieren und andererseits wieder einen neuen Besucherstrom auf die Insel locken kann. Nachdem mittlerweile fast alle damals lebenden Dinosaurier reproduziert wurden, ist der nächste Streich der Genetiker, eine völlig neue Dinosaurier-Rasse zu erschaffen. Aus mehreren DNA-Strängen entwickeln sie dann schließlich einen ganz besonders gefährlichen Dinosaurier: Den Indominus Rex. Als der Hauptfinanzier des Parks den Fortschritt der Züchter überprüft, empfiehlt er, den Raptoren-Trainer Owen zu Rate zu ziehen – sehr zum Missfallen von Claire, der Leiterin des Parks, die mit ihm eine problematische Beziehung verbindet. All dies ist jedoch vergessen, als der neu gezüchteten Killermaschine die Flucht gelingt…
Review:
Zwar kann meine Meinung zur Trilogie im Special zum 3D-Rerelease des ersten Teils ohnehin ausführlich nachgelesen werden; für alle, die nicht extra lange herumsuchen bzw. -klicken wollen, sei sie jedoch noch mal ganz kurz zusammengefasst: "Jurassic Park" ist für mich ein Meisterwerk, und Spielbergs letzter makelloser Unterhaltungsfilm. "Lost World" ist eine zwar enttäuschende, aber wenigstens angenehm eigenständige Fortsetzung, bei der mir vor allem einzelne Sequenzen (Wohnwagen) sowie (im Gegensatz zu vielen anderen) das Finale in San Diego gut gefallen konnten. Und der dritte war dann einfallslose Resteverwertung, und eine Schande für das Franchise. An "Jurassic World" hatte ich nun die Erwartung, dass es ihm zumindest mal spielerisch gelingen würde, "Jurassic Park III" hinter sich zu lassen – wobei ich, da ich "Lost World" mehr mag als so manch anderer, davon ausging, dass er sich knapp hinter diesen einreihen würde. Kurz gesagt: Mehr als solide, aber insgesamt doch eher standardisierte Blockbuster-Kost habe ich mir von der Wiederauferstehung der Reihe nicht erwartet. Letztendlich hat mir "Jurassic World" aber sogar noch eine Spur besser gefallen, als ich das erwartet hatte.
Was mir an "Jurassic World" besonders gut gefallen hat ist, dass er sich nicht einfach nur auf den Lorbeeren des ersten Teils ausruht bzw. auf die nostalgischen Gefühle ob der Rückkehr des Franchises verlässt, sondern vielmehr das Alte mit dem Neuen vermischt. Auf der einen Seite ist der Film eine herrliche – und respektvolle – Verbeugung vor dem Original, die mit zahlreichen gelungenen Referenzen auf eben dieses aufwarten kann (keine davon soll hier vorweggenommen werden). Dennoch bietet man dem Zuschauer aber nicht einfach nur "mehr vom selben", sondern versucht vielmehr – so wie "Lost World" und im Gegensatz zu "Jurassic Park III" – das bekannte Konzept um eigene, neue Ideen zu bereichern. Die offensichtlichste – und eine der interessantesten – dabei ist natürlich, dass der Park hier tatsächlich in Betrieb genommen wurde. Schon allein diese Grundidee fand ich sehr faszinierend. Im ersten Teil war die Anlage ja lediglich im Testbetrieb, und in den beiden Fortsetzungen befand man sich auf Isla Sorna, um die Dinosaurier quasi in freier Wildbahn zu bestaunen. Hier präsentiert man uns nun aber mit dem titelspendenden Vergnügungspark eine faszinierende Mischung aus Disneyland und SeaWorld, nur halt mit prähistorischem Schwerpunkt. Egal ob die Shoppingmeile oder auch die einzelnen Attraktionen, die wir im Film zu Gesicht bekommen, alles wirkt dabei – und das ist eine Stärke, die der Film mit dem Original teilt – sehr gut durchdacht und stets plausibel. Hätten wir die Fähigkeit, Dinosaurier zu klonen, und würde ein Milliardär all dieses Geld in einen Vergnügungspark stecken, ich bin davon überzeugt, abseits der einen oder anderen noch ein bisschen in der Zukunft liegenden Technologie würde das Ergebnis ziemlich genau so aussehen, wie es uns hier in "Jurassic World" gezeigt wird (tatsächlich hat sogar die Rolltreppe aus den "Universal Studios", die zur "Jurassic Park"-Attraktion führt, im Film quasi einen Gastauftritt. Eine nette Anspielung an alle Kenner des Vergnügungsparks).
