Kurzinhalt:
Zwar konnte der Angriff der Pilger auf die Erde im letzten Moment vereitelt werden, doch von ihrem Schlachtschiff, dass von Amity Aristee kommandiert wird, und auf dem sich auch James "Paladin" Taggart befand, fehlt nach wie vor jede Spur. Admiral Tolwyn will nichtsdestotrotz an seinem Ultimatum festhalten – für das er schließlich auch die Unterstützung des Senats der Konföderation erhält. Wenn sich Amity nicht binnen rund zwei Wochen ergibt, will er damit anfangen, alle bekannten Pilger-Siedlungen anzugreifen und auszulöschen. Um den Massenmord soweit als möglich zu reduzieren, beginnt man daraufhin damit, die Pilger von ihren Welten wegzuschaffen und "umzusiedeln", denn würden Millionen von Pilger ihr Leben verlieren, wenn Tolwyn den Angriff wie geplant durchführt. Alle Hoffnungen ruhen daher darauf, dass Amity rechtzeitig auftaucht und sich ergibt. Doch die wurde zusammen mit ihrer Crew vom Imperator der Kilrathi gefangen genommen. Über seine telepathische Verbindung zur Pilger-Frau Karista Mullens erfährt Lt. Christopher Blair indes, dass der Angriff auf die Pilger zugleich das Ende der Konföderation bedeuten könnte – befindet sich doch eine riesige Flotte der Pilger auf dem Weg zum Raum der Konföderation. Zusammen mit Commander Obutu, der sich ebenfalls als Pilger geoutet hat, versucht er, die Konföderation zu warnen und so den Massenexodus zu verhindern…
Inhalt:
Ursprünglich wurde Peter Telep von Harper Collins damit beauftragt, vier Bücher rund um den "Wing Commander"-Film zu verfassen. Eine Romanversion sowie eine Jugend-Novelization des Films, sowie zwei Romane, welche die Geschichte des Films fortsetzen. Nach dem mäßigen Erfolg von "Wing Commander" an den Kinokassen und den ebenfalls nicht überragenden Verkäufen der Filmromane sowie von "Pilgrim Stars", wurde der abschließende Teil seiner Saga, "Pilgrim Truth", jedoch eingestampft – und jene Wing Commander-Fans, die in beide Bücher investiert hatten, wurden nun mit einem offenen Ende hängen gelassen. Mehr als zehn Jahre später gelang der Internet-Anlaufstelle Nummer eins für "Wing Commander"-Fans, http://www.wcnews.com, dann allerdings der ganz große Coup: Es gelang ihnen, alle Beteiligten (Verlag, Autor, und alle sonstigen allfälligen Rechteinhaber) davon zu überzeugen, den Roman – der bereits fertig geschrieben war – gratis als eBook im Internet zu veröffentlichen. Und so erblickte "Pilgrim Truth" im August 2011 doch noch das Licht der Welt.
Auch wenn ich nicht der größte Fan von Peter Teleps Romanen sein mag, habe ich mich über diese Meldung nichtsdestotrotz gefreut. Egal ob ich eine Geschichte nun persönlich mag oder nicht, es ist immer ärgerlich, wenn die Fans im Regen stehen gelassen werden und nie erfahren, wie die Story denn nun eigentlich hätte ausgehen sollen. Zudem war einer der Hauptgründe, warum ich mir "Pilgrim Stars" nicht mehr zugelegt hatte, dass ich nicht in eine Geschichte eintauchen wollte, die kein Ende hat. Dank der Internet-Veröffentlichung von "Pilgrim Truth" fiel dieses Manko nun endlich weg, und selbst wenn mich die Trilogie insgesamt nicht unbedingt überzeugt haben mag, ist allen Beteiligten – nicht zuletzt Autor Peter Telep – einen ganz großen Dank auszusprechen. Hier kamen wirklich mal die Fans an erster Stelle, und das ist ungemein löblich (nicht zuletzt, da es alles andere als alltäglich ist, und nicht besonders oft vorkommt). Insofern wünschte ich auch, ich könnte gegenüber "Pilgrim Truth" im Vergleich zu seinen vorherigen Romanen gnädiger sein. Leider ändert die Art und Weise, wie er veröffentlicht wurde, aber nichts daran, dass mich auch hier die Story wieder nicht sonderlich begeistert hat.
Der größte Knackpunkt ist zweifellos, dass sich auch "Pilgrim Truth" nicht mehr so anfühlt, wie das "Wing Commander", mit dem ich in den 90ern aufgewachsen bin. So sehr sich Peter Telep auch erneut (wie bei "Pilgrim Stars" und im Gegenteil von "Wing Commander") bemüht, durch laufende Referenzen auf bekannte Figuren, Orte, Ereignisse usw. einen Bezug herzustellen, aber jene Aspekte, die er in seinen Romane eingeführt hat – die Pilger, ihre übernatürlichen Kräfte, und hier nun schließlich auch die metaphysische Pilger-Flotte – sind mir im Vergleich zum eigentlich immer sehr bodenständigen "Wing Commander"-Universum einfach viel zu schräg und abgehoben. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass so etwas generell weniger meins ist, und mir "Pilgrim Truth" wohl selbst wenn nicht "Wing Commander" drauf stehen würde um nichts besser gefallen würde. Für einen Science Fiction-Roman war mir das alles einfach viel zu phantastisch, und spätestens mit der bereits angesprochenen Pilger-Flotte, die unzerstörbar ist und wie aus einer anderen Dimension zu kommen scheint (und mit der er ein praktisches Deus Ex Machina-Ende für seine Erzählung bereit hält) schoss er endgültig weit übers Ziel hinaus. Das konnte ich teilweise einfach nicht mehr ernst nehmen.
