Kurzinhalt:
Schon lange hat die Sektion 31 ein Auge auf Julian Bashir geworfen – und unter anderem auch Sarina Douglas darauf angesetzt, ihn für die Geheimorganisation zu rekrutieren. In Wahrheit arbeiter Sarina jedoch für den Geheimdienst der Sternenflotte – gemeinsam mit Julian möchte sie die illegale Organisation unterwandern und zersprengen. Als Agent Cole einen weiteren Rekrutierungsversuch unternimmt, scheint die Lage günstig, sich endlich in die Höhle des Löwen zu begeben. Zumindest auf den ersten Blick wirkt ihre erste Mission dabei durchaus legitim: Die Breen sind angeblich kurz davor, ein Wurmloch ins Paralleluniversum zu öffnen, von wo sie den dort im Einsatz befindlichen Jaunt-Antrieb stehlen wollen. Bei diesem öffnet ein Raumschiff ein künstliches Wurmloch, um daraufhin große Distanzen in kürzester Zeit zu überwinden – was dem Typhon Pact einen entscheidenden Vorteil im Kalten Krieg mit der Föderation geben könnte. Doch die Einsatzgruppe der Sektion 31 kommt insofern zu spät, als das Kriegsschiff der Breen bereits durch das Wurmloch geschickt wurde. Julian, Sarina und den anderen Teilnehmern an der Mission bleibt daraufhin keine andere Wahl, als ihnen ins Spiegeluniversum zu folgen…
Review:
Ich bin nicht einfach nur nicht der größte Fan von "Deep Space Nine", sondern finde auch die Sektion 31 jetzt nicht ganz so faszinierend wie wohl viele andere. Ist halt eine dieser typischen Geheimorganisationen die im Schatten operieren; nicht schlecht und ein durchaus interessantes Element, aber es ist jetzt nicht so, dass ich bei der Erwähnung des Namens gleich in Begeisterungsstürme ausbreche. Meine hohe Erwartungshaltung gegenüber "Verleugnet" hatte demnach wenig mit der Sektion 31 zu tun, und lag vielmehr im Autor des Romans begründet: Schon allein für die geniale "Destiny"-Trilogie werde ich David Mack für immer in Ehren halten, und auch wenn die letzten Romane an den dortigen Erfolg in meinen Augen nicht mehr ganz anknüpfen konnten, zähle ich ich nach wie vor zu den besten Autoren, die aktuell für "Star Trek" schreiben. Und gerade auch angesichts der Tatsache, dass er mit "A Time to Kill" schon mal einen ungemein packenden Roman rund um eine verdeckte Operation geschrieben hat und mit "Verleugnet" an seine phantastische Spiegeluniversums-Duologie "The Sorrows of Empire" und "Rise Like Lions" sowie seinen soliden "The Fall"-Roman "Auf verlorenem Posten" anknüpft, war ich auf sein jüngstes Buch schon sehr gespannt. Letztendlich gelang es ihm jedoch nicht ganz, meine hohen Erwartungen zu erfüllen.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: "Verleugnet" ist ein sehr guter, kurzweiliger und unterhaltsamer "Star Trek"-Roman, der vor allem punktuell überzeugt. Wie z.B. im unerwarteten Verlauf von Julian Bashirs Gerichtsverhandlung vor dem Dominion, oder mit so kleinen Details, dass fast jeder länger ausgeheckte Plan im Roman letztendlich schiefgeht, und sich auch mehrmals herausstellt, dass Person B über die hinterhältigen Absichten von Person A schon lange bescheid wusste und dementsprechend darauf vorbereitet war. Zudem schlägt die Handlung die eine oder andere unerwartete Wendung. Und vor allem auch den Blick auf das Spiegeluniversum fand ich – nachdem "Rise Like Lions" mit einem Cliffhanger aufgehört hatte und man danach als Leser bislang in der Luft hängen blieb – sehr interessant. Woran es "Verleugnet" aber in meinen Augen – und zu meiner großen Überraschung – etwas mangelte, ist die Spannung. Von Anfang an schien es ausgeschlossen, dass Julian und/oder Sarina etwas passieren würde, und die anderen Figuren waren einem ohnehin überwiegend egal. Generell hatte ich irgendwie keinen Zweifel daran, dass die Mission gelingen würde – demnach war es nur mehr eine Frage wie. Dass bei dieser da und dort auf Deus Ex Machina-Lösungen zurückgegriffen wurde und man sich u.a. dem von mir verhassten Subraumtransporter aus J.J.s "Star Trek"-Reboot bediente, half auch nicht gerade.
Schön wäre es auch, wenn man sich der "Sektion 31" mal etwas grauschattierter zuzuwenden, als sich ständig in Schwarz/Weiß-Zeichnung zu üben. Ich würde es viel interessanter finden, wenn sie auch wirklich nur hehre Ziele verfolgen würden, und lediglich die Methoden, die sie anwenden, fragwürdig erscheinen. Dadurch würde es beim Leser da und dort vielleicht zu einem emotionalen Zwiespalt kommen. Und Anfangs sieht es ja auch tatsächlich so aus, aber dann finden wir heraus, dass die Sektion 31-Agenten mit dieser Mission noch ein zweites Ziel verfolgen, womit man sie wieder recht stark in die Ecke der Bösen drängt. Gut gefallen konnte mir hingegen David Macks Schreibstil. Wie die meisten seiner Romane liest sich auch "Verleugnet" sehr flüssig, und ist das Buch insgesamt sehr gut geschrieben. Er findet auch wieder ein gutes Verhältnis zwischen Inhalt/Action und der inneren Betrachtung der Figuren. Zusätzlich aufgewertet wird der Roman durch so manche gelungene Anspielung auf den Kanon. Und auch in den Dialogen findet sich das eine oder andere Schmankerl. Jedenfalls hat mich "Verleugnet" insgesamt durchaus gut unterhalten – weshalb ich auch hoffe, dass die Ankündigung einer Rückkehr von Julian und Sarina in "Sektion 31: Control" (was an die Einblendungen am Ende von James Bond-Filmen erinnert) kein leeres Versprechen ist. Was die Spannung betrifft, sehe ich für die Fortsetzung jedoch noch etwas Luft nach oben.
Fazit:
Fans von Sektion 31 dürfen auf meine Wertung gerne noch einen halben Punkt drauflegen; mich persönlich hat diese finstere Geheimorganisation hingegen noch nie ganz so fasziniert wie andere. Dennoch war ich auf "Verleugnet" aufgrund der Fortsetzung der Geschichte rund um Julian Bashir sowie dem Teil im Spiegeluniversum schon sehr gespannt – letztendlich konnte der Roman die von mir gehegten Erwartungen allerdings nicht ganz erfüllen. Dafür war mir das Geschehen irgendwie zu oberflächlich, fehlten die ganz großen Spannungsmomente. Trotz dieses Mankos bietet "Verleugnet" aber – wie man es von David Mack ja überwiegend gewohnt ist – wieder gute, kurzweilige Unterhaltung, die neben dem einen oder anderen originellen Einfall vor allem mit einem überaus flüssigen Schreibstil überzeugt, der das Lesen zu einem Vergnügen macht. Lediglich die Geschichte hätte halt in meinen Augen noch eine Spur besser und/oder packender sein können. Davon abgesehen macht man als "Star Trek"-Fan mit dieser unterhaltsamen Fortsetzung zur "The Fall" und (hierzulande leider noch nicht erschienenen) "Mirror Universe"-Reihe aber sicherlich nichts falsch – sollte eben diese allerdings schon zuvor gelesen haben; sonst wird man sich wohl ein bisschen verloren fühlen.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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