Kurzinhalt:
Nach dem Verlust der U.S.S. Stargazer muss sich Captain Picard einem Militärgericht stellen. Zwar wird er freigesprochen, dennoch hat ihn die Verhandlung ziemlich mitgenommen, und plagen ihn Schuldgefühle ob des Verlustes des Schiffes. Und so beschließt er, der Sternenflotte vorerst den Rücken zu kehren, und an der Universität von Alpha Centauri Archäologie zu lehren. Als dort die Frage nach jenem mysteriösen Kataklysmus aufkommt, der das Universum vor Jahrmillionen heimgesucht hat, und Guinan ihn zudem auf die Ruinen einer vergangenen Zivilisation aus eben dieser Epoche hinweist, zieht es ihn jedoch auf der Suche nach Antworten wieder zurück ins All. Zusammen mit einigen weiteren Wissenschaftlern bricht er mit der Cleopatra’s Needle zum Planeten Tanebor auf. Dort stößt man in einer Höhle auf eine Art Stasisfeld. Als die Wissenschaftler selbst nicht mehr weiterkommen, fordern sie die Hilfe der Sternenflotte an. Mit Hilfe einer jungen Offizierin, Ensign Janeway, gelingt es dann schließlich, mit Hilfe des Transporters das Stasisfeld aufzubrechen. Dabei kommt es allerdings zu einer katastrophalen Kettenreaktion, durch die alle in ihm in der Zeit eingefrorenen Wesen ihr Leben verlieren – mit Ausnahme einer einzigen Überlebenden, der man den Namen Ariel gibt. Erschüttert ob der Auswirkungen ihrer Neugier, sieht sich Captain Picard dazu verpflichtet, ihr bei der Suche nach weiteren Überlebenden ihres Volkes in anderen Stasisblasen zu helfen. Eine Entscheidung, die ihn eines Tages unweigerlich auf den Kommandostuhl der U.S.S. Enterprise NCC-1701-D führen wird…
Review:
Obwohl in erster Linie als "Next Generation"-Roman erschienen, wurde "The Buried Age" quasi als nachträglicher Einfall dann auch noch der "Lost Era"-Reihe zugeordnet – was durchaus passend ist. Immerhin konzentriert sich diese ja auf die Ära zwischen TOS und TNG, und funktioniert dabei quasi als Picard-zentriertes Prequel für letztere Serie. Christoper L. Bennett schließt mit seinem epischen Roman (lasst euch von der Seitenangabe von "nur" 433 Seiten nicht täuschen; immerhin sind diese sehr klein und eng bedruckt) die Lücke zwischen dem in "Die Schlacht von Maxia" aufgerollten Verlustes von Picards erstem Kommando, der U.S.S. Stargazer, sowie seiner Übernahme des Kommandos über die U.S.S. Enterprise (D). "The Buried Age" hat dabei für den geneigten Trekkie durchaus die eine oder andere Überraschung parat. Wer hätte z.B. gedacht, dass Captain Picard nach dem Maxia-Zwischenfall den Dienst bei Starfleet quittiert hat? Was anfänglich vielleicht irritieren mag, erweist sich letztendlich als immer logisch und nachvollziehbar. Im Verlauf seines Romans gelingt es Christopher L. Bennett, uns Picards Gefühle und Selbstzweifel ob des Verlustes der Stargazer nachfühlen zu lassen, und ihn zugleich auf eine Reise zu schicken, die mindestens so sehr eine äußere wie eine innere ist, und bei der seine unvermeidliche Rückkehr zur Sternenflotte der letztendlich der einzig logische, plausible Schluss ist. Die Art und Weise, wie der Autor im Verlauf des Romans zu Picards Selbsterkenntnis aufbaut, fand ich jedenfalls sehr gelungen.