Ich bin mir auch nach wie vor nicht sicher, ob ich die angegebenen telekinetischen Kräfte bei Christopher Blair sehen will. Oder, streicht das, ich bin mir sicher: Ich will es nicht. Dass man ihm im Film ein gewisses Gespür für Weltraumphänomene gegeben hat, von mir aus. Aber dass er seinen Geist projizieren und so andere schlagen etc. kann, das geht mir einfach entschieden zu weit. Es führte auch zu einem für mich eher unfreiwilligem Kampf mit einem anderen Pilger, den die beiden über en Geist austragen. Ich konnte mit diesem ganzen metaphysischen Quatsch hier halt einfach nichts anfangen. Zuletzt seien auch noch ein paar Fehler der von mir gelesenen ePub-Version erwähnt. Zwar ist hier niemandem ein Vorwurf zu machen, angesichts der Tatsache, dass es sich um eine Gratis-Veröffentlichung handelt, aber zumindest bei mir haben sich zwischendurch an einer Stelle auf einmal mehrere Seiten wiederholt. Kurz wusste ich nicht, ob das Absicht war und/oder als Stilmittel gemeint war, so quasi ein Deja Vu, aber dann erkannte ich, dass es doch nur ein Fehler des eBooks ist. Gelegentlich kam es auch vor, dass die Illustrationen nicht auf der ersten Kapitelseite standen, sondern davor, auf einer eigenen Leerseite. Und auch der eine oder andere Tippfehler hat sich eingeschlichen (vor allem, was "they're" und "their" betrifft). Dies sei jedoch nur der Vollständigkeit halber erwähnt, denn bei einem Gratis-Release darf man über solche Dinge nun wirklich nicht meckern.
Gut gefallen haben mir in erster Linie die düsteren Momente, wenn es um das Ultimatum geht, an dem Tolwyn unbedingt festhalten will. Damit schien mir Teleps Tolwyn auch dem späteren Fall der Figur unter Roberts näher zu sein, als dem Forstchenschen Tolwyn, der eher als tragischer Held angelegt wurde. Sehr nett war auch wieder die Aufmachung des eBooks, dass sich am Vorgänger "Pilgrim Stars" orientierte, mit klaren Orts- und Zeitangaben zu Beginn eines jeden Kapitels. Neu hinzugekommen sind zudem schöne Illustrationen, die zu Beginn eines jeden Kapitels auf eben dieses einstimmen. Die oben genannten Makel außer acht gelassen, hat man sich bei der Präsentation zweifellos viel Mühe gegeben. Gut gefallen hat mir auch das Ende, rund um Blair und Angel, sowie der allerletzte Satz. Der für Wing Commander-Fans wohl interessanteste Moment ist aber wohl eine Vision von Blairs Mutter, die möglicherweise endlich die Frage beantwortet, was genau mit Blair in "Prophecy" passiert ist (wer das Spiel gespielt hat weiß, was ich meine). Da hatte ich kurz Gänsehaut. Wenn sich Teleps Trilogie besser in die bekannte "Wing Commander"-Historie eingefügt hätte, wäre dieser nur halt noch einmal ungleich stärker ausgefallen.
Fazit:
Wie heißt es so schön: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Mir persönlich mag die hier erzählte Geschichte weniger liegen, dennoch bin ich froh und sehe es überaus positiv, dass "Pilgrim Truth" mit der Hilfe von WCnews.com doch noch erschienen ist. Hier ist allen Beteiligten ein ganz großes Lob auszusprechen. Ich könnte mich darüber nur halt entschieden mehr freuen, wenn ich mit Teleps Erzählung mehr anfangen könnte. Wohlgemerkt: Diese Kritik richtet sich ausschließlich an der hier erzählten Geschichte, denn daran, wie sie von Telep erzählt wird, gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Er versteht es, einige Stellen sehr packend zu beschreiben, und bietet auch einen netten Einblick in die Figuren. Aber mit der Story selbst – gerade auch den ganzen metaphysischen Aspekten, angefangen über die Verbindung zwischen den Pilgern über ihre telekinetischen Fähigkeiten bis hin zur übermächtigen Flotte, die am Ende in den Raum der Konföderation einfällt – konnte ich halt leider wenig bis gar nichts anfangen. Von der Tatsache, dass sie sich nicht wirklich ins bekannte "Wing Commander"-Universum einfügen will, ganz abgesehen. Dank einiger gelungener und/oder spannender Momente, dem gelungenen Finale, sowie insbesondere dem kurzen Easter Egg rund um Blairs weiteres Schicksal kann "Pilgrim Truth" aber wenigstens den Vorgänger knapp hinter sich lassen und mit Peter Teleps Filmroman gleichziehen.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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