Nicht nur deshalb waren die ersten paar Minuten nach der Ankunft im Themenpark eine meiner Lieblingsstellen des Films. Mal abgesehen davon, dass genau in diesen Momenten der "sense of wonder" beschworen wird, der die ersten beiden Filme der Reihe – abseits der ganzen großartigen Spannungsmomente – für mich so ausgezeichnet hat, hatte es irgendwie auch etwas sehr befriedigendes und erhebendes, Hammonds Vision hier nun verwirklicht zu sehen. Zumal Regisseur Colin Trevorrow dies auch angemessen zelebriert, wobei für mich vor allem die eine lange Kamerafahrt hinaus aus dem Zimmer der Jungs bis hin zum Hauptplatz des Parks hervorstach. Sehr interessant fand ich auch die Meta-Ebene, die sich in "Jurassic World" finden lässt. Denn wenn Claire meint, Dinosaurier selbst wären als Attraktion einfach nicht mehr genug, heutzutage müsse man einfach noch das bisschen Extra bieten, lässt sich das nicht nur auf die Besucher des Parks, sondern genauso gut auch auf die Kinozuschauer anwenden. Immerhin war "Jurassic Park" 1993 eine (Kino-)Revolution – heutzutage ist jedoch dank der modernen Technologie auf der Leinwand defacto alles möglich. Wer geht da schon extra für ein paar Dinosaurier ins Kino?
Womit wir in gewisser Weise auch schon bei einer meiner größten Befürchtungen im Vorfeld angelangt wären: Dem Indominus Rex. So sehr ich den Wunsch, dem Zuschauer etwas völlig neues präsentieren zu wollen, auch verstehen kann – eine Regel, der übrigens bislang jede Fortsetzung von "Jurassic Park" gefolgt ist, wenn auch bislang immer mit "echten" Dinosauriern – aber das roch für mich im Vorfeld stark nach einem weiteren Spinosaurus-Debakel. Dass dieser im dritten Teil vorkam, war dabei nicht mal das Problem – sondern vielmehr, wie er vorkam. Joe Johnston und sein Team wollten uns mit dem Kampf gegen den T-Rex unbedingt davon überzeugen, dass der Spinosaurus ja so viel größer, gemeiner, cooler und ganz einfach besser ist, und ihn als den neuen König von "Jurassic Park" etablieren. Das Blöde daran war halt nur, dass es einfach nicht funktioniert hat. Immerhin verdankt der Tyrannosaurus Rex seinen Ruf ja nicht einem Film oder einer Werbekampagne; vielmehr ist er nun mal einfach seit Jahrzehnten das Aushängeschild der Dinosaurier. Ein solches Vermächtnis lässt sich nun mal nicht mit einer zweiminütigen Sequenz auslöschen. Und ohne näheres verraten zu wollen, aber… eben diesen Fehler macht Trevorrow eben nicht – und zeigt schon allein damit deutlich mehr Gespür und/oder Verständnis dafür, was den Erfolg von "Jurassic Park" ausgemacht hat, als es Joe Johnston während seines gesamten missglückten und fehlgeleiteten dritten Teils erkennen ließ. Zudem erlaubt es der Indominous Rex, den Ian Malcolm wohl als Vergewaltigung der Natur bezeichnen würde, eine mehr in Richtung klassisches, eindimensionales Monster gehende Bedrohung zu präsentieren, während die Dinosaurier vielmehr – in der Tradition der Vorgänger – als einfache Tiere, die nur ihren Instinkten folgen, dargestellt werden.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Arbeit, die Michael Giacchino für den Film abgeliefert hat. Im Gegensatz zu Williams bei "Lost World" und Don Davis bei "Jurassic Park III" vergisst er nicht darauf, gelegentlich John Williams ikonische Musik aus dem ersten Teil zu zitieren – die für mich zu diesem Franchise halt ganz einfach genauso dazugehört, wie die Fanfare zu "Star Wars", und zudem immer noch einen seiner besten Soundtrack überhaupt darstellt. Generell erweist sich Giacchino, wie von mir im Vorfeld schon erwartet, als die perfekte Wahl, um in Williams Fußstapfen zu treten. Mit seinen starken Leitmotiven ist er dessen Arbeitsweise von vornherein sehr nahe. Hinzu kommt aber, dass er sich darauf versteht, dessen Stil zu imitieren (wie bereits "Super 8" eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat), ohne dabei wie eine reine einfallslose Kopie zu klingen. Zudem hat er mit "Jurassic Park" bereits insofern Erfahrung, als er – in seinem ersten Job als Komponist! – die Musik für das "Lost World"-Videospiel verfasst hat. Seine Arbeit für "Jurassic World" ist eine der größten Stärken des Films – wenn sie auch (wie der gesamte Film) an das kongeniale Vorbild natürlich nicht ganz herankommt.
