Kurzinhalt:
Lange Zeit war der Planet Timshel ein beliebter Ferienort. Doch vor kurzen hat man sich vom Rest der Galaxis völlig abgeschottet. Niemandem ist die Landung auf Timshel mehr erlaubt, und seit dem Embargo hat auch niemand den Planeten mehr verlassen. Auch von zwei Föderationsagenten die losgeschickt wurden um die Lage zu untersuchen wurde nach ihrer Ankunft nichts mehr gehört. Was geht auf Timshel vor? Die Enterprise wird zum Planeten geschickt, um genau diese Frage zu klären. Captain Kirk, dem mit einer der Föderationsagentinnen eine amoröse Vergangenheit verbindet, beamt auf Wunsch seines alten Freundes Marouk auf den Planeten hinunter, um die Lage vor Ort zu untersuchen – und findet sich in einem Paradies wieder. Eines, dass jedoch schon bald tiefe Risse bekommt als er erkennt, dass die Bevölkerung unter dem Einfluss der sogenannten Glücksmaschine steht, die ihnen in regelmäßigen Abständen beim Zahltag einen unwiderstehlichen, extatischen Moment reiner Freude und Glückseligkeit verschafft. Um eben diesen immer wieder zu erreichen, hat sich die Bevölkerung Timshels freiwillig in die Sklaverei ergeben. Doch ihr Erfolg auf Timshel ist der Glücksmaschine noch nicht genug – in Kürze möchte sie die gesamte Föderation beglücken. Zusammen mit Spock, McCoy und Uhura sowie einigen Rebellen versucht Kirk, die Glücksmaschine aufzuhalten…
Review:
"Die Glücksmaschine" basiert auf einer Drehbuchidee von Theodore Sturgeon, der sich für die beiden Episoden "Landeurlaub" und "Pon Farr" (bzw. "Weltraumfieber") verantwortlich zeichnete. Die Ähnlichkeiten zu "Landeurlaub" waren – zumindest vom Grundkonzept her – so groß, dass ich mich unweigerlich zu fragen begann, ob es sich hier vielleicht um seine ursprüngliche (abgelehnte) Idee für diese Folge gehandelt hat – geht es doch um einen Urlaubsplaneten, der von einer künstlichen Intelligenz kontrolliert wird. Zugegebenermaßen hören da die Ähnlichkeiten zu "Landeurlaub" zwar auch schon wieder auf, sonderlich originell fand ich die Grundidee aber jedenfalls nicht. Gerade auch der Computer als großer Bösewicht dem am Ende seine bösen Taten auszureden sind gab's bei der klassischen Serie etwas gar häufig. Dass dabei, nachdem McCoy, Uhura und Spock mit ihren Argumenten jeweils gescheitert sind just Weiland Kirk wieder einmal als Computerkiller auftreten darf, machte das ganze auch nicht gerade besser (wobei man zugegebenermaßen am Ende andeutet, dass vielmehr der Computer der Enterprise den entscheidenden Beitrag geliefert haben könnte). Jedenfalls durchstieß "Die Glücksmaschine" für mich doch des Öfteren die Grenze der Nostalgie, um vielmehr im Spektrum der Unoriginalität zu landen.
Auch ein paar weitere Schwächen der klassischen Serie sind bei "Die Glücksmaschine" leider höchst präsent. Wie z.B. die Angewohnheit, der Crew völlig aus dem nichts kommende wichtige Personen aus ihrer Vergangenheit anzudichten, von denen wir nie etwas gehört haben. Dies betrifft einerseits Martouk, vor allem aber Dannie, die Kirk mal innig geliebt haben soll. Bedauerlich auch, dass sie in Wahrheit letztendlich in der Geschichte keine wesentliche Rolle spielt, da Kirk ohnehin viel lieber mit der Rebellin Linda anbandelt. Da hätte man sich das Ganze rund um Dannie in meinen Augen auch gleich sparen können. Die besagte Liebesgeschichte mit Linda ist leider auch sehr typisch, und trägt nichts Wesentliches zum Gelingen des Romans bei. Generell sehe ich den gesamten Mittelteil des Buchs, wo Kirk von den Rebellen geschnappt wird, sehr kritisch, da sich bis auf den Virus nichts zuträgt, dass für den weiteren Verlauf der Handlung von Bedeutung wäre. Eher störend fand ich die im ersten Drittel immer wieder eingestreuten Szenen auf der Enterprise, wo man Kirks Erlebnisse auf Timshel analysierte und kommentierte. Irgendwie fügten sich diese für mich nicht stimmig in die Geschichte ein. Schade fand ich auch, dass wir die weiteren Erlebnisse von Spock, McCoy und Uhura auf Timshel dann nicht mehr weiterverfolgen, sondern sich James Gunn nur auf Kirk konzentriert. Und auch Scottys "Kampf" gegen den Computer der Enterprise geht völlig unter.
