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Der Kritikerliebling in der Kritik Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 05 Dezember 2014
 
Advents-SPECiAL

 
Snowpiercer
Originaltitel: Snowpiercer
Produktionsland/jahr: Südkorea/USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: CJ Entertainment/Centfox/Ascot Elite
Regie: Joon-ho Bong
Produzenten: U.a. Tae-sung Jeong, Tae-hun Lee & Chan-wook Park
Drehbuch: Joon-ho Bong & Kelly Masterson
Filmmusik: Marco Beltrami
Kamera: Kyung-pyo Hong
Schnitt: Steve M. Choe & Changju Kim
Genre: Science Fiction
Kinostart Deutschland: 03. April 2014
Kinostart Südkorea: 01. August 2013
Laufzeit: 126 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen:Blu-Ray, DVD
Mit: Chris Evans, Kang-ho Song, Ed Harris, John Hurt, Tilda Swinton, Jamie Bell, Octavia Spencer, Ewen Bremner, Ah-sung Ko, Alison Pill u.a.


Kurzinhalt: Die Erde im Jahr 2031: Ein missglücktes Experiment um den globalen Klimawandel aufzuhalten hat die Erde in eine leblose Eiswüste verwandelt. Die letzten Überlebenden der Menschheit sind in einem nie stoppenden Zug zusammengepfercht, in dem ein strenges Klassensystem herrscht. Die relativ überschaubare Gruppe der Reichen und Privilegierten leben in den vorderen Abteilen – sozusagen die erste Klasse – in Luxus und Überschwang, während die Mehrheit der Überlebenden in den hinteren Abteilen einer eher tristen, von Hunger und Entbehrungen bestimmten Existenz nachhängt. Doch langsam aber sicher sind die unterdrückten Massen dieses Leben leid, und planen – angeführt von Curtis – einen Aufstand. Bei einer der nächsten Essensausgaben ist es dann schließlich soweit, und sie nutzen ihre Chance, um die Absperrung hinter sich zu lassen und aus dem hinteren Bereich zu entkommen. Abteil für Abteil arbeiten sie sich vor, mit dem Ziel, zuletzt bis an die Spitze des Zuges zu gelangen…

Review: Szenenbild. "Snowpiercer" war einer der absoluten Kritikerlieblinge in diesem Jahr. Von der breiten Öffentlichkeit weitestgehend ignoriert und dementsprechend auch an den Kinokassen ziemlich untergegangen, überschlugen sich die Kritiken teilweise förmlich vor Lobhudelei. Von einem der intelligentesten SF-Filme der letzten Jahre wurde da gesprochen; eines der besten US-Debüts eines koreanischen Regisseurs sei es; und überhaupt eine phantastische Parabel auf soziale Missstände. Hmm. Na ja. Nun, also. Ich mein… ja, war eh nett und so. Aber dieses "Meisterwerk! Meisterwerk! Meisterwerk"-Gejohle erschließt sich mir dann irgendwie doch nicht so ganz. Der allegorische Ansatz ist zweifellos grundsätzlich mal seine größte Stärke. Wie hier die ungerechte Verteilung von Reichtümern, die Schere zwischen Reich und Arm sowie die Ressourcenknappheit der Erde auf einen einzigen Zug komprimiert wird, ist vom Grundgedanken her schon interessant – und bringt die damit einhergehenden Problempunkte und Gefahren sehr gut auf den Punkt. Allerdings bin ich mir im Gegensatz zu den professionellen Kritikern nicht sicher, ob "Snowpiercer" der Spagat zwischen packendem SF-Actionthriller und tiefschürfendem Gedankenexperiment auch wirklich gelingt.

