Mit: Luke Evans, Sarah Gadon, Dominic Cooper, Art Parkinson, Charles Dance, Diarmair Murtaugh, Paul Kaye u.a.
Kurzinhalt:
Vlad Tepes, Prinz der Karpaten, sieht sein Königreich und seine Familie durch die Türken bedroht – wie einst von seinem Vater, verlangt es dem Sultan nach 1000 Jungen für die eigenen Heere, die über Europa herfallen. Um die Streitmacht des Sultans zu besiegen, sucht Vlad Hilfe im Dunkel der Gebirgshölen und findet ein uraltes Böses, dessen Macht einen hohen Preis verlangt…
Review:
Dracula ist ein von den Türken aufgezogener und kaltblütiger Soldat – er hatte die Angewohnheit die Feinde des Sultans zu pfählen. Nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt war und eine Familie gegründet hatte, hoffte er, nie wieder kämpfen zu müssen, doch der machthungrige Sohn des Sultans (Dominic Cooper, Howard Stark in "Captain America") lässt ihm keine Wahl. Luke Evans also - Bard der Bogenschütze aus dem Hobbit - darf an seine erste große Hauptrolle ran und dann auch noch gleich eine, der wohl legendärsten Filmfiguren neu interpretieren. Er hat tatsächlich viel von Bard, was wir bisher in "Smaugs Einöde" gesehen haben, für diese Rolle mitgenommen – die Charaktere sind einfach sehr ähnlich angelegt. Wie Bard muss Vlad seine Familie schützen, aber auch sein Volk vor Unheil bewahren. Er macht das wirklich gut. Als Actionfilm bietet "Dracula Untold" hingegen wenig Einzigartiges, die großen düsteren Schlachten sind jetzt nicht endlos lang und die herbeigerufenen Fledermäuse dürften Batman vor Neid erblassen lassen. Er wird halt zur Kampfmaschine und lässt keinen Stein auf dem anderen.
Die wirklich interessantere Geschichte ist die, die in dem eh sehr kurzen Blockbuster (~ 92 Minuten) nur angekratzt wird und zwischen Evans' Dracula und dem Meistervampir, gespielt von Charles Dance (Tywin Lannister in "Game of Thrones"!), beginnt. Das ganze Gemetzel, die Flucht, die Rache und Draculas Kampf gegen die Dunkelheit, gegen das Verlangen nach Blut, sind eigentlich nur ein Auftakt für eine viel subtilere Geschichte, die mir erst ganz am Ende ein "coole Idee" über die Lippen hat kommen lassen und die mich wünschen ließ, es ginge genau da weiter. Auch ist mir aufgefallen, dass einige der deutlicheren Szenen aus dem Trailer nicht mehr im finalen Film vorhanden sind. Die Regel lautet nämlich: Wenn er drei Tage durchhält, ohne Blut zu trinken, wird er wieder menschlich und hat in der Zwischenzeit die Kraft eines Vampirs. Dieser Kampf mit sich selbst wird zwar gezeigt, aber irgendwie denke ich, dass hier die etwas gruseligeren Einstellungen (für eine niedrigere Alterseinstufung?) der Schere zum Opfer fielen. Horror ist "Dracula Untold" nämlich nicht auch nur ansatzweise. Es ist Drama gepaart mit Actionepos. Technisch okay umgesetzt und im IMAX schon auch beeindruckend, aber von Regisseur Gary Shore nur nach Schema F durchexerziert. Dafür, dass es aber das Debut des jungen Regisseurs ist, ist es schon eine ordentliche Leistung und weit besser als andere Fantasy-Neuinterpretationen von weit erfahrerenen Regisseuren – Stuart Beatties "I, Frankenstein", das ich eigentlich vergessen wollte, drängt sich mir da als Negativbeispiel auf. Er hat ein gutes Gefühl für Tempo und walzt gerade die schnell langweilig werdenden Actionszenen nicht unnötig lange aus, ohne auf gute Choreografie zu verzichten.
Ich mochte den Film ganz gerne, aber nur so bestimmte Teile, von denen es mir zu wenige gab. Die Nebenfiguren, die irgendeine diffuse Bindung zu ihrem Fürsten haben sollen, sind viel zu blass gezeichnet, allen voran seine Frau und sein Sohn. Dazu kommt insbesondere eine Szene, die vielleicht im Ablauf dieser Geschichte notwendig erscheinen mag, aber überhaupt nicht passte, weil sein Volk und seine direkten Gefolgsleute ihn doch so sehr verehren. (Achtung, Spoiler!) Die Reste seiner Gefolgschaft retten sich in ein Kloster hoch in den Bergen, wo sie am Morgen plötzlich feststellen, dass Vlad sich hat verwandeln lassen – er fängt an im Sonnenlicht zu glitz… sich aufzulösen - und sie versuchen sein Zelt niederzubrennen; obwohl er der Einzige war, der sie beschützt und geführt hat (Spoiler Ende). Klar ändern sich Sympathien gerne mal im Handumdrehen, aber das war mir im Kontext der Geschichte einfach zu unglaubwürdig und kam auch völlig aus heiterem Himmel. So als wolle man den Konflikt mit den eigenen Leuten schnell hinter sich bringen. Naja.
Fazit:
Er ist jetzt kein Highlight im Herbst, aber wer am Wochenende nicht "Gone Girl" von Fincher sehen will, hat hier leichte Kost, die nicht dümmlich daherkommt, sondern zu unterhalten weiß.