Mit: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, John Lithgow, Mackenzie Foy, Wes Bentley, William Devane, Michael Caine u.a.
Kurzinhalt:
Die Menschheit hat die Erde ausgebeutet und eine Ernte nach der anderen schlägt fehl. Schon bald wird der Planet die Reste der Menschheit nicht mehr ernähren können. Im Orbit von Saturn jedoch erscheint ein Wurmloch in eine andere Galaxie – zu einem Sternensystem mit mehreren bewohnbaren Planeten. Ein letztes Forscherteam der NASA macht sich auf den Weg, die interstellare Reise anzutreten, um für Menschheit ein neues zu Hause zu finden - und gibt dafür alles auf…
Review von Christian Siegel:
Ich bin jetzt sicherlich nicht der klassische "Nolan-Fanboy". Mir haben die meisten seiner bisherigen Filme – so ich sie gesehen habe – sehr gut gefallen, wobei für mich bislang vor allem der meines Erachtens stark unterschätzte "Insomnia" sowie natürlich "The Dark Knight" und "Inception" hervorstachen. Im Gegenzug finde ich, dass er nach "The Dark Knight Rises" doch wieder einiges gut zu machen hatte, denn den fand ich doch eher enttäuschend. Dennoch war ich bereits zu Beginn des Jahres – noch ehe es auch nur einen Teaser gab – auf "Interstellar" derart gespannt, dass ich ihn in meiner KinoVorschau für 2014 an den ersten Platz gestellt habe. Und auch wenn ich nicht sagen will, dass der Name Christopher Nolan dabei keine Rolle gespielt hätte, so lag dies doch eher am Konzept bzw. an den kleinen Infohäppchen, die man damals schon über den Film wusste. Ich liebe das "Science Fiction"-Genre halt einfach, und so sehr ich mich auch über tolle, unterhaltsame SF-Actionfilme freuen kann, aber… die reichhaltige, nachdenkliche und anspruchsvolle Science Fiction, gerade auch was den Weltraum betrifft, fristet halt leider doch eher ein Schattendasein. Der letzte diesbezügliche Film an den ich mich auf die Schnelle erinnern kann, war "Moon". Und der ist halt mittlerweile auch schon wieder 5 Jahre her.
Ich weiß, dass es nach ersten euphorischen Reaktionen einiger Kinogänger – und vermeintlicher Nolan-Fanboys – in den letzten Wochen ein bisschen einen Backlash gegen "Interstellar" gegeben hat. Das ist ja generell ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren vermehrt beobachten ließ. Viele Filme werden zu Beginn gefeiert – und die Jubelstimmen sind so laut, dass sie das leise Gemurmel der sporadischen Kritiker übertönen. Bzw. scheinen sich auch viele angesichts des allgemeinen Tenors nicht zu trauen, eine andere Tonlage anzustimmen. Erst ein paar Monate später trauen sich diese dann plötzlich vermehrt aus der Versenkung hervorkriechen, und meinen, man habe es ja schon immer gesagt – sooooo toll sei XYZ dann auch wieder nicht. Manchmal kann ich bei so einem Backlash zustimmen, und manchmal nicht. Bei "Interstellar" hatte ich nun den Eindruck, dass dieser Backlash deutlich früher und schneller kam als üblich. Und ich denke, dies liegt daran, dass er insgesamt eine kleinere Schnittmenge an Zuschauern so richtig begeistern wird, weshalb diese zwar ihren Jubel umso lauter in die Welt schreien – aber der Chor ist halt doch vergleichsweise klein, weshalb es den kritischen Stimmen leichter fällt, sich Gehör zu verschaffen. Im Falle von "Interstellar" schlage ich mich jedoch mal ganz klar auf die Seite der "Nolan-Fanboys" – zähle ich mich doch zu jener kleinen Schnittmenge, die der Film absolut begeistert und faszinierend hat. Für mich ist "Interstellar" – wobei meine Vorliebe für das SF-Genre hier natürlich eine wesentliche Rolle spielt, gar keine Frage – jedenfalls der Film des Jahres, und jener, den es für meinen FilmRückblick nach aktuellen Stand zu schlagen gilt.
