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Blair Witch Project Drucken E-Mail
Der Begründer der Found Footage-Welle Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 07 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Blair Witch Project
Originaltitel: The Blair Witch Project
Produktionsland/jahr: USA 1999
Bewertung:
Studio/Verleih: Haxan Films/Arthaus Filmverleih/StudioCanal
Regie: Daniel Myrick & Eduardo Sánchez
Produzenten: U.a. Robin Cowie & Gregg Hale
Drehbuch: Daniel Myrick & Eduardo Sánchez
Filmmusik: Tony Cora
Kamera: Neal Fredericks
Schnitt: Daniel Myrick & Eduardo Sánchez
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 25. November 1999
Kinostart USA: 30. Juli 1999
Laufzeit: 81 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Heather Donahue, Joshua Leonard, Michael C. Williams u.a.


Kurzinhalt: 1994 sind drei Studenten nach Maryland aufgebrochen, um dort in den Wäldern eine Dokumentation über den Mythos der Blair-Hexe zu drehen. Seither sind die spurlos verschwunden und wurden nicht mehr gesehen. Das gefundene und hier gezeigte Filmmaterial gibt darüber Auskunft, was damals vorgefallen ist: Nach einigen Interviews mit Einheimischen begeben sich die drei Studenten in den Wald, wo sie jedoch schon bald die Orientierung verlieren und sich verlaufen. Zudem stoßen sie auf mystische Steinansammlungen und Symbole aus Zweigen, die satanistischen Ursprungs sein dürften. Zudem mehren sich die geheimnisvollen Vorfälle in der Nacht, mit seltsamen, unheimlichen Geräuschen, sowie satanistischen Symbolen, die am Morgen darauf immer näher an ihrem Zelt auftauchen. Diese Vorkommnisse sowie die Tatsache, dass sie sich verlaufen haben, führen schon bald zu einer großen Anspannung, die dazu führt, dass man immer wieder zu streiten beginnt. In einer weiteren furchterregenden Nacht verschwindet dann schließlich der erste von ihnen. Verzweifelt versuchen die beiden verbliebenen Studenten, einen Weg aus dem Wald zu finden…

Review: Szenenbild. Unglaublich aber wahr: Mehr als 15 Jahre ist es mittlerweile schon wieder her, dass "Blair Witch Project" wie eine Bombe im Horrorfilm-Sektor eingeschlagen ist. Ich hatte den Film damals im Sommer 1999 in den USA im Kino gesehen, und erinnere mich noch gut daran, den Hype (in den USA wurde er ja teilweise als er beängstigendste Film aller Zeiten gefeiert) nur bedingt nachvollziehen zu können. Während sich unsere erwachsene Begleitung hinter ihren hochgezogenen Knien versteckte, saßen mein damaliger guter Freund Andreas und ich recht entspannt im Kino, und haben uns mehr über ihre Reaktion amüsiert als vor dem Film gefürchtet. Da ich ihn danach nie wieder gesehen hatte, war ich schon gespannt, wie er mir 15 Jahre später gefallen würde – und mein Urteil ist im Wesentlichen gleich geblieben. Seine größte Stärke ist zweifellos sein innovativer, wegweisender Charakter sowie die enorme Authentizität, der "Blair Witch Project" alles andere unterordnet. Der Film verzichtet bewusst auf die üblichen inszenatorischen Stilmittel, und bezieht seine Spannung de facto vollständig aus der Illusion, dass es sich hierbei um Aufnahmen von Ereignissen handelt, die sich tatsächlich so zugetragen haben.

