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Discworld: Small Gods Drucken E-Mail
Religionsunterricht Marke Scheibenwelt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Oktober 2014
 
Titel: "Small Gods"
Deutscher Titel: "Einfach göttlich"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 381 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: Mai 1992
ISBN: 978-0-552-13890-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Götter beziehen ihre Macht aus der Anbetung ihrer Gläubigen. Es gibt sowohl große Götter, die von ganzen Völkern verehrt werden, als auch kleine Götter. Einer dieser kleinen Götter ist Om, der sich eines Tages im Körper einer Schildkröte wiederfindet, und von einem Adler im Garten des Klosters von Omnia fallengelassen wird, wo ihn der junge Novize Brutha entdeckt. Dieser ist der einzige Mensch auf der ganzen Scheibenwelt, der noch wirklich und wahrhaftig an Om glaubt – und nicht an die Kirche oder falsche Propheten. Dementsprechend ist es Om auch möglich, mit Brutha in Kontakt zu treten – wobei nur dieser ihn hören kann. Natürlich glaubt Brutha niemandem, dass der Gott Om zu ihm spricht, dennoch zieht er damit die Aufmerksamkeit des Inquisitors Vorbis auf sich. Vor allem auch, da Brutha über ein photographisches Gedächtnis verfügt. Mit seiner Hilfe will Vorbis den König des verfeindeten Staates Ephebe gefangen nehmen und die dortigen Ungläubigen zu Ohm bekehren…

Review: In "Small Gods" nimmt sich Terry Pratchett der Religion an – und das auf gewohnt amüsante, unterhaltsame aber dennoch irgendwie auch tiefgründige Art und Weise. Denn hinter all dem Humor steckt ein wahrer Kern darüber, wie Glauben, Religion, Kirche und so weiter funktionieren. Der Einstieg konnte mir dabei ganz besonders gut gefallen, mit Pratchetts Beschreibung, wie Glauben und Götter auf der Scheibenwelt funktionieren, dem Erscheinen des kleinen Gottes Om in Form einer Schildkröte, seine erste Begegnung mit Brutha, wie diesem jedoch niemand glauben will, weil sich Gott doch niemals so einem minderen Novizen offenbaren würde, und so weiter. Auch die Inquisition, die komplette Struktur dieser Kirche und so weiter, war voller toller Momente und Ideen, die man auf dem ersten Blick mal nur köstlich findet, doch wenn sich diese setzen merkt man dann erst, wie viel Wahrheit – und teilweise auch Weisheit – darin steckt. Vor allem auch wenn sich durch die unmittelbare Interaktion mit Om offenbart, wie wenig die Kirche eigentlich mit seinen Lehren zu tun hat, und das vieles dass nun als das "Wort Gottes" gilt einfach nur auf den Mist irgendwelcher angeblicher Propheten gewachsen ist, die sich das meiste davon jedoch selbst ausgedacht haben.

Generell fand ich die gesamte erste Hälfte des Romans einfach nur phantastisch. Neben den Anspielungen auf die Kirche haben mich unter anderem auch die Philosophen begeistert – vor allem, wenn Pratchett bekannte Aussprüche wie "Und sie bewegt sich doch" zitiert und in einen neuen Kontext (nämlich bezogen auf die Weltschildkröte A'Tuin) setzt. Generell fand ich die Tatsache interessant, dass der Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft auf der Scheibenwelt das genaue Spiegelbild von jenem ist, das auf der Erde im Mittelalter geherrscht hat, wo man die Erde für eine Scheibe hielt. Bei "Small Gods" ist es genau umgekehrt, dort ist man davon überzeugt, die Welt sei eine Kugel. Jedenfalls waren die ersten zwei Drittel des Romans wieder voller großartiger Ideen und köstlicher Momente – und dabei natürlich auch wieder von Pratchetts famosem Schreibstil geprägt. Danach fiel der Roman für mich allerdings ein bisschen ab. Alles rund um die Wanderung durch die Wüste zog sich doch ein wenig, und schien im Schildkrötentempo voranzuschleichen. Das Finale war dann allerdings wieder phantastisch, zuerst mit der vermeintlichen feierlichen Ernennung von Vorbis zum göttlichen Propheten, die Art und Weise, wie die nachfolgenden Worte von Om mit Nummerierungen geschrieben sind, so wie die Verse der Bibel, bis hin zur vermeintlich unvermeidbaren Schlacht zwischen beiden Heeren. Und auch das eigentliche Ende war wunderbar.

Fazit: "Small Gods" ist wieder ein sehr unterhaltsamer und teils ungemein amüsanter Roman, dem jedoch teilweise ein erster(er) Kern zugrunde liegt. Terry Pratchett nutzt seine abgefahrene Scheibenwelt, um einen verzerrten, aber eben genau deshalb offenbarenden Blick auf Glaube, Religion, Kirche, Ethik und so weiter zu werfen, und reichert den Roman mit einigen Philosophien, Weisheiten und Gedanken an, die es wert sind, sich näher mit ihnen auseinanderzusetzen. Die wieder einmal wunderbar ausgearbeiteten Figuren, die teils köstlichen Interaktionen zwischen Om und Brutha sowie sein gewohnt gewitzter Schreibstil sorgen allerdings dafür, dass "Small Gods" auch nie zu ernst wird, und sich von Anfang bis Ende ein feiner, teils wieder sehr satirischer Humor durch die Erzählung zieht. Einzig die längere Passage, in der Brutha, Vobis und Om durch die Wüste wandeln, konnte mich weniger begeistern. Hier schien sich die Handlung einfach für einige Zeit nicht wesentlich fortzubewegen. Davon abgesehen war "Small Gods" aber wieder einmal ein höchst gelungener Scheibenwelt-Roman.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel






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