Kurzinhalt:
"Gods Will Be Watching" handelt in einer dystopischen Zukunft in der zwei verfeindete Parteien in den Besitz einer biologische Massenvernichtungswaffe, die ganze Planeten vernichten könnte, zu gelangen versuchen. Als Sgt. Burden findet sich der Spieler zunächst zwischen den Fronten wieder, nimmt aber schon bald eine zentrale Rolle im Konflikt um den Medusea-Virus ein und ist nicht selten gezwungen, über Leben und Tod zu entscheiden…
Review:
"Gods Will Be Watching" wird als Point & Click-Thriller mit einem Schwerpunkt auf moralischen Entscheidungen beworben. Dabei erwartet den Spieler allerdings kein Point & Click-Adventure a la Lucas Arts, sondern man wird in der Rolle von Sgt. Burden in eine Reihe von Extremsituationen geworfen und muss sich mittels geschickter Zu- und Aufteilung von Ressourcen wieder aus diesen Situationen