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Die Menschheit öffnet das Tor zu den Sternen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 20 Dezember 2014
 
Advents-SPECiAL

 
Stargate
Originaltitel: Stargate
Produktionsland/jahr: USA 1994
Bewertung:
Studio/Verleih: Centropolis Film Productions/Kinowelt
Regie: Roland Emmerich
Produzenten: U.a. Dean Devlin, Oliver Eberle & Joel B. Michaels
Drehbuch: Roland Emmerich & Dean Devlin
Filmmusik: David Arnold
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Schnitt: Derek Brechin & Michael J. Duthie
Genre: Science Fiction/Abenteuer
Kinostart Deutschland: 09. März 1995
Kinostart USA: 28. Oktober 1994
Laufzeit: 121 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen:Blu-Ray, DVD
Mit: Kurt Russell, James Spader, Jaye Davidson, Viveca Lindfors, Alexis Cruz, Mili Avital, Leon Rippy, John Diehl, Carlos Lauchu, Djimon Hounsou, Erick Avari u.a.


Kurzinhalt: Bei einer Ausgrabung in Ägypten wird im Jahr 1928 ein mysteriöses rundes Artefakt gefunden. Rund 75 Jahre später rekrutiert Catherine Langford, die damals als kleines Kind bei der Ausgrabung dabei war, den von der wissenschaftlichen Fachwelt für seine Hypothese zur Herkunft der Pyramiden geächteten Daniel Jackson für ein streng geheimes Projekt des US-Militärs. Er soll für sie ägyptische Hieroglyphen und Texte übersetzen. Nachdem das Projekt lange Zeit still stand, gelingt mit Jacksons Hilfe der entscheidende Durchbruch. Schließlich wird er auch in das Geheimnis eingeweiht, woran er denn eigentlich arbeitet: Denn das 1928 gefundene kreisförmige Artefakt offenbart sich als Tor zu den Sternen. Mit Hilfe der Symbole ist es möglich, eine Adresse anzuwählen, woraufhin eine Art Wurmloch zu einem zweiten Tor auf einem weit entfernten Planeten entsteht. Da man um die Erde anwählen zu können die dortigen Symbole wieder entschlüsseln muss, soll Daniel Jackson die Einsatztruppe, angeführt von Colonel Jack O'Neil, begleiten. Für Daniel ist es das Abenteuer seines Lebens, und die Chance, endlich Beweise für seine Hypothesen zu finden – was er sich natürlich nicht entgehen lassen will. Nachdem sie das Tor durchschritten haben zeigt sich jedoch, dass seine Behauptung es würde ihm problemlos gelingen "nach Hause zu telefonieren" etwas optimistisch und voreilig war. Bis es ihnen gelingt, die richtigen Symbole zu finden, sind sie auf dem wüstenartigen Planeten gestrandet. Doch sie sind nicht allein…

Review: Szenenbild. Das Grundkonzept von "Stargate" geht auf den unter anderem von Erich von Däniken populär gemachten Mythos der Prä-Astronautik zurück, der besagt, dass die Erde in der Vergangenheit von außerirdischen Wesen besucht wurde, die von der damaligen Zivilisation als Götter verehrt wurden. Ausgehend von dieser Grundidee, spinnen Roland Emmerich und Dean Devlin einen phantastischen und sehr unterhaltsamen SF-Abenteuerfilm. Dabei muss ich gestehen, kein Anhänger dieser Thesen zu sein; aber im Zuge eines Films habe ich kein Problem damit, mich darauf einzulassen, und zu akzeptieren, dass die Pyramiden von Außerirdischen erbaut wurden. Was mir an "Stargate" besonders gut gefällt ist, wie durchdacht alles ist, und mit wie vielen Details die allesamt ein stimmiges Ganzes ergeben der Film auf die Prä-Astronautik-Hypothese zurückgreift. Die Idee, die Pyramiden hätten den Aliens als Andockstation für ihre Raumschiffe gedient, ist z.B. ziemlich genial. Auch die Idee eines solchen Sternentors – eine Mischung aus "Star Trek"-typischem Transporter und einem Wurmloch – finde ich faszinierend. Und auch das mit den sieben Koordinaten um die Zieladresse zu ermitteln wirkt wohlüberlegt und übergibt – im Kontext des Films – absolut Sinn.

