Mit: Derek Lee, Cliff Prowse, Michael Gill, Baya Rehaz, Benjamin Zeitoun u.a.
Kurzinhalt:
Derek und Clif sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Nachdem Derek eine tragische Diagnose erhält, beschließen sie, nach dem Motto "jetzt oder nie" auf eine Reise um die ganze Welt aufzubrechen. Clif ist Filmemacher, und hat vor, ihre Abenteuer in einem Live-Video-Blog zu dokumentieren. Ihr Besuch in ihrer ersten Destination, Barcelona, verläuft noch recht gewöhnlich. Nachdem sie in Paris angekommen sind, macht Derek allerdings die Bekanntschaft einer jungen Frau. Als Clif und ein paar seiner Freunde ins Hotelzimmer einfallen, in der Hoffnung, ihn beim Sex zu erwischen, finden sie ihn vielmehr völlig geschockt und mit einer Bisswunde im Arm vor. Zwar setzen Derek und Clif ihre Reise fort, doch Dereks Zustand wird von Tag zu Tag bedenklicher. So unglaublich es klingt, müssen sie schließlich und endlich der unfassbaren Wahrheit ins Auge sehen: Derek verwandelt sich in einen Vampir. Clif beschließt, wie unglaubliche – und beängstigende – Transformation seines Freundes dokumentarisch festzuhalten. Doch dessen Zustand verschlechtert sich zusehends…
Review:
Bei Found Footage- oder Mockumentary-Filmen bin ich im Vorfeld immer eher skeptisch. Es gibt zwar ein paar außergewöhnliche Vertreter des Genres, die mir sehr gut gefallen konnten (wie z.B. "Cloverfield" und "Willow Creek"), aber auch so manche, wo die vermeintliche höhere Authentizität die damit verbundenen Abstriche bei der Inszenierung nicht ersetzen konnte. Zudem schweben auch so manche Gefahren des Genres immer wie ein Damokleschwert über neue Vertreter, wie z.B. dass man sich oftmals nicht an die Regeln hält, die Filme meist etwas brauchen um in Fahrt zu kommen, oder auch die sich mit der Zeit aufdrängende Frage, warum die Protagonisten immer noch munter weiterfilmen. Mögliche Problematiken, vor denen leider auch "Afflicted" nicht ganz gefeit ist. Was Ersteres betrifft, ist der Film zwar vergleichsweise brav, dennoch fällt auf, dass das Material nachträglich bearbeitet (nämlich geschnitten) wurde. Es ist zwar nicht ganz so schlimm (und offensichtlich) wie in anderen Vertretern, und bleibt – unter Berücksichtigung der Nachbearbeitung – in sich schlüssig. Das Problem ist halt nur leider, dass ab einem gewissen Punkt im Film eine solche Nachbearbeitung eher unplausibel erscheint. Zumal man dadurch dem Film jenes Gefühl der Unmittelbarkeit nimmt, den er mit dem Reiseblog vermeintlich zu erreichen versucht.
