Originaltitel: Nature Under Constraint and Vexed Episodennummer: 2x01 Bewertung: Erstausstrahlung CAN: 19. April 2014 Erstausstrahlung D: 25. November 2014 (ZDFneo) Drehbuch: Graeme Manson Regie: John Fawcett Hauptdarsteller:
Tatiana Maslany als Sarah Manning,
Dylan Bruce als Paul Dierden,
Jordan Gavaris als Felix Dawkins,
Kevin Hanchard als Arthur Bell,
Evelyn Brochu als Delphine Cormier,
Maria Doyle Kennedy als Mrs. S.
Gastdarsteller:
Skyler Wexler als Kira,
Matt Frewer als Dr. Aldous Leekie,
Inga Cadranel als Detective Angela Deangelis,
Kristian Bruun als Donnie Hendrix,
Ari Millen als Mark,
Matthew Bennett Daniel Rosen,
Josh Vokey als Scott u.a.
Kurzinhalt:
Sarah Manning ist erschüttert, als sie nach Hause zurückkehrt und von ihrer Tochter Kira sowie ihrer Ziehmutter Mrs. S. jede Spur fehlt. Zudem zeigt das Haus Spuren eines Kampfes. Sarah ist davon überzeugt, dass die beiden von der Firma Dyad – genauer gesagt dem "Pro-Klon" Rachel Duncan– entführt wurden, um sie unter Druck zu setzen, denkt jedoch gar nicht daran, sich einfach so zu ergeben. Zusammen mit Cosima und dem ihr immer noch wohlgesonnenen Paul heckt sie einen Plan aus, um bis zu Rachel vorzudringen und die Freilassung von Kira und Mrs. S. zu erzwingen. Währenddessen muss Cosima entscheiden, ob sie – u.a. auch zu ihrem eigenen Wohl, scheint sie doch an denselben gesundheitlichen Problemen zu leiden wie Katja Obinger – das Jobangebot von Dr. Leekie und Dyad annimmt. Und Allison hadert ob ihrer Rolle beim Tod ihrer Nachbarin und früheren Freundin Aynsley mit Schuldgefühlen…
Review:
Alles im Leben hat Vor- und Nachteile: Nachdem ich die erste Staffel bei der Erstausstrahlung auf ZDFneo verpasst hatte, schnappte ich mir kurzerhand die Blu-Ray, wo ich mir die Serie dann im O-Ton ansah. Bei der 2. Staffel bin ich nun zwar bei ZDFneo live dabei, dafür konnte zumindest ich bei mir keine Originalton-Option ausmachen, und bin somit zur deutschen Synchronisation verdammt. Immerhin hat diese auf mich einen soliden ersten Eindruck gemacht; trotzdem war es erstmal ungewohnt. Trotz dieses Mankos gelangt es "Flucht nach vorn" aber problemlos, qualitativ dort anzuknüpfen, wo die erste Staffel aufgehört hat. Großartig und hochwertig inszeniert, toll getrickst (die Szenen mit mehreren Klonen in einem Bild stechen für mich nach wie vor als großartig gemacht hervor), mit einigen spannenden Momenten, vor allem aber auch dem immer wieder eingestreuten auflockernden Humor, der oftmals durchaus schwarz und /oder frech daherkommt (man nehme nur die Szene mit Sarah und dem kleinen Jungen im Bus). Vor allem auch Allison erwies sich wieder einmal als verlässliche Humorlieferantin – insbesondere auch im Zusammenspiel mit Felix.
