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Jigsaw ist tot, doch das Spiel geht weiter Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 16 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Saw IV
Originaltitel: Saw IV
Produktionsland/jahr: USA 2007
Bewertung:
Studio/Verleih: Twisted Pictures/Kinowelt Filmverleih
Regie: Darren Lynn Bousman
Produzenten: U.a. Mark Burg, Gregg Hoffman & Oren Koules
Drehbuch: Patrick Melton & Marcus Dunstan
Filmmusik: Charlie Clouser
Kamera: David A. Armstrong
Schnitt: Kevin Greutert & Brett Sullivan
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 07. Februar 2008
Kinostart USA: 26. Oktober 2007
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray (gekürzt), DVD (gekürzt)
Mit: Tobin Bell, Lyriq Bent, Costas Mandylor, Donnie Wahlberg, Scott Patterson, Athena Karkanis, Betsy Russell, Louis Ferreira u.a.


Kurzinhalt: Jigsaw ist tot – doch das Spiel geht weiter: Während der Autopsie von John Kramers Leiche findet man in seinem Magen ein kleines Tonband. Als Detective Hoffman dieses abspielt, versichert ihm Jigsaw, dass die Spiele gerade erst begonnen haben. Die Polizei findet indes die Leiche von Detective Kerry. Insbesondere Lt. Daniel Rigg ist deswegen verstört – nicht zuletzt, da sein Kollege und Freund Eric Matthews seit mittlerweile sechs Monaten vermisst wird. Sein schon fast zwanghaft wirkender Drang, alle und jeden retten zu müssen, ist dann auch der Grund, warum Jigsaw ihn als sein nächstes Opfer auserwählt hat. Mehrere Aufgaben, die ihn an Jigsaws Denkweise heranführen sollen, sollen ihm lehren, dass sich Menschen nur selbst retten können. Er hat 90 Minuten Zeit, um diese Lektion zu lernen – dann werden die Detectives Matthew und Hoffman sterben…

Review: Szenenbild. Angesichts des Endes von "Saw III" mag sich der geneigte Fan der Reihe gefragt haben, wie es nun wohl mit der Serie weitergehen soll. Der Director's Cut bot zwar eine leichte Andeutung, angesichts der Tatsache, dass man der dort angekündigten Richtung in "Saw IV" nicht gefolgt ist wird aber auch verständlich, warum die Szene ursprünglich geschnitten wurde. Vielmehr gibt man nun gleich zu Beginn eine ungefähre Antwort darauf: Ja, Jigsaw mag tot sein – dass dem so ist, und man nicht etwa auf irgendeine lächerliche Art versucht, aus der Nummer herauszukommen, macht man auch sogleich mit der ausgedehnten Autopsieszene deutlich – aber, wie auf jener Kassette die in seinem Magen gefunden wird zu hören ist: Das Spiel hat gerade erst begonnen. Das Konzept dahinter ist also einerseits, dass Jigsaw vor seinem Tod noch einige weitere Fallen vorbereitet hat, und ist andererseits in seinem neuen Komplizen beheimatet, der am Ende des Films offenbart wird, und zumindest bei der Erstsichtung noch recht überraschend sein sollte. Insofern stehen die Weichen am Ende also darauf, dass die Spiele tatsächlich noch lange nicht vorbei sind.

Im Falle von "Saw IV" gibt es natürlich noch einen weiteren wesentlichen Grund, warum die Spiele trotz Jigsaws Tod weitergehen können. Denn am Ende offenbart sich, wie die Ereignisse dieses Films mit jenem des Vorgängers verknüpft sind. Eine Wendung, die ich damals bei der Erstsichtung durchaus genial fand (und um einiges besser als die Offenbarung des neuen Komplizen, die mich zwar überrascht hat, die ich aber nichtsdestotrotz mit einem Achselzucken abtat), und die ich auch heute noch zu schätzen weiß. Für mich einer der besten Einfälle dieses Films. Was ebenfalls von Anfang an besticht, ist die sehr bewusst eingesetzte Farbgebung. Bereits bei den Vorgängern hat Regisseur Darren Lynn Bousman teils geschickt mit den Farben gespielt, und diese oftmals bewusst sehr überhöht dargestellt. Durch ein starkes färbiges Licht wurde so immer wieder eine ganz bestimmte Stimmung erzeugt, und andererseits dafür gesorgt, dass die einzelnen Szenen – und teilweise Fallen – optisch sehr unterschiedlich und ansprechend daherkommen. Bei der Anfangssequenz von "Saw IV" geht er sogar noch einen Schritt weiter. Diese ist schon fast monochrom gehalten – einzig die blauen Anzüge und Handschuhe sowie das rote Blut von Jigsaws Leiche stechen optisch aus dem Bild deutlich hervor; ein Zugang, der an "Sin City" erinnert, und wohl auch von diesem inspiriert sein dürfte. Aber auch danach setzt Bousman das Farbenspiel fort, und präsentiert mal rote, mal braune, mal grüne und mal blaue Töne, was einerseits optisch die Kontinuität mit den Vorgängern wahrt. Vor allem aber sorgt es dafür, dass der Film sehr gut aussieht, und visuell zu beeindrucken vermag. Und auch die eine oder andere gelungene Überblendung wertet den Film auf.