Diesbezüglich hat "Blair Witch Project" auch dem klugen Marketing ungemein viel zu verdanken. Ich kann mich gut daran erinnern, dass es damals tatsächlich Leute gab, die geglaubt haben, es würde sich um echtes Filmmaterial handeln, und die Studenten wären tatsächlich verschollen. Als dieses Trugbild nicht länger aufrecht gehalten werden konnte, da die SchauspielerInnen danach in anderen Rollen auftraten, machten als nächstes Gerüchte die Runde, dass sie zwar von den Produzenten gecastet und in den Wald geschickt wurden, aber nicht wussten, was sie dort erwarten würde. D.h. die Ereignisse sind zwar inszeniert/gestellt, aber die Gefühle und Reaktionen sind echt. Es war wirklich lustig zu beobachten, wie die "Gläubigen" immer mehr zurückruderten, und sich auf immer kleinere Standpunkte zurückzogen, bis dann schließlich nur mehr die Zelt-Szene übrig blieb, wo die Schauspieler offenbar tatsächlich nicht wussten, was bzw. wann es (also das rütteln) passieren würden. Danach habe ich die Diskussion nicht mehr weiterverfolgt, also vielleicht hat sich das letztendlich auch noch als falsch herausgestellt. Wie auch immer… so sehr "Blair Witch Project" die hohe Authentizität die der Film versprüht anzurechnen ist, sowie die Tatsache, dass er sich abseits von Kleinigkeiten (wie dass das gefundene Filmmaterial zumindest zusammengeschnitten worden sein muss – immerhin wurde ja mit zwei Kameras gedreht; zudem wurde der Voice Over-Kommentar von Heather nachträglich eingefügt) an die Regeln und Beschränkungen des Konzepts hält, so bin ich dennoch der Ansicht, dass dem Film nicht die geschickte Marketingkampagne angerechnet werden sollte. Denn wie gut oder schlecht für einen Film geworben wird, hat letztendlich nichts mit der Qualität des Films an sich zu tun.

Szenenbild. Was man "Blair Witch Project" jedoch sehr wohl anrechnen muss und nicht unterschätzen darf, ist sein Einfluss auf das Horror-Genre. Ich halte mich filmhistorisch nicht für firm genug, um zu behaupten, dass er definitiv der allererste "Found Footage"-Film war – aber jedenfalls war er der erste Film dieser Machart, der finanziell und kulturell einen derart großen Eindruck hinterlassen hat, dass es ihm gelang, einen Trend bzw. ein völlig neues Subgenre zu begründen. Ohne "Blair Witch Project" gäbe es wohl weder eine "Rec"- noch eine "Paranormal Activity"-Reihe – und das ist nur ein kleiner Auszug jener Filme, die im neuen Jahrtausend in dieser Machart entstanden sind. Jedenfalls kommen selbst Kritiker des Films wohl nicht umhin, anzuerkennen, dass es sich bei "Blair Witch Project" um einen der einflussreichsten Horrorfilme der letzten 20 Jahre handelt. Was jedoch den Film an sich betrifft, so würde ich ihn nach wie vor nur als "gut" einstufen. Seine Wirkung verdankt er dabei in erster Linie der Authentizität, sowie der Tatsache, dass solche Filme damals einfach noch etwas Neues waren. Zugleich sollte man aber auch nicht die Augen davor verschließen, dass "Blair Witch Project" zwar vielleicht der erste Film seiner Art gewesen sein mag, es danach aber doch so manchem Filmemacher gelang, das Konzept zu nehmen und darauf noch einmal eins draufzusetzen.

Am besten sind sicherlich die Nachtszenen gelungen. In diesen kurzen Momenten, egal ob im Zelt oder wenn die Studenten ziellos und verängstigt im Wald herumrennen, gelingt es "Blair Witch Project" dank der verströmten Authentizität und trotz der damit einhergehenden eingeschränkten inszenatorischen Mittel (wobei sich vor allem der Verzicht auf eine atmosphärische, spannungssteigernde Musik bemerkbar macht) zweifellos, dem geneigten Horror-Fan einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Eine weitere hervorstechende Szene ist zweifellos Heathers Videobotschaft an ihre Eltern – oft kopiert, aber in meinen Augen nie erreicht. Generell müssen alle drei Darsteller, insbesondere aber Heather Donahue, für ihre Leistung im Film gelobt werden. Angesichts der Tatsache, dass der Film gänzlich ohne Monster, Spezialeffekte und/oder eine ausgefeilte Inszenierung auskommen muss, lastet letztendlich eine noch schwere Last auf ihren Schultern, den Film zu verkaufen, als dies bei einem Film nach gewöhnlicher Machart der Fall ist. Alle drei schultern diese Aufgabe mit Bravour, wobei für mich eben insbesondere Heather Donahue mit einer ungemein eindringlichen und natürlichen Performance besticht. Dennoch plagen den Film auch ein paar Probleme. So lernen wir die Figuren nur rudimentär kennen. Das ist generell oftmals ein Problem des Konzepts: In einem normalen Film kann man die Figuren vorstellen, hier muss man einen Grund dafür finden, warum jemand just diese Szenen filmen sollte. Deshalb kommt es oftmals vor, dass man entweder die Figuren nicht wirklich gut kennenlernt, oder dies auf sehr konstruierte Art und Weise passiert, mit willkürlich und verkrampft eingestreuten Informationen. Auch "Blair Witch Project" bildet hier keine Ausnahme.

