Mit: Annabelle Wallis, Ward Horton, Tony Amendola, Alfre Woodard, Kerry O'Malley, Brian Howe, Eric Ladin, Ivar Brogger u.a.
Kurzinhalt:
Weil das Ehepaar Mia und John ihr erstes Kind erwarten, ziehen sie aus ihrer Wohnung in ein großes Haus in angenehmer Nachbarschaft. In dem liebevoll eingerichteten Kinderzimmer kann die werdende Mutter Mia auch endlich ihre Leidenschaft für Puppen ausleben. Eines Tages überrascht Ehemann John sie dann mit einer ganz besonderen Puppe, nach der sie schon lange Zeit gesucht hat: Annabelle. Als eines Tages Mitglieder eines Satanskultes in ihr Haus eindringen, und versuchen sie zu töten, entgehen Mia und John zwar knapp ihrem Schicksal, jedoch haben die Kultisten etwas beschworen, was nun mit der Puppe verbunden ist. Ab diesem Zeitpunkt beginnt Annabelle, die Familie gnadenlos zu terrorisieren…
Review:
Schaut man sich einmal so die "Haunting" Filme der letzten Jahre an fällt schnell auf, dass es in diesem Genre normalerweise nicht allzu viel Kreativität und Erfindergeist zu geben scheint. Dass es auch anders geht, hat gerade erst im letzten Jahr "The Conjuring", der gerade den Saturn Award als besten Horrorfilm eingesackt hat, gezeigt. Dementsprechend hoch waren nun auch die Erwartungen an das Prequel "Annabelle", welches jetzt in die Kinos kommt. Zu gerne hätte ich eine weitere gruselige Geschichte aus dem "The Conjuring" – Universum erlebt, die sich geradezu nahtlos an seinen Vorgänger anfügt. Stattdessen wird einem als Zuschauer recht früh bewusst, dass dieser Film lediglich gedreht wurde, um im Fahrwasser von "The Conjuring" die Cashcow zu melken. Dem geneigten und in dieser Hinsicht vorgebildeten Horrorfilm-Schauer wird vor allem die Tatsache, dass das Ziel der Produzenten des Films anscheinend war, Roman Polanskis "Rosemary's Baby" möglichst detailgetreu nachzustellen, auffallen. Das fängt bereits beim Plot des Filmes an, der mehr als nur ein paar Gemeinsamkeiten mit Polanskis Klassiker hat und hört auf bei den identischen Vornamen der Hauptfiguren. Nebenbei sei noch erwähnt, dass in beiden Filmen auch eine unfassbar hässliche Puppe eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Zufall bzw. "unbewusste" Beeinflussung der Autoren? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Unterstreicht wird der Eindruck, der Film sei ausschließlich gedreht worden, um im Fahrwasser von "The Conjuring" nochmal ordentlich Kasse machen zu können ebenfalls davon, dass aus dem Team, welches für "The Conjuring" verantwortlich zeichnete, es lediglich John Leonetti als Kameramensch und Joseph Bishara, der für die Musik im Film zuständig ist, ins Team von "Annabelle" geschafft haben. Das könnte auch erklären, warum die Kameraeinstellungen und der Soundtrack das einzig Erwähnenswerte insgesamt darstellen. Im Übrigen sind große Teile der Crew des Films relative Neulinge Geschäft, vielleicht einmal abgesehen von den Hauptdarstellern, was einem aber bei Betrachtung ihrer schauspielerischen Leistung keineswegs auffällt. Das schließt auch die Oscar nominierte Alfre Woodard ("12 Years a Slave") mit ein, die als Buchhändlerin und Bekannte der Mutter ebenfalls kaum in ihrer Rolle zu überzeugen vermag. Aber zugegeben, auch überragende Schauspieler hätten den Film nicht retten können. Zu platt sind die Charaktere angelegt. Da haben wir als bestes Beispiel die Eltern des Kindes. Die Mutter, gespielt von Annabelle Wallis ("X-Men: Erste Entscheidung"), ist die wahrscheinlich schlechteste Mutter des Universums. Anders kann man es sich nicht erklären, warum sie ihr Kind neben einem instabilen, mit schweren Büchern vollgestopften Regal unbeaufsichtigt spielen lässt oder ihr Kind über Stunden hinweg alleine in der Wohnung lässt, während sie auf Dämonenjagd geht. Besser wird es auch nicht beim Vater John (Ward Horton), der zwar ganz gut in die Gesellschaft der 60er Jahre passt, aber die ganze Zeit über wie ein naives Kind mit einem, sagen wir, sehr schlichten Gemüt, agiert.
Kommen wir zum wohl wichtigsten Element eines Horrorfilms, der Gruselstimmung. Hiervon gibt es bei "Annabelle" leider so gut wie nichts, da die Macher des Films Jumpscares zurzeit wohl als das Nonplusultra der Kinounterhaltung ansehen. Funktioniert ein bis zweimal am Anfang, aber spätestens danach weiß man, dass gleich wieder irgendetwas hinter dem Vorhang oder Ähnlichem hervorspringen wird. Ansonsten sind die wirklich wenigen Stellen, an denen so etwas wie Gruselstimmung aufkommt, bereits im Trailer verbraten worden. Nie war man als Zuschauer angespannt, nervös oder spürte so etwas wie eine latente Bedrohung. Eigentlich hat man die gesamte Spielzeit über einfach nur auf den nächsten, vorhersehbaren und in der Lautstärke völlig überdrehten Schreckmoment gewartet, bis einem spätestens ab der Mitte des Films ja eigentlich auch alles egal ist. Von "The Conjuring" wissen wir bereits, dass die Puppe "überlebt", ansonsten kann vielleicht noch die ein oder andere Hauptfigur das Zeitliche segnen, was ja, wie bereits erwähnt, aber auch kein großer Verlust wäre.
Fazit:
Im Gegensatz zum letztjährigen "The Conjuring" verblasst die Geschichte um "Annabelle" leider gänzlich. Anstatt mit subtilen Andeutungen eine gruselige Stimmung zu erzeugen, setzt der Film leider komplett und fast ausschließlich auf Jumpscares, was am Anfang sogar zu funktionieren vermag. Spätestens gegen Mitte des Films wird bei Vielen jedoch die Langeweile ausbrechen, weil man genau weiß, was kommt. Sollten weitere Filme aus dem "The Conjuring" – Universum gedreht werden, bleibt zu hoffen, dass die Macher sich etwas mehr Mühe geben werden.