Szenenbild. Die Fallen sind hingegen zunehmend eine durchwachsene Angelegenheit. Mit der ersten konnte ich kaum etwas anfangen; nicht zuletzt, da eine Aufnahme von Jigsaw fehlte, die erfährt, wie diese denn überhaupt funktioniert. Auch das mit der Skalpierung (noch dazu mit einer Anlage, die mal einfach so in der Wohnung des Cop aufgebaut wurde) oder auch die Gerätschaft im Motelzimmer fand ich weniger originell (auch dort stellte sich die Frage, wie man die Maschine dort aufgebaut haben will, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt). Auch die ganze Planung der Falle, mit den Hinweisen, den Tonbändern, den Briefen, der Schrift an der Wand und so weiter, nimmt mittlerweile immer unglaubwürdigere Züge an. Gut gefallen konnte mir in erster Linie Jigsaws allererste Falle, die sehr schlicht und fies war (wobei ich mich dabei gefragt habe, wie Jigsaw den Kerl gehen lassen wollte, wenn dieser ihn doch kannte), jene mit dem gewalttätigen Ehemann und seiner Frau, sowie natürlich die zentrale Falle rund um Detective Matthews und Lt. Hoffman. (Achtung, Spoiler!) Bei letzterer gefiel mir vor allem auch das Konzept, dass Lt. Rigg nichts weiter tun musste, als nichts zu tun. Dass er die Falle just eine Sekunde vor Ablauf der Zeit auslöst, mag als ironische Anspielung auf all die Helden gedacht sein, die Bomben in allerletzter Sekunde entschärfen, war mir dann aber doch etwas zu übertrieben (Spoiler Ende).

Womit wir endgültig den Bogen zu den negativen Aspekten geschlagen hätten. Neben den immer ausgeklügelteren Fallen an sich fällt hier vor allem auch noch der sehr enge Zeitraum auf, in dem sich Jigsaws jüngstes Spiel abspielt – nämlich fast in Echtzeit. Dass es Lt. Riggs gelingen soll, all diese Stationen in dieser Zeit abzuklappern, erscheint doch ein wenig unglaubwürdig. Als weiterer wesentlicher Schwachpunkt erweist sich, wie von mir am Ende von Teil 3 schon befürchtet, die mangelnde Verknüpfung zur Trilogie. Von den Detectives Kerry – die jedoch ohnehin nur als Leiche herumhängt – und Matthews – der praktisch den ganzen Film über auf einem Eisblock stehend verbringt, und somit auch kaum zur Geltung kommt – abgesehen weist "Saw IV" ein fast vollständig neues Figurenensemble auf, wodurch der Film trotz Jigsaws Spiel als zentraler Anker und der Verknüpfung zu Teil 3 doch weniger der Reihe zugehörig erscheint, als dies innerhalb der Trilogie der Fall war. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass ich die neuen Figuren ungemein blass und uninteressant fand. Dies gilt für allem die beiden FBI-Agenten sowie – ganz besonders problematisch – den Hauptprotagonisten, Lt. Riggs. Auch die schauspielerischen Leistungen sehe ich hier zum ersten Mal kritisch. Vor allem Athena Karkanis Leistung fiel für mich im Vergleich zu ihren KollegInnen deutlich ab. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur ein paar schlechte Tage erwischt. Die Ermittlungen selbst fand ich zudem – abseits des zentralen Spiels rund um Riggs – auch eher lahm und wenig packend. Am schwersten wiegt aber, wie hier krampfhaft versucht wird, John Kramers Verhalten zu erklären. Mir hat eigentlich die Offenbarung aus dem ersten, dass er todkrank ist, und jene bestraft, die ihr Leben nicht zu schätzen scheinen, schon gereicht. Die ganzen Erklärungen hier empfand ich als Overkill. Zumal man der Figur dadurch in meinen Augen auch – ähnlich wie bei Rob Zombies misslungenem "Halloween"-Remake – viel von ihrem Schrecken nimmt. Weil das furchterregendste Böse ist nun mal immer noch jenes, dass man nicht erklären kann.

Fazit: Szenenbild. Jigsaws Spiele gehen in die vierte Runde – und zeigen nun spätestens hier erste Abnutzungserscheinungen. Es ist einfach jedes Mal das gleiche: Brutale Fallen, verschachtelte Story, ein überraschender Twist am Ende. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass die Fallen selbst aufgrund der ausgefeilten Planung die sie benötigen sowie des kurzen Zeitraums in dem "Saw IV" spielt immer unplausibler werden. Zudem leidet der Film darunter, dass mittlerweile fast alle aus der ersten Trilogie bekannten Figuren getötet wurden – oder hier nun auf die Ersatzbank geschoben werden. Die neuen Figuren sind zudem eher blass und uninteressant. Am schwersten wiegt für mich aber, wie man hier nun krampfhaft versucht, Jigsaws Beweggründe für sein Handeln aufzurollen. Trotz dieser Kritikpunkte boten Jigsaws perverse Spiele aber auch im vierten Anlauf noch halbwegs gute Unterhaltung. Es gab die eine oder andere gelungene Falle, das Spiel rund um Lt. Riggs konnte mir sehr gut gefallen, und auch die am Ende offenbarte Verknüpfung zu Teil 3 war großartig. Die letzte wesentliche Stärke ist dann die Regie von Darren Lynn Bousman, die mir ihrer bewussten, teils intensiven und stellenweise fast schon künstlerischen Farbgebung besticht. Insgesamt ist "Saw IV" also, trotz des deutlich zu beobachtenden Abwärtstrends im Verlauf der Reihe – noch durchaus ok.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2004 Kinowelt Filmverleih)


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Weiterführende Links:
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