Eine weitere interessante, neue Idee sind die "abgerichteten" Raptoren. Was dies betrifft, kann ich übrigens alle beruhigen, die vielleicht – so wie ich – nach der Einstellung aus dem Trailer, wo Owen sie auf seinem Motorrad quasi anführte, die Befürchtung hatten, unsere Lieblingsfeinde aus den Vorgängern würden zu Schoßtieren degradiert. Dies ist definitiv nicht der Fall. Sie sind nach wie vor ungemein gefährliche Tiere. Aber so wie Löwen im Zirkus oder Orcas in SeaWorld ist es Owen gelungen, sie soweit zu trainieren, dass sie zumindest einigen seiner Kommandos folgen. Dennoch werden sie letztendlich nur als letzter Ausweg eingesetzt, und besteht an der Gefährlichkeit ihres Einsatzes kein Zweifel. Jedenfalls zeigten die Macher auch hier ein Gespür dafür, dem Zuschauer auf der einen Seite etwas Neues zu liefern, ohne auf der anderen Seite das Original mit den Füßen zu treten. Generell gelingt es "Jurassic World" sehr gut, respektvoll auf dieses aufzubauen, aber eben mehr zu liefern als eine reine Kopie. Darüber hinaus waren es in erster Linie einzelne Momente, die für mich positiv hervorstachen. Vor allem eine an den Besuch der kranken Triceratops-Dame aus dem ersten Teil gemahnende Szene, die wohl den emotionalen Höhepunkt des Films darstellt, hatte es mir hier angetan. Aber auch der eine oder andere Actionmoment ist durchaus gelungen. Zwar beschränkt sich die Spannung bei "Jurassic World" nur auf die Bedrohung durch die Dinosaurier (etwas, dass bei "Jurassic Park" für mich ja unter anderem so hervorstach war, dass es auch abseits dessen spannende Szenen gab, wie z.B. rund um den Elektrozaun). Und an die genialen Höhepunkte aus den ersten beiden Teilen, wie z.B. der Szene mit dem T-Rex und den Auto, den Velociraptoren in der Küche, oder auch dem Angriff auf das Wohnmobil, kommt "Jurassic World" nicht heran. Dennoch bietet sie mehr als solide Monsteraction-Kost – und hebt sich vor allen Dingen auch wirklich das Beste bis zum Schluss auf.
Bei einem Film über Dinosaurier sind die menschlichen Protagonisten letztendlich natürlich in erster Linie Mittel zum Zweck. Dennoch schenkt ihnen Colin Trevorrow erfreulicherweise genug Aufmerksamkeit, dass sie zu mehr werden als schlichtem (potentiellen) Dino-Futter. Vor allem das romantische Geplänkel zwischen Owen und Claire – dass zwar da und dort etwas altmodisch daherkommt, in den besten Momenten aber an klassische Screwball-Komödien erinnert – lockert den Film zwischendurch immer wieder auf. Generell gefällt mir, dass man hier zwei annähernd gleichwertige, starke – und geschlechtlich unterschiedliche – Heldenfiguren geschaffen hat. Und bei den beiden Jungs ist es trotz des einen oder anderen Klischees wenigstens gelungen, sie nicht zu nervtötend zu machen. Das ist mehr, als so mancher "Jurassic Park"- Nachahmer bzw. Monster- und/oder Katastrophen-Film für sich in Anspruch nehmen kann. Was die schauspielerischen Leistungen betrifft, sticht vor allem Chris Pratt mit einer weiteren ungemein charismatischen Performance hervor, mit der er wieder einmal unter Beweis stellt, dass er aktuell einer der besten "leading man" ist, die Hollywood zu bieten hat. Aber auch Bryce Dallas Howard spielt ihre Figur sehr charmant und spielfreudig.