Zumal ich denke, dass viele eine potentiell bedenkliche Interpretation des Endes in ihrem Jubel völlig übersehen. Denn angesichts des Ausgangs des Geschehens könnte man argumentieren, dass es besser gewesen wäre, (Achtung, Spoiler!) die Armen hätten sich nie aufgelehnt, und ihre Zwangslage auch weiterhin akzeptiert (Spoiler Ende). Dies ist zugegebenermaßen nur eine mögliche Interpretation; ich sage weder, dass ich den Film so verstanden habe, noch gar, dass er vom Regisseur oder auch dem Autor der Kurzgeschichte auf dem dieser basiert so gemeint war. Letztendlich denke ich, geht es vielmehr darum, die Risiken einer solchen fortwährenden Ausbeutung und Unterdrückung der Massen durch die privilegierte Oberschicht aufzuzeigen, und davor zu warnen, dass solche globale Ungerechtigkeiten früher oder später unweigerlich zu einer Katastrophe führen müssen. Letztendlich lässt sich der Ausgang des Geschehens aber halt nun mal (Achtung, Spoiler!) auf den Funken der Rebellion sowie Curtis' Entscheidung am Ende zurückführen (Spoiler Ende). Was man wie ich finde durchaus auch kritisch sehen kann. Weitere Kritikpunkte: Warum musste man das missglückte Experiment unbedingt im Jahr 2014 ansetzen? Es gibt nach wie vor keinen Konsens zum globalen Klimawandel, geschweige denn mögliche Maßnahmen dagegen. Dementsprechend erscheint es sehr unplausibel, dass es um Jahr 2014 zu so einem Experiment kommen soll (vom nie stoppenden Zug ganz zu schweigen) – was mich gleich zu Beginn mal ein wenig aus dem Film gerissen hat. Ärgerlich auch, wie leicht dieser Kritikpunkt zu vermeiden gewesen wäre – hätte es den Film doch nicht im Geringsten verändert, wenn man ihn halt noch 10 weitere Jahre in die Zukunft verlagert hätte.

Szenenbild. Weitere Kritikpunkte: Die Anordnung der Abteile erscheint teilweise etwas gar willkürlich und vermeintlich sinnlos – oder zumindest unpraktikabel. Die Auflösung am Ende, die mich ein bisschen an eine ähnliche Szene aus "Matrix: Reloaded" erinnert hat, habe ich viel zu früh kommen sehen. Manches wirkt auch etwas konstruiert; so sollte man z.B. meinen, dass die Rebellen eigentlich auch wissen sollten, dass kurz nach der "Neujahrsfeier" ein langer Tunnel kommt. Sehr skeptisch sehe ich auch alles rund um Yona und ihre vermeintlichen hellseherischen Fähigkeiten (auch wenn sich diese wohl mit dem Konsum dieser seltsamen Droge erklären lassen). So gut der Film ansonsten auch getrickst war, aber die Schaben waren viel zu deutlich als (billige) CGI zu erkennen. Und Curtis Monolog am Ende zieht mit einem bestimmten Satz derart deutlich darauf ab, zu schockieren, dass er bei mir irgendwie genau das Gegenteil erreicht hat. Ich fand die Aussage so übertrieben und theatralisch, dass ich es eher unfreiwillig komisch als erschreckend fand. Es gibt halt nun mal doch so etwas wie "sich zu große Mühe geben". Hier schoss man in meinen Augen jedenfalls übers Ziel hinaus, und erreichte bei mir so letztendlich das genaue Gegenteil.

Von einer Zugkatastrophe ist "Snowpiercer" natürlich trotzdem weit entfernt – ich versuche nur zu begründen, warum er mich nicht ähnlich stark begeistert hat wie so manch andere. Dennoch ist er insgesamt ein gelungener, lohnender SF-Film, der an den Kinokassen zu Unrecht so untergegangen ist. Nach gemächlichem Beginn dreht der Film dann mit dem Beginn der Rebellion merklich auf. Höhepunkt war dabei für mich (und wohl auch viele andere) der Kampf in der Mitte des Zuges. Vor allem der Kampf mit der Axt war sehr gut inszeniert, und verstand es, zu packen. Auch optisch macht der Film einen guten Eindruck und stechen die Unterschiede der Welten von Arm und Reich schön heraus. Ersteres wirkt ungemein trist, ist grau in grau gehalten, während wir in den Abteilen der Reichen dann zunehmend lebhaft-bunte Farben zu Gesicht bekommen. Generell muss ich das Produktionsdesign bei "Snowpiercer" ganz besonders hervorheben. Es ist ein Aspekt, der mir sonst nicht wirklich oft auffällt, aber in diesem Fall stach es wirklich hervor. Vor allem die Sets – also die Abteile im Zug – waren super gestaltet. Aber auch die Kostüme usw. hauchten dem Film Leben ein. Die Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls mehr als nur ordentlich, wobei vor allem Tilda Swinton (die sie ganz schön hergerichtet haben für diesen Film) hervorsticht und alle anderen überstrahlt. Aber auch Chris Evans hält sich wacker. Gesondert erwähnt werden müssen auch noch Kang-ho Song, Ah-sung Ko sowie ein bestimmter Schauspieler am Ende, dessen Auftritt zumindest für mich eine Überraschung war, weshalb ich ihn hier auch nicht vorwegnehmen will. Die größte Stärke des Films war für mich letztendlich aber das wundervolle, poetische und kompromisslose Ende. So etwas sieht man gerade auch bei so doch vergleichsweise großen Produktionen nun wirklich nicht alle Tage. Letztendlich ist es auch dieser Aspekt, der "Snowpiercer" trotz einiger enttäuschender Elemente noch eine gute Wertung einbringt.

