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Review zum kultig-trashigen Pulp-SF-Abenteuer Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 04 Dezember 2014
 
Advents-SPECiAL

 
Flash Gordon
Originaltitel: Flash Gordon
Produktionsland/jahr: USA 1980
Bewertung:
Studio/Verleih: Starling Films/Centfox/StudioCanal
Regie: Mike Hodges
Produzenten: Dino De Laurentiis & Bernard Williams
Drehbuch: Lorenzo Semple Jr. & Michael Allin
Filmmusik: Howard Blake & Queen
Kamera: Gilbert Taylor
Schnitt: Malcolm Cooke
Genre: Science Fiction
Kinostart Deutschland: 25. Februar 1981
Kinostart USA: 05. Dezember 1980
Laufzeit: 111 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen:Blu-Ray, DVD
Mit: Sam J. Jones, Melody Anderson, Topol, Max von Sydow, Ornella Muti, Timothy Dalton, Brian Blessed u.a.


Kurzinhalt: Imperator Ming, ein intergalaktischer Herrscher, greift die Erde an. Mittels Knopfdruck löst er eine Katastrophe nach der anderen aus. Eine davon führt dazu, dass das Flugzeug mi tdem weltberühmten Footballspieler Flash Gordon und der Reiseleiterin Dale Arden an Bord nahe des Labors des Wissenschaftlers Dr. Hans Zarkov abstürzt. Dieser hat heimlich ein Raumschiff gebaut, und entführt die beiden; gemeinsam wollen sie sich der Bedrohung aus dem All stellen. Nur kurz nach dem Start fliegen sie durch ein Wurmloch, dass sie in einen phantastischen Raumbereich führt, hinter dem gleich mehrere Planeten und Zivilisationen darauf warten, von ihnen entdeckt zu werden. Zum Staunen bleibt ihnen jedoch wenig Zeit, wird ihr Raumschiff doch von Mings Schergen aufgehalten. Die drei Erdlinge werden zum Imperator gebracht und flehen ihn an, die Erde zu verschonen. Doch dieser zeigt sich unnachgiebig: Er will Dale zu seiner Konkubine machen, lässt das Gehirn von Dr. Zarkov löschen, und Flash soll öffentlich hingerichtet werden. Mit Hilfe von Prinzessin Aura, Mings Tochter, gelingt ihm jedoch die Flucht. Doch allein ist Flash Gordon gegen den Imperator und seine Truppen machtlos. Um die Erde zu retten, muss er die zerstrittenen Völker unter Mings Herrschaft vereinen und eine Rebellion anzetteln…

Review: Szenenbild. Man glaubt es kaum, aber trotz meiner Vorliebe für das SF-Genre sowie der Tatsache, dass ich ein riesiger Fan der britischen Rockband Queen bin, hatte ich "Flash Gordon" bis vor wenigen Tagen doch tatsächlich noch nie gesehen. Also zumindest nicht bewusst, im Sinne von ich setze mich hin und schaue mir den Film an; ich schließe nicht aus, dass ich als Kind da und dort vielleicht im Hintergrund mal die eine oder andere Szene aufgeschnappt habe. Und natürlich kenne ich das Musikvideo zu "Flash" in- und auswendig, insofern waren mir also zumindest kurze Bilder und Ausschnitte geläufig. Aber so richtig, wirklich gesehen hatte ich ihn nie. Nun muss ich gestehen, doch etwas nervös gewesen zu sein, als ich mich nun endlich daran machte, diese cineastische Lücke zu schließen. Gerade bei Unterhaltung mit trashigem Einschlag hilft es ganz einfach, wenn man diese das erste Mal als Kind gesehen hat (wo man einfach diesbezüglich noch viel weniger kritisch ist) und dementsprechend bestimmte nostalgische Erinnerungen daran verbindet, die einem auch als Erwachsener dabei helfen können, über die eine oder andere Schwäche hinwegzusehen (siehe "Masters oft he Universe" oder "Batman: Der Film"). "Flash Gordon" musste nun aber ganz ohne den Bonus der rosaroten Nostalgiebrille auskommen.

Angesichts dessen finde ich, hat er sich gar nicht mal so schlecht geschlagen. Ja, natürlich ist "Flash Gordon" Pulp und Trash in Reinkultur. Ernst nehmen darf man den Film, mit seinen Katastrophen auf Knopfdruck, der Atmosphäre mitten im Weltall, dem Design der Aliens (wie z.B. die "Adler") natürlich nicht. Zudem gibt es – auch wenn dies nach den Angaben des Blu-Ray Covers der teuerste Film ist, den Dino de Laurentiis je produziert hat – so mache Szene, die unter dem begrenzten Budget leidet, wobei die Ansicht der Erde gleich zu Beginn ganz besonders billig und schlimm aussieht. Aber auch danach kann sich "Flash Gordon" sicherlich nicht mit Filmen wie z.B. der "Krieg der Sterne"-Trilogie (in ihrer unberührten Urfassung) messen. All dies war jedoch insofern für mich kaum ein Problem, als sich der Film ganz einfach von vornherein nicht ernst nimmt, und auch nicht ernst genommen werden will. "Flash Gordon" ist sich von Beginn an der eigenen Trashigkeit bewusst, doch anstatt sich für sie zu schämen, zelebriert er sie vielmehr. Eben dies verleiht ihm einen unbestreitbaren Charme. Zudem gibt es durchaus den einen oder anderen Bereich, wo sich der Film absolut sehen lassen kann. Vor allem die opulenten Kostüme stechen hervor; da hat man sich wirklich viel Mühe gegeben und viel Geld reingesteckt. Auch die Sets wissen durchaus zu gefallen. Die Effekte selbst sind zwar wie gesagt nichts Besonderes, aber das Bild der einzelnen Städte/Welten im Himmel hatte dennoch etwas. Vor allem auch, wenn man aufgrund der scheinbar vorhandenen Atmosphäre auf einer Art fliegendem Motorrad von einer zur nächsten fliegt. Und auch die Landschaften sehen teilweise durchaus nett aus, und sind vor allem auch sehr fantasievoll gestaltet.