Szenenbild. Der Film leidet zudem darunter, dass bis zuletzt nicht wirklich etwas gezeigt wird, und der Film somit einerseits sehr unspektakulär ist bzw. es gänzlich an Schauwerten vermissen lässt, und andererseits auch eine eindeutige, klare Auflösung des Geschehens schuldig bleibt. Die letzte Einstellung ist mir zwar durchaus in Erinnerung geblieben, aber wirklich groß darüber nachdenken darf man nicht, da man sich sonst unweigerlich die Frage stellen muss, was man daran denn eigentlich so beängstigend und/oder erschreckend gefunden hat. Ein großes Problem ist auch, dass bei den Tagszenen die (An-)Spannung bei mir immer wieder in den Keller sank. Zudem erschien mir die Reaktion der drei teilweise doch einen Hauch zu hysterisch, und ihre Streitereien manchmal etwas verkrampft. Last but not least sind sie leider auch nicht die hellsten Köpfe: Denn damals wie heute frage ich mich, warum sie – als sie sich völlig verirrt hatten und letztendlich sogar bemerken, dass sie im Kreis gelaufen sind – nicht einfach dem Fluss gefolgt sind. Man muss kein Pfadfinder (gewesen) sein, um hier ob ihrer Entscheidung, einfach in eine beliebige Richtung munter drauf los zu laufen, den Kopf zu schütteln.

Fazit: "Blair Witch Project" ist zweifellos ein wegweisender, innovativer und revolutionärer Film. Sowohl dank dem von ihm etablierten Stil als vor allem auch dem großen Erfolg an der Kinokassa (meines Wissens ist er nach wie vor der erfolgreichste Film aller Zeiten, wenn man nach dem Verhältnis zwischen Budget und Einspielergebnis geht), hat "Blair Witch Project" 1999 die Filmwelt erschüttert, und de facto das Subgenre der Found Footage-Filme begründet. Der Film profitierte dabei auch massiv von einer der ersten viralen Marketing-Kampagnen, die zumindest beim Kinostart in den USA den Kinobesuchern glaubwürdig vermittelte, dass es sich hierbei um echte Filmaufnahmen handelt. Die Authentizität, der "Blair Witch Project" alles unterordnet, ist für mich auch seine mit Abstand größte Stärke. Beeindruckend auch, wie viel Spannung der Film in den Nachtszenen mit einfachsten Mitteln zu verströmen vermag. Auch der Aufbau, die stetige Eskalation der Ereignisse, die natürlichen schauspielerischen Leistungen sowie die Kürze des Films sind ihm als Pluspunkte anzurechnen. Doch trotz seines richtungsweisenden Charakters halte ich "Blair Witch Project" nicht für ein modernes Meisterwerk. So verfügt er nicht nur über die größten Stärken, sondern auch einige Schwächen des Found Footage-Konzepts, wie z.B. dass wir die Figuren nur rudimentär kennenlernen, und der Film zudem etwas braucht, um in Fahrt zu kommen. Die Figuren selbst waren mir etwas zu hysterisch, und die Streitereien wirkten auf mich teilweise etwas übertrieben und verkrampft. Zumal sie sich im einen oder anderen Moment (Stichwort Fluss) auch nicht gerade mit Ruhm bekleckern, was ihr Verhalten und ihre Intelligenz betrifft. Am schwersten wiegt für mich aber, dass er zumindest mich damals wie heute nicht wirklich beängstigen konnte. Nicht jeder Vorreiter ist deswegen automatisch auch gleich ein Meisterwerk – und meiner Meinung nach haben einige jener Filme, die in seine Fußstapfen getreten sind, im Vergleich zu "Blair Witch Project" doch noch einmal eins draufgesetzt.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © StudioCanal)


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