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Patema Inverted Drucken E-Mail
Wunderschöner, klassischer 2D-Animationsfilm Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 Dezember 2014
 
Advents-SPECiAL

 
Patema Inverted
Originaltitel: Sakasama no Patema
Produktionsland/jahr: Japan 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Purple Cow Studio/Gkids
Regie: Yasuhiro Yoshiura
Produzenten: U.a. Michiru Ohshima & Mikio Ono
Drehbuch: Yasuhiro Yoshiura
Filmmusik: Michiru Ôshima
Kamera: -
Schnitt: -
Genre: Science Fiction/Animationtd>
Kinostart Deutschland: noch nicht bekannt
Kinostart Japan: 09. November 2013
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen:noch nicht erhältlich
Mit: Yukiyo Fujii, Nobuhiko Okamoto, Shintarô Oohata, Shinya Fukumatsu, Masayuki Katô, Hiroki Yasumoto, Maaya Uchida, Takaya Hashi, Hideyuki Umezu u.a.


Kurzinhalt: Nach einem fehlgeschlagenen Gravitationsexperiment hat sich die Menschheit in zwei Teile aufgespalten. Jene die von dessen Auswirkungen betroffen sind leben seither unter der Erde, da ihre Schwerkraft quasi umgedreht wurde und sie somit an der Oberfläche ungehindert in den Himmel aufsteigen und dahinschweben würden. Trotz der damit verbundenen Gefahren ist die neugierige Patema von der Oberfläche fasziniert – zumal vor ein paar Jahren ihr großer Bruder diese besucht, davon jedoch nie zurückgekehrt ist. Eines Tages wagt sie es schließlich, sich an die Oberfläche zu begeben, wo sie den Jungen Age trifft. Schnell freunden sich die beiden an, und Age versteckt sie bei sich. Doch so paradiesisch die Oberfläche auf dem ersten Blick auch aussieht, es ist nicht alles eitel Wonne. So werden die Menschen dort von einem totalitären Regime unterdrückt. Dessen Anführer Izamura sind die Unterweltler ein Dorn im Auge, weshalb er sie lieber heute als morgen auslöschen würde. Als er herausfindet, dass ein Mädchen aus der Unterwelt an die Oberfläche gelangt ist, möchte er Patema unbedingt gefangen nehmen, um von ihr den Standort ihrer Leute zu erfahren und sie auslöschen zu können…

Review: Szenenbild. Auf den ersten Blick mag das Grundkonzept von "Patema Inverted" an die SF-Romanze "Upside Down" mit Kirsten Dunst und Jim Sturgess erinnern. Der war zwar auf ok – dennoch finde ich, dass dieser japanische Anime deutlich mehr aus der Idee herausholt. Zumal sie von der Grundidee abgesehen kaum unterschiedlicher sein könnten. Zwar hat "Upside Down" grundsätzlich einen guten Job dabei gemacht wenn es darum geht, die Idee einer Welt die auf dem Kopf steht glaubhaft zu vermitteln, dennoch denke ich, dass dies ein Konzept ist, für das sich eine Umsetzung als Animationsfilm – aufgrund der größeren Freiheiten, die diese Kunstform bietet – förmlich aufdrängt. Etwas, das von "Patema Inverted" auch voll und ganz bestätigt wird. Yasuhiro Yoshiura nützt die Möglichkeiten, die einem Zeichentrick im Vergleich zu Realaufnahmen bieten, und reichert den Film um zahlreiche beeindruckende Einstellung an, die mit den unterschiedlichen Perspektiven der beiden Figuren spielen. Vor allem auch die Perspektivwechsel zwischen beiden konnten mich dabei ein aufs andere Mal beeindrucken, und bescheren dem Film zahlreiche imposante und denkwürdige Bilder.

