Mit: Andy Hockley, Debra Gillett, Christopher Lee, George Harris, Graham Crowden, Melissa Sinden, Neil Morrissey, Bernard Wrigley u.a.
Kurzinhalt:
Der Tod wird – wieder einmal – vermisst. Nachdem er dabei zugesehen hat, wie seine Ziehtochter Ysabell und ihr Mann Mort mit einem Pferdekarren in eine Schlucht gestürzt sind, verfällt er in eine tiefe Depression, und hängt die Sense neuerlich an den Nagel. An seiner Stelle soll nun seine Enkeltochter Susan Sto Helit die ihm zugedachte Aufgabe übernehmen. Diese ist über ihre Berufung jedoch alles andere als begeistert. Währenddessen hat sich Imp y Celyn nach Ankh-Morpork aufgemacht, um sein Glück als Musiker zu versuchen. Im Warteraum der Musikgilde trifft er auf den Troll Lias Bluestone sowie den Zwerg Glod Glodsson. Sie beschließen, zusammen eine Band zu gründen, und – ohne Lizenz – Musik zu spielen. Damit rufen sie den Zorn der Musikgilde auf den Plan. Zudem wird ihr erster Auftritt in der Reparierten Trommel nicht gerade bejubelt. Geht es nach dem Schicksal, so hätte Imp dabei eigentlich sterben sollen. Susan war zwar kurz davor, dies zu verhindern, doch ehe sie eingreifen konnte, kam ihr eine andere, unbekannte Macht zuvor, und rettet ihm das Leben. Daraufhin erhält der Rock'n'Roll Einzug in die Scheibenwelt – mit ungeahnten Folgen…
Review:
Die "Soul Music"-Zeichentrickadaption ist noch vor "Wyrd Sisters" entstanden – die ich allerdings, da ich mir die Romane chronologisch vorknöpfe, zuerst gesehen habe. Für beide war das gleiche kreative Team verantwortlich, und angesichts der Tatsache, dass mir auch beide Vorlagen gleich gut gefallen konnten, erwartete ich eigentlich, dass meine Meinung zur "Soul Music"-Zeichentrick-Miniserie ähnlich kritisch ausfallen würde wie damals zu "Wyrd Sisters". Und zumindest die erste Episode schien meine entsprechende Skepsis noch voll und ganz zu bestätigen, denn der Einstieg war noch ziemlich dröge. Zwar leidet "Soul Music" insgesamt wieder an einer etwas zu ausgedehnten Adaptierung, die zu viel Wert auf Werkstreue und zu wenig Wert auf Dramaturgie legt; insgesamt denke ich, hätte sich wenn man die Schere angesetzt hätte durchaus eine Episode einsparen und sich Spannung, Tempo und Dramatik so deutlich erhöhen lassen. Wirklich negativ viel mir das langsame Erzähltempo jedoch bei "Soul Music" nur bei der ersten Episode auf, die einfach doch etwas zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Danach verstand es diese Zeichentrick-Adaption jedoch eigentlich recht gut, mich zu unterhalten.
Ein Grund dafür dürfte wohl sein, dass die Vorlage – wenn mir auch beide Bücher wie gesagt im Prinzip gleich gut gefallen – einen filmmäßigeren Eindruck macht, und sich so wohl leichter auf den TV-Schirm übertragen ließ. Vor allem auch der Showdown, den ich im Roman doch etwas konfus fand, profitierte davon, dass das Geschehen nicht einfach nur beschrieben, sondern eben gezeigt wurde. Generell schien mir die Handlung von dieser Adaption irgendwie voller zu sein als bei "Wyrd Sisters". Wo der Roman unter den vielen Figuren und Schauplätzen ein wenig gelitten hat, da die Handlung auf mich doch einen etwas zerfahrenen Eindruck gemacht hat, schien die TV-Fassung nun davon vielmehr zu profitieren, da es den Zeichentrick"film" (in Wahrheit ja eine Ansammlung von sieben einzelnen Episoden) sehr abwechslungsreich gemacht hat. Auch die Einteilung der einzelnen Episoden ist ihnen insgesamt recht gut gelungen – wobei ich diese ohnehin direkt hintereinander angesehen habe (und wünschte, auf der DVD wäre eine eigene Fassung enthalten, wo die ganzen Intros und Outtros weggeschnitten/ausgelassen werden, um das ganze Abenteuer auch wirklich in einem Aufwasch und ohne Unterbrechung sehen zu können; aber das hat mit der grundsätzlichen Qualität der Adaption natürlich nichts zu tun). Insgesamt fand ich die Inszenierung diesmal jedenfalls recht gut gelungen – und deutlich besser als bei "Wyrd Sisters". Ja, da und dort hätte man kürzen können und gibt es immer wieder Momente, die kaum von narrativem Nutzen sind (etwas, unter dem ein Roman in meinen Augen weniger leidet als ein Film), aber ab der zweiten Episode fühlte ich mich zunehmend gut unterhalten.