Großartig war es auch, die Zerstörung der U.S.S. Stargazer sowie dessen Nachwehen – inklusive des Militärgerichts, bei dem es zu einem Wiedersehen mit Phillipa Louvois aus "Wem gehört Data?" kommt) – unmittelbar mitzuverfolgen. Generell fand ich den Auftritt zahlreicher aus der Serie bekannter Figuren – die hier, mit Ausnahme der in der Inhaltsangabe bereits erwähnten Guinan, nicht vorweggenommen werden sollen – überaus positiv. Diese erklären auch, warum Captain Picard die eine oder andere Stelle an Bord der Enterprise dann mit just jenen Personen besetzt hat, die wir in der Serie dann kennengelernt haben. Generell werden im vorletzten Kapitel die Weichen für die "Mission Farpoint" auf überzeugende Art und Weise gestellt. Zugleich schlägt Christopher L. Bennett dort auch den Bogen zum Roman "Quintessenz" aus der "Next Generation"-Fortsetzungsreihe. Das letzte Kapitel wiederum führt uns zurück zu "Gestern, Heute, Morgen". All diese Bezüge zu anderen Romanen sowie Episoden der Serie verstärken den epischen Eindruck des Romans zusätzlich. Aber auch die darin erzählte Geschichte selbst, rund um eine alte, verloren geglaubte Zivilisation, und deren einziger Überlebenden Ariel, fand ich phantastisch. Nicht zuletzt, da "The Buried Age" dabei auch der Einstufung als "Science Fiction"-Roman gerecht wird; etwas, dass man ja leider nicht über jeden "Star Trek"-Roman behaupten kann. Wie es ihm gelang, diese Hard-SF-Elemente mit der charakterorientierten, biographischen Story Picards zu verbinden, fand ich absolut wunderbar.
Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann ist das der Mittelteil, wo die Handlung ein kleines bisschen einschläft. Hier verliert sich Christopher L. Bennett da und dort ein bisschen in Details. So wunderbar ich es grundsätzlich auch finde, dass er in seinem Roman einige wissenschaftliche Fakten und/oder Spekulationen postuliert, und so hoch ihm seine wissenschaftliche Expertise anzurechnen ist – aber ich teile diese eben nicht, weshalb einige Passagen meinen Horizont überstiegen. Die eine oder andere Fußnote hätte hier Abhilfe schaffen können, damit ich mich nicht ganz so verloren fühle (oder, anders ausgedrückt: Ich mir nicht gar so blöd vorkomme). Davon abgesehen habe ich aber nichts zu kritisieren. Jean-Luc Picard ist durchgängig gut getroffen, Christopher L. Bennett findet die richtige Mischung aus Charakter- und Handlungsorientierung, die zahlreichen Anspielungen auf Episoden, Filme oder auch andere Romane (wie z.B. Michael Jan Friedmans "Stargazer"-Reihe) lassen "The Buried Age" wie ein stimmiger Teil des großen Ganzen wirken, und die Handlung rund um die Manraloth verdient sich teilweise das höchste zu vergebende "Star Trek"-Prädikat: "faszinierend". Und neben dem Einstieg rund um die Stargazer fand ich vor allem auch den Ausklang des Romans ungemein gelungen, angefangen von der Raumschlacht mit einer anderen Macht über den "Showdown" beim Schwarzen Loch bis hin zur letzten Begegnung von Ariel und Picard, sowie den beiden nachfolgenden (bereits kurz erwähnten) Epilogen, die dann perfekt die Brücke zu "Mission Farpoint" schlagen – und bei denen jedem "Next Generation"-Fan das Herz aufgehen sollte.
Fazit:
"The Buried Age" ist ein epischer, mehrere Jahre umfassender Roman, der auf wundervoller Art und Weise die Brücke zwischen dem Verlust der U.S.S. Stargazer und Captain Picards Kommando über die U.S.S. Enterprise schlägt. Trotz kleinerer Kritikpunkte, wie der gelegentlich etwas ausufernden (wissenschaftlichen) Dialoge sowie einem etwas gemächlichen Mittelteil: Der wunderbare – und immer plausible und stimmige – Einblick in Picards Persönlichkeit, die Auftritte bekannter Figuren, die zahlreichen Anspielungen auf Episoden, Filme oder andere Romane, die herrliche Mischung aus charakterorientierter, biographischer sowie einer waschechten Science Fiction-Geschichte, sowie vor allem auch die letzten zwei Epiloge machen "The Buried Age" zu einem Pflichttermin für jeden Fan der "Next Generation"!
Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
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