Kurzinhalt:
In naher Zukunft befindet sich die westliche Welt in einem Kalten Krieg mit China. Vincent arbeitet für das britische Verteidigungsministerium an einem streng geheimen Forschungsprogramm mit verletzten Kriegsveteranen. Dabei geht es einerseits um neuartige Prothesen, und andererseits darum, bei Soldaten mit schweren Kopfverletzungen durch Computerchips ihre normalen Hirnfunktionen wieder herzustellen. Bei letzterem tritt man jedoch kürzlich auf der Stelle, verlieren doch alle entsprechenden Veteranen nach einigen Monaten ihre Fähigkeit zu sprechen. Abhilfe soll die Verwendung einer künstlichen Intelligenz schaffen, weshalb sich Vincent mehrere entsprechende Kreationen ansieht. Am vielversprechendsten – und die einzige KI, die den sogenannten Turing-Test besteht – ist jene der jungen Wissenschaftlerin Ava, die er daraufhin für sein Forschungsprojekt anwirbt. Gemeinsam arbeitet man daran, ihre künstliche Intelligenz in ein neuartiges künstliches Gehirn einzupflanzen, welches danach einem fortschrittlichen Roboter eingepflanzt wird. Während Vincent hofft, dass dieser Roboter ein eigenes Bewusstsein erlangen wird, möchte sein Chef Thomson aus ihr vielmehr eine ruchlose, fortschrittliche und unbesiegbare Killermaschine machen. Das Unheil nimmt seinen Lauf…
Review:
Es gibt sie noch: Die angenehmen Überraschungen, wenn man einfach mal auf gut Glück in der Videothek seines/ihres Vertrauens zu einem Film greift, von dem man bis dahin noch nichts gehört hatte. So geschehen bei "The Machine". Ich wusste nichts über den Film, hatte keine Kritiken gelesen – und als ich ihn zu Hause in meinen Blu-Ray Player lag wurde ich förmlich umgehauen. Zugegeben, ich habe "Transcendence" noch nicht gesehen, aber wenn ich so ziemlich allen Reviews zu Wally Pfisters Erstling Glauben schenken darf die ich gelesen habe, so wage ich zu behaupten, dass es sich bei "The Machine" um eine deutlich bessere Verwertung eines ähnlichen Themas handelt. All jene die durch mein Review neugierig werden seien dabei gewarnt, dass "The Machine" eine verhältnismäßig billige Indie-Produktion ist. Angesichts dessen ist das, was man audiovisuell zu sehen (und hören) bekommt, teilweise spektakulär; aber was die Schauplätze betrifft ist "The Machine" doch recht begrenzt, und spielt überwiegend in Innenräumen. Auch diese Sets können teilweise optisch beeindrucken (exemplarisch sei der "Hangar" genannt) – aber erwartet euch keine Massenszenen und/oder viel Action auf offenem Gelände.
Wenn ich schon am Kritik üben bin, sei auch noch erwähnt, dass ich das Ende des Films nach einer bestimmten Dialogzeile nach rund einer Stunde bereits stark vermutete – und damit letztendlich auch voll und ganz recht haben sollte. Das war einfach eine zu beiläufige Erwähnung, um Zufall zu sein. Zudem komme ich nicht umhin anzumerken, dass sich "The Machine" teilweise was einzelne Aspekte und/oder Elemente betrifft an zahlreichen Filmen des Genres bedient. Die Liste ist dabei so zahlreich wie hochkarätig, und umfasst– ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben –"Universal Soldier" (technologisch optimierte und in ihrem Verhalten konditionierte Supersoldaten), "Terminator" (die Roboter-Killermaschinen), "A.I." (alles rund um die künstliche Intelligenz und ihre Gefühle für einen Menschen), "Tron: Legacy" (das würde zu viel verraten), die "Riddick"-Filme (die leuchtenden Augen), "Metropolis" (eine Einstellung mit der neu geschaffenen Maschine erinnert frappant an die Szene mit der Aktivierung der Maschinenfrau), "1984" (die Konstruktion die vor das Gesicht der Maschine geschnallt wird), "2001 – Odyssee im Weltraum" ("Stop, Dave.") und Blade Runner, dessen Einfluss insbesondere im Soundtrack zu hören ist, der sehr "vangelisesque" daherkommt. Alles nur geklaut, also? Mitnichten. Vielmehr nimmt "The Machine" all diese Elemente (wobei man davon ausgehen kann, dass es sich bei einigen davon um ganz bewusste Hommagen an die jeweiligen Klassiker handelt), würfelt sie ordentlich durcheinander, und erschafft so letztendlich einen Film, der trotz einzelner bekannter Aspekte doch wiederum sehr frisch und neu daherkommt.