Szenenbild. Die Darsteller tragen teilweise ebenfalls sehr viel zum Gelingen des Films bei, wobei insbesondere Max von Sydow als Imperator Ming den Film dominiert, dank seiner beeindruckenden Ausstrahlung und Leinwandpräsenz. Ornella Muti spielt ihre zwiespältige Prinzessin Prinzessin Aura ebenfalls toll. Topol gibt den verrückten Wissenschaftler Dr. Zarkhov sehr überzeugend, und Melody Anderson zeigt als Flashs Begleitung und love interest Dale Arden ebenfalls eine charmante Performance. Völlig überrascht war ich auch, als plötzlich Timothy Dalton aufgetaucht ist; dass dieser in "Flash Gordon" mitspielt, hatte ich irgendwie überhaupt nicht mehr auf dem Plan. So wie praktisch alle anderen auch, ist auch seine Rolle sehr klischeehaft, aber er macht das Beste draus. Einzig Sam Jones wollte mich irgendwie nicht so recht begeistern. Natürlich leidet er auch etwas unter seiner Rolle; der unfehlbare, durch und durch gute Held ist halt immer als Figur eher uninteressant, und dementsprechend schwer zu spielen. Dennoch hätte er in meinen Augen noch etwas mehr Charisma vertragen – ein kritikpunkt, den er mit Taylor Kitsch aus dem geistigen Nachfolger "John Carter" teilt. Last but not least: Brian Blessed war als Prince Vultan zwar anständig, aber ich fragte mich die ganze Zeit über, was wohl John-Rhys Davies aus dieser Rolle herausgeholt hätte.

Fast noch legendärer als der Film selbst ist Queens Soundtrack. Der Titelsong den sie zum Film beisteuern fängt den pulpigen Charme des Films – und seines unfehlbaren Heldens – perfekt ein. Darüber hinaus hat mir vor allem auch Brian Mays Interpretation des Hochzeitsmarschs ungemein gut gefallen. Bei allem berechtigten Lob für Queen darf jedoch auch der Beitrag von Howard Blake nicht vergessen werden, der den Film mit seinen (für die 80er so typischen) Synthesizerklängen bereichert. All diese positiven Aspekte machen "Flash Gordon" letztendlich sehr unterhaltsam – dennoch gibt es die eine oder andere Schwäche, über die sie nur bedingt hinwegtrösten können. Die erste und vermutlich größte davon ist die klischeehafte Handlung, die teilweise doch etwas zu ausgetretene Pfade betritt und den Film dementsprechend teilweise auch ungemein vorhersehbar macht. Neben dem generellen Verlauf der Geschichte stachen dabei für mich einerseits die Prüfung mit dem Baum (wenn man diese das erste Mal sieht, weiß man einfach, dass sich Flash Gordon dieser kurz darauf ebenfalls wird stellen müssen) und andererseits die Rivalität zwischen Flash und Prinz Barin hervor (wo von Anfang an klar ist, dass die beiden diese schließlich überwinden und gemeinsam gegen Ming zu Felde ziehen). Eine für die damalige Zeit typische Schwäche ist auch, dass der Countdown am Ende nicht einmal ansatzweise in Echtzeit abläuft, und aus Sekunden die im Film vergehen in der Wirklichkeit fast Minuten werden. Zudem gab es doch auch die eine oder andere Szene, wo man in meinen Augen was die Trashigkeit betrifft doch etwas übers Ziel hinausgeschossen hat; was insbesondere für die telepathische Kommunikation zwischen Flash und Dale gilt. Insgesamt hat mir "Flash Gordon" aber durchaus Spaß gemacht.

Fazit: Szenenbild. Ich bin mir nicht sicher, ob man "Flash Gordon" guten Gewissens wirklich als einen "guten" Film bezeichnen kann – aber unterhaltsam und spaßig ist er allemal. Den ganzen Film durchzieht ein herrlich trashig-pulpiger Charme, und abseits des (sowohl was Queen als auch den Synthesizer betrifft) deutlich in den 80ern verankerten Soundtracks wirkt der Film teilweise herrlich 50s-mäßig. "Flash Gordon" ist sich seiner vermeintlichen Schwäche bewusst und wandelt sie dadurch vielmehr in eine Stärke um. Zudem gefiel mir der schamlos phantastische Zugang, den man hier verfolgte, mit dem Reich hinter dem schwarzen Loch, in dem selbst im Raum zwischen den Welten eine normale Atmosphäre herrscht. Die Schauspieler agieren größtenteils spielfreudig und charmant, wobei vor allem Max von Sydow den Film dominiert; aber auch Ornella Muti und Melody Anderson schlagen sich wacker. Sam Jones tut sich hingegen sichtlich schwer, Flash das nötige Charisma zu verleihen, aber die uninteressante Rolle des durch und durch guten und gänzlich unfehlbaren Helden macht es ihm zugegebenermaßen auch nicht leicht. Und auch wenn die Effekte teilweise eher billig wirken, aber bei der Ausstattung – insbesondere den opulenten Kostümen – hat man sich sichtlich Mühe gegeben. Die Story ist zwar absolut nichts besonders, die Figuren heillos überzeichnet, und da und dort schießt man was den Trash-Faktor betrifft dann doch übers Ziel hinaus (Stichwort Telepathie). Der hohe Spaßfaktor sowie der trashige Charme machten diese Schwächen für mich aber überwiegend wieder wett.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © StudioCanal)


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