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Das Recht auf Leben Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Silicon Avatar
Episodennummer: 5x04
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 12.10.1991
Erstausstrahlung BRD: 31.03.1994
Drehbuch: Lawrence V. Conley & Jeri Taylor
Regie: Cliff Bole
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Ellen Geer als Kila Marr, Susan Diol als Carmen Davila u.a.

Kurzinhalt: Ein Außenteam der Enterprise ist gerade dabei, einer frisch gegründeten Kolonie der Föderation auf die Sprünge zu helfen und mit ersten Materialien auszustatten, als der Planet von jenem Kristallwesen angegriffen wird, dass bereits für die Zerstörung für Omicron Theta – jenem Planeten auf dem Data gefunden wurde – verantwortlich ist. Zwar gelingt es dem Außenteam, sich zusammen mit den Kolonisten in einer Höhle zu verschanzen, doch auf dem Weg dorthin verlieren zwei Kolonisten ihr Leben. Auf diese Art neuerlich an die Bedrohung durch die kristalline Entität erinnert, erhält die Enterprise den Auftrag, es aufzuspüren und, falls keine Kommunikation möglich ist, zu vernichten, um den Verlust von weiteren Leben zu verhindern. Die Xenobiologin Dr. Kila Marr kommt daraufhin auf die Enterprise, um die Crew auf ihrer Mission zu unterstützen. Sie hat ein ganz persönliches Interesse daran, die Kreatur aufzuhalten – ist doch einst ihr Sohn beim Angriff auf Omicron Theta gestorben. Nach anfänglicher Skepsis ob der Rolle seines "Bruders" bei der Rückkehr des Wesens ein paar Jahre zuvor, freundet sie sich zunehmend mit Data an, der Tagebücher und andere persönliche Dokumente der Kolonisten gespeichert hat. Als es schließlich gelingt, das Kristallwesen aufzuspüren, stellt sich die Frage, wie man nun vorgehen soll…

Denkwürdige Zitate: "How do you know these metals will protect us?"
"I am not entirely certain they will, sir."
"I was afraid you were going to say something like that."
(Riker und Data in den Höhlen.)

"Lieutenant Worf, I don't think I've ever seen a more beautiful sight."
(Riker, kurz nachdem das Rettungsteam zu ihnen vorgestoßen ist.)

"I don't think you need an empath to sense that woman's feelings."
(Deanna, nachdem sie Dr. Kila Marr kennengelernt hat.)

"I don't understand. Why are we pursuing the Entity, if not to destroy it?"
"We're not hunters, Doctor. Nor is it our role to exact revenge."
(Picard versucht, Dr. Marr auf einen friedfertigen Kurs einzuschwören.)

"He enjoyed her kindness, her gentleness, her… physical attributes."
(Data über Dr. Marrs Sohn, der sich auf Omicron Theta eine Freundin angelacht hatte.)

"From what I know of him by his memories and his writing, I do not believe he would be happy. He was proud of your career as a scientist, and now you have destroyed that. You say you did it for him, but I do not believe he would have wanted that. Yes, I believe your son would be very sad now."
(Datas harte, sachliche Worte zu Dr. Kila Marr am Ende der Episode.)

Review: Episodenbild (c) CBS Einer meiner liebsten Aspekte an "Das Recht auf Leben" ist der Einstieg. Es wäre ein leichtes gewesen, die offene Handlung rund um das Kristallwesen ohne diesen Prolog auf Melona IV wieder aufzugreifen. Dies hätte es dem Zuschauer auch verhältnismäßig leicht gemacht, ob Dr. Marrs Rachegelüste von einem hohen moralischen Ross aus die Nase zu rümpfen. Stattdessen macht uns die Episode dank Rikers nettem Flirt Carmen Davila sofort sympathisch – weshalb es einen durchaus trifft, als sie kurz darauf vom Kristallwesen getötet wird. Sie war nun wahrlich kein typisches Rothemd, dessen Verlust schneller wieder vergessen ist, als Pille "Er ist tot, Jim." Sagen kann. Stattdessen ist es in ihrem extrem kurzen Auftritt gelungen, die Sympathien des Zuschauers zu wecken. Hier haben alle daran beteiligten, angefangen von den Drehbuchautoren über die Schauspieler bis hin zum Regisseur, sehr gute Arbeit geleistet. Ihr Verlust ist absolut essentiell dafür, uns auch Dr. Marrs Verlust nachfühlen zu lassen. Denn so wie sie und wie Riker brennen auch wir in diesem Moment erst mal auf Rache. Dadurch schafft man es, uns quasi in Dr. Marrs Rolle schlüpfen zu lassen.

