Review:
Präsentiert vom traditionsreichen Corona Magazine ist Anfang des Jahres die erste Ausgabe der neuen e-Sachbuch-Reihe "Masters of Fiction" erschienen. Darin nehmen sich die beiden Autoren Elias Albrecht und Eric Zerm den umfangreichen Themenkomplex des "Alien"-Universums an, das 1979 mit Ridley Scotts wegweisendem SF-Horrorklassiker begründet wurde. Was mir dabei zuallererst überaus positiv ins Auge gestochen ist, sind die ausführlichen Quellennachweise. Ich lese nun schon länger Sachbücher zu Filmen, Serien usw., und was mich persönlich immer stört, ist wenn auf einmal eine Information präsentiert wird, die einem neu ist und die man – aus welchem Grund auch immer; eventuell weil sie anderen, bislang bekannten Informationen widerspricht – anzweifelt. Etwas, dass sich dann durchaus auf alle weiteren erwähnten Fakten ausdehnen und plötzlich das komplette Sachbuch in Zweifel ziehen kann. Quellenangaben selbst sind zwar auch noch kein Garant dafür, dass alles den Tatsachen entspricht – auch Quellen können irren – aber sie erlauben es dem Leser wenigstens, im Bedarfsfall selbst nachzuforschen. Zudem machen sie deutlich, dass sich die Autoren die betreffenden Informationen wenigstens nicht aus den Fingern gesogen haben. Hier macht "Masters of Fiction" alles richtig, wird doch deutlich, wie sorgfältig und ausgiebig die beiden Autoren für ihr Sachbuch recherchierten.
Die ausführlichen Quellenangaben erfüllen aber natürlich noch einen weiteren wesentlichen Zweck: Solch ein eBook, dass sich noch dazu einem so umfangreichen Themengebiet widmet, kann natürlich erstmal nur einen Überblick geben. Falls man da und dort an einer Vertiefung interessiert ist, hat man anhand der Quellennachweise gleich eine erste Anlaufstelle, um sich näher mit dem jeweiligen Thema auseinander zu setzen. Die nächste wesentliche Stärke des eBooks ist die – bereits angeklungene – breite Themenpalette, die neben den Ursprüngen des ersten Alien-Films, Besprechungen zu den weiteren Teilen der Reihe, der Entstehung der Filmmusiken, einem Essay zum für "Alien" so wichtigen Künstler H.R. Giger, den Auswirkungen der "Alien"-Saga auf die Film- und Fernsehgeschichte bis hin zu den rund um das "Alien"-Universum erschienenen Publikationen reicht. Vor allem letzteres fand ich persönlich sehr interessant. Die "Alien"-Trilogie von Alan Dean Foster habe ich selbst zu Hause stehen (und vor rund 15 Jahren mal gelesen), darüber hinaus wurde ich aber auch auf die Romane von Steve Perry bzw. die Comic-Fortsetzungen – damals noch mit Newt und Hicks (die ja angeblich auch im nächsten Film wieder auftauchen sollen – ob man sich dabei wohl anleihen an den Comics bzw. Büchern nehmen wird?) aufmerksam gemacht. Zudem widmet man sich ausführlich den "Alien vs. Predator"-Crossovern, und auch an die im "Alien"-Universum angesiedelten Videospiele hat man gedacht. Damit gibt "World of Alien" insgesamt einen umfang- und abwechslungsreichen Überblick über das "Alien"-Phänomen.
Natürlich könnte man hie und da auch Kleinigkeiten kritisieren. So hätte ich mir da und dort eine etwas tiefergehende Beschäftigung mit einem bestimmten Themenkomplex gewünscht. Manchmal hätte ich noch auf das eine oder andere hingewiesen, das in "World of Alien" keine Erwähnung findet, und/oder etwas andere Schwerpunkte gesetzt (So wird die neue "Alien"-Romanreihe von Tim Lebbon mit keinem Wort erwähnt. Beim Soundtrack zu "Aliens" hätte ich mir zudem erwartet, dass man dezidiert auf den Track "Bishops Countdown" eingeht, dass seither in einigen Trailern Verwendung fand, und sicherlich zu den bekanntesten Stücken der "Alien"-Saga zählt. Die drei starken Frauen aus TV-Serien hätte ich persönlich auch anders gewählt. Und wenn man schon die optischen Raffinnessen von "Alien³" anspricht, wäre eine Erwähnung der Verwendung der damals noch recht neuartigen Steadicam nett gewesen.). Zudem lassen die Autoren gelegentlich auch ihre persönliche Meinung einfließen, was zwar grundsätzlich kein Knackpunkt ist, da und dort aber etwas unglücklich formuliert bzw. nicht ausreichend hervorgehoben wurde (wie z.B. beim Essay zu "Alien 4", wo es sinngemäß heißt: "Obwohl die Meinungen zum Film auseinander gehen, ist er…" – und dann erst recht eine Meinung zum Film folgt, die als Tatsache dargestellt wird). Da und dort hätte man die einzelnen Essays ein bisschen besser aufeinander abstimmen können (z.B. bei den Kapiteln zu den Romanen und den Comics, wo sich die Infos zur "Aliens"-Comicreihe teilweise wiederholen). Und zumindest einen kleinen Fehler habe ich trotz aller ausführlicher Recherche dann doch noch entdeckt (der "Star Wars"-Roman "Ein Sturm zieht auf" mag zwar erst 2008 in Deutschland erschienen sein, wurde aber – als Vorgeschichte zu "Angriff der Klonkrieger" – von Alan Dean Foster natürlich bereits 2002 geschrieben). Angesichts des geringen Preises, der einem für "World of Alien" abverlangt wird, sind diese kleineren Mängel aber absolut unerheblich.
Fazit:
Mit "World of Alien" präsentieren die beiden Autoren Elias Albrecht und Eric Zerm ein hervorragend recherchiertes, ausführliches und sehr abwechslungsreiches Sachbuch zum "Alien"-Phänomen, angefangen bei den Filmen über ihre Entstehungsgeschichte und Auswirkungen bis hin zu Merchandising-Produkten, durch die das Universum zusätzlich erweitert wurde. Angesichts des umfangreichen Themenkomplexes bleibt dabei zwar kaum Zeit, um wirklich in die Tiefe zu gehen, dafür aber verschafft man dem geneigten Leser mit "World of Alien" einen unterhaltsamen und informativen Überblick – und liefert mit dem ausführlichen Quellennachweis auch gleich erste Anregungen, falls man sich mit dem einen oder anderen Thema näher beschäftigen will. Dass sich da und dort kleinere Mängel eingeschlichen haben bzw. man persönlich vielleicht hie und da andere Schwerpunkte gesetzt hätte, ist dabei – nicht zuletzt angesichts des unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses – leicht zu verschmerzen. Insgesamt ist "World of Alien" ein informatives Sachbuch, dass das "Alien"-Phänomen von vielen unterschiedlichen Seiten beleuchtet, und das aus meiner Sicht in keinem digitalen Buchregal eines "Alien"-Fans fehlen sollte.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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