Dies ist allerdings noch vergleichsweise eine Lappalie. Viel schwerer wiegt schon, dass so manche Aktion der Protagonisten nicht wirklich Sinn zu ergeben schien. Hier wären wir dann auch beim dritten der oben angesprochenen Punkte anbelangt: Man kommt früher oder später nicht umhin, sich zu fragen, warum Clif immer weiterfilmt. Noch viel unplausibler wirkt allerdings die Tatsache, dass er das entsprechende Material danach auch tatsächlich immer noch online stellt – selbst wenn wir z.B. sehen, wie Derek mit seinen übernatürlichen Kräften einen Mann gegen ein Auto schleudert. Ich meine, ja klar, wenn sich mein bester Freund vor laufender Kamera der schweren Körperverletzung schuldig macht, würde ich das natürlich auch sofort auf YouTube hochladen! Hier verlangte der Film von mir dann doch etwas zu viel "suspension of disbelief", als dass ich mich auf ihn noch hätte einlassen können. Etwas verkrampft wirkt auch die Begründung, warum trotz eines einschneidenden Erlebnisses etwas später immer noch weitergefilmt wird. Auch der Livestream stach mir als eher unglaubwürdig – und vor allem selten dämlich – ins Auge, angesichts der Tatsache, dass Derek zu diesem Zeitpunkt schon von der Polizei gesucht wurde. Zumal in dieser Szene angedeutet wird, dass selbst die späteren Aufnahmen, die Derek teilweise auch dabei zeigen, wie er Leute umbringt, noch hochgeladen wurden. Ist das euer Ernst? Seltsam fand ich auch, dass der Film zwar meint, die typischen Vampirregeln aufrollen zu müssen, sich dann aber nur an die wenigsten davon auch hält. Warum wurden sie dann überhaupt erst erwähnt? Das fand ich sehr verwirrend und unnötig. Mit am Meisten hat mich allerdings die Aussage gestört, die armen, ihres ewigen Lebens müden Vampire könnten sich nicht umbringen. Denn auf ein ausgiebiges Sonnenbad scheint man bei dieser Aussage irgendwie völlig vergessen zu haben. Zugegeben, wäre wohl nicht angenehm – sollte aber sehr wohl die gewünschte Wirkung erzielen.
Trotz dieser zahlreichen Kritikpunkte konnte mir "Afflicted" insgesamt halbwegs gut gefallen. Im Gegensatz zu anderen Found Footage-Filmen mochte ich hier den Einstieg, und fand ihn sehr unterhaltsam. Dass ihr erstes Ziel Barcelona ist und ich diese Stadt erst vor wenigen Monaten zum ersten Mal besucht habe, half dabei sicherlich. Zwar bin ich kein sonderlich großer Freund von Schockeffekten, dennoch muss ich ihnen zugutehalten, dass der erste einer der effektivsten war, die ich seit langer Zeit im Kino (zwar bekam "Afflicted" keinen regulären Kinorelease, wurde aber im Zuge des heurigen /slash Filmfestivals gezeigt) gesehen habe. Dass eine junge Frau im Publikum einen Scream Queen-würdigen Schrei abgeliefert hat, machte diesen ohnehin schon tollen Moment noch einmal besser. Die Idee, dass die Vampire wenigstens aussuchen können, wen sie töten, war zwar nicht übertrieben neu, konnte mir aber dennoch gefallen. Die mit Abstand größte Stärke des Films ist aber die Inszenierung. Es gibt einige ungemein beeindruckende POV-Einstellungen, die zeigen, dass dieses Stilmittel mittlerweile sehr weit gekommen ist. Inszenatorisch war der Film jedenfalls in diesen Szenen absolut beeindruckend – und eben das hat es für mich letztendlich gerade noch so herausgerissen.
Fazit:
"Afflicted" fängt stark an, lässt dann aber auch stark nach. Den Einstieg und das Grudnkonzept fand ich noch ganz vielversprechend, mit der Zeit stellt sich aber wie bei so manchem Found Footage-Horrorfilm die Frage, warum man immer noch weiterfilmt – und vor allem, das betreffende Material (das Straftaten zeigt) immer noch hochlädt. Auch davon abgesehen verhalten sich die Figuren teilweise nicht nachvollziehbar. Und auch das mit den ach-so-unsterblichen Vampiren ergab für mich nicht wirklich Sinn. Was "Afflicted" aber selbst in der zweiten, meine "suspension of disbelief" zunehmend über die Schmerzgrenze hinaus beanspruchende Hälfte noch überzeugen konnte, war die Inszenierung. Vor allem die POV-Einstellungen waren ungemein beeindruckend, und waren wirklich phantastisch gemacht. Zudem gab es auch in der zweiten Hälfte noch den einen oder anderen gelungenen Moment. Abseits des Spektakels hat mich "Afflicted" aber leider früher oder später verloren, und konnte mich nie wieder so recht für sich zurückgewinnen.