Mit: Costas Mandylor, Tobin Bell, Mark Rolston, Betsy Russell, Shawnee Smith, Peter Outerbridge, Athena Karkanis, Samantha Lemole, Tanedra Howard u.a.
Kurzinhalt:
Detective Hoffman setzt Jigsaws Arbeit auch weiterhin fort. Für den Abteilungsleiter einer Krankenversicherungsfirma hat sich Jigsaw aka John Kramer vor seinem Tod noch ein ganz ausgeklügeltes Spiel ausgedacht. Es ist nun an Hoffman, dieses auch in die Tat umzusetzen. Nachdem es ihm gelungen ist, Agent Strahm in eine tödliche Falle zu locken geht er eigentlich davon aus, Jigsaws Erbe nun ungestört antreten zu können. Doch Strahms vormalige Partnerin ist entgegen dem, was man ihm glauben machen wollte, noch am Leben – und scheint seine Fährte aufgenommen zu haben. Während das Spiel rund um den versicherungsangestellten in vollem Gange ist, versucht Hoffman sein Bestes, um das FBI von seiner Fährte wegzulocken. Währenddessen öffnet Jill Kramer jene Box, die ihr Exmann John ihr nach seinem Tod überlassen hat – und erkennt, dass Jigsaw auch ihr eine wichtige Rolle zugedacht hat, was das Erbe seiner Taten betrifft…
Review:
Auch wenn sich Jigsaw durch eine Motivation auszeichnet, die ihn von typischen sadistischen Killern doch ein wenig unterscheidet, und die man durchaus mit "Carpe diem!" übersetzen könnte, würde ich die "Saw"-Reihe jetzt nicht unbedingt als klassische "Message"-Filme bezeichnen, denen es ein Anliegen ist, dass der Zuschauer sich wenn er aus dem Kino geht (oder die Disc aus dem Player nimmt) über dieses oder jenes den Kopf zerbricht. "Saw VI" bricht nun mit diesem Trend und knüpft sich die Gesundheitsvorsorge-Problematik in den USA vor, die vor allem zum Ende des letzten Jahrzehnts gerade in aller Munde war. Ich persönlich fand die entsprechenden Versuche jedoch eher verkrampft und wenig überzeugend. Generell finde ich, dass sich die "Saw"-Reihe – nicht nur qualitativ – immer weiter von ihren Ursprüngen entfernt. Waren die ersten Filme noch darauf ausgerichtet, dass man sich in die Situation der Opfer hineinversetzt und sich fragt wie man selbst in dieser Situation handeln würde, scheinen die Filme mit jedem Teil mehr und mehr daran interessiert zu sein, möglichst brutale Todesarten zu inszenieren, und uns zu zeigen, wie Menschen leiden.
Mit "Saw VI" ist diese Entwicklung hin zum "torture porn" in meinen Augen – und sehr zu meinem Missfallen – nun endgültig abgeschlossen. Vor allem auch die Einstiegsfalle war in meinen Augen nur mehr brutal, und sonst gar nichts. Beim zentralen Spiel des Films wurde es dann zwar teilweise wieder besser – vor allem die Falle bei der William entscheiden muss wer lebt oder stirbt, und die Kriterien der Entscheidungen seiner Krankenversicherungen auf die Probe gestellt werden – aber gerade auch der letzte Tod schien dann wieder einfach nur nach dem Motto "so brutal wie möglich" abgespult worden zu sein. Bei der Falle rund ums Ringelspiel fiel zudem negativ auf, dass es vom Grundgedanken her nur eine Wiederholung der Falle zuvor war, nur dass seine Entscheidung, wer lebt und wer stirbt, diesmal nicht 50:50 sondern 33:66 war. Was mir allerdings bei praktisch allen Fallen gefehlt hat, war die Spannung, Bei der ersten, in der sich William findet, war von vornherein klar, dass er entkommen muss – denn nur so konnte das Spiel ja weitergehen. Ähnlich verhält es sich mit der Herausforderung, als er seine Anwältin oder so durch das Labyrinth leiten muss, mit dem heißen Dampf. Mir war von vornherein klar, (Achtung, Spoiler!) dass sie es nicht schaffen würde. Denn natürlich musste er sich dem Rest des Spiels alleine stellen. Und bei den anderen, wo es darum ging, bestimmte Kollegen von ihm zu retten, fehlte mir der Bezug zu den potentiellen Opfern, weshalb ich selbst an jenen Stellen, wo ich mir nicht sicher war, wer leben und wer sterben würde, emotional kaum involviert war. Letztendlich war mir der Ausgang dieser Spiele erschreckend egal. Einzig die allerletzte Entscheidung der Familie war dann wieder eine nette Idee (wenn auch schamlos aus "Saw III" geklaut), aber selbst dort fand ich den Ausgang des Geschehens leider sehr vorhersehbar – und sollte mit meiner Vermutung auch voll und ganz recht behalten.
Die wahren Stolpersteine des Films sind aber ohnehin eher woanders zu finden. Was mir z.B. überhaupt nicht zugesagt hat, ist die Wendung, dass Jill nicht einfach nur von den Taten ihres Mannes wusste, sondern teilweise sogar in diese involviert war. Irgendwie war bereits nach ihrem Verhör in Teil 4 so klar, dass es früher oder später so kommen musste, dass ich es wirklich schade finde, dass man auch wirklich diese Richtung eingeschlagen hat. Überrascht war ich auch von der Offenbarung, dass Amanda von Hoffman wusste. Nach der Rückblende aus Teil 5 wäre ich – warum auch immer – vom Gegenteil ausgegangen. Ein weiteres Problem ist nach wie vor auch die Tatsache, dass es Costas Mandylor was Charisma und Ausstrahlung betrifft nicht im Entferntesten mit Tobin Bell aufnehmen kann, und einen doch eher blassen Bösewicht mimt. Am meisten hat mich aber wohl das absolut dämliche Verhalten der FBI-Agenten gestört. Da vermuten sie ja eh schon, dass Hoffman Jigsaws Handlanger ist, und dann lassen sie sich derart dämlich von ihm überwältigen und ausschalten. Sorry, aber das war mir entschieden zu blöd. So ziemlich das einzig Gute an diesem Film, mit Ausnahme der einen gelungenen Falle, waren die Auftritte von Tobin Bell und Shawnee Smith. Den Rest fand ich aber eher dürftig.
Fazit:
Die muntere Talfahrt geht immer wieder: Auch "Saw VI" hat in meinen Augen im Vergleich zum Vorgänger wieder ein bisschen abgebaut. Besonders schade fand ich bei dem Film, dass es mir immer schwerer fällt, mich mit dem zunehmend zahlreichen und austauschbaren Opfern zu identifizieren, mich in ihre Lage zu versetzen, und mit ihnen mitzufühlen. Ein großer Stolperstein ist auch die immer größer werdende Präsenz von Costas Mandylor; er ist zwar nicht schlecht, aber halt auch kein Tobin Bell. Damit fehlt der Reihe mittlerweile – abseits der Rückblenden-Auftritte von Jigsaw – ein charismatischer Bösewicht. Die Vorhersehbarkeit der Handlung drückte zudem diesmal doch ordentlich auf die Spannung. Der wohl größte Kritikpunkt war aber das teilweise selten dämliche Verhalten der Protagonisten, wobei sich diesbezüglich insbesondere die FBI-Agenten negativ hervortaten. Vereinzelte gute Momente und interessante Ansätze verhindern zwar den Totalabsturz – dennoch wird es langsam aber sicher Zeit, dass die Spiele ein Ende finden.