Originaltitel: 2:00 P.M. - 3:00 P.M. Episodennummer: 9x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 19. Mai 2014 Erstausstrahlung D: 20. Mai 2014 (Sky) Drehbuch: Patrick Harbinson Regie: Adam Kane Hauptdarsteller: Kiefer Sutherland als Jack Bauer ,
Yvonne Strahovski als Kate Morgan,
Tate Donovan als Mark Boudreau,
Mary Lynn Rajskub als Chloe O'Brian ,
William Devane als President James Heller ,
Gbenga Akinnagbe als Erik Ritter,
Giles Matthew als Jordan Reed,
Michael Wincott als Adrian Cross,
Benjamin Bratt als Steve Navarro,
Kim Raver als Audrey Boudreau.
Gastdarsteller:
Michelle Fairley als Margot Al-Harazi,
Emily Berrington als Simone Al-Harazi,
Liam Garrigan als Ian Al-Harazi,
Sacha Dhawan als Navid,
John Boyega als Lt. Chris Tanner,
Colin Salmon als General Coburn,
Miranda Raison als Caroline Fowlds,
Stephen Fry als Prime Minister Alastair Davies u.a.
Kurzinhalt:
Mit Hilfe einer inszenierten Ablenkung ist es Jack Bauer gelungen, sich in die amerikanische Botschaft in London einzuschleichen. Rasch bringt er auch eine Keycard an sich, und dringt bis zu Lt. Tanner vor. Mit dessen Hilfe findet er den Flightstick, und nimmt ihn an sich. Allerdings ist Kate Morgan mittlerweile in der Botschaft eingetroffen und hat das dort stationierte Militär über die Lage informiert und vor Bauer gewarnt. Alle Ausgänge sind blockiert, weshalb Jack keinen anderen Ausweg sieht, als die Daten an Chloé zu übertragen und sich danach zu stellen. Er verbarrikadiert sich in einem Übertragungsraum, wo er auch Geiseln nimmt, um sich ausreichend Zeit zu verschaffen, um die Daten zu übermitteln. Doch diese sind kodiert und müssen zuerst entschlüsselt werden, was eine knappe halbe Stunde dauern wird. Als der Raum vom Militär umstellt wird, läuft Jack die Zeit davon. Da klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: James Heller, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika…
Review:
Nach zwei "nur" soliden Folgen dreht "24: Live Another Day" mit dieser Episode wieder etwas auf. So kam vor allem zu Beginn, als Jack durch die Botschaft jagt und zuerst den Flightstick an sich bringt und danach verzweifelt versucht, einen Weg hinaus zu finden, endlich wieder Spannung auf. Zudem gab es den einen oder anderen Moment, der mich zum Lachen angeregt hat – wie z.B. sein "Haben Sie keine Angst" in Richtung Lt. Tanner, unmittelbar nachdem er dessen Bewacher ausgeschaltet hat. Und bei den Szenen, wo sich Jack durch die Botschaft bewegt und dabei von Chloé angeleitet wird, kam bei mir ein herrlich nostalgisches Gefühl auf. Gut gefallen hat mir auch, dass man Jack hier – im Vergleich zur ersten Episode, wo er fast als unantastbarer Superheld dargestellt wurde, der allen immer eine Nasenlänge voraus war – endlich wieder in Bedrängnis gebracht hat, und einen Jack zeigte, der im Wettlauf gegen die Zeit improvisieren muss. Dass er dann letztendlich keinen Ausweg mehr sieht, als sich in einem Raum zu verbarrikadieren und Geiseln zu nehmen, war auch eine nette Wendung – die zudem verständlicher macht, warum einige in ihm einen Terroristen sehen.
