HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Star Wars: Kenobi
Star Wars: Kenobi Drucken E-Mail
Obi-Wan als Samurai in einer Westernstadt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 21 Juni 2015
 
Titel: "Kenobi"
Originaltitel: "Kenobi"
Bewertung:
Autor: John Jackson Miller
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 560 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 17. August 2015 (D), 27. August 2013 (E)
ISBN: 978-3-7341-6009-7
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem er sich auf Tatooine ins Exil zurückgezogen hat, siedelt sich Obi-Wan Kenobi – der mittlerweile den Namen Ben angenommen hat – nahe einer kleinen Siedlung namens Dannar's Claim an. Eigentlich möchte er zurückgezogen leben, doch während er eines Tages auf seinem Eopie ausreitet, sieht er, wie Anileen ihrer Tochter hinterherreitet, welche die Kontrolle über ihr Bantha verloren hat – und kann dabei nicht einfach tatenlos zusehen. Er rettet Kallie das Leben – und obwohl er auch danach immer noch versucht, seine Distanz zu bewahren und weiterhin isoliert und in Abgeschiedenheit zu leben, ertappt er sich doch dabei, immer mehr in das Leben und die Angelegenheiten der Kleinstadt hineingezogen zu werden. Die Tusken-Räuber machen Dannar's Claim dabei das Leben ganz besonders schwer. Mittlerweile haben die Siedler jedoch ein Alarmsystem eingerichtet, dass nicht nur wie ein Krayt-Drache klingt und die Sandleute somit vertreiben soll, sondern vor allem auch als Signal dient, um die kleine örtliche Privatmiliz auf den Plan zu rufen. Doch die Anführerin des örtlichen Stamms hat Obi-Wans Rettungsaktion miterlebt, für die er auf seine Jedi-Kräfte zurückgreifen musste, und hält nun Anileen fälschlicherweise für eine sogenannte "Luftformerin" – und damit für eine Bedrohung, die es um jeden Preis auszuschalten gilt…

Review: Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war "Kenobi" die erste Neuerscheinung unter dem "Legends"-Banner – nach der Entscheidung von Disney, das komplette erweiterte Universum zu ignorieren. Gerade auch dieser Roman machte diesen Entschluss für mich wieder einmal unverständlich. Dass man alle Fortsetzungsromane zur originalen "Star Wars"-Trilogie ignoriert, einfach da man eine eigene Geschichte erzählen will (in der das Imperium scheinbar immer noch existiert, und vor allem Chewbacca noch am Leben ist), kann ich ja zähneknirschend noch verstehen. Warum jedoch zugleich auch alles, was davor angesiedelt ist, in die Kontinuitäts-Mülltonne geworfen werden musste, entzieht sich meinem Verständnis. "Kenobi" ist dafür ein gutes Beispiel: Er spielt in den ersten Wochen nach Kenobis Ankunft auf Tatooine; die Chance, dass irgendetwas das hier enthalten ist den späteren Filmen – ja selbst einem allfälligen Obi-Wan-Standalone-Filme – widersprechen und/oder die künstlerische Freiheit der Drehbuchautoren und Filmemacher einschränken könnte, ist somit verschwindend gering. Ich halte die Entscheidung somit nach wie vor für falsch und für Willkür – und gerade auch bei "Kenobi" insofern für schade, als der Roman überaus gelungen ist, und es sich in meinen Augen nicht verdient hat, ins Reich der "Star Wars"-Legenden verbannt zu werden.

Was den Roman für mich dabei unter anderen so auszeichnet, ist wie sehr er sich vom Konzept und vom Ton von praktisch allen "Star Wars"-Büchern, die ich bislang gelesen habe, unterscheidet. Autor John Jackson Miller verbindet hier westliche und östliche Einflüsse, und schuf einen Western, der statt in der Prärie in der Ödnis Tatooines angesiedelt ist, und statt mit einem einsamen Revolvermann vielmehr mit einem Samurai als den unbekannten, geheimnisvollen Fremden aufwartet, der in eine Stadt kommt, um den dortigen Bauern/Farmern zu helfen. Dass der Eastern und der Western teils einiges gemeinsam haben, bewies ja schon das "Die sieben Samurai"-Remake "Die glorreichen Sieben". Und auch hier verschmelzen diese Elemente wieder zu einem stimmigen Ganzen. Positiv überrascht war ich auch von der Darstellung der Sandleute, bei der sich John Jackson Miller an den Indianern orientiert (was natürlich ursprünglich auch die Inspirationsquelle für George Lucas war; wie sich beim Einstieg auf Tatooine in "Star Wars" generell deutliche Western-Einflüsse finden lassen), und die bislang sehr eindimensionale Darstellung aus den Filmen als ruchlose Schlächter erfreulicherweise hinter sich lässt. Zwar wartete ich auf meine erhoffte Erklärung für Shmis Entführung vergeblich (ich sehe es nach wie vor so, dass Sandleute ihre Opfer entführen und festhalten, um deren Blut zu trinken; zumindest, solange ich nirgends über eine bessere/schlüssige Erklärung stolpere), aber davon abgesehen fand ich die Darstellung der Sandleute höchst gelungen, da sie hier deutlich vielschichtiger dargestellt werden, und wir zudem einen interessanten Einblick in ihre Kultur, ihre Werte und ihre Lebensweise erhalten.