Im Mittelpunkt der Episode steht aber natürlich eine durchaus dramatische Geschichte, nämlich Sarahs Suche nach ihrer Tochter. "Flucht nach vorn" lässt uns dabei über ihr genaues Schicksal noch im Unklaren – wir erfahren lediglich, dass Sarah mit ihrem Verdacht falsch liegt. So sehr Dyad aber auch daran interessiert zu sein scheinen, die Klone zu kontrollieren – die größere Gefahr scheint ihnen nach wie vor von den religiösen Fanatikern zu drohen, die sich gleich zu Beginn der Episode als unberechenbar erweisen, als sie den Barkeeper mal kurzerhand über den Haufen schießen. Um ehrlich zu sein, war mir das schon fast wieder zu viel des Guten. Bisher bemühte man sich überwiegend, Klischees zu vermeiden und die einzelnen Gruppierungen nicht übermäßig schwarz oder weiß zu zeichnen. Dieser willkürliche Mord fühlte sich für mich allerdings irgendwie "Hollywood" an. Wenn ich schon bei der Kritik bin: Dass Rachel Kira und Mrs. S. nicht wirklich in ihrer Gewalt hat, war mir irgendwie schon viel zu früh klar – weshalb ich diese Wendung am Ende weder sonderlich überraschend noch schockierend fand. Last but not least muss ich gestehen, nicht so recht zu wissen, was ich von der Wendung am Ende halten soll. Einerseits habe ich Helenas vermeintlichen Tod in "Rätselhafte Muster" ja beklagt, einfach da sie so eine tolle, da unberechenbare, Präsenz in der Serie war. Andererseits bin ich – wie ich auch an anderen Stellen schon mehrmals erwähnt habe – immer sehr skeptisch, wenn Personen nach einem sehr endgültig aussehenden Tod dann plötzlich doch wieder unter den Lebenden weilen. Jedenfalls fand ich das schon ziemlich schwer zu schlucken, und hoffe, da kommt noch eine gute, plausible und nachvollziehbare Erklärung – und vor allem, dass es sich die Macher nicht zur Gewohnheit werden lassen.
Trotz dieser Kritikpunkte haben die Stärken für mich bei "Flucht nach vorn" wieder klar überwogen. Neben den bereits erwähnten positiven Aspekten gefiel mir u.a. auch wieder sehr gut, dass ich mir nach wie vor nicht sicher bin, wem Delphines Loyalität letztendlich gilt. Anfangs war ich bereit ihr zu glauben, dass sie auf Cosimas Seite steht, doch dann hintergeht sie sie, indem sie Leekie von der Krankheit berichtet und ihm die Blutproben übergibt. Am Ende wiederum verrät sie jedoch Sarah nicht. Sehr verwirrend – auf eine positive Art und Weise. Die beste Szene war aber für mich ganz klar die Konfrontation zwischen Sarah und Rachel, die ungemein intensiv und zudem wunderbar inszeniert, getrickst (wieder einmal) und vor allem auch gespielt war. Tatiana Maslany ist und bleibt eine der größten Stärken der Serie, und es ist eine Schande, dass sie bei den größeren Awards bisher übergangen wurde. Nicht nur spielt sie die einzelnen Persönlichkeiten derart perfekt, dass man sofort weiß, mit wem man es zu tun hat, sie meistert in "Flucht nach vorn" zudem auch wieder das Kunststück, als ein Klon in die Haut eines anderen zu schlüpfen, und den Zuschauer trotzdem ihre Sarah unter Cosimas Verkleidung erkennen zu lassen. Absolut brillant.
Fazit:
Auch wenn ich mangels O-Ton-Option auf die deutsche Synchronfassung wechseln musste, bin ich froh, "Orphan Black" wieder zurück zu haben. Die Serie unterhält mit einer Mischung aus Spannung und (frechem) Humor, die genau auf meiner Wellenlänge liegt. Mit den unterschiedlichen Gruppierungen die es aus diversen Gründen auf die Klone abgesehen haben sorgt man für Spannung, und für den emotionalen Kern sorgt Sarahs Sorge um ihre entführte Tochter. Zudem gab es auch in "Flucht nach vorn" wieder einige Highlights zu bestaunen, wobei für mich die Szene mit Sarah und Rachel ganz besonders hervorstach. Die schauspielerische Leistung von Tatiana Maslany ist weiterhin absolut unglaublich, und auch die makellose Umsetzung von mehreren Klonen in ein und derselben Einstellung weiß mich jedes Mal aufs Neue zu begeistern. Zwar gab es auch bei "Flucht nach vorn" wieder den einen oder anderen Kritikpunkt (wie die etwas gar einseitige und klischeehafte Darstellung der religiösen Fanatiker als ruchlose Killer) und/oder Aspekt von dem ich immer noch nicht weiß, was ich davon halten soll (Helenas Rückkehr), dennoch konnte mich der Einstieg in die zweite Staffel wieder überwiegend überzeugen und sehr gut unterhalten.