Die Sprecher machten ihre Sache ebenfalls wieder überwiegend sehr gut. Wie schon bei "Wyrd Sisters" steht dabei Christopher Lee weit über allen anderen. Seine Stimme ist für die Rolle von TOD einfach perfekt, und ich fand ich auch hier wieder einmal einfach nur wunderbar – zumal seine Rolle hier ja auch deutlich größer war als bei "Wyrd Sisters". Ganz toll fand ich auch noch Debra Gillett als Susan, die sowohl die zarte als auch die energische Seite der Figur perfekt und sehr überzeugend zum Ausdruck bringt. Aber auch der Rest der Besetzung machte seine Sache überwiegend ausgezeichnet. Einzig der Sprecher von C.M.O.T. Dibbler (auf der IMDB ist dieser leider nicht ersichtlich) hat mich nicht 100%ig überzeugt; zumindest ich hatte ihn mir irgendwie ganz anders vorgestellt, was aber auch daran liegen könnte, dass ich die Figur schon aus der deutschen Fassung des ersten "Discworld"-Adventurespiels kannte. Doch nicht nur die Sprecher machen "Soul Music" zu einem akustischen Genuss, sondern – angesichts der Vorlage von ganz besonderer Bedeutung – auch die Musik. Die einzelnen Songs sind sehr gelungen, fangen unterschiedliche Stilrichtungen ein, und funktionieren sowohl als Parodien darauf als auch als gelungene, eigenständige Vertreter davon. Der eine oder andere Ohrwurm war da jedenfalls durchaus dabei.
Möglicherweise ist dies ja auch einer der Hauptgründe dafür, warum mir "Soul Music" besser gefallen konnte. Immerhin steht sowohl in der Vorlage als in der Adaption, wie der Name schon sagt, Musik im Vordergrund. Und das ist halt etwas, dass in einem Film bzw. in einer TV-Serie, wo man diese dann eben auch wirklich hört, besser funktioniert, als auf dem Papier. Insofern fand ich auch, dass "Soul Music" durch die enthaltenen Songs definitiv aufgewertet wurde; das ist einfach etwas, was die TV-Fassung dem Roman voraus hat. Zumal man in den einzelnen Songs quasi einen Querschnitt durch die Rockgeschichte gibt, von den Budy Holly-Anfängen über Elvis bis hin zu Queen und den Rolling Stones. Von diesem Punkt sowie vereinzelten Gags zwischendurch (so bin ich mir ziemlich sicher, in der Vorlage "It's my patty and I fry if I want to" noch nicht gelesen zu haben; neben den Walküren und den singenden Vollstreckern der Musikgilde die einzige Stelle, wo ich laut auflachen musste) abgesehen verlässt man sich zwar für meinen Geschmack wieder etwas zu sehr auf den Humor der Vorlage, aber im Gegensatz zu "Wyrd Sisters" hat mich dies diesmal nicht wirklich gestört. Was die Animation selbst betrifft, gilt grundsätzlich das bei "Wyrd Sisters" gesagte. Sprich: Die Hintergründe sehen toll aus, aber die Figuren lassen sowohl was die Bewegungsabläufe als auch den Detailgrad betrifft ein wenig zu wünschen übrig, was sich insbesondere bei den immer wieder eingestreuten Zooms ins Bild hinein bemerkbar macht. Möglicherweise auch, da ich erst nach "Wyrd Sisters" das erste Discworld-Adventures gespielt hatte, fühlte ich mich bei "Soul Music" auch immer wieder an ein klassisches, altes Adventurespiel erinnert, insofern, als die Figuren bzw. bewegten Teile des Bilds von den (wunderschön gemalten) Hintergründen etwas deutlich hervorstechen, und nicht so recht ein harmonisches Gesamtbild ergeben wollen. Dennoch hat mir der klassische 2D-Stil wieder durchaus gut gefallen; einzig die grauenhaft-billig animierte 3D-Sequenz zu Beginn, mit Great A'Tuin, fand ich wieder augenkrebserregend (die grauenhafte, nicht zum Inhalt passende Titelmusik machte die Sequenzen zudem um nichts erträglicher). Davon abgesehen konnte sich "Soul Music" in meinen Augen aber durchaus sehen lassen (solang man nicht grade klassische Disney-Ansprüche stellt).
Fazit:
Während mich die – vom gleichen Team umgesetzte – Zeichentrickverfilmung von "Wyrd Sisters" doch eher enttäuscht hat, sehe ich "Soul Music" in etwa auf dem (guten) Niveau der Vorlage. Vielleicht liegt es daran, dass der Roman inhaltlich etwas mehr hergab. Ein großer Grund dürfte auch sein, dass die Musik im Zentrum der Geschichte steht, und diese in der Verfilmung natürlich besser zur Geltung kommt, als auf dem Papier – nicht zuletzt, da die Songs phantastisch sind, und verschiedenste Stilrichtungen des Rock'n'Roll abdecken. Jedenfalls wurde "Soul Music" durch den Soundtrack ungemein aufgewertet. Auch die Sprecher fand ich erneut phantastisch, wobei mir neben dem überragenden Christopher Lee vor allem noch Debra Gillett als Susan Sto Helit positiv aufgefallen ist. Von den Animationen darf man sich angesichts des niedrigen Budgets nicht zu viel erwarten; die Hintergründe sind zwar wunderbar gezeichnet, wollen mit den deutlich kruderen (und mit wenigen Bewegungsabläufen ausgestatteten und sich daher teils sehr ruckelnd bewegenden) Figuren im Vordergrund jedoch selten ein stimmiges, überzeugendes Gesamtbild ergeben; aber je mehr 3D-Animationen überhand nehmen, desto mehr freue ich mich über einen klassischen Zeichentrickfilm, weshalb ich mich nicht zu sehr darüber beschweren will. Insofern stach für mich nur die extrem billig animierte CGI-Einstiegssequenz optisch wieder unangenehm hervor (und auch die begleitende Titelmusik fand ich wieder grauenhaft und nicht wirklich zur Scheibenwelt passend). Zudem wäre wie schon bei "Wyrd Sisters" dramaturgisch wieder Luft nach oben gewesen- wobei sich vor allem die erste Episode doch ziemlich zieht. Dennoch – im Vergleich zur anderen Zeichentrick-Adaption dieses Teams schätze ich "Soul Music" als der Vorlage durchaus ebenbürtig ein.