Kurzinhalt:
Nur kurz nachdem es dank der Tiger Claw gelungen ist, den Angriff der Kilrathi auf die Erde abzuwehren, greift eine Gruppe abtrünniger Pilger unter der Führung der unerbittlichen Amity Aristee mit einem eroberten Schlachtkreuzer eine Kolonie der Konföderation an. Dies lässt das Misstrauen gegenüber jenen mit Pilger-Abstammung – wie Lt. Christopher Blair, aber auch Commodore Taggart – verständlicherweise wieder ansteigen. Amity hat dabei eine ganz gefährliche Waffe in ihrem Besitz: Ein Gerät, mit dem sich ein künstlicher Sprungpunkt erschaffen lässt. Grundsätzlich ja eigentlich für interstellare Reisen gedacht, lassen sich damit Singularitäten erschaffen, in denen sich dann gegnerische Flotten oder gar ganze Planeten fangen und vernichten lassen. Ihr nächstes Ziel: Die Erde. Während ihr Admiral Tolwyn ein Ultimatum stellt, um sich zu ergeben – sonst möchte er alle Pilger-Siedlungen und -Planeten angreifen lassen – und die Tiger Claw sich an der Blockade eines Planeten beteiligt, fliegen Commodore James "Paladin" Taggart und Lieutenant Christopher "Pilgrim" Blair los, um mit Amity zu verhandeln. Doch so wie Maniac, der zuvor bei einem Gefecht gefangen genommen wurde, findet sich auch Blair nur kurz nach seiner Ankunft in einer Zelle wieder – und es erscheint zunehmend fraglich, wo Paladins Loyalitäten wirklich liegen…
Inhalt:
"Pilgrim Stars" knüpft an die Romanfassung des glücklosen "Wing Commander"-Films an – die bei mir ja eher durchwachsen angekommen ist. Während ich den Film nach wie vor ganz unterhaltsam finde, stießen mir beim Roman die Änderungen im Vergleich zur Vorlage noch deutlicher ins Auge. Zudem ist es halt nie so interessant, Action zu lesen, als sie zu sehen. Eine der größten Änderungen der Romanversion im Vergleich zu Film war dabei – neben der enthaltenen Verräter-Storyline – das Ende. Denn während "Wing Commander" (der Film) mit einer positiven Note endet (und Blair und Angel sich küssen – was im Roman nicht passiert), wird am Ende des Romans eine Kolonie der Föderation von Pilgern angegriffen… und damit auch dieser literarischen Fortsetzung "Pilgrim Stars" der Weg geebnet. Wie schon beim Filmroman zeichnete sich auch für diesen wieder Peter Telep verantwortlich, und was ich an "Pilgrim Stars" unter anderen sehr seltsam finde, ist wie schizophren er teilweise auf mich wirkt. Dass Telep ein "Wing Commander"-Neuling war, war bei seinem ersten Roman nur allzu offensichtlich. Hier scheint er sich auf der einen Seite dazu bemühen, das filmische Universum näher an das aus den Spielen bekannte heranzurücken – was jedoch aufgrund der Konzentration auf die neuerfundene Pilger-Story von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.
Die Tatsache, dass er sich bemüht, alteingesessene Fans anzusprechen und sich stärker an den bisherigen Romanen zu orientieren, ist dabei bereits auf den ersten Seiten offensichtlich. Die Kapitelanfänge sind mit einem Abdruck des Konföderations-Sterns mit Schriftzug "Wing Commander" versehen, man führt das Datum im aus den Spielen und den bisherigen Romanen der Reihe bekannten Format JJJJ.TTT (also z.B. 2015.045) aus, es gibt einige Referenzen auf die aus den Spielen bekannten Sektoren und Systemen, und vor allem auch die Kultur der Kilrathi – ihre Namensgebung, ihre Rituale, usw. – hat Peter Telep mittlerweile erlernt, und lässt sie nun in seine Fortsetzung einfließen. All dies ist zweifellos löblich, und verleiht "Pilgrim Stars" mehr den Eindruck, im selben Universum stattzufinden wie die bisherigen Bücher bzw. Spiele, als ihm dies beim Roman zum Film gelungen ist. Auf der anderen Seite konzentriert er sich aber eben wie gesagt auf die – erst für den Film erfundene – Pilger-Story, was nun mal so überhaupt nicht zur bisherigen Reihe passt, und wie ein Fremdkörper in der bislang bekannten Geschichte wirkt. Noch viel schwerer als der Fokus auf die Pilger-Geschichte selbst ist jedoch die Art und Weise, wie er sie umsetzt.
