Mit: Danielle Panabaker, Matt O'Leary, George Finn, Amin Joseph, Jason Spisak, David Figlioli, Sharon Maughan, Judith Drake u.a.
Kurzinhalt:
Callie, Finn und Jasper wohnen zusammen in einer WG; zudem arbeiten sie als Hausbesorger für die komplette Siedlung. Als sie vom Sicherheitswächter der Wohnhausanlage darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihr zurückgezogen lebende Nachbar gegenüber seit rund einer Woche nicht mehr aufgetaucht ist, besuchen sie seine Wohnung. Zwar fehlt von ihm jede Spur, dafür finden sie allerdings eine mysteriöse Maschine, die aussieht wie eine riesige Kamera – und die Linse ist auf das Fenster ihres Wohnzimmers gerichtet. Die Wände sind zudem mit Polaroidphotos zugepflastert. Sie überlegen schon, die Polizei einzuschalten, als die Maschine pünktlich um 8 Uhr abends ein weiteres Photo auswirft – das die drei in ihrer Wohnung zeigt. Allerdings halten sie sich dort ja gerade gar nicht auf – vielmehr sind sie in der Wohnung ihres Nachbarn. Schon bald erkennen sie, was das bedeutet: Bei dem seltsamen Apparat handelt es sich um eine Mischung aus Kamera und Zeitmaschine – und die Bilder stammen 24 Stunden aus der Zukunft. Unbegrenzte Möglichkeiten zur persönlichen Bereicherung tun sich auf – doch nicht alle Bilder, die von der Maschine ausgespuckt werden, verheißen den drei Freunden eine rosige Zukunft…
Review:
"Time Lapse" habe ich auf der diesjährigen Viennale gesehen, und ich muss sagen, auch wenn der Film absolut nichts Besonderes ist (und sich für Viennale-Verhältnisse überraschend nah am Mainstream bewegt) empfand ich ihn nach 1-1/2 Wochen voller künstlerisch anspruchsvollerer Filmkost als höchst willkommene Abwechslung. Ich erwähne dies nur, da ich nicht ausschließe, dass er bei mir außerhalb dieses Rahmens in dem ich ihn gesehen habe vielleicht ein Spürchen schlechter abgeschnitten hätte; aber nach der teils schweren Kost mit der ich den überwiegenden Teil der vorherigen 10 Tage stand mir einfach mal der Sinn nach luftig-lockerer und nicht zu komplexer und/oder anspruchsvoller Unterhaltung, und eben diese Lücke füllte er perfekt aus. Seine größte Stärke sehe ich dabei im – meines Wissens – durchaus originellen Konzept. Zeitreisefilme gibt es ja wie Sand am Meer – aber ein Film über eine Kamera, die Photos aus der Zukunft schießt, das ist zumindest meinem Empfinden nach mal etwas Neues. Äußerst positiv auch, dass der Film – im Gegensatz zu vielen anderen SF-Thrillern rund um temporalen Schabernack – die von ihm aufgestellten Regeln auch bis zuletzt einhält.