Die größte Stärke von "The Machine" ist für mich ganz klar die absolut beeindruckende und bestechende visuelle Gestaltung. "Under the Skin" mag zwar die denkwürdigeren Einstellungen beinhalten, aber was die Farbgebung betrifft halte ich "The Machine" sogar für überlegen. Egal ob satte Rot- oder dann wieder Blautöne, der Film ist von der ersten bis zur letzten Einstellung eine einzige Augenweide, und besticht immer wieder mit wunderschönen, imposanten Bildern. Auch die Effekte sind teilweise sensationell. Ich bin mir sicher, dass da und dort CGI zum Einsatz gekommen sein muss, allein ich erkenne sie nicht. Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass der Film für weniger als eine Million Pfund entstanden ist, dann komme zumindest ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Natürlich mögen große Hollywood-Blockbuster was die Effekte betrifft mehr Quantität bieten – aber was die Qualität betrifft habe ich sowohl was die Effekte als auch die visuelle Gestaltung und die Inszenierung betrifft 2014 selten besseres gesehen, als uns Caradog W. James hier für einen Bruchteil des Budgets bietet. Jedenfalls kam ich angesichts der optischen Brillanz die "The Machine" abfeuert vor dem Regisseur und seinem gesamten Team nur meinen nicht vorhandenen Hut ziehen.
Die Handlung selbst mag jetzt vielleicht nicht übermäßig revolutionär sein, dennoch konnte sie mir insgesamt gut gefallen. Einerseits vom grundsätzlichen Handlungsverlauf her, der den Zuschauer dazu einlädt, sich die eine oder andere Frage über das Leben im Allgemeinen und das Menschsein im Speziellen Gedanken zu machen (wie z.B.: Agiert die "Maschine" teilweise nicht menschlicher als ihre menschlichen Gegenüber?), jedoch ohne ihn mit der Nase darauf zu stoßen (sprich: Wer "The Machine" einfach nur als packenden, oberflächlichen SF-Thriller genießen will, dem steht es frei, genau das zu tun, und sich nicht lange mit existenziellen Fragen aufzuhalten). Und andererseits mit der einen oder anderen netten Idee, für mich überraschenden Entwicklung, und/oder starken Szenen. Da ich den Film völlig unvorbereitet gesehen habe und euch dieselbe Möglichkeit geben will, verzichte ich darauf, diesbezüglich näher ins Detail zu gehen (wenn es mir auch in den Fingern brennen würde). Einen Punkt muss ich aber noch ansprechen, da ich es sonst oftmals kritisiere: Nämlich den Wissenschaftler dem seine Forschung aus privaten Gründen ein ganz persönliches Anliegen ist. Normalerweise kann ich so etwas ja absolut nicht leiden (siehe: "Deep Blue Sea" oder auch "Planet der Affen: Prevolution") da es andeutet, Wissenschaftler würden nur dann an einem Heilmittel forschen, wenn sie "persönlich" von der jeweiligen Krankheit betroffen sind. Hier hat es jedoch insofern für mich funktioniert, als dass es in diesem Fall vielmehr erklärt, warum Vincent für das Verteidigungsministerium arbeitet – trotz der Abscheulichkeiten, die sich im Zuge seiner Forschung teilweise zutragen. Insofern hielt ich diese persönliche Motivation sogar wichtig, da er ansonsten wohl bei mir enorm an Sympathie verloren hätte.
Die Schauspieler leisten allesamt tolle Arbeit, wobei vor allem Caity Lotz in der Hauptrolle besticht. Ich kannte sie bislang nur von ihrem Gastauftritt in "Arrow", und selbst dort ist sie mir mit ihrer Bildschirmpräsenz, ihrer Ausstrahlung und ihrem athletischen Auftreten (und damit einhergehend auch überzeugenden Kampfszenen) bereits positiv ins Auge gestochen, aber was sie hier zeigt, spielt noch einmal in einer ganz anderen Liga. Sie spielt sowohl Ava als auch die Maschine perfekt, und grenzt auch beide klar und deutlich voneinander ab. Vor allem auch die Andersartigkeit der Maschine, ihre teilweise Verwirrung usw. bringt sie sehr glaubwürdig zum Ausdruck. Und wenn es dann mal an der Zeit ist, zu kämpfen, kann sie auch in diesen Szenen absolut überzeugen. Toby Stephens hat die deutlich weniger auffällige und damit undankbarere Rolle, und dennoch würde ohne seine gefällige Leistung der Film nur halb so gut funktionieren. Er spielt sowohl die Gefühle gegenüber seiner Tochter als auch gegenüber der Maschine sehr glaubwürdig. Zuletzt sei auch noch Denis Lawson erwähnt, der aus einer klischeehaften Rolle das Optimum herausholt.