Generell war die Idee mit dem Stargate – zumindest aus meiner Wahrnehmung heraus – damals etwas Neues und Originelles. Science Fiction in der wir mittels Raumschiffen ins All vorstoßen gab es ja schon lange, aber die Idee eines solchen Sternentors wäre zumindest mir damals noch nie untergekommen. Das war einmal etwas anderes, und bot zudem die spannende Ausgangssituation, dass sie nach den Symbolen suchen müssen um wieder zur Erde zurück zu gelangen. Jedenfalls macht der ganze Film auf mich einen sehr gut durchdachten Eindruck; diesbezüglich finde ich, könnten sich einige moderne Drehbuchautoren (ja, ich schau euch an, Orci und Kurtzman) eine ordentliche Scheibe abschneiden. Wo es hingegen zugegebenermaßen noch etwas Luft nach oben gegeben hätte, ist bei der Ausarbeitung der Figuren. Letztendlich werden nur O'Neil (mit einem "L"; also der ohne Sinn für Humor) und Jackson überhaupt mal ansatzweise beleuchtet, und auch wenn man ersterem eine tragische Hintergrundgeschichte mit auf den Weg gibt, wirkt die Art und Weise wie uns diese vermittelt wird (das kurze Gespräch zwischen beiden Soldaten auf dem Weg zum Auto) etwas ungeschickt und erzwungen. Generell sehe ich das ganze etwas zwiespältig. Auf der einen Seite ist O'Neil eine Heldenfigur, die sich an einem düstereren Ort befindet als wir das oftmals vorgesetzt bekommen. Dass er auf die Mission aufbricht, davon ausgehend, dass er nicht lebend zurückkehren wird, ist ganz schön finster, und kann mir durchaus gefallen. Allerdings scheint sein Todeswunsch so ziemlich das einzige zu sein, dass ihn auszeichnet. Auf ein etwas breiteres Fundament hätte man die Figur doch aufstellen können. Zudem scheint angesichts der Ausgangssituation die Charakterentwicklung praktisch von vornherein vorgezeichnet. Daniel Jackson wiederum gibt den von der Fachwelt verschmähten Wissenschaftler (also quasi Erich von Däniken?), dessen Traum insofern in Erfüllung geht, als sich all seine Hypothesen bestätigen. Aber auch ihm hätte noch die eine oder andere Facette – abseits seiner Reiseallergie – nicht geschadet.

Szenenbild. Nichts zu meckern gibt es allerdings bei den Schauspielern. Gut, ok, Kurt Russell mag hier nicht unbedingt die beeindruckendste Leistung seiner Karriere zeigen, dennoch ist er als knallharter, lebensmüder Jack O'Neil durchaus überzeugend. Vor allem die Szenen mit Skaara – so aufgesetzt diese auch gewesen sein mögen – konnten mir gefallen. Dennoch gehört der Film in meinen Augen ganz klar James Spader. Während Russell gegenüber Richard Dean Anderson ganz klar den Kürzeren zieht, kam Michael Shanks (so sehr ich ihn grundsätzlich auch schätze) an Spaders Leistung nie wieder ganz heran. Er spielt Daniel Jackson einfach mit ungeheurem Enthusiasmus, und wertet die Figur im Vergleich zu dem, was sich auf dem Papier befand, durch sein Schauspiel ungemein auf. Und vor allem auch ihre gemeinsamen Szenen, und wie sich die Dynamik zwischen den beiden im Lauf des Films verändert, hat mir gefallen, und wurde von beiden sehr überzeugend gespielt. Aus dem Rest des Ensembles sticht für mich dann in erster Linie noch Carlos Lauchu hervor, der zwar in weiterer Folge ziemlich in der Versenkung verschwunden ist, hier jedoch Anubis' Arroganz perfekt zur Schau stellt.

"Stargate" ist knapp vor der großen CGI-Revolution entstanden, was sich nicht nur beiden Effekten, sondern vor allem auch bei den Massenszenen zeigt. Ein derartiger Aufmarsch an Statisten wurde danach zunehmend ungewöhnlich, da man heutzutage einfach ein paar Hanseln vorne hinstellt und die hinteren Reihen mit CGI auffüllt. Bei "Stargate" sind die Menschenmassen hingegen noch echt, was ihn für mich teilweise an die guten alten Monumentalfilme erinnern lässt. Ins gleiche Horn stoßen übrigens die teils opulenten Kostüme; und die Effekte sind ebenfalls gelungen. Roland Emmerich übertreibt es diesbezüglich nicht und erspart uns einen Effekteoverkill; vielmehr setzt er sie sehr gezielt und mit Bedacht ein – und erzielt dadurch eine ungleich größere Wirkung, wenn er uns dann wieder einmal mit einem entsprechenden Moment verwöhnt. Was mir auch sehr gut gefällt – und für mich so ziemlich der einzige Aspekt, wo der Film der nachfolgenden Serie doch deutlich überlegen ist – ist die Sprachbarriere. Die Menschen auf der anderen Seite des Sternentores sprechen nicht zufälligerweise alle Englisch, vielmehr versteht selbst Jackson sie zu Beginn nicht, und müssen sich beide Gruppen per Handzeichen verständigen. Danach gibt es dann lange Strecken mit Untertitel, nachdem es Jackson endlich gelungen ist, ihre Sprache zu entschlüsseln. Zwar scheint die Akzeptanz gegenüber Untertitel in den letzten Jahren im Kino wieder zuzunehmen, Mitte der 90er war dies aber doch eher ungewöhnlich. Auch hierfür ist der Film zu loben. Was mich ebenfalls immer wieder aufs Neue begeistern kann, ist der herrliche "sense of wonder", den der Film im ersten Drittel – gerade auch rund um die Aktivierung des Sternentors – verströmt. Letzteres ist generell eine Szene, die mich immer wieder begeistern kann. Und auch die Romanze zwischen Daniel Jackson und Sha'uri konnte mir sehr gut gefallen. Ja, es mag klischeehaft und bis zu einem gewissen Grad auch kitschig sein, aber ich bin halt ein unverbesserlicher Romantiker, und zumindest für mich hat es in diesem Fall voll und ganz funktioniert.

Szenenbild. Die letzte wesentliche Stärken – und zugleich eine seiner größten – ist dann der phänomenale Soundtrack von David Arnold. Sein symphonischer Score ist sehr John Williamsesque und verleiht den Bildern eine Kraft und eine Größe, die sie ohne ihn nie erreichen würden. Jedenfalls zählt seine Filmmusik für mich zu den essentiellen Soundtracks der 90er-Jahre, und zugleich zu den allerbesten Arbeiten seiner Karriere. Ein paar Kritikpunkte habe ich jetzt aber abschließend auch noch. So fand ich, dass das graue Alien dann doch ein Klischee bzw. ein populärer Alien-Mythos zu viel war, und hätte ein anderes Design der "Götter" vorgezogen. Vor allem aber der Showdown offenbart ärgerliche Schwächen – da diese so leicht zu vermeiden gewesen wären. So zählt die Uhr völlig uneinheitlich runter. Zuerst beginnt sie viel zu schnell, dann scheint sie sich auf den normalen Sekundentakt einzubremsen, und dann rast wie wieder weiter. Keine Ahnung, warum man sich dazu entschieden hat, ich fand's jedenfalls sehr irritierend, und es riss mich doch ziemlich aus dem Film heraus. Zudem erscheint es doch etwas unplausibel, dass ich all dies – Sha'uris Blitzheilung inklusive – in nur sieben Minuten abspielt. Ein etwas größerer (und damit glaubwürdigerer) Zeitrahmen wäre hier wünschenswert gewesen.

Fazit: "Stargate" zählt für mich zu den SF-Klassikern der 90er Jahre. Eine seiner größten Stärken ist das grandiose Konzept dahinter, welches dann ja schließlich auch für die TV-Serie übernommen wurde. Die Prä-Astronautik-Hypothesen waren damals – nicht zuletzt dank der Publikationen von Erich von Däniken – in aller Munde und sehr populär; Emmerich und Devlin nehmen diese nun, und spinnen daraus eine sehr gut ausgearbeitete und bis ins kleinste Detail durchdachte SF-Abenteuer-Geschichte, an der mich zahlreiche Ideen faszinieren konnten. Generell verströmt der Film vor allem zu Beginn einen herrlichen "sense of wonder". Positiv fand ich auch die Sprachbarriere; zudem stechen die opulenten Massenszenen hervor – 5-10 Jahre später hätte man dafür bereits überwiegend auf CGI zurückgegriffen. Die Effekte wissen ebenfalls zu gefallen, und David Arnolds großartige Filmmusik zählt für mich zu den besten Soundtracks der 90er. Die Figuren sind zwar teilweise etwas eindimensional gezeichnet, werden von den Darstellern aber sehr überzeugend gespielt und mit Leben gefüllt, wobei für mich vor allem James Spader hervorsticht. Die Kritikpunkte umfassen neben der etwas oberflächlichen Charakterisierung unter anderem das etwas gar typisch-klischeehafte graue Alien, sowie den Countdown beim Showdown, der völlig uneinheitlich – und überwiegend viel zu schnell – herunterzählt. Trotz dieser kleineren Mankos versteht es dieses fantastische SF-Abenteuer jedes Mal aufs Neue, mich bestens zu unterhalten.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Kinowelt)


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