Aus dem Rest des Cast stach für mich dann in erster Linie noch "Journey of Love"-Überbleibsel (und "New Girl"-Star) Jake Johnson als gelungener "comic relief"-Charakter hervor – während mir Vincent D'Onofrios Bösewicht etwas zu eindimensional gezeichnet war. Und damit hätten wir auch schon gekonnt die Brücke zu den weniger gelungenen Aspekten des Films geschlagen. Hier sind in erster Linie die Effekte zu nennen. Wobei ich hier weniger die Effekte an sich meine – denn diese können sich, entgegen meiner Befürchtung nach dem ersten Trailer, durchaus sehen lassen, und sind weitestgehend makellos – als vielmehr den dafür gewählten Zugang. Denn abseits einer einzigen Szene mit einer Dinosaurier-Puppe (was zugegebenermaßen immerhin ein animatronischer Dino mehr war, als ich dies im Vorfeld erwartet hatte; ist ja auch schon was!) setzt man ausnahmslos auf CGI. Zumindest in dieser Hinsicht verlässt man somit bedauerlicherweise die Tradition des Originals. Gut, ok, dass man den Indominus Rex nicht komplett aufbaut, kann ich ja sogar verstehen. Aber zumindest für die Nahaufnahmen seines Kopfes hätte man auf einen animatronischen Kopf zurückgreifen können. Die CGI kann noch so toll sein, aber es ist dennoch immer noch erkennbar, ob etwas wirklich im Bild war, oder nachträglich hinzugefügt wurde. Insofern hätte ich mir gewünscht, dass man dort wo es geht doch gelegentlich auf "echte" Dinosaurier gesetzt hätte. Überhaupt nicht funktioniert hat – sowohl für mich als auch das gesamte Publikum, mit dem ich den Film gesehen habe – der Gastauftritt von Jimmy Fallon. Dieser mag mit seiner "Tonight Show" zwar in sozialen Netzwerken immer wieder mal herumspuken, erschien mir in dieser Funktion aber dennoch eine komische Wahl zu sein. Warum nicht Neil deGrasse Tyson? Last but not least: Was Spannung und/oder Höhepunkte betrifft, kam "Jurassic World" weder an den ersten noch den zweiten Teil der Reihe heran. Den dritten übertrifft er diesbezüglich natürlich locker – aber der ist ja auch kein Maßstab.
Fazit:
Colin Trevorrow erweist sich mit "Jurassic World" nicht nur als großer Fan des Originals, sondern auch als sehr gute Wahl, um das Franchise in eine neue Ära zu führen. Sein Film offenbart dabei immer wieder ein großes Verständnis dafür, was "Jurassic Park" so ausgezeichnet hat, und umgeht so ein paar jener Fehler, die insbesondere Joe Johnston bei seinem missglückten und fehlgeleitetem dritten Teil unterlaufen sind. Zugleich beschränkt sich Trevorrow jedoch auch nicht nur darauf, eine Reise in die Vergangenheit zu bieten und den ersten Teil zu kopieren, sondern schafft vielmehr auf gelungene Art und Weise den Spagat zwischen Alt und Neu, zwischen Nostalgie und Innovation. Am besten konnte mir dabei die Idee gefallen, dass der Park nun tatsächlich eröffnet wurde – insofern fand ich insbesondere auch den Einstieg sehr gelungen. Sehr gefreut habe ich mich zudem über die zahlreichen Anspielungen auf das Original. Die Figuren waren soweit ebenfalls ganz gelungen, und nicht nur reines, uninteressantes Dinofutter. Vor allem das romantische Geplänkel zwischen Claire und Owen, die von Bryce Dallas Howard und Chris Pratt sehr charmant verkörpert werden, fand ich nett. Das war innerhalb der "Jurassic Park"-Reihe mal was anderes. Die spannenden Momente und/oder Actionpassagen kommen zwar an die besten Höhepunkte aus der Reihe nicht heran, sind aber grundsätzlich sehr kompetent in Szene gesetzt, und steigern sich vor allem auch im Verlauf des Films, so dass man sich das Beste auch wirklich für den Schluss aufhebt. Und Michael Giacchinos Filmmusik verband, so wie der gesamte Film, wunderbar das Bekannte mit dem Neuen. Schade fand ich in erster Linie, dass die Dinosaurier mit einer Ausnahme nur aus dem Computer stammten – zumindest was das betrifft bleibt "Jurassic World" der Tradition der Reihe somit nur bedingt treu. Unschlüssig bin ich auch, ob es den Nebenplot rund um Hoskins und seine Pläne wirklich gebraucht hat. Und insgesamt fällt halt auf, dass der Film in erster Linie dort besticht, wo er das Original zitiert – was halt in gewisser Weise dann auch wieder ungünstig ist, weil es aufzeigt, dass die neuen Elemente mit dem, was davor kam, nicht so recht mithalten können. Eine solide und respektvolle Wiederbelebung der Reihe ist "Jurassic World" aber allemal.