Generell halte ich die Optik des Films für eine seiner größten Stärken. "Patema Inverted" sieht einfach nur wunderschön aus und ist mit zahlreichen wundervollen Einstellungen und Bildern gespickt. Für mich macht der Film wieder einmal deutlich, dass klassische 2D-Animation noch lange kein "alter Hut" ist, und auch wenn ich 3D-Filme ebenfalls sehr schätze wünschte ich doch, dass Hollywood nicht derart vollständig und komplett auf den entsprechenden Zug aufgesprungen und uns gelegentlich auch noch einen schönen, klassischen 2D-Zeichentrickfilm schenken würde, anstatt diesen Markt den Asiaten zu überlassen. Insofern bin ich aber natürlich doppelt froh, dass es zumindest dort noch Künstler gibt, welche die Fahne der klassischen 2D-Animation hochhalten. Jedenfalls sieht "Patema Inverted" absolut phantastisch aus – in meinen Augen auch deutlich besser als ein Großteil der 3D-Animationsfilme die ich in letzter Zeit gesehen habe – wobei mir vor allem auch die Lichteffekte sehr gut gefallen konnten. Die schönen Bilder werden zudem durch einen nicht minder gelungenen Score perfekt unterstützt. Doch es sind nicht nur die Optik und die Musik, auch die Story gefällt mir. Zwar erzählt sie letztendlich "nur" eine klassische Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, aber selten wurde eine vermeintlich unmögliche Beziehung aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft anschaulicher dargestellt als hier. Selbst "Upside Down" fand ich diesbezüglich längst nicht so gelungen. Generell gefiel mir, wie die beiden in der gegenteiligen Welt auf den jeweils anderen angewiesen sind – aber zugleich gemeinsam stärker sind als alleine, und das Abenteuer letztendlich nur zusammen bewältigen können. Last but not least schwingt in der Story auch noch ein ordentlicher Batzen Sozialkritik mit, der für mich ebenfalls positiv hervorgestochen ist.

Szenenbild. Ein paar Kritikpunkte habe ich allerdings auch vorzubringen. So fand ich es interessant, dass mir der Film – der gerade mal knapp etwas mehr als 1-1/2 Stunden dauert – länger vorgekommen ist; was daran liegen könnte, dass der Film mehrmals dem Höhepunkt bzw. Ende zuzusteuern scheint, nur um dann nochmal einen Haken zu schlagen und doch nochmal weiterzugehen. Izamura ist zudem ein absolut klassischer und eindimensionaler Bösewicht jener übertriebenen Sorte, wie man sie gerade auch bei auf Kinder zugeschnittenen Animationsfilmen wieder und wieder und wieder findet. Diese selbstverliebten Größenwahnsinnigen die ihren bösen Plot in erster Linie nur deshalb verfolgen, um den Helden einen finsteren Plan zu geben den sie vereiteln müssen. Etwas weniger klischeehaft hätte man die Figur ruhig anlegen können. Am schwersten wiegt für mich aber das Ende, welches dann mit einem letzten Twist daherkommt, den ich entweder nicht verstanden habe, oder aber der keinen Sinn ergibt. So oder so hat er mich leider – so poetisch man es auch finden mag – nicht wirklich überzeugt, und dem Film doch einen leicht bitteren Nachgeschmack verpasst. Zum Glück war "Patema Inverted" davor aber stark genug, um dies überwiegend unbeschadet verkraften zu können.

Fazit: Immer, wenn ich einen so schönen klassischen 2D-Zeichentrickfilm wie "Patema Inverted" sehe, der die 3D-Konkurrenz vergleichsweise billig und alt aussehen lässt, frage ich mich, warum man sich in Hollywood den gar so auf diesen 3D-Trend gestürzt hat. Ich meine, ja, eh nett und alles – aber die Anime-Filme beweisen für mich eben immer wieder, dass klassische 2D-Animation nicht nur immer noch ihre Daseinsberechtigung hat, sondern den oftmals eher generisch wirkenden CGI-3D-Plastiklook oftmals sogar klar aussticht. Nach "Die Legende der Prinzessin Kaguya", der bewusst auf altmodisch getrimmt war, ist "Patema Inverted" ein weiterer Beweis dafür, handelt es sich bei ihm doch um einen der schönsten Animationsfilme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Neben der Optik, die neben den wunderschönen Bildern vor allem auch mit dem netten Spiel der unterschiedlichen Perspektiven überzeugt, konnte mir aber auch die Geschichte selbst sehr gut gefallen. Die Liebesgeschichte mag zwar grundsätzlich nichts Besonderes sein, erhält aber aufgrund der unterschiedlichen Gravitation beider Figuren eine gewisse Tragik. Sehr gut gefallen konnte mir auch die Gesellschaftskritik, die hier mitschwingt. Negativ stachen für mich in erster Linie der ziemlich generische, typische und klischeehafte Bösewicht sowie der letzte Twist am Ende hervor, der auf mich irgendwie keinen Sinn ergeben wollte; aber möglicherweise habe ich ihn auch einfach nicht verstanden. Davon abgesehen ist "Patema Inverted" aber ein wundervoller SF-Zeichentrickfilm, der Jung und Alt gleichermaßen verzaubern und begeistern sollte.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Purple Cow Studio)


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