Besonders interessant fand ich an "Kenobi" auch jene Textstellen, bei denen wir – in erster Linie in Form seiner Meditation, in der er zu seinem früheren Meister Qui-Gon spricht – einen Blick in Obi-Wans Gedanken werfen. Für die Farmer mag er der geheimnisvolle, undurchschaubare Unbekannte sein, aber der Leser erhält sehr wohl einen netten Einblick in sein Inneres. Aber auch abseits seiner Rolle im Roman hat John Jackson Miller eine interessante, wendungsreiche Geschichte ausgearbeitet. Auch die von ihm hier geschaffenen Figuren, seien es Anileen, oder auch der Anführer der Farmer-Miliz, Orrin Gault, konnten mir gefallen. Auf Seiten der Sandleute sticht wieder im erster Linie A'Yark hervor. Damit wären wir jedoch auch schon bei einem meiner wenigen Kritikpunkte angelangt: Diese Figur macht nämlich nach dem ersten Drittel des Romans auf einmal eine Geschlechtsumwandlung durch. Zwar kann ich verstehen, dass John Jackson Miller die Offenbarung, dass es sich bei ihr um eine Frau handelt, für einen späteren Zeitpunkt aufheben wollte, um den Zuschauer damit überraschen zu können, aber wenn zuvor selbst der aus einer objektiven, "göttlichen" Sicht schreibende Autor sie als einen ihn bezeichnet hat, ist das doch ziemlich irritierend. Zumindest ich war jedenfalls kurzfristig verwirrt und ging noch einmal an den Anfang des Romans zurück, um sicherzustellen, dass hier nicht auf einmal die Figur gewechselt wurde, und wir immer noch über dieselbe Person sprechen. Und wenn ich schon beim Kritik üben bin: Der Einstieg gestaltete sich da und dort noch etwas zäh, da der Roman etwas brauchte, bis die Figuren etabliert waren und die Handlung in Schwung kam. Nachdem es dann aber einmal soweit war, konnte mich "Kenobi" von einer Seite zur nächsten mehr und mehr in seinen Bann ziehen.

Fazit: Was "Kenobi" für mich in erster Linie auszeichnet, ist wie sehr er sich von den anderen "Star Wars"-Erzählungen die ich bislang kenne unterscheidet. Statt dem großen Ganzen, dem Schicksal der Galaxis, steht hier vielmehr der deutlich kleinere Kosmos einer Siedlung auf Tatooine im Mittelpunkt. John Jackson Miller präsentiert hier in erster Linie einen Western im "Star Wars"-Gewand, und statt eines einsamen Cowboys vielmehr mit einem Samurai (die ja auch als Vorlage für die Jedi dienten) im Zentrum. Diese Fusion westlicher und östlicher Elemente fand ich sehr interessant. Generell wurde die Handlung, nach noch etwas behäbigem Beginn, mit der Zeit immer spannender und wendungsreicher. Sehr gut gefallen konnten mir auch die Einblicke, die wir in Obi-Wans Innenleben erhielten; in erster Linie bei seinen Meditationen, in denen er mit Qui-Gon spricht. Aber auch die anderen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, und vor allem auch mit Anileen hat John Jackson Miller eine wundervolle Heroine geschaffen. Und auch die Einblicke in die Lebensweise der Sandleute, die hier im Vergleich zu früheren Darstellungen (insbesondere natürlich in den Filmen) nicht dämonisiert werden, konnten mir gefallen. Einzig ob der verwirrende Twist rund um A'Yark notwendig war, da bin ich etwas skeptisch. Und wie gesagt, bis die Handlung so richtig in Fahrt kommt, dauert es schon ein bisschen. Davon abgesehen hat mir der Roman aber sehr gut gefallen. Ob nun Legende oder nicht – "Kenobi" ist ein wundervoller, origineller und besonderer "Star Wars"-Roman, den man sich als Fan nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden