Mit: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario, Ioan Gruffudd, Archie Panjabi, Paul Giamatti, Hugo Johnstone-Burt, Art Parkinson, Will Yun Lee, Kylie Minogue u.a.
Kurzinhalt:
Der Rettungsflieger Ray freut sich auf ein Radtourwochenende mit seiner Tochter, doch als der Hoover-Damm infolge eines Erdbebens in sich zusammenbricht und der Stausee sich ins Tal ergießt, wird er mit seinen Kollegen zum Dienst gerufen. Als dieses Beben kein Einzelfall bleibt und seine ganze Familie in Gefahr gerät, begibt er sich auf eine Mission quer durch Kalifornien…
Review:
Hach ja, der Katastrophenfilm. Der Letzte war ja mehr oder weniger "Godzilla", oder – wenn man ihn als Naturgewalt auslässt – eben "2012" von Emmerich. Da man ja da schon alles gesehen hat, sollte man hier keine Neuerfindung erwarten – aber "San Andreas" schafft es, einen ständig mitfiebern zu lassen und hat dann genau die richtige Menge an Pause zum nächsten Unglück. Es wird nie langweilig. Dwayne Johnson ("Fast & Furious 7") wird zwar schon in den ersten Minuten zum eindeutigen Filmhelden, in dem er nicht nur eine Frau aus ihrem Wagen rettet, sondern den verunfallten, jüngeren Kollegen (Colton Haynes, "Teen Wolf") gleich mit. Er spielt gar nicht schlecht, allerdings bietet das Drehbuch von Carlton Cuse, dem wir große Teile von "Lost" zu verdanken haben, nicht so viel Spielraum. Zu sehr wird immer dem nächsten Schauplatz zugearbeitet. Die Familiengeschichte, mit in Scheidung befindlicher Frau (Carla Gugino, "Sucker Punch") und Tochter (Alexandra Daddario, "Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen"), ist schnell erzählt und sehr typisch (eigentlich exakt wie bei "2012") für so einen Film. Die Katastrophe wird einmal mehr zum Auslöser der Familienzusammenführung. So weit so vorhersehbar.
Neben der Familie und dem halben Staat Kalifornien in Not, gibt es da noch ein Team Seismologen vom Caltech (California Institute of Technology), die anhand eines neuen Verfahrens (irgendwas mit magnetischer Puls, der einem Beben vorausgehen soll), Beben tatsächlich vorhersagen können und die Bewohner – nach den ersten Ereignissen am Staudamm und in L.A. – vor weiterer Zerstörung warnen. Das hilft beim Ausmaß der Zerstörung entlang des San-Andreas-Grabens aber eigentlich nur wenig, schließlich steht alles, wenn Millionen von Menschen gleichzeitig zu fliehen versuchen. Als angehendem Geophysiker gefiel natürlich die eher sachliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Aspekt des Films – die Erklärungen hatten (bis eben auf das Vorhersagen) Hand und Fuß, auch wenn die Art und Weise der Präsentation schon sehr überspitzt ist. Schon allein die sehr populärwissenschaftlich anmutende Vorlesung, in der schnell alle Fakten zur Region aufgerufen werden, dient eher dem Zuschauer als Einstiegshilfe, als dass sie eine echte Vorlesung widerspiegelt. Die Hollywoodvorstellung von Labors und Arbeitsgruppen an Universitäten (der russischstämmige Nerd mit tätowierten Formeln und das sehr… speziell eingerichtete Büro des Professors z.B.) ist schon eher überhöht und alles sieht aus, als hätte man unbegrenzte Mittel. Wer schon einmal eine Uni von innen gesehen hat, weiß, wie eher nüchtern es dort zugeht. Abgesehen davon, wird am Seismolab des Caltech tatsächlich geophysikalische Forschung betrieben. Hektik, Hektik, Hektik, Verschnaufen, Hektik, Hektik, Hektik… so ist das Muster des Films, der ein wirklich gut gemachtes B-Movie abgibt. Die Dialoge sind meist auf SchleFaZ-Niveau, dafür ist das CGI-Gewitter – bis auf ein paar Ausnahmen – aber ganz ordentlich und er macht in 3D Spaß.
Ein anderer Aspekt des Films sind die zwei Frauenrollen, die trotz all der allgemeinen Flachheit, wirklich positiv auffallen. Sie sind mal Retterinnen und Gerettete, nicht immer nur "Damsel in Distress" oder "Tough Bitch". Stark und Schwach, wie echte Menschen eben, wobei das bei Blake, der Tochter von Emma und Ray, noch etwas ausgeprägter ist. Vielleicht bewerte ich das auch über, aber es ist mir nach einigen Filmen, die hoffnungsvoll vielschichtige Frauenrollen anzubieten im Stande gewesen wären und enttäuschten ("Jupiter Ascending"), eben aufgefallen. Auch sind die beiden Eltern mehr ein dynamisches Duo, wenngleich Ray als Rettungspilot natürlich die ganze Erfahrung im Retten mitbringt. Emma wird trotzdem nicht zum Ich-trage-hohe-Schuhe-und-knicke-im-falschen-Moment-um-Hassobjekt. Ich fand das schön. Wie die Frauenrollen in "Mad Max" übrigens auch. "San Andreas" macht schon Spaß, ist Destruction Porn und hat in den letzten Momenten diesen unfassbaren 'Murica!-Patriotismus am Start, dass meine Augen bald vom Sehnerv gerissen wären, so weit musste ich sie rollen. Am Ende gibt es Sias ungewöhnliche Version von "California Dreamin'" zu hören, die mir aber immer mehr und mehr gefällt. Ansonsten ist der Soundtrack von Andrew Lockington ("Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen") eher so mittel.
Fazit:
"San Andreas" weiß zu unterhalten, hat einen richtig guten, sympathischen Cast, mit dem man mitfiebern kann und bleibt unter zwei Stunden. Die Leute funktionieren echt super zusammen und Mr. Johnson schafft es sogar, die Motivation-erklärenden emotionalen Szenen rüberzubringen. Auch wenn diese manchmal sehr mit dem Holzhammer gefilmt wurden (die Fotos aus der Erinnerungsbox sind sehr plakativ und eine Spur zu lang, in Großaufnahme). Hier kann man am bevorstehenden, angeblich regnerischen Wochenende Unterhaltung finden. Wer mehr Krass braucht, kann ja immer noch in "Mad Max: Fury Road", oder wer die Familie ins Kino schleift: Disney's "Tomorrowland" ("A World Beyond").