Der Spannungsaufbau ist zwar etwas vorhersehbar – es ist einfach von vornherein klar, dass die weiteren Bilder zunehmend düstere Zukunftsaussichten für die drei Freunde bereit halten werden – funktioniert aber nichtsdestotrotz ausgesprochen gut. Gerade auch aufgrund des durchgehend hohen Erzähltempos kommt nie Langeweile auf. Seine Spannung bezieht der Film dabei einerseits aus der Neugierde auf das nächste Photo, und andererseits aus der Frage, wie es letztendlich dazu kommt. Sehr interessant fand ich dabei das Wechselspiel zwischen zufälligen Ereignissen die dann letztendlich genau zu dem Photo aus der Zukunft führen, und einer selbsterfüllenden Prophezeiung – haben die drei doch Angst davor, was passieren könnte, wenn sie mutwillig versuchen, die Zukunft zu verändern, weshalb sie die Photos teilweise ganz bewusst nachstellen. Und auch die Frage, ob es denn überhaupt möglich wäre, die Zukunft zu verändern und dem eigenen dort gezeigten Schicksal zu entfliehen, oder ob diese in dem Moment wo das Photo geschossen wird bereits festgeschrieben ist, fand ich interessant. Die Besetzung macht ihre Sache ebenfalls ordentlich, wobei mir persönlich Danielle Panabaker – nicht nur optisch – am besten gefallen konnte; wobei ich möglicherweise insofern befangen bin, als ich sie grundsätzlich immer wieder mal gerne sehe. Aber auch George Finn und Matt O'Leary füllen ihre jeweiligen Rollen sehr überzeugend aus. Die letzte wesentliche Stärke des Films liegt dann in der einen oder anderen überraschenden Wendung, sowie dem hochdramatischen Finale, das zudem mit dem einen oder anderen WTF-Moment aufwarten kann. Zumindest ich fand den Ausgang des Geschehens jedenfalls sehr schön und stimmig.
Was mir weniger gut gefällt, ist das teilweise dämliche Vorgehen der drei. Natürlich ist die Möglichkeit sich mit Hilfe der Maschine finanziell zu bereichern verlockend – aber muss ich mich dafür wirklich derart dämlich anstellen und meine entsprechenden Versuche auf Wetten beim immer gleichen Buchmacher beschränken? Das kann doch auf lange Sicht einfach nicht gut ausgehen. Warum nicht auch mal falsche Wetten absetzen, damit es nicht so auffällt, oder halt auch mal Lotto spielen oder an der Börse "spekulieren"? Jedenfalls stellten sie sich für meinen Geschmack doch etwas zu ungeschickt an. Etwas irritierend fand ich auch die Minimalst-Cameo von John Rhys-Davies; wenn man ihn dann letztendlich eh nicht verwendet, hätte man gleich jeden beliebigen Typen nehmen können. Der größte Kritikpunkt sind aber die teilweise etwas eindimensional gezeichneten, vor allem aber sehr klischeehaften Figuren. So sehr mich die eine oder andere Wendung überrascht hat, aber was die Protagonisten betrifft wusste ich teilweise schon sehr bald, wohin sich diese entwickeln werden – was insbesondere für Finn gilt. Hier hätten Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur noch nachbessern können.
Fazit:
"Time Lapse" ist weder eine Offenbarung noch ein Meisterwerk – und doch würde ich euch raten, ein Auge auf ihn zu haben. Das originelle Konzept wird für einige spannende Momente und überraschende/schockierende Wendungen genutzt. Vor allem auch aus der Frage, was auf dem nächsten Photo zu sehen sein wird, und wie es dazu kommt, bezieht der Film teilweise einiges an Spannung. Sehr interessant fand ich auch, wie er mit Themen wie der sich selbst erfüllenden Prophezeiung sowie der Frage, ob die Zukunft in Stein gemeißelt ist oder verändert werden kann, umgeht. Und das Finale war dann durchaus dramatisch, und bot noch den einen oder anderen netten WTF-Moment. Negativ stechen in erster Linie die doch recht eindimensionalen und klischeehaften Figuren hervor. Hier wäre noch Luft nach oben gewesen. Zudem stellen sich die drei bei ihren Versuchen, sich mit Hilfe der Maschine finanziell zu bereichern, teilweise derart dämlich an, dass man schon fast beginnt, zu denken, dass sie all die schlimmen Dinge die in der Zukunft vielleicht auf sie lauern mögen verdient haben. Zudem ist es halt auch so, dass sie sich ihr weiteres Schicksal letztendlich selbst eingebrockt haben – was zumindest mein Mitgefühl in ihre Richtung doch erheblich reduziert hat. Trotz dieser Mankos: Wer im Bereich der Zeit"reise"-SF-Thriller mal wieder eine neue, originelle Idee sehen und 100 spannende Minuten verbringen will, der sollte gedanklich ein Photo von "Time Lapse" machen und ihn sich vormerken.