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Der unmoralische Friedensvermittler Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Man of the People
Episodennummer: 6x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05. Oktober 1992
Erstausstrahlung BRD: 19. Mai 1994
Drehbuch: Frank Abatemarco
Regie: Winrich Kolbe
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Chip Lucia als Ves Alkar, Patti Yasutake als Alyssa Ogawa, George D. Wallace als Simons, Lucy Boryer als Janeway, Susan French als Sev Maylor, Rick Scarry als Jarth, Stephanie Erb als Liva, J.P. Hubbell als Ensign, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Auf dem Planeten Seronia tobt ein blutiger Bürgerkrieg. Ves Alkar soll zwischen beiden Seiten vermitteln, doch auf dem Weg dorthin wird sein Transporter angegriffen. Die Enterprise eilt dem Friedensvermittler rechtzeitig zu Hilfe, und die Sternenflotte besteht darauf, dass ihn Captain Picard direkt zum Planeten bringt, um weitere Angriffe zu verhindern. Kurz darauf bricht Ves Alkar zusammen mit seiner Mutter, Sev Maylor, ein. Begrüßt werden sie von Deanna Troi, die jedoch von Alkars Mutter sofort zusammengestaucht wird. Kurz darauf wird Sev im Alkars Gästequartier tot aufgefunden. Dieser ist über den Tod seiner Mutter sehr betrübt, und bittet Deanna Troi, an einem traditionellen Trauerritual seines Volkes teilzunehmen. Danach beginnt sich Deanna jedoch zunehmend ungewöhnlich zu verhalten. Sie ist untypisch impulsiv und auch aggressiv. Schon bald verändert sich auch ihr äußeres Erscheinungsbild, scheint sie doch binnen weniger Tage um Jahrzehnte zu altern. Stutzig macht Dr. Crusher auch, dass sie nicht feststellen kann, woran Sev Maylor gestorben ist. Zudem scheint auch diese Frau eigentlich deutlich jünger gewesen zu sein, als es ihrem Aussehen nach den Anschein hat. Nur kurz nachdem Ves Alkar zum Planeten Seronia gebeamt ist, um die Verhandlungen aufzunehmen, fällt Deanna dann schließlich in ein Koma…

Denkwürdige Zitate: "Have you mated with him yet?"
(Alkar's "Mutter" ist am Liebesleben ihres "Sohnes" überaus interessiert.)

"If there's anything else I need, I know where to find you."
(Deanna zum Fähnrich, den sie für ein Schäferstündchen in ihr Quartier eingeladen hat.)

"Well, maybe he's just tired of hearing you complain."
"Pardon me?"
"I know I'm certainly tired of it. How do you think it feels to sit and listen to someone whine about themselves all the time?"
(Deanna geht nicht gerade zimperlich mit ihrer Patientin um.)

Review: Episodenbild (c) CBS Obwohl ich mir bei der "Next Generation" – im Gegensatz zu meinen "TOS"-Durchlauf damals – völlig sicher bin, jede einzelne Episode mindestens 1x gesehen zu haben, hatte ich in den ersten paar Minuten noch nicht die geringste Erinnerung an diese Episode. Erst ab dem Trauerritual wusste ich wieder in etwa, worum es bei dieser Folge geht. In den nachfolgenden Minuten wurde mir dann auch zunehmend klar, warum ich mich anfänglich nicht an sie erinnern konnte: Ich hatte sie wohl verdrängt. Nun mal ehrlich… was war das denn? Gut, ok, dass Deanna-zentrische Folgen nicht unbedingt zu den Sternstunden der Serie gehören, sind wir ja schon gewohnt. Aber "Der unmoralische Friedensvermittler" reiht sich ja wirklich nahtlos in solche Totalausfälle wie "Die Frau seiner Träume" und "Das kosmische Band" ein. Nicht, dass mich das sonderlich überrascht hätte, war doch bereits der Einstieg mit Alkars seltsamer "Mutter" wenig vielversprechend. Und danach wurde es leider kaum besser.

