Originaltitel: The Sound of Drums Episodennummer: 3x13 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 30. Juni 2007 Erstausstrahlung D: 24. Oktober 2012 Drehbuch: Russell T Davies Regie: Colin Teague Hauptdarsteller: David Tennant als The Doctor, Freema Agyeman als Martha Jones Gastdarsteller:
John Simm als The Master,
Alexandra Moen als Lucy Saxon,
Adjoa Andoh als Francine Jones,
Trevor Laird als Clive Jones,
Gugu Mbatha-Raw als Tish Jones,
Reggie Yates als Leo Jones,
Tom Ellis als Thomas Milligan,
Ellie Haddington als Professor Docherty,
Tom Golding als Lad,
Natasha Alexander als Woman u.a.
Kurzinhalt:
Nach der Machtübernahme durch den Master ist Martha geflohen und ein Jahr durch die ganze Welt gereist. Nun kehrt sie wieder nach London zurück, und hat einen Plan im Gepäck, um dem Master ein für alle Mal das Handwerk zu legen, und den von ihm angerichteten Schaden wieder zu reparieren. So hat sie in dem Jahr in den sie unterwegs war unter Anweisung des Doctors an einer Waffe gearbeitet, mit der der Master getötet werden soll. Dafür muss er zugleich mit vier unterschiedlichen Substanzen injiziert werden. Drei davon hat Martha schon, die vierte will sie in London besorgen. Doch jene Professorin, mit deren Hilfe das Geheimnis der Toclafane gelüftet wird, erweist sich als Verräterin, und gibt ihren Standort an den Master weiter, der sie daraufhin in London aufgreift. Nun, so denkt er, kann nichts die bevorstehende Apokalypse mehr verhindern. Doch da hat er die Rechnung ohne Martha und den Doctor gemacht…
Review:
Bei "Der letzte Time Lord" geht es mir ganz ähnlich wie vor kurzem bei "Blutsbande": Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Die ersten zwei Drittel fand ich nämlich teilweise wieder einmal ziemlich vermurkst – dafür wird es in den letzten 10-15 Minuten derart großartig und vor allem auch emotional, dass ein Teil von mir geneigt wäre, alles was mir davor weniger gut gefallen konnte auszublenden und die Folge insgesamt in höchsten Tönen zu loben. Ehrlich, für die letzten paar Minuten würde ich am liebsten die Höchstwertung vergeben. Leider aber fand ich eben den überwiegenden Teil der Episode nur durchschnittlich, bzw. gab es auch einfach so manchen, dass mich überhaupt nicht überzeugt hat. Eines der größten Probleme der Folge ist dabei, dass mir aufgrund des Todes von so weiten Teilen der Menschheit von vornherein klar war, dass man im Zuge der Episode auf den Resetknopf drücken und damit all die schrecklichen Dinge die zuletzt passiert sind wieder ausschalten würde. Die Tatsache, dass sich zumindest alle die "im Auge des Sturms" waren daran noch erinnern können vermag es zwar ein klein wenig, meine Enttäuschung darüber auszugleichen, da es so zumindest nicht ganz folgenlos war. Dennoch hat die Tatsache, dass mir dies von vornherein bewusst war, die Spannung in den ersten zwei Dritteln maßgeblich reduziert.
