Mit: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Saoirse Ronan, F. Murray Abraham, Adrien Brody, Mathieu Almaric, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Tilda Swinton, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Owen Wilson, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tom Wilkinson u.a.
Kurzinhalt:
Die Republik Zubrowka im Jahr 1932: Zero Moustafa heuert als Lobby Boy im prestigeträchtigen Grand Budapest Hotel an. Schon bald nach seiner Ankunft beginnt eine enge Freundschaft mit dem Concierge des Hotels, Gustave H., der für seine Verschwiegenheit berühmt und geschätzt ist. Im Verlauf der folgenden Wochen und Monate wird Zero schon bald sein engster Vertrauter. Doch eines Tages gerät das Leben der Belegschaft des Grand Budapest Hotels gehörig durcheinander. Eine der treuesten Stammgäste, die wohlbetuchte Madame D., wird auf ihrem Anwesen ermordet. Als Gustave und Zero der Testamentsverlesung beiwohnen, beschließt Gustave anschließend, das berühmte und von ihm geschätzte Gemälde "Junge mit Apfel" zu stehlen. Nur kurz darauf stattet die Polizei dem Grand Budapest Hotel einen Besuch ab – jedoch nicht etwa, um wegen des Diebstahls des Gemäldes zu ermitteln; vielmehr wird Gustave als Hauptverdächtiger im Mordfall verhaftet. Zero ist jedoch von seiner Unschuld überzeugt. Zusammen mit seiner Freundin Agatha macht er sich daran, seinem Mentor zu helfen – und stürzt sich in das größte Abenteuer seines Lebens…
Review:
Mit Wes Anderson und mir ist das so eine Sache. Oftmals sind mir seine Filme nämlich doch etwas zu schräg und speziell, finde ich keinen Zugang zur Handlung und/oder den Figuren, und verbringe die Zeit vor der Kinoleinwand oder dem Fernsehschirm dann doch eher gelangweilt, als gut unterhalten. Versteht mich nicht falsch: Es freut mich, dass es noch solche Filmemacher gibt, die ihrem ganz eigenen Stil frönen – aber das heißt eben nicht, dass mich persönlich dieser unbedingt immer ansprechen muss. Gerade auch mit seinen beiden gefeierten Werken "Die Royal Tenenbaums" und "Die Tiefseetaucher" hatte ich so meine Probleme. "The Darjeeling Limited" muss ich noch nachholen, da kenne ich nur den dazugehörigen Kurzfilm mit Natalie Portman. Mit "Der fantastische Mr. Fox" begann sich das Blatt dann aber langsam zu wenden; den fand ich nämlich überaus charmant. "Moonrise Kingdom" konnte mir ebenfalls recht gut gefallen. Und auch "Grand Budapest Hotel" reiht sich in die Riege jeder seiner Filme ein, die ich ganz unterhaltsam fand – ähnlich begeistert wie so manch andere/r war ich von ihm aber eben leider nicht.
Eines der hervorstechendsten – positiven – Merkmale des Films ist dabei zweifellos seine hochkarätige Besetzung. Mit Ausnahme von … in einer der Hauptrollen als Zero, der zumindest mir im Vorfeld völlig unbekannt war, gibt sich die Filmprominenz im Grand Budapest Hotel die Klinke in die Hand. Viele von ihnen – wie Bill Murray, Owen Wilson, Edward Norton oder auch Tilda Swinton – haben dabei in der Vergangenheit bereits ein- oder mehrmals mit Wes Anderson zusammengearbeitet, und sind somit Wiederholungstäter. Aber auch abseits der "üblichen Verdächtigen" finden sich zahlreiche bekannte Gesichter aus der Filmbranche, wie z.B. Saoirse Ronan, Jeff Goldblum, Jude Law, Willem Dafoe, Adrien Brody – und natürlich auch Ralph Fiennes in der Hauptrolle. Für mich als Österreicher war zudem der Auftritt von Karl Markovics als Knastbruder bemerkenswert. Jedenfalls dürfte es einem schwer fallen, in jüngerer Zeit einen Film mit größerer Starpräsenz zu finden. Allen ist dabei gemein, dass sie nicht einfach nur ihr Gesicht in die Kamera halten, sondern mit viel Spielfreude bei der Sache ist – wobei für mich vor allem die Leistung von Ralph Fiennes positiv hervorgestochen ist. Generell vermittelt "Grand Budapest Hotel" den Eindruck, als hätte die versammelte Starriege bei den Dreharbeiten viel Spaß gehabt – etwas, dass sich auch auf den Zuschauer überträgt. Der Film ist zweifellos sehr unterhaltsam, und wusste mit einigen lustigen Szenen zu amüsieren. Und doch ist der Film keine reine, hohle, ungetrübte Komödie – immerhin findet die Haupthandlung vor dem Hintergrund des Nazi-Regimes statt; ein Umstand, dem in der einen oder anderen ernsten bis tragischen Szene Rechnung getragen wird.