"Der unmoralische Friedensvermittler" ist wieder einmal eine Episode mit sehr schwacher Handlung, die zudem nicht einmal durch eine gelungene B-Story aufgewertet werden würde. Generell muss ich gestehen, hat mich das Drehbuch eher an die durchwachsene Qualität der ersten beiden Staffeln erinnert als das, was man von der "Next Generation" zuletzt überwiegend gewohnt war. Mit der dritten Staffel zeigte die Serie insgesamt ja was die komplette Produktionsqualität betrifft eine neue Qualität. Diese Folge wirkt jedoch wie ein Überbleibsel aus der Anfangszeit. Wie ich heute auf Memory Alpha lesen durfte, stand der Autor Frank Abatemarco beim Schreiben des Drehbuchs wohl ziemlich unter Zeitdruck, möglicherweise liegt es ja daran. Aber irgendwie wirkt die Episode ungewohnt unbeholfen – vor allem dann auch im letzten Drittel. Nicht, dass der Einstieg so toll wäre, aber der größte Kritikpunkt ist sicherlich, wie sich das Ganze in weiterer Folge entwickelt. Zuerst scheint sich niemand über Deannas Aussehen zu wundern, obwohl sie mit jeder Stunde merklich zu altern scheint. Dann ist da diese überdramatisierte Szene mit Deanna und Ves Alkar im Transporterraum, wo sie dann sogar Captain Picard im Transporterraum angreift. Was mich die nächsten Minuten hinweg ganz besonders verärgert hat, war die Begriffsstutzigkeit, welche die Enterprise-Crew an den Tag legte (wo ist Wunderkind und Blitzgneißer Wesley, wenn man ihn braucht?). So lässt Picard Alkar kommentarlos auf den Planeten runterbeamen, anstatt ihn zurückzuhalten. Dass Deannas Aussehen und Verhalten etwas mit dem Friedensvermittler zu tun haben könnte – sowie die Parallelen zu Sev Maylor – scheinen zu diesem Zeitpunkt weder ihm noch Doctor Crusher aufzufallen. Und als wäre das nicht schon genug, darf sich Sicherheitschef Worf wie ein Lehrling in der Ausbildung völlig dödelhaft überrumpeln lassen.

Episodenbild (c) CBS Der größte Kritikpunkt ist aber sicherlich das Deus Ex Machina-Ende. Anstatt einen Weg zu finden, die empathischen Wellen irgendwie abzuschirmen, bringt man Deanna einfach mal um, um die Verbindung zwischen ihr und Alkar zu kappen. Als man sie dann wiederbelebt, gehen die negativen Emotionen dann auf einmal auf völlig unerklärliche Art und Weise wieder auf Alkar über, der in Sekundenschnelle altert und krepiert. Was? Sorry, aber das war doch einfach nur ein Blödsinn. Lediglich zwei positive Aspekte konnte ich ausmachen. So hat die Grundidee einer "Dorian Gray"-Variante (etwas, dem sich die Macher auch durchaus bewusst sind, zollen sie der Inspirationsquelle doch mit dem Namen von Ves Alkars Transportschiffes Tribut) durchaus etwas für sich. Und Deanna bekommt die eine oder andere nette Szene, wie z.B. wenn sie Riker nach ihrem Schäferstündchen mit dem Fähnrich in einem Hauch von Nichts empfängt, oder ihre Patientin forsch mit einem sinngemäßen "Sei mal nicht so ein Mimöschen!" in die Schranken weist. Die "böse" Deanna hatte schon einen gewissen Reiz. Zu mehr Lob kann ich mich bezüglich "Der unmoralische Friedensvermittler" aber nicht hinreißen lassen.

Fazit: "Der unmoralische Friedensvermittler" wirkt eher wie ein Überbleibsel der ersten beiden Staffeln; eine derartige Bauchlandung hat man ab Season 3 nämlich bislang nur bei "Das kosmische Band" (ebenfalls eine Deanna-zentrierte Folge) hingelegt. So fand ich die Folge überwiegend langweilig und teilweise sogar richtiggehend nervig. Vor allem auch das teils dämliche Verhalten und die Begriffsstutzigkeit der Kommandocrew stießen mir sauer auf. Und auch das Deus Ex Machina-Ende zieht die Episode in meinen Augen enorm runter. Zudem fand ich das Alters-Makeup in der Vergangenheit schon mal überzeugender. Letztendlich fand ich es schade, dass man aus der grundsätzlich interessanten Grundidee bzw. dieser Variante von "Das Bildnis des Dorian Gray" nicht mehr herausgeholt hat. Denn von ein paar netten Momenten rund um die böse Deanna abgesehen war "Der unmoralische Friedensvermittler" überwiegend grauenhaft.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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