Mit: Thomas Kretschmann, Marta Gastini, Asia Argento, Unax Ugalde, Miriam Giovanelli, Maria Cristina Heller, Rutger Hauer u.a.
Kurzinhalt:
Der junge Bibliothekar Jonathan Harker kommt in das Dorf Passo Borgo, um die Bibliothek des zurückgezogen lebenden Graf Dracula zu katalogisieren. Als seine Frau Mina wenige Tage später ebenfalls im Dorf eintrifft, erfährt sie, dass ihr Mann seither nicht wieder vom Schloss zurückgekehrt ist, und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Nach ihrer Ankunft gerät sie zunehmend in den Bann des geheimnisvollen Grafen, der meint, in ihr die Reinkarnation seiner ersten großen Liebe zu erkennen. Währenddessen mehren sich die mysteriösen Vorfälle im Dorf. Dies ruft den Vampirjäger Van Helsing auf den Plan. Zusammen mit Mina versucht er, dem Grafen das Handwerk zu legen…
Review:
"Dracula 3D" ist der jüngste Film des Horror-Altmeisters Dario Argento (der auch prominent auf dem deutschen DVD- und Blu Ray-Cover prangert), der im Mai als Stargast das diesjährige (und erstmalige) "/slash einhalb"-Filmfestival besuchte, wo natürlich auch seine Dracula-Verfilmung gezeigt wurde. Ich muss zu meiner Schande gestehen, bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Film von ihm gesehen zu haben, weshalb "Dracula 3D" – abseits seines "Masters of Horror"-Segments "Jenifer" – die erste Arbeit war, die ich von ihm zu Gesicht bekam. Ein denkbar ungünstiger Einstand – wird "Dracula 3D" gemeinhin doch als der vielleicht größte Fehlschlag seiner Karriere angesehen. Zwar fühle ich mich nicht qualifiziert, diese Aussage entweder zu bestätigen oder zu widerlegen, aber in einem Punkt muss ich den Kritikern zustimmen: Ein sonderlich guter Film ist "Dracula 3D" leider in der Tat nicht geworden. Dabei ist der Einstieg noch recht vielversprechend, präsentiert Argento hier doch einige gruselige und stimmungsvolle Szenen. Auch der Einsatz von 3D weiß zu gefallen, wobei insbesondere die Anfangssequenz, die wohl zeigen soll, wie Dracula durch das Dorf fliegt (was wir aus seiner Perspektive erleben), positiv hervorsticht.
Leider wird es danach von Minute zu Minute trashiger. Einer der größten Schwachpunkte ist dabei die recht deutlich hervorstechende Digital-Optik, die dem Film einen sehr künstlerisch- und zugleich billigen Eindruck verleiht, und sich in meinen Augen mit der altmodisch-klassischen Geschichte, die hier erzählt wird, spießt. Ein weiteres Problem ist Thomas Kretschmann. Ich habe sonst grundsätzlich nichts gegen ihn, aber als Dracula war er entweder fehlbesetzt, oder er wollte nicht so richtig, oder aber er spielt tatsächlich alles genau so, wie Argento es wollte – dann wäre seine Leistung hier in erster Linie dem Regisseur vorzuwerfen. Wer auch immer letztendlich dafür verantwortlich ist, ich fand ihn als Dracula alles andere als überzeugend. Den verführerischen Charme, den die Rolle sonst so auszeichnet, lässt er gänzlich vermissen, und davon abgesehen schwankt er die ganze Zeit zwischen under- und overacting. Mal liest er eine Textstelle mit einer nicht vorhandenen Inbrunst vor, als wäre es das Telefonbuch (dies gilt insbesondere für seine Rede über die "Kreaturen der Nacht"), und dann kaut er sich wieder durch die Kulisse als gäbe es kein Morgen mehr. Die mit Abstand schlechteste Performance des Films kommt allerdings von Unax Ugalde, der zudem in der Nachbearbeitung scheinbar auf grauenhafte Art und Weise nachsynchronisiert wurde. Das Drehbuch ist leider ebenfalls kein Highlight, wobei insbesondere die Dialoge teilweise einfach nur peinlich sind. Ein weiterer wesentlicher Schwachpunkt sind die CGI-Effekte, die von annehmbar bis hin zu grottenschlecht reichen, wobei die Werwolf-Verwandlung sowie die Gottesanbeterin als ganz besonders trashig und misslungen hervorstechen. Das war einfach nur grauenhaft. Vor allem aber: Mit einer Laufzeit nur knapp unter zwei Stunden ist "Dracula 3D" für die hier erzählte Geschichte letztendlich viel zu lang. Spätestens ab der ersten Stunde beginnt sich die Handlung dermaßen zu ziehen, dass man beginnt, sich selbst wie Dracula zu fühlen, der in der gähnenden Leere der Ewigkeit gefangen ist.
Es gibt allerdings auch ein paar positive Aspekte. Der Einstieg ist wie gesagt noch sehr gelungen und kann mit der einen oder anderen atmosphärischen Szene gefallen. Ich mochte die altmodische, romantisch verklärte Herangehensweise an den Dracula-Mythos, die ich gerade auch nach einigen moderneren Interpretationen wieder mal als angenehme Abwechslung empfand. Argento besetzte zudem drei wunderschöne Frauen in den Hauptrollen (eine davon selbstverständlich seine eigene Tochter Asia), die hübsch anzusehen sind. Ebenfalls nicht vergessen werden darf Rutger Hauer, der zwar zu spät in Erscheinung tritt um den Film noch maßgeblich zu retten, diesen aber nichtsdestotrotz mit seiner Präsenz aufwertet. Mit seinem Auftritt kommt endlich wieder Leben in "Dracula 3D". Die Musik ist ebenfalls sehr gelungen und herrlich altmodisch – wenn sie auch meines Erachtens nicht immer zu den Bildern passt, die sie vertont, und wohl für sich allein genommen besser funktioniert als in Verbindung mit dem Film. Und das Ende fand ich dann ebenfalls wieder sehr gut gemacht. Schade nur, dass sich "Dracula 3D" viel zu lang Zeit lässt, um dort hinzugelangen.
Fazit:
"Dracula 3D" ist eine trashige und überwiegend enttäuschende Interpretation der klassischen Geschichte von Bram Stoker, an der mir in erster Linie der altmodische, romantisch verklärte Zugang zur Figur, die wunderschönen Schauspielerinnen, der atmosphärische Einstieg sowie der tragische Ausgang des Geschehens gefallen konnten. Dennoch überwiegend die Nachteile bei weitem. Thomas Kretschmann gibt einen unverschämt uncharismatischen Dracula, dem man seine Wirkung bei Frauen keine Sekunde lang abnimmt. Zudem kann er sich nicht zwischen einem übertriebenen und einem dezenten Schauspiel entscheiden. Die CGI-Effekte reichen von annehmbar bis lachhaft, und die billige Digital-Optik spießt sich mit dem "historischen" Setting. Die Musik gefällt mir zwar grundsätzlich sehr gut, passt aber leider oftmals nicht zu den gezeigten Bildern. Und auch die Dialoge sind teilweise einfach nur grauenhaft. Der größte Knackpunkt ist aber sicherlich die Laufzeit. Mit einer etwas strafferen Erzählstruktur hätte sich "Dracula 3D" vielleicht noch in die Mittelmäßigkeit retten können. So beginnt sich das Geschehen aber leider viel zu früh viel zu sehr zu ziehen. Die daraus resultierende Langeweile dürfte "Dracula 3D" leider selbst für Fans der trashigen Horror-Unterhaltung zu einem mühsamen Geduldspiel machen.