Was mich an "Grand Budapest Hotel" aber am meisten beeindruckt hat, ist die visuelle Gestaltung des Films. Ganz ohne großes Spektakel und Spezialeffekte, die Millionen von Dollar verschlingen, ist es Wes Anderson gelungen, einen der optisch imposantesten Filme des letzten Kinojahres zu schaffen. Angefangen bei den extrem knallig-bunten Farben über das gesamte Produktionsdesign (Sets, Requisiten, Szenenbild, Kostüme, Frisuren, Maske usw.) und das immer wieder wechselnde Bildformat bis hin zu den wunderbar minimalistischen Effekten, mit denen die "Außenaufnahmen" des Hotels umgesetzt wurden, ist "Grand Budapest Hotel" ein visuell ungemein bestechender Film. Der letztere angesprochene Punkt – die visuellen Effekte – haben es mir dabei ganz besonders angetan. Ich fand das "Papp-Hotel" oder auch Szenen wie die Gondelfahrt usw. ungemein originell und charmant umgesetzt. Jedenfalls ist "Grand Budapest Hotel" eine absolute Augenweide, und die visuelle Gestaltung des Films absolut brillant.
Weniger zugesagt hat mir hingegen die in meinen Augen unnötig verschachtelte Erzählweise einer Geschichte innerhalb einer Geschichte innerhalb einer Geschichte innerhalb einer Geschichte. Vor allem auch der Sinn der beiden äußersten Erzählebenen erschloss sich mir nicht. Aus meiner Sicht hätte man diese weglassen können, ohne auch nur irgendetwas Wesentliches zu verlieren. Ein weiteres Problem, dass sich für mich wie ein roter Faden durch Wes Andersons Films zieht, sind die teils extrem überhöhten, karikatur- sowie vor allem auch recht schablonenhaften und eindimensionalen Charaktere. Letzteres bezieht sich in erster Linie auf die Bösewichte des Geschehens, die man klischeehafter und schnurrbartzwirbelnder gar nicht mehr hätte umsetzen können. Natürlich ist dies eine bewusste Entscheidung und absolut so gewollt – aber meinen Geschmack trifft er damit halt ein aufs andere Mal leider nicht; ziehe ich meine Figuren für gewöhnlich doch etwas realitätsnaher, vielschichtiger und nahbarer vor. Mein letzter Kritikpunkt bezieht sich dann auf den Ton des Films, der für mich leider ebenfalls nicht durchgängig und vollständig funktioniert hat. So ist das Geschehen teilweise derart überhöht umgesetzt, dass zumindest ich es überwiegend nicht ernst nehmen konnte. Dies sorgte einerseits dafür, dass der gesamte Film sehr unterhaltsam und teilweise höchst amüsant war – bedeutet aber andererseits leider auch, dass die dramatischeren Momente bei mir ihre gewünschte Wirkung überwiegend verfehlten. In all den satten Farben, abgefahrenen Figuren, kreativen Effekten, amüsanten Momenten und visuell beeindruckenden Szenen fehlte es mir letztendlich an Herz. Was "Grand Budapest Hotel" zu einem doch etwas hohlem Vergnügen gemacht hat.
Fazit:
Eingeschworene Fans von Wes Anderson werden "Grand Budapest Hotel" vermutlich lieben – und ich freue mich für jeden, der den Film uneingeschränkt genießen kann. Ich selbst sehe die Sache hingegen ein bisschen kritischer. Wie viele seine Filme – bzw. so manches an seinen Filmen – war mir auch "Grand Budapest Hotel" teilweise etwas zu schrill, schräg und abgefahren, als dass ich 100%ig in die Handlung eintauchen und mich voll und ganz auf ihn hätte einlassen können. Vor allem die teils sehr schablonen- bis karikaturhaften Charaktere stachen für mich etwas unangenehm heraus. Und auch der Sinn der verschachtelten Erzählweise bzw. den äußeren beiden Erzählebenen erschloss sich mir nicht. Was den Film jedoch unter anderem auszeichnet, ist die bis in die kleinste Rolle hochkarätige Besetzung bzw. generell die beeindruckende Starriege, die Wes Anderson hierfür versammeln konnte. Zudem fand ich "Grand Budapest Hotel" visuell ungemein beeindruckend und brillant – ganz ohne große Spezialeffekte und/oder einem Budget im dreistelligen Millionenbereich schuf Wes Anderson hier einen der optisch imposantesten Filme des letzten Jahres. Die teils witzigen und/oder sympathischen Figuren sowie zahlreiche amüsante Momente machten den Film zudem sehr unterhaltsam. Zu einem Wes Anderson-Jünger hat mich "Grand Budapest Hotel" allerdings trotzdem noch nicht ganz bekehrt.