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Ein Ratgeber von, für und über Geeks Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 17 Dezember 2014
 
Titel: "Geek Pray Love"
Bewertung:
Autoren: Andrea Bottlinger & Christian Humberg
Übersetzung: -
Umfang: 320 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 26. Mai 2014
ISBN: 978-3-86425-428-4
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D)
 

Review: Das Erstlingswerk des Autorenduos Andrea Bottlinger und Christian Humberg, "Sorge dich nicht, beame" war 2003 eine gelungene und höchst unterhaltsame Mischung aus einer Parodie auf Lebensratgeber sowie einer Huldigung auf das Fandasein, und gehört in meinen Augen in den gut sortierten Bücherschrank (oder von mir aus auch die digitale Bibliothek) eines jeden Geeks. Bei "Geek Pray Love" fällt mir eine uneingeschränkte Empfehlung schon insofern schwerer, als ich mir selbst nicht schlüssig bin, an wen sich das Büchlein denn eigentlich in erster Linie richtet. An die klassischen Geeks (so es so etwas denn überhaupt gibt), die sich von den beiden Autoren - völlig zu recht - ein bisschen feiern lassen können? Die "Kellernerds", die ihrer Begeisterung bisher nur im Geheimen frönen, und die man durch dieses Buch an die Oberfläche zu locken hofft? Oder die Allgemeinheit, der man versucht, das Geektum zu erklären, frei nach dem Motto: "Der Geek, das unbekannte Wesen"? Die Wahrheit scheint im Falle von "Geek Pray Love" irgendwo in der Mitte zu liegen - was auch bedeutet, dass wohl so ziemlich jeder etwas für sich finden sollte, aber eben auch nicht jeden alles gleich stark interessieren wird.

Was mir persönlich jedenfalls sehr gut gefallen konnte, ist neuerlich der Ratgeber-Teil. Dieser ist ähnlich unterhaltsam wie bei "Sorge dich nicht, beame" geschrieben, im Gegensatz zu diesem bietet "Geek Pray Love" dabei aber durchaus auch die eine oder andere neue Erkenntnis und/oder Information, und beleuchtet so ziemlich alle Seiten des Geektums, die man sich denken kann. Angefangen von Stammtischen über Cosplay bis hin zu Fanfiction. Mein Favorit war allerdings ganz klar das Kapitel über Conventions, das nicht nur meinen (Erst-)Eindruck solcher Veranstaltungen (nach meinem Besuch der Phoenix ComiCon im letzten Jahr) perfekt widerspiegelt, sondern zudem mit einem sinnvollen Con-Ratgeber sowie einigen wertvollen Tipps für den (ersten oder nächsten) Con-Besuch aufwartet (den ich so nur unterschreiben kann). Neben der amüsanten Schreibweise tragen auch die großartigen Illustrationen von Martin Frei wieder viel zur Auflockerung bei. Zumindest mir ging es so, dass ich vor jedem Umblättern mindestens so gespannt darauf war, welche neue Skizze mich wohl erwarten würde, als mich der weitere Inhalt selbst interessiert hat. Natürlich stimme ich mit beiden Autoren nicht überall überein - vor allem auch beim Kapitel über Serien-Enden hätte ich teilweise gern widersprochen (und finde z.B. auch, dass dort "Voyager" als eine der Enttäuschungen eigentlich gesetzt hätte sein müssen) - aber genau darum, einen solchen Diskurs auszulösen, geht es ja letztendlich; ist es doch letztendlich genau das, was jedwedes Geektum auszeichnet.

Leider gibt es auch einen Aspekt, mit dem ich wenig bis gar nichts anfangen konnte, und dass ist die jedes besprochene Thema einleitende Fortsetzungsgeschichte, die von Lukas erzählt, der nach einer lebensverändernden Erfahrung den Geek in sich entdeckt. Ich vermute, dass die Geschichte als Parodie auf ähnliche Selbstfindungs-Erzählungen gedacht ist; mangels Kenntnis ebensolcher fällt es mir eher schwer, dies zu beurteilen. Dementsprechend ist es vielleicht ja kein Kritikpunkt sondern vielmehr unerlässliches Markenzeichen, dass man bei einer solchen Story auch wirklich kein einziges Klischee auslässt. Mir persönlich war die Geschichte allerdings viel zu überzeichnet; zudem roch sie da und dort doch auch nach einem Geek-Wunschtraum. Ich nehme an, die Klischees wurden u.a. auch in der Hoffnung eingebaut, dass den Leser wenn schon nicht an der einen doch zumindest an der anderen Stelle der Einstieg gelingt. Bei mir erreichten sie jedoch letztendlich das Gegenteil, fühlte ich mich eher aus der Geschichte hinaus- als hineingezogen. Natürlich ist auch dieser Teil des Buchs grundsätzlich gut geschrieben - aber was die Story selbst betrifft bin ich von beiden Autoren von ihren eBook-Romanreihen "Beyond" und "Gotham Noir" weitaus besseres (und vor allem auch originelleres) gewohnt. Über einen weiteren Ratgeber der beiden Autoren würde ich mir zwar trotzdem freuen - zugleich aber darauf hoffen, dass sie sich dort dann doch eher wieder rein auf dem Sachbuch-Charakter konzentrieren - oder sich wenigstens eine überzeugendere Geschichte überlegen.

Fazit: "Sorge dich nicht, beame!" habe ich vor rund einem Jahr förmlich verschlungen; bei "Geeks Pray Love" tat ich mir allerdings offengestanden etwas mit den Roman-Teilen schwer, die zumindest mir eine etwas zu abgedroschene Geschichte erzählt hat, bei der die beiden Autoren auch wirklich kein Klischee rund um Geeks ausgelassen haben. Jedenfalls ertappte ich mich dabei, mich durch die betreffenden Passagen zunehmend durchzuquälen. Was jedoch auch hier wieder sehr gelungen ist - ja vielleicht sogar noch besser als bei ihrem Erstling - ist der Ratgeber-Teil, der so ziemlich alle Aspekte rund um das Geektum beleuchtet und sowohl für Geeks als auch Nicht-Geeks ein paar interessante Einblicke und nützliche Tipps auf Lager hat. Mein persönlicher Favorit war dabei das Kapitel über Conventions, aber generell fand ich diesen umfassenden Blick auf alle Facetten des Fanseins sehr interessant. Das Buch ist zudem wieder sehr gut und humorvoll geschrieben, und auch die Illustrationen von Martin Frei werteten "Geek Pray Love" für mich wieder auf. Eine ganz so uneingeschränkte Leseempfehlung wie beim geistigen Vorgänger kann ich zwar hier nicht mehr aussprechen, dennoch ist "Geek Pray Love" ein interessanter Geschenktipp - sowohl für Geeks als auch für alle, denen mit diesem Buch ein Einblick in die Geek-Kultur gegeben werden soll.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Sorge dich nicht, beame!"





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