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Wolf Creek Drucken E-Mail
In den Fängen des Outback-Killers Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Wolf Creek
Originaltitel: Wolf Creek
Produktionsland/jahr: Australien 2005
Bewertung:
Studio/Verleih: Emu Creek Pictures/StudioCanal
Regie: Greg Mclean
Produzenten: U.a. Greg Mclean
Drehbuch: Greg Mclean
Filmmusik: Frank Tetaz
Kamera: Will Gibson
Schnitt: Jason Ballantine
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 13. Juli 2006
Kinostart Australien: 03. November 2005
Laufzeit: 99 Minuten
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: John Jarratt, Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips u.a.


Kurzinhalt: Liz, Kristy und Ben machen eine Rundreise durch Australien. Dafür verschlägt es sie unter anderem auch zum Wolf Creek-Krater. Doch dort gibt ihr Auto plötzlich den Geist auf. Im Outback gestrandet, werden sie vom Einheimischen Mick Taylor aufgelesen, der anbietet, sie in die nächste Stadt zu bringen. Stattdessen finden sich die drei Rucksacktouristen in der Hölle wieder…

Review: Szenenbild. "Wolf Creek" und ich hatten nicht unbedingt einen guten Start erwischt. Wie gelegentlich schon erwähnt, bin ich – gerade auch bei Horrorfilmen – jetzt nicht unbedingt der größte Freund des "Basiert auf einer wahren Begebenheit"-Hinweises. Zwar mag es gelegentlich Filme (insbesondere im Drama-Bereich) geben, die vom Wissen profitieren, dass sich diese Dinge tatsächlich so oder so ähnlich zugetragen haben (wie z.B. "3096 Tage"), aber grundsätzlich wird ein schlechter Film nicht dadurch besser, dass er wahr ist, und ein toller Film nicht dadurch schlechter, dass er frei erfunden ist. Zumal bei "Wolf Creek" spätestens am Ende klar ist, dass ein Großteil des Films von vornherein nur fiktiv sein kann, da es für diese Ereignisse keine unmittelbaren Zeugen gibt. Und dann ist da noch die Möglichkeit, dass die Legende rund um den Outback-Mörder nur erfunden wurde, um ein anderes bzw. das eigene Verbrechen zu vertuschen. Was mich wieder einmal fragen lässt: Was versuchen Filmemacher damit zu bezwecken?

Auch davon abgesehen hat mich der Einstieg jetzt nicht unbedingt überzeugt. "Wolf Creek" hat dabei schon fast ein bisschen etwas von einem "Found Footage"-Film. Einerseits, da er überwiegend (bis auf die wenigen statischen Einstellungen, die Landschaftsaufnahmen zeigen, und wirklich grandios aussehen) so aussieht, als wäre er mit einem gewöhnlichen Camcorder gedreht worden (dementsprechend wird auch wieder einmal ordentlich gewackelt), und andererseits, da mich auch der Aufbau an Filme dieser Machart erinnert hat. So ist der Einstieg noch sehr gemächlich, und zeigt die drei Touristen bei ihrem Urlaub. Solche Einführungen dienen natürlich in erster Linie dazu, die Figuren vorzustellen, damit wir später mit ihnen mitfiebern – aber leider ist dies "Wolf Creek" nur bedingt gelungen. Zwar habe ich den drei wenigstens nicht den Tod auf den Hals gewünscht – das ist im Horrorsektor ja auch schon eine gewisse Leistung – dennoch fühlte ich jetzt auch nicht unbedingt eine sonderlich große Verbindung zu ihnen. Sie waren ok, aber doch auch ein bisschen blass. Auch das eine oder andere Klischee dass sich in diesem Teil des Films finden lässt, wie die Typen in der Bar, die diese fremden Eindringlinge skeptisch beäugen und unfreundlich behandeln, trugen nicht wirklich dazu bei, mich mit dem Film zu versöhnen. Und dann ist da noch die Frage, warum eigentlich sowohl die Uhr als auch das Auto aufgehört haben zu funktionieren, die nie wirklich beantwortet wurde – sieht man von der angedeuteten, übersinnlichen Erklärung "Der Krater war's" ab. Jedenfalls fand ich die erste halbe Stunde noch überwiegend langweilig, und finde, hier hätte Regisseur und Drehbuchautor Greg Mclean ruhig etwas kürzen können, um schneller zur Sache zu kommen.