Alle die sich ob der Inhaltsangabe und/oder des Covers einen Actionkracher erwarten, seien jedoch vorgewarnt: Zwar gibt es einzelne kurze Actionmomente, diese fristen jedoch eher ein Schattendasein. Vielmehr stehen bei "The Machine" die Optik, die Erschaffung und Transformation der Maschine, sowie die Beziehung zwischen ihr und Vincent im Mittelpunkt des Geschehens. Einigen mag dies zu viel Blabla und zu wenig Spektakel sein, doch ich war auch ohne (bzw. den nur punktuellen) Actioneinlagen vom Geschehen fasziniert und gefesselt. Auch die oben angeführte Begrenzung auf wenige Schauplätze hat mich nicht nur nicht gestört, sondern vielmehr die Wirkung des Films für mich verstärkt, einerseits da sie ihm eine teils klaustrophobische Grundstimmung verlieh, und andererseits deutlich machte, wie begrenzt die Welt der Maschine – und der Menschen, die an ihr Arbeiten – ist. Durch die wenigen Schauplätze macht man optisch deutlich, dass die Protagonisten in dieser Situation gefangen sind. Dadurch, dass wir praktisch den ganzen Film über nur Innen- und oder Nachtaufnahmen sehen, ergibt sich am Ende dann auch ein wundervoller Kontrast, wird das dortige Geschehen auch bildlich ausgedrückt. Zudem ist der Film immer wieder (nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich) sehr düster, insbesondere was die Experimente an den schwer verletzten Kriegsveteranen betrifft. Die letzte wesentliche Stärke ist dann die zuvor bereits kurz erwähnte, an Vangelis "Blade Runner"-Soundtrack erinnernde Filmmusik von Tom Raybould, bei der es sich in meinen Ohren um einen der besten Synthesizer-Scores der letzten Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte handelt. Er fängt die Stimmung des Films perfekt ein und ergibt zusammen mit den teils imposanten Bildern ein eindrucksvolles audiovisuelles Erlebnis.
Fazit:
Nach "Under the Skin" ist "The Machine" der zweite Film des diesjährigen Advents-Specials, wo ich euch nur gut zureden kann, nicht auf die ganzen schlechten IMDB- und Amazon-Rezensionen zu hören, sondern lieber mir zu vertrauen und ihm zumindest Mal eine Chance zu geben. Vor allem cineastische Feinschmecker, die bei ihren Filmen viel Wert auf die audiovisuelle Gestaltung legen, sollten mit "The Machine", der sich was die Farbgebung, beeindruckende Bilder und die Qualität (wenn natürlich auch nicht Quantität) der Effekte betrifft nicht vor weitaus teureren Blockbustern aus Hollywood verstecken muss, eine positive Überraschung erleben. Dabei sollte man jedoch beachten, dass er sich mit seiner düsterer Grundstimmung sowie dem eher ruhigen Ton mehr an Freunde von Dystopien und/oder der eher nachdenklichen Science Fiction richtet, denn an Action-Junkies – auch wenn letztere zumindest punktuell ebenfalls auf ihre Kosten kommen sollten. Die Handlung ist zwar nicht sonderlich revolutionär, und im Film lassen sich immer wieder Versatzstücke bekannter SF-Klassiker erkennen, doch in Summe ergaben sie dann doch wieder einen Film, der durchaus frisch und neu wirkte. Die Schauspieler leisten gute bis sehr gute Arbeit, die Effekte sind angesichts des geringen Budgets geradezu sensationell, und trotz des geringen Actionanteils und dem absehbaren Ausgang des Geschehens fand ich die Handlung äußerst fesselnd und faszinierend. Die wahren Stars von "The Machine" sind aber ganz klar der Soundtrack sowie die Inszenierung; ohne die wäre er wohl in der Durchschnittlichkeit stecken geblieben. Dank ihnen wird aus "The Machine" aber vielmehr ein Film, der mich sehr beeindruckt hat, und der sich zweifellos in meiner Liste der diesjährigen DTV-Empfehlungen ganz weit oben wiederfinden wird.