Bereits bei seinem Roman zum Film zählten die metaphysischen Passagen, wenn Blair springt und mit seiner "Mutter" spricht, zu den absoluten Tiefpunkten für mich. Eben diese metaphysische Ebene rückt in "Pilgrim Stars" nun ins Zentrum. Nicht nur gibt es hier noch mehrere solcher Begegnungen, Blair lernt auf dem Pilger-Schiff sein weibliches Pilger-Gegenstück kennen, mit der er auf besondere Art und Weise verbunden ist. Zudem erfahren wir hier, dass einige Pilger – so auch Blair – telekinetisch veranlagt sind, und sogar die Fähigkeit besitzen, über große Entfernung hinweg andere zu töten. Sorry, aber mir persönlich war das viel zu abgehoben; das hatte für mich einfach nichts mehr mit "Wing Commander" zu tun – oder ist zumindest von jenem "Wing Commander", dass ich kenne und mit dem ich aufgewachsen bin, weit entfernt. Was eben leider auch dazu führte, dass ich "Pilgrim Stars" – zumindest nach dem gelungenen, "Wing Commander"-Atmosphäre versprühenden Einstieg – kaum mehr genießen konnte. Und selbst davon abgesehen konnte ich mit der Geschichte hier leider weniger anfangen. Wirkliche Spannung kam neuerlich selten bis gar nicht auf, es gab den einen oder anderen Moment wo sich die Figuren für mich nicht nachvollziehbar verhielten, und auch mit dem ganzen metaphysischen Quatsch konnte ich hier – von seiner befremdlichen Wirkung auf alteingesessene "Wing Commander"-Fans abgesehen – wenig bis gar nichts anfangen.
Schade auch, dass praktisch alle Figuren bis auf Blair, Maniac und ev. noch Angel, sehr stiefmütterlich behandelt werden, und man uns kaum Einblicke in ihr Inneres gewährt. Vor allem auch die Neuzugänge an Bord der Tiger Claw verkommen zu charakterlosem Kanonenfutter. Und gerade auch bei Amity und Taggart wäre es wichtig gewesen, in die Tiefe zu gehen und uns die Beweggründe für ihr Handeln näher zu bringen. Insgesamt hat mir "Pilgrim Stars" jedenfalls – obwohl mir die Handlung im Vergleich zum Filmroman nicht bekannt war – doch noch eine Spur schlechter gefallen als "Wing Commander". Zugutehalten muss ich ihm aber immerhin, dass ich die Weltraumkämpfe diesmal besser und packender beschrieben fand. Die Story war nicht mehr ganz so oberflächlich. Es gab den einen oder anderen netten Einfall. Maniac war neuerlich phantastisch getroffen. Und vor allem die hier nun der in den anderen "Wing Commander"-Romanen etablierten Kultur folgenden Beschreibung der Kilrathi riss für mich viel heraus. Die Momente auf ihren Schiffen zählten für mich ganz klar zu den Höhepunkten des Romans. Über die – meines Erachtens – mäßige Pilger-Story konnten allerdings nur marginal hinwegtrösten.
Fazit:
Als großer "Wing Commander"-Fan der (fast) ersten Stunde tat ich mir sowohl beim Film als auch beim Filmroman mit den an der Mythologie vorgenommenen Änderungen schwer – was insbesondere die ganze Pilger-Sache betrifft. War sie im Film wenigstens nur ein Weg, um dem Ganzen etwas Tiefgang zu verleihen und Blair zu einer interessanteren, konfliktbeladeneren Figur zu machen, greifen die Pilger hier nun an, und rücken in den Mittelpunkt des Geschehens. Ganz besonders gestört habe ich mich dabei an den metaphysischen Einlagen, bzw. auch ihren übernatürlichen Kräften, die für mich einfach überhaupt nicht zu "Wing Commander" passen wollen. Ich wünschte wirklich, das hätte man sich gespart. Zumal Peter Telep scheinbar diesmal ja seine Hausaufgaben gemacht hat und sich bemüht, "Pilgrim Stars" näher an die bisher erschienen Romanen und das bekannte "Wing Commander"-Universum heranzuführen, was sich neben einzelnen gelungenen Anspielungen und Details vor allem auch in der Darstellung der Kilrathi zeigt. All dies ist aber halt leider letztendlich vergebene Liebesmüh, wenn sich die Geschichte selbst nicht stimmig in das bekannte "Wing Commander"-Universum einfügen will…
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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