Womit wir schon beim letzten Punkt sind: Auch wenn ich verstehen kann, dass Cross Cult nach "Der Leitstern der Verirrten" und "Der Friedensstifter" nicht auch beim dritten von sechs TOS-Romanen wieder Kirk auf das Cover setzen wollten – und Uhuras Bildnis insofern gerechtfertigt ist, als sie im Buch im Vergleich zu den überwiegenden Episoden der klassischen Serie eine vergleichsweise größere Rolle spielt – sollte man sich insofern davon nicht täuschen lassen, als Kirk sehr wohl im Mittelpunkt steht, während der Rest zu schmückem Beiwerk verkommt. Das allein ist zwar noch kein Beinbruch, aber ich finde, dass gerade auch die klassische Serie in erster Linie von der Interaktion der Figuren untereinander lebt – was für meinen Geschmack bei "Die Glücksmaschine" etwas zu kurz kam, da Kirk die meiste Zeit über von ihnen isoliert war. Gut gefallen konnte mir in erster Linie die Grundidee, die durchaus interessant war. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich Timshels Entwicklung glaubwürdig finde – es fällt mir schwer zu glauben, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung diese Existenz freudig annehmen würde – dennoch finden sich hier durchaus einige interessante Ansätze, die da und dort vielleicht sogar zum Nachdenken anregen. In gewisser Weise ist das aber auch das Problem des Romans: Denn bis auf die Interessante Grundidee hat er leider kaum etwas zu bieten – und diese allein war mir letztendlich zu wenig, um "Die Glücksmaschine" durchgehend unterhaltsam zu machen.
Fazit:
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – und eine interessante Grundidee macht noch keinen gelungenen, 300 Seiten langen Roman. "Die Glücksmaschine" leidet darunter, dass James Gunn abseits von Theodore Sturgeons netter, wenn auch etwas gar plakativer, Grundidee wenig eingefallen ist, um die Geschichte interessant, unterhaltsam und lesenswert zu machen. Erschwerend kommen so klassische TOS-Fehler wie die Ex aus dem Nichts und das Techtelmechtel mit der Rebellin, sowie der sehr klischeehafte und wenig einfallsreich wirkende Kampf der Enterprise-Crew gegen einen intelligenten Computer hinzu. Letzteres gab's bei "Raumschiff Enterprise" einfach schon zuhauf. Schade auch, dass "Die Glücksmaschine" sehr auf Kirk fokussiert ist und sich die anderen Crewmitglieder kaum in Szene setzen konnten. Vor allem auch die typische Interaktion zwischen Kirk, Spock und McCoy habe ich stellenweise schmerzlich vermisst. Und der Mittelteil, rund um die Entführung durch die Rebellen, wirkte auf mich auch eher wie ein Seitenfüller, und trug nicht wirklich etwas zum Gelingen des Romans bei. Das teils nette, nostalgische TOS-Feeling sowie die interessanten Ansätze machen "Die Glücksmaschine" zwar trotz der vorhandenen Schwächen für Fans der klassischen Serie durchaus überlegenswert – aber meine eigenen Glücksgefühle hielten sich beim Lesen leider doch eher in Grenzen.
Christian Siegel
Bewertung: 2/5 Punkten
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