Im Vorfeld wurde oftmals der Vergleich mit "2001 – Odyssee im Weltraum" bedient, und auch wenn sich kleinere Ähnlichkeiten nicht verleugnen lassen und sich Christopher Nolan gerade auch inszenatorisch an Stanley Kubrick zu orientieren scheint, so denke ich doch, dass sich beide Filme kaum miteinander vergleichen lassen. Denn in einem wesentlichen Kernpunkt sind sie grundverschieden. Kurz gesagt: In "2001 – Odyssee im Weltraum" geht es um Fragen, in "Interstellar" geht es um Antworten. So gibt es zwar auch hier zum Ende hin eine mysteriöse Sequenz, nach der sich der Hauptprotagonist in einem geheimnisvollen, phantastischen Raum wiederfindet. Doch dies ist weniger ein WTF-Moment, der die Zuschauer zum Nachdenken, Sinnieren und Interpretieren anregen will, als vielmehr – ganz Nolan-typisch – die Twist-artige Antwort auf die zuvor aufgeworfenen Fragen. Anders ausgedrückt: "2001" stellt das große Rätsel ans Ende, und lässt den Zuschauer mit Fragezeichen über dem Kopf zurück. "Interstellar" stellt das Rätsel an den Anfang, und präsentiert uns am Ende dann die Auflösung. So gesehen könnte man sagen, was das betrifft ist "Interstellar" mehr "2010" als "2001", und als SF-Fan sollte man sich das vielleicht im Hinterkopf behalten, um nicht enttäuscht zu werden.
Das Ende ist – neben der Länge des Films, die von vielen bemängelt wird – überhaupt so ein Knackpunkt, und jener Aspekt, wo "Interstellar" bei vielen dann durchfällt. Dazu kann ich eigentlich nur sagen: Ich kanns verstehen – teile diese Ansicht aber nicht. Es verlangt tatsächlich eine gehörige Portion "suspension of disbelief", und die Rührseligkeit dieses Moments macht es auch nicht leichter, es zu schlucken, wie auch der metaphysische Aspekt (Stichwort Liebe als fünfte Dimension) oder die Tatsache, dass der Film bis zu diesem Zeitpunkt doch noch relativ wissenschaftlich fundiert und geerdet war. Der Raum am Ende ist definitiv weniger Science Fiction und mehr Fantasy. Für mich hat es allerdings funktioniert – wobei die Tatsache, dass ich die "große Wendung" bereits nach der ersten Erwähnung des Geists habe kommen sehen, sicherlich dabei geholfen hat, mich auf diese Auflösung einzustimmen. Ich hatte demnach mehr als 2 Stunden Zeit, mich darauf einzustellen und damit anzufreunden. Dass ich die Auflösung somit recht früh schon kannte, sah zumindest ich im Falle von "Interstellar" nicht als Manko. Im Gegenteil, konnte ich mich doch ob meiner eigenen Cleverness auf die Schulter klopfen. Zudem ging es in diesem Moment in meinen Augen ohnehin mehr um die Emotionen als den Inhalt. Und mit der Szene mit der Hand und dem Shuttle konnte man mich zumindest in einem kleinen Detail doch auch noch überraschen. Jedenfalls, für mich hat das Ende – trotz seiner Rührseligkeit – absolut funktioniert; was wohl wesentlich ist, wenn einem der Film ähnlich begeistern soll, wie es ihm bei mir gelungen ist.
Sehr interessant fand ich auch die Ausgangssituation, rund um die Ernteausfälle, den Verlust von Technologie usw. Ein Kritikpunkt der mir in den letzten Wochen – neben dem Ende – immer wieder untergekommen ist, ist die Szene rund um den Besuch des Schulleiters wegen der Mondlandung. Viele fanden dies wohl zu überzogen, aber für mich hat auch diese Szene funktioniert. Ich sehe es als konsequente Weiterführung des aktuellen Trends, der die wissenschaftskritischen Elemente (Kreationisten, Impfverweigerer usw.) auf dem Vormarsch sieht. Insofern ist es für mich nur die logische Extrapolation einer aktuellen Entwicklung. Und gerade auch im Hinblick auf die trostlose Welt, in der man sich in "Interstellar" befindet, erscheint es mir absolut plausibel, dass sich die Dinge in dieser Richtung entwickeln könnten. Zumal sich die Farm ja im sogenannten "Bible Belt" der USA befindet, und wir hier nur von einer Schule sprechen. Wer weiß schon, wie das andere Schulen dort handhaben? Zumindest ich hatte mit dieser Offenbarung jedenfalls kein Problem, und fand den Moment vielmehr sogar ziemlich cool und clever.
Letztendlich ist dies natürlich nur ein kleines Detail – aber ich denke, mittlerweile zeichnet sich ein Muster ab, und genau darum geht’s mir: Ich las in den letzten Wochen viel Kritik bezüglich "Interstellar", und jetzt stehe ich da und schreibe ein Review und komme mir schon fast ein wenig blöd vor, weil ich da nirgends zustimmen kann und den Film am liebsten in den Himmel loben würde. Ich komme mir vor wie einer dieser Nolan-Fanboys, die alles an seinen Filmen gut finden und sobald jemand sich erlaubt, etwas schlechtes über Nolan oder einen Film zu sagen, Smeagol-artig die Hände an die Ohren legt und "Ich hör nicht zu, ich hör nicht zu" sagt. Und es ist ja auch nicht so, als würde ich die andere Seite dieser Gleichung nicht kennen – lest nur mal mein Review zum gefeierten "Prisoners" aus dem letzten Jahr, der mich richtiggehend geärgert hat. Letztendlich ist es aber natürlich immer schöner, wenn man einen Film genießen und in die negativen Kritiken nicht einstimmen muss – und zumindest für mich war dies bei "Interstellar" der Fall. Letztendlich mochte ich einfach alles an ihm. Christopher Nolan wurde zu Beginn seiner Karriere oftmals vorgeworfen, dass seine Filme kalt und gefühllos wären. Bei "Interstellar" kann dies wohl niemand mehr behaupten – steht die Liebe hier doch vielmehr im Zentrum. Was ich dabei aber unter anderem so großartig und lobenswert fand, ist die Tatsache, dass es nicht etwa um die klassische romantische Liebe geht, als vielmehr jene zwischen Vater und Tochter – etwas, dass in dieser Intensität im Bereich des Blockbuster-Kinos doch eher selten beleuchtet wird. Allein dies hebt "Interstellar" schon wohltuend von der Konkurrenz ab.
Ungemein gut gefiel mir auch, wie clever "Interstellar" mit dem Thema der Zeitdilatation bei Reisen nahe der Lichtgeschwindigkeit oder auch in der Nähe eines Schwarzen Lochs spielt. So viele Filme, egal ob Science Fiction oder nicht, sind oftmals was das erforderter Vorwissen und die Intelligenz des Zuschauers betrifft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner runtergebrochen, damit auch wirklich jeder alles kapiert, dass ich es äußerst lobenswert fand, wie "Interstellar" hier einen anderen, mutigeren Weg einschlägt. Ich glaube zwar, dass jeder mit einem gewissen physikalischen Grundwissen kein Problem haben sollte, der Handlung zu folgen, aber ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit traut sich Christopher Nolan vom Zuschauer durchaus zu verlangen. Vor allem aber nutzt er diesen Effekt natürlich für einige phantastische und teils auch berührende Momente, wie z.B. nachdem Cooper und Brand von ihrer Außenmission auf dem Planeten zurückkehren. Sowie natürlich einer bestimmten Szene am Ende. Jedenfalls nutzt Christopher Nolan die narrativen und dramaturgischen Möglichkeiten dieser Idee voll aus; sie ist demnach mehr als nur ein Gimmick für die Science-Nerds im Publikum.
Auch die Thematik des Films gefiel mir sehr gut. "Interstellar" geht teilweise sehr sachlich und entsprechend trostlos mit dem Thema interstellarer Reisen und einer möglichen Rettung für die Menschheit um. So ergibt Plan B wohl in der Tat am meisten Sinn – wenn es wohl auch für die auf der Erde zurückbleibenden und dort dem Untergang geweihten Menschen kein großer Trost sein mag. Zwar gibt es natürlich auch noch Plan A, aber es hat schon Seltenheitswert, dass ein Film derart nüchtern an das Thema interstellarer Reisen – und eine mögliche Ausbreitung der Menschheit ins All – herangeht. Eine weitere wesentliche Stärke des Films ist natürlich auch die Optik. Egal ob das Schwarze Loch, die phantastisch ausgedachten und umgesetzten Lebensbedingungen auf den beiden Planeten (wo "Interstellar" wirklich mal etwas neues bot) oder dann die Szene im Raum am Ende – "Interstellar" bietet zahlreiche optisch beeindruckende Szenen, die man auf einer so großen Leinwand wie möglich bestaunen sollte, und die zudem teilweise wieder auf das IMAX-Format optimiert wurden und dort die ganze Leinwand ausfüllen. Und auch den Schauspielern ist allesamt großes Lob auszusprechen. Matthew McConaughey befindet sich seit ein paar Monaten ja überhaupt auf einem neuen Karrierehoch, dass sich in meinen Augen auch mit "Interstellar" ungehindert fortsetzt. Jessica Chastain und Anne Hathaway sind in ihren jeweiligen Rollen genauso gut, wie man dies zu erwarten gelernt hat. Und vor allem auch der jungen Murph, Mackenzie Foy, ist ein ganz großes Lob auszusprechen, da sie in den gemeinsamen Szenen mit McConaughey die Basis schafft, auf die Chastain in weiterer Folge dann aufbauen kann. Ohne dieses Fundament, das die Vater-Tochter-Beziehung glaubwürdig und nachfühlbar macht, würden weite Strecken des restlichen Films nicht funktionieren.
Der letzte wesentliche Erfolgsfaktor ist dann Hans Zimmers Soundtrack, der sich herrlich zwischen für ihn typisch und untypisch bewegt. Typisch insofern, als er das typische Zimmer-Klischee erfüllt, sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken (auch wenn ich schon so manchen stillen, subtilen Score von ihm gehört habe, und so weiß, dass er es auch anders kann). Untypisch, da er ähnlich wie bei seinen Scores für Nolans "Batman"-Filme, oder auch zuletzt "Man of Steel" und "The Amazing Spider-Man 2" mit für ihn ungewöhnlichen Instrumenten und Klängen experimentiert. Dass sich "Interstellar" zumindest bis zu einem gewissen Grad als geistiger Nachfahre von "2001 – Odyssee im Weltraum" versteht, ist dabei auch in der Musik unüberhörbar – erinnert eine bestimmte Stelle doch an das Crescendo aus "Also sprach Zarathustra". Davon abgesehen konnte ich vor allem auch noch Einflüsse von Philip Glass ausmachen (Stichwort "Pruit Igoe & Prophecies" aus "Watchmen – Die Wächter"). Jedenfalls ist ihm mit seiner Arbeit für "Interstellar" einer der imposantesten und hervorstechendsten Soundtracks des Jahres gelungen – passend, angesichts der Tatsache, dass ich "Interstellar" auch für einen der imposantesten und hervorstechendsten Filme des Jahres halte.
Fazit:
Dietmar Dath von der FAZ schrieb über den österreichischen Horrorfilm "Ich seh, ich seh": "Ich kann mir nicht helfen, mir gefällt sowas." Besser könnte ich meine Gefühle gegenüber "Intersteller" auch nicht ausdrücken. Als großer Fan des Science Fiction-Genres, dem leider nur allzu selten ähnlich anspruchsvolle Kost serviert wird, habe ich Christopher Nolans jüngsten Film förmlich verschlungen. Dabei verstehe ich jeden, dem der Film zu lang ist, und der vor allem auch mit dem Ende wenig anfangen kann und es als zu phantastischen, metaphysischen und übertriebenen rührseligen Quatsch abtut. Für mich hat es aber nun mal eben voll und ganz funktioniert. Angefangen von der berührenden Vater-Tochter-Beziehung, mit der Nolan hier eine äußerst menschliche Geschichte ins Zentrum seines Weltraum-Epos stellt, über die clevere Art und Weise mit er der Zeitdilatation spielt, den zahlreichen optisch beeindruckenden Weltraumszenen, den durchgehend phantastischen schauspielerischen Leistungen (mit besonderen Erwähnungen für Matthew McConaughey, Jessica Chastain und Mackenzie Foy), Hans Zimmers mitreißender Filmmusik bis hin zum – für mich – großartigen und sehr berührenden Ende, hat mich "Interstellar" für fast drei Stunden begeistert, verzaubert und fasziniert. Für mich persönlich ist er Christopher Nolans Meisterstück (bisher), jener Film wo er alle Fähigkeiten die er über seine Karriere hinweg erlernt hat perfektioniert und zu einem unvergleichlichen Filmerlebnis vereint. Und auch wenn ich mir sicher bin, dass der Film im Heimkino im Vergleich zur IMAX-Leinwand ein bisschen an Wirkung verlieren wird, freue ich mich jetzt schon darauf, in ein paar Monaten noch einmal mit Matthey McConaughey und Christopher Nolan auf diese beeindruckende interstellare Reise aufzubrechen.
Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler:
Da ist er nun, Chris Nolans neuer, gewaltiger Film, der die ganz großen Fragen stellt, zutiefst menschlich bleibt und dennoch Sciencefiction sehr sehr nah an Science Fact heranrückt. Meine Güte ist der gut. Dieser Film muss im Kino gesehen werden. Er ist nicht zu 100% auf das Visuelle runterzubrechen, wie "Gravity", das tatsächlich nur im IMAX-3D-Saal entsprechende Wirkung entfaltet hat, aber es schadet auch nicht, hierfür wirklich mal ins Kino zu gehen. Nolan hat "Interstellar" analog auf 70 mm gedreht und damit ist das auch seine bevorzugte Art und Weise den Film zu genießen. Einzig im Zoo Palast Berlin wird der Film auf alten, generalüberholten Projektoren in Deutschland so projiziert und ist damit einer von ganzen 4 Sälen in Europa. Nolan scheint auch eine kleine Obsession mit Spiegellandschaften zu haben; ich fühlte mich bei dem Eisplaneten jedenfalls an die Traumsequenzen aus "Inception" erinnert.
"Interstellar" erlaubt seinem Landeraumschiff zwar Manöver, die für existierendes Gerät unmöglich sind, hält sich aber sonst an die Physik, ganz wie "Gravity" u.ä. es vorgemacht hat. Die größte Erklärlücke ist hier m.E., wie es für den Lander möglich ist, mehrfach auf Planeten (mit Atmosphäre & vielfacher Schwerkraft) zu landen und wieder zu starten, wo auf der Erde noch eine mehrstufige Rakete nötig war, um damit überhaupt ins All zu kommen. Neben den atemberaubenden Szenen im All – vom Wurmloch, über die Planeten hin zum schwarzen Loch gibt es da natürlich noch die Besetzung, die besser kaum hätte sein können. Das Drama um eine Familie, die stellvertretend für alle Familien, den Kampf um die Zukunft mit der zusehends feindlichen Umwelt und mit sich selbst austragen muss, wird zum Dreh- und Angelpunkt auch über Raum und Zeit hinaus. Und hier unterscheidet sich "Interstellar" auch deutlich vom eher geschichtslosen "Gravity" – denn Nolans Film hat neben der - tatsächlich vorkommenden - Action abseits des Weltraums an sich, auch deutlich fantastische Ecken und Kanten. Es werden Konzepte aufgegriffen, die nur sehr schwer vermittelbar sind und hier hilft die aufgebaute Vorgeschichte ungemein. "Interstellar" hat für mich sehr viel von "2001". Vom Weltraum als grundlegendem Spielort mal abgesehen, gibt es hier thematisch viele Überschneidungen. Vom kosmischen Ereignis, über die Reise und eine Spiralen der Verzweiflung, zur Hoffnung für die Zukunft. Ich fand es tatsächlich schade, dass der Film aufhörte, als er aufhörte. Ich hätte gern noch mehr gesehen.
McConaughey verkörpert hier den Helden, den Vater, den Forscher, den unbeugsamen Willen zu überleben. Man ist ganz bei ihm, man spürt Coopers Last und fiebert mit. "Interstellar" ist kein Blockbuster im klassischen Sinne. Selbst der damals als originär gefeierte "Inception" ist konventionell im Vergleich hierzu. Nolan und seine Truppe – auch Anne Hathaway als Coopers Copilotin Brand und Jessica Chastain als seine erwachsene Tochter Murph usw. - haben erneut nicht nur etwas ganz Eigenes geschaffen, sondern es mit Leben und Gefühl erfüllt. Die Verbindungen zwischen Menschen über selbst kosmische Distanzen hinweg sind "Interstellar"s Schlüssel zum Erfolg. Liebe überwindet doch Zeit und Raum - um nichts anderes geht es hier. In diesem Actionfilm, diesem Sciencefictionfilm, diesem Drama, diesem Abenteuer. Die heimlichen Helden sind für mich übrigens die nicht-menschlichen Begleiter, die einen "HAL 2000" auch neu interpretieren.
Fazit:
Geht ins Kino & bringt Sitzfleisch mit, denn "Interstellar" ist mit rund 170 Minuten bei den Filmen mit Überlänge ganz oben mit dabei. Er ist wirklich etwas zu lang geraten. Der ein oder andere Punkt – gerade anfangs – wurde zu breit ausgewalzt. Doch grundsätzlich hat Nolan hier wieder ganze Arbeit geleistet. Er hat ein fantastisches Ensemble zusammengestellt, das Matthew McConaughey grandios anführt, und eine alte Idee mit fantastischen Bildern, einer spannenden Atmosphäre und zutiefst persönlichen Geschichten verwoben. Daumen hoch.