Fazit: Szenenbild. Die Jubelgesänge die teilweise von einigen Filmkritikern über "Snowpiercer" angestimmt werden, kann ich leider nicht vollständig nicht nachvollziehen. So denke ich, dass sich die anspruchsvolleren Elemente doch ein wenig mit der hohlen Action spießen, man da und dort über das Ziel hinausschießt, einiges an der Handlung entweder vorhersehbar war oder nicht so recht Sinn ergeben wollte, und das Ende einer potentiell bedenklichen Interpretation dieser Allegorie Tür und Tor öffnet. All diese Punkte haben mir den Film schon ein wenig verlitten. Dennoch sehe ich in der interessanten Parabel auf aktuelle Zustände letztendlich die größte Stärke des Films. Und auch das Ende hat mich begeistert. Darüber hinaus stachen mir vor allem auch das Produktionsdesign, vereinzelte schauspielerische Leistungen sowie die stilvolle Inszenierung von Joon-ho Bong positiv ins Auge. Vor allem die Actionszenen inszeniert er mit sicherer Hand, wobei der Kampf mit der Axt ganz besonders hervorsticht. Letztendlich denke ich, hat sich der Film insgesamt weder verdient, vom überwiegenden Teil des Kinopublikums ignoriert, noch, von einem Großteil der Filmkritiker derart in den Himmel gelobt zu werden. Ich finde: Wie so oft im Leben liegt auch bei "Snowpiercer" die Wahrheit vielmehr irgendwo dazwischen.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Ascot Elite)


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Weiterführende Links:
Advents-SPECiAL 2014





Kommentare (2)
RSS Kommentare
1. 05.12.2014 23:41
 
Immerhin eine tolle Werbung für die Vor
Ich fand den Film auch eher mittelmäßig, mit nur ein paar guten Ideen. Allerdings konnte er mich ausreichend begeistern, um mal einen Blick auf die Comicvorlage werfen zu wollen. Aus dem Blick wurden mehrere, und als die freundliche Dame des Buchladens mich schon darauf hinweisen wollte, dass ich mich nicht in einer Bibliothek befände, hatte ich auch schon dreißig Euro weniger in der Brieftasche und einen Comic mehr auf dem Nachttisch. 
 
Kurzum: Die Graphic Novel "Schneekreuzer" konnte für mich vor allem in der Handlung in all den Punkten überzeugen, in denen die Verfilmung mich eher enttäuschte. Übrigens gibt es auch zwei Fortsetzungen des alten Comics, die storytechnisch zwar weitaus schwächer sind (weshalb ich auch glaube, dass Joon-ho Bong eher diese Teile im Hinterkopf hatte, als er seinen Film drehte), die dafür aber zeichnerisch wahnsinnig gut trumpfen können. Ich finde jedenfalls alle drei Geschichten eines Blickes wert. Gerade wenn man den Film wenigstens ein bisschen mochte, aber irgendwie fand, dass da was fehlte.
 
2. 06.12.2014 15:10
 
Immerhin eine tolle Werbung für die Vor
Danke für den Tipp! Dass der Film auf eine COMICvorlage basiert wusste ich nicht, dachte das wäre eine Kurzgeschichte. Aber egal, dein Kommentar hat mich neugierig gemacht, und ich werd den Sammelband mit allen drei Teilen wohl bei der nächsten amazon-Bestellung mitnehmen :).
 

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