Positiv fand ich auch, dass einer meiner Kritikpunkte an der neunten Staffel – nämlich die mangelnde Verwendung der Uhr – gleich doppelt aufgegriffen wurde. Auf der einen Seite erfuhren wir nun endlich einen Zeitplan für Margots Pläne, auf der anderen Seite haben wir Jack, der sich im Raum eingeschlossen hat, wo jedoch die Datenübertragung (oder besser gesagt die Verschlüsselung) noch mindestens eine halbe Stunde dauern wird. Beides erlaubte es der Uhr endlich wieder, mehr zu sein als ein reines Gimmick. Was mich auch positiv überrascht hat, war das für mich unerwartet frühe Gespräch zwischen Heller und Bauer, bzw. dass der Präsident – und Audrey – jetzt schon davon erfahren, dass er sich in London befindet. Ich hätte mir gedacht, dass man dieses "Wiedersehen" noch etwas länger hinauszögert und eher erst so gegen Staffelende präsentieren wird. Gut möglich, dass dies einer der Punkte ist, wo "Live Another Day" von der verkürzten Season profitiert, da die Macher so dazu gezwungen sind, schneller zur Sache zu kommen und die Handlung schneller entscheidend voranzubringen. Jedenfalls war ihr Telefongespräch eines der Höhepunkte der Episode. Etwas klischeehaft und vorhersehbar war es dann, dass er Bauer nicht glauben und den Soldaten die Erlaubnis geben würde, den Raum zu stürmen. Hier agierte "24" wieder mal, für die Serie typisch, nach Murphy's Gesetz: Was schief gehen kann, geht auch schief. Allerdings hat man für diese Entscheidung Hellers wenigstens mit Bauers Amoklauf eine nachvollziehbare Begründung gefunden. Und die Idee, dass seine Taten aus der 8. Staffel auch auf die jüngsten Ereignisse noch ihre Schatten werfen und er in gewisser Weise nun darunter leidet, gefällt mir grundsätzlich sehr gut.
Durchaus spannend und dramatisch hat sich auch die Handlung im Terroristenhort fortgesetzt. Eine der größten Stärken war dabei für mich Simone. Ich war mir bei ihr die ganze Zeit über nicht sicher – und bin es übrigens nach wie vor nicht – wem ihre Loyalität gilt. Hat sie ihren Ehemann wirklich verraten, wie es den Anschein hat, oder tat sie das nur, um das Vertrauen ihrer Mutter zu gewinnen und so einen späteren Fluchtversuch zu ermöglichen? Wie auch immer, man darf annehmen, dass sie nicht damit gerechnet hat, welche Wendung die Ereignisse nehmen würden. In dem Moment wo ihr Mann sagt, dass Margot ihm nichts antun kann was ihn dazu bringen würde, die Drohnen zu steuern, wusste ich zwar schon, was passieren würde. Dass sie es dann aber tatsächlich beinhart durchzieht war schon ein Schock. Damit bot auch dieser Handlungsstrang eine sehr starke Szene – und auch der Rest war nicht ohne. Mein einziger etwas größerer Kritikpunkt an dieser Folge, auch wenn es mich nicht sonderlich überrascht hat, ist die Wikileaks-Kritik. Anstatt sich dem Thema differenziert zu nähern, darf Adrian Cross klarstellen, dass Menschenleben für ihn zweitrangig sind. Diese Art der Propaganda weckte auf mich doch unliebsame Erinnerungen an "Amnesty Global" aus der vierten Staffel. Das hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen.
Fazit:
"The plot thickens", wie man im Englischen so schön sagt. Mit der vierten Folge der verkürzten neunten Staffel nehmen Spannung und Tempo merklich zu. Besonders – angenehm – überrascht bin ich, wie schnell sich die Handlung fortbewegt. Wendungen die in früheren Seasons wohl mehrere Folgen eingenommen hätten, werden hier erstaunlich schnell abgehandelt. Die Jack-Handlung bot dabei zahlreiche Highlights, und war vor allem bei seiner Jagd durch die Botschaft richtig spannend (und mit Chloés Hilfe auch herrlich nostalgisch). Die Idee mit der Geiselnahme war nett, und vor allem das Gespräch mit Heller war für mich einer der bisherigen Höhepunkte der Staffel. Auch die Handlung rund um die Terroristen hat mir sehr gut gefallen – nicht zuletzt da ich nicht wusste, wie ich Simone einschätzen soll, was diesen Handlungsstrang sehr interessant (und unvorhersehbar) gemacht hat. Kleinere Kritikpunkte, wie die etwas aufgesetzt wirkende Wikileaks-Kritik oder Hellers absehbare Entscheidung, wo man wieder mal Murphy's Gesetz folgt, verhindern zwar einen größeren Wurf. Dennoch darf es in dieser Tonart weitergehen.