Szenenbild. Jedoch: Wenn Liz, Kristy und Ben dann mal von Mick gefunden werden und er sie aufgabelt – angeblich um sie ins nächste Dorf zu bringen – beginnt der Film endlich langsam aber sicher, aufzudrehen. In den darauffolgenden rund 15 Minuten baut sich dann langsam aber stetig eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre auf. Wir vertrauen Mick natürlich von vornherein nicht, und befürchten schon zu wissen, was er mit den Touristen vor hat… und mit jeder Minute die verstreicht wird unsere Befürchtung mehr und mehr zu einer Gewissheit. Gut, ok, auf den blöden Crocodile Dundee-Gag, der dann sogar nachher noch einmal auf recht klischeehafte, sprücheklopfender Bösewicht-artige Art und Weise noch einmal aufgegriffen wurde, aber davon abgesehen ist fast körperlich spürbar, wie sich die Schlinge immer enger zieht. Zudem werden in diesem Teil des Films einige wichtige Hintergrundinformationen etabliert, die im weiteren Verlauf noch wichtig werden, wie z.B. Micks Beschäftigung.

Nach ca. der Hälfte des Films erreicht dieser dann auch seinen Höhepunkt. Die nachfolgenden 15-20 Minuten zählten mit zum Besten, dass ich im Horrorbereich in letzter Zeit gesehen habe. Ich mag es ganz einfach, wenn einem ein Horrorfilm oder Thriller dazu einlädt, sich in die Situation der Protagonisten zu versetzen, und sich zu fragen: Was würde ich tun? So wacht Liz in einen Schuppen eingesperrt auf, aus dem sie sich befreien kann. Dann hört sie plötzlich Schreie, und findet ihre Freundin in höchst ungünstiger und unerfreulicher Lage wieder. Was tun? Ein Telefon suchen und die Polizei anrufen? Flüchten und hoffen, dass man eine Straße findet und einem irgendjemand aufgabelt, der dann die Behörden verständigen kann? Oder versucht man ohne Waffe und auf eigene Faust, sie zu retten – auf die Gefahr hin, dabei selbst vom Killer erwischt zu werden? Eine höchst perfide Ausgangssituation. Generell fand ich die zweite Hälfte überwiegend phantastisch. Besonders gut hat mir dabei auch gefallen, wie sich mehrmals die Perspektive verändert. Zuerst erleben wir das Geschehen aus der Sicht von Liz, und nur aus ihrer Sicht, und danach wechselt dies von einem Protagonisten zum nächsten. Das fand ich sehr gut ausgearbeitet. Zugegeben, auch in der zweiten Hälfte des Films hat mich nicht alles überzeugt. So schöne s auch war zu sehen, dass Liz versucht hätte, auf Nummer sicher zu gehen und den Killer auszuschalten, aber dass sie, als sich im Gewehr keine Kugel mehr befindet, nicht einfach das Messer nimmt dass dieser kurz zuvor in der Hand hielt – na ja. Angesichts der Tatsache, dass von vornherein klar war, dass es so kommen würde und musste, konnte ich es aber akzeptieren.

Fazit: Szenenbild. Auf den "Based on a true story"-Hinweis zu Beginn hätte ich verzichten können, und die erste halbe Stunde ist noch ein bisschen ein Geduldspiel. Sie mag notwendig sein, um die Figuren vorzustellen, andererseits hatte ich leider nicht den Eindruck, sie jetzt sonderlich gut kennen – geschweige denn schätzen – zu lernen. Nach der 30-Minuten-Marke dreht "Wolf Creek" dann aber zunehmend auf, und vor allem die zweite Hälfte des mittleren Drittels war einfach nur phantastisch. Einerseits, da man sich zwangsweise fragt, wie man sich in dieser Situation wohl selbst verhalten würde, und andererseits aufgrund des sehr geschickt gemachten, wiederholten Wechsels der Perspektive. Ja, da und dort mögen sich die Protagonisten jetzt nicht übertrieben intelligent angestellt haben – allerdings habe ich im Horrorfilmbereich auch schon deutlich schlimmeres erlebt. Ähnliche höhen wie diese 15 Minuten erreicht "Wolf Creek" im letzten Drittel dann zwar nicht mehr, dennoch konnte mich auch dieses überwiegend gut unterhalten. Jedenfalls konnte mich das starke mittlere Segment ausreichend über den eher schwachen Einstieg hinwegtrösten, um "Wolf Creek" doch noch eine gute Wertung einzubringen.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2005 StudioCanal)


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