Kurzinhalt:
Seit einem Jahr ist die Kamino-Wissenschaftlerin Ko Sai abtrünnig. Skirata möchte sie unbedingt in die Hände bekommen, um sie dazu zu bringen, den beschleunigten Alterungsprozess bei seinen "Jungs" zu stoppen. Als Kanzler Palpatine die Delta-Einheit damit beauftragt, nach ihr zu suchen und sie zu verhaften, beginnt ein turbulenter Wettlauf. Denn falls es Skirata und seinen ausgewählten Mannen der Omega-Einheit nicht gelingt, sie vor ihren Kameraden zu schnappen, droht ihnen das Geheimnis der beschleunigten Alterung für immer durch die Finger zu schlüpfen. Währenddessen koordiniert die schwangere Jedi-Generälin Etain auf Qiilura die Umsiedelung der humanoiden Bauern. Als einige von ihnen die Drohungen ignorieren und sich strikt weigern, den Planeten zu verlassen, scheint ein brutaler Kampf unvermeidlich. Während einer Mission auf Gaftikar stoßen Darman und Atin auf die erschütternde Wahrheit, was die Republik mit Klon-Desserteuren machen lässt. Auf Coruscant stellt Besany Wennen Nachforschungen wegen möglichen weiteren Klonanlagen an. Und als Fi bei einem Einsatz schwer verletzt wird, kommt die fragwürdige medizinische Versorgung der Klone an die Oberfläche…
Review:
Leider konnte auch "True Colors" für mich nicht an ihren ersten Republic Commando-Roman "Feindkontakt" anknüpfen. Hauptverantwortlich dafür ist die Länge des Romans. 500 Seiten mögen auf dem ersten Blick jetzt nicht wie sooooo viel klingen, allerdings muss man hierbei die recht kleine Schriftgröße, die der Dino-Verlag für seine "Star Wars"-Romane betrifft, in Betracht ziehen. Wäre "True Colors" bei Blanvalet-erschienen und mit der gleichen Schriftgröße gedruckt wie z.B. der Zweiteiler "Im Verborgenen" und "Unter Belagerung", würde er wohl geschätzt um die Hälfte länger sein, und sich irgendwo im Bereich zwischen 700 und 800 Seiten einpendeln. Nun ist eine hohe Seitenzahl natürlich grundsätzlich mal kein Problem; ich lese gerne große, epische Romane – wenn die Geschichte dies auch hergibt. Und eben dies ist bei "True Colors" der Knackpunkt: Die Handlung war mir a) zu zerfahren und b) zu belanglos. Zwar sorgen die vielen Schauplätze und Figuren dafür, dass der Roman sehr abwechslungsreich ist, allerdings wollte dadurch für mich irgendwie auch nie so recht Spannung aufkommen, da wir zu oft zwischen den zahlreichen Handlungsorten hin- und hergewechselt sind. Wenn ich mich in Gedanken nicht verzählt habe, so komme ich auf mindestens fünf parallel verlaufende Handlungsstränge, die teilweise ineinander zusammenfließen, sich teilweise aber auch voneinander abtrennen. In meinen Augen hätte der Roman von einer etwas fokussierteren und auch insgesamt strafferen Erzählweise profitiert.
Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass der Roman teilweise auf große Entwicklungen und/oder Offenbarungen zusteuert, dieses Versprechen jedoch nur in Teilbereichen (wie bei der Information rund um die Klone, die Jagd auf abtrünnige Klone machen, oder auch Ko Sais Offenbarung, dass Kanzler Palpatine sie damit beauftragt hat, Klone von sich selbst anzufertigen sowie seinen Alterungsprozess zu verlangsamen) einlösen. Ja, Etain bringt hier endlich ihr Kind zur Welt, und alles rund um sie zählte für mich wieder einmal zu den Höhepunkten des Romans. Und Fi wird im Einsatz schwer verletzt, und zumindest zum Ende dieses Romans ist er auch noch nicht wieder vollständig geheilt. Aber davon abgesehen bleibt die Geschichte hier letztendlich ohne Folgen, stehen am Ende alle im Prinzip wieder genau dort, wo sie am Anfang standen. Enttäuschend ist dabei vor allem auch, dass die Jagd und Gefangennahme von Ko Sai letztendlich für die Wurscht ist, wie man so schön sagt. Generell hat mich Skiratas Bestreben, das Leben seiner Jungs zu verlängern, teilweise etwas zu sehr an "Blade Runner" erinnert, wo sich die Replikanten mit genau demselben Wunsch an ihren Schöpfer wenden.
Trotz dieser Schwächen ist "True Colors" immer noch ein solider Roman. Es gibt vereinzelte Momente, in denen Karen Traviss die Spannung erfolgreich in die Höhe treibt. Mir gefällt auch nach wie vor sehr gut, dass ihre "Republic Commando"-Romane zwar sicherlich nicht frei von Action sind, jedoch nicht darauf reduziert sind. Statt eines oberflächlichen Spektakels präsentiert sie auch hier wieder einen Roman, bei dem eindeutig die Figuren – die zudem mit einer überdurchschnittlichen Charaktertiefe bestechen – im Mittelpunkt stehen. Auch ihr Schreibstil ist durchaus gehoben, und lässt zudem mit dem einen oder anderen amüsanten auflockernden Kommentar zwischendurch aufhorchen. Auch wenn der Roman da und dort ein paar Längen hat, so wurde er dennoch nie gänzlich langweilig, oder hätte gar begonnen, mich zu nerven. Die Einblicke in die Kultur der Mandalorianer fand ich sehr faszinierend. Und auch wenn es nur ein paar Sätze waren, aber… die berühmt-berüchtigte Order 66 mal ausformuliert und abgedruckt zu sehen, war auch sehr interessant. Irgendwie machen diese ganzen gelungenen Aspekte aber die Tatsache, dass der Roman aufgrund der zerfahrenen Handlung und der Seitenzahl sein volles Potential nicht entfalten kann, nur umso frustrierender.
Fazit:
Im Gegensatz zum letzten Roman wäre bei "True Colors" in meinen Augen die Handlung gut genug gewesen, um an "Feindkontakt" ansatzweise anknüpfen zu können (lediglich die ganz großen, entscheidenden Entwicklungen haben überwiegend gefehlt). Leider aber kamen die einzelnen Geschichten aufgrund der Vielzahl an parallel verlaufenden Handlungssträngen und den zerfahrenen Eindruck, den der Roman bei mir dadurch hinterlassen hat, nie so recht zur Geltung. Auch der Umfang des Buches rächt sich; hätte sich Karen Traviss was die Seitenzahl betrifft etwas eingeschränkt und dabei zugleich den einen oder anderen Handlungsstrang stark verkürzt oder überhaupt komplett rausgeschnitten, hätte der Roman als Gesamtprodukt in meinen Augen davon profitiert. So zieht sich die Geschichte leider stellenweise doch ein wenig, und die Tatsache, dass es der Roman an den großen Wendungen und Entwicklungen vermissen lässt, tritt noch einmal um einiges deutlicher zu Tage. Dennoch fand ich "True Colors" insgesamt eine Spur besser als den Vorgänger, einfach, da die Handlung stärker war. Die Reihe profitiert auch nach wie vor von Karen Traviss Weigerung, einen Roman über Klonsoldaten auf oberflächliche Action zu reduzieren, sondern vielmehr die Figuren in den Mittelpunkt zu stellen. Die Charaktertiefe und der zarte Hauch von Anspruch, der sich durch die Reihe zieht, zählen für mich nach wie vor zu ihren größten Stärken. Im Falle von "True Colors" wäre allerdings, in Bezug auf die Seitenzahl, weniger mehr gewesen.
Bewertung:
3/5 Punkten
Christian Siegel
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