Wie von mir ebenfalls schon erwartet, musste man zudem für eben diesen Knopf auf Reset ziemlich tief in die Deus Ex Machina-Kiste greifen. Zumindest mich hat die Erklärung rund um die TARDIS als Paradox-Maschine jedenfalls nicht wirklich überzeugt. Worauf ich auch hätte gerne verzichten können, war die Songeinlage zu Beginn. Vermutlich war diese dazu da, damit das Geschehen nicht zu düster wird, aber zumindest für mich hat sie die schöne, trostlose Stimmung die zu Beginn herrschte kurzzeitig ruiniert, was ich ungemein schade fand. Wenig überzeugt hat mich auch der Benjamin Button-Doktor, der zwar grundsätzlich nicht schlecht getrickst war, auf mich aber eher unfreiwillig komisch wirkte. Nicht wirklich gelungen fand ich auch alles rund um die Professorin; sowohl, dass es sich bei ihr natürlich um eine Verräterin handelt, als vor allem auch, dass Martha dies natürlich wusste und ihr somit ein Ammenmärchen aufgetischt hat. Mit Abstand mein größter Kritikpunkt ist jedoch der absolut hirnrissige, esoterische Anfall von "wir befreien den Doktor mittels Gedankenkraft", bei dem ich echt nicht wusste, ob ich jetzt mit den Augen rollen, laut auflachen, oder vor Fremdscham in der Wohnzimmercouch versinken soll. Das war ja wohl ein ausgemachter Schwachsinn. Dennoch waren selbst die ersten zwei Drittel – oder eher vier Fünftel – der Folge noch nicht ohne positive Aspekte. Gut fand ich in erster Linie, dass Martha hier – wie schon bei der Story rund um die Familie des Blutes – eine zentrale Rolle spielt, und maßgeblich für die Rettung der Erde verantwortlich ist. Und auch die Art und Weise, wie hier die offene Frage rund um das Schicksal der Menschheit aus "Utopia" beantwortet wurde, gefiel mir sehr gut.
Wirklich begeistern konnten mich dann allerdings erst die letzten 10 Minuten. Die waren dafür – abseits der Szene, wo Martha's Mutter den Master nicht erschießen kann, die mir doch etwas zu typisch und klischeehaft war – dann auch wirklich phantastisch, und zählen für mich mit zum Besten, was uns "New Who" bisher geliefert hat. Der Tod des Masters in den Armen des Doctors, da er sich weigert sich zu regenerieren, sein trotziges "I win.", die Verzweiflung des Doctors, der Geniestreich rund um die Auflösung über die wahre Identität des Gesichts von Boe… hier jagte wirklich eine grandiose Szene die nächste. Die Krönung des Ganzen war dann schließlich der Abschied von Martha. Eben diese Momente bekommt man bei "Doctor Who" wirklich phantastisch hin, und auch "Der letzte Time Lord" war da wieder einmal keine Ausnahme. Die schauspielerischen Leistungen, die Inszenierung und die wieder einmal wundervolle Musik von Murray Gold machten diese Szene wieder einmal sehr berührend. Zuletzt wartet man dann auch noch mit einem netten Cliffhanger auf, als die TARDIS scheinbar die Titanic versenkt, und man uns damit ins nächste Weihnachtsspecial überleitet.
Fazit:
"Der letzte Time Lord" machte es mir wieder einmal schwierig, mich für eine Gesamtwertung für die Folge zu entscheiden. Von den ersten knapp 40 Minuten war ich nämlich – abseits der netten Auflösung rund um die Toclafane und Martha's aktiver Rolle bei der Rettung der Erde – nicht sonderlich angetan. Angesichts des absehbaren Resetknopfes wollte die düster-trostlose Stimmung, die zudem durch die grausliche Gesangseinlage durchbrochen wurde, ihre gewünschte Wirkung bei mir nicht so recht entfalten. Und auch Spannung kam bei mir keine auf. Am schlimmsten fand ich aber die Art und Weise, wie der Doctor schließlich durch die kollektive Gedankenkraft der restlichen Menschheit wieder geheilt wird, und über den Master triumphiert. Das war mir entschieden zu esoterisch und blödsinnig. Absolut nicht mein Ding. Auf der anderen Seite stehen dann aber die letzten 10 Minuten, die ich absolut phantastisch fand, angefangen vom Master, der sich weigert, sich zu regenerieren, und so in den Armen des Doktors stirbt, über die großartige Offenbarung rund um Jack und das Gesicht von Boe, bis hin zum berührenden Abschied zwischen Martha und dem Doctor. All dies war so gut, dass ich für die letzten paar Minuten am liebsten die Höchstwertung zücken würde. Letztendlich konnten sie aber halt doch nicht vollständig über den schwachen Beginn und die grauenhafte Deus Ex Machina-Lösung hinwegtrösten.