Die zweite große Stärke der Episode ist dann natürlich das Ende. Dass Dr. Marr nicht daran interessiert ist, mit dem Wesen Kontakt aufzunehmen, sondern es vielmehr vernichten will, ist zwar wenig überraschend. Wohl aber, dass sie sich einerseits nicht Captain Picards Autorität beugt, und es ihr andererseits doch tatsächlich auch gelingt, das Wesen zu zerstören – während die Crew der Enterprise nur hilflos zuschauen kann. Großartig dann auch die letzte Szene der Episode, wo Dr. Marrs Wahnsinn zum ersten Mal so richtig durchzuscheinen beginnt. "Das Recht auf Leben" macht deutlich, was ein nie überwundener Verlust sowie Rachegelüste aus einer Person machen können. Dr. Marr ist völlig von Hass zerfressen, aber dennoch nicht völlig ohne Gewissen. Völlig verzweifelt fleht sie Data am Ende um Absolution an – ihr Sohn wäre doch sicher froh darüber gewesen, nun endlich gerächt worden zu sein? Doch Data enttäuscht sie, mit einer überaus harten Antwort. Die Tatsache, dass man bei Data ausschließen kann, dass er sich bei dieser Antwort von allfälligen negativen Gefühlen wegen Dr. Marrs Aktion beeinflussen lässt, sondern ihr einfach nur ganz sachlich antwortet, macht seine Aussage nur umso härter; ist doch klar, dass er es nicht deshalb sagt, um sie zu verletzten, sondern weil er es wirklich so sieht. Etwas irritiert war ich allerdings, wie schnell danach auf eine Außenausnahme der Enterprise gewechselt und dann abgeblendet wurde. Ich hätte mir danach nicht unbedingt noch eine zusätzliche Szene erwartet, aber ein etwas langsamerer Ausklang, der dem Zuschauer etwas mehr Zeit gibt, dass sich dieser Moment setzen kann, hätte nicht geschadet.

Episodenbild (c) CBS Wo ich schon beim Kritik üben bin: Alles rund um Data und Marr fand ich eher schräg und wenig überzeugend, angefangen von der kindischen Art und Weise, wie sie ihn zuerst ignoriert, über ihre nachfolgenden Versuche sich bei ihm einzuschleimen nachdem sie erfahren hat, dass er über Aufzeichnungen der Kolonisten von Omicron Theta verfügt, bis hin zu jener Szene, als Data ihr mit der Stimme ihres Sohnes einen Brief von diesem vorliest. Ich kann nicht wirklich den Finger darauf legen und sagen, an diesem oder jenem lag es, aber irgendwie haben diese Szenen für mich nicht so recht funktioniert. Über jeden Zweifel erhaben sind dafür wie gewohnt die Effekte. Obwohl CGI, braucht sich das Kristallwesen auch bei seinem zweiten Auftritt (wo natürlich auch da und dort eine frühere Effekteinstellung recycelt wurde) nicht vor den Modellaufnahmen verstecken. Positiv aufgefallen sind mir zudem die schauspielerischen Leistungen, die stimmungsvolle Inszenierung von Cliff Bole, sowie die Musik von Jay Chattaway. Letztere stach mir insbesondere zu Beginn, beim Angriff des Kristallwesens, ins Ohr. Nichtsdestotrotz liegt die größte Stärke der Episode zweifellos im tragischen Ausgang des Geschehens, sowie der damit verbundenen Aussage.

Fazit: "Das Recht auf Leben" erzählt eine tragische Geschichte über Verlust, Hass, und Rachegelüste. Seit dem Tod ihres Sohnes kennt Dr. Marr nur ein Ziel: Das Kristallwesen zu vernichten. Auch der Zuschauer mag bei der Erstsichtung ob Captain Picards Überzeugung, zuerst versuchen zu wollen, mit der Entität in Kontakt zu treten, überrascht sein. Dadurch, dass wir zu Beginn der Episode die Gräueltaten des Kristallwesens unmittelbar miterleben und eine Figur, die uns trotz ihrer kurzen Anwesenheit doch sympathisch gemacht wurde, ihr Leben verliert, ist man dazu geneigt, Dr. Marr zuzustimmen. Nach diesem traurigen Einstieg fällt es jedenfalls längst nicht so leicht, Picards Stimme der Gnade, Neugier und Vernunft nachzugeben – weshalb ich ihn für einen der größten Geniestreiche an dieser Episode halte. Der zweite ist natürlich das Ende, wo man wieder einmal die ansonsten von "Star Trek" so gerne betretenen "Friede Freude Eierkuchen"-Pfade verlässt. Hilflos muss die Besatzung der Enterprise mit ansehen, wie dieses einzigartige Wesen, das man gerade erst zu verstehen und mit dem man zu kommunizieren begann, vernichtet wird. Auch die letzte Szene zwischen Data und Dr. Marr ist sehr stark. Jedoch: Das Ende der Episode kommt mir danach etwas zu unmittelbar – ein paar Episoden um das ganze setzen zu lassen hätten nicht geschadet. Am schwersten wiegt aber, dass der Mittelteil der Episode mit dem starken Einstieg und Ausklang nicht ganz mithalten kann. Dafür gibt es, trotz des nachhallenden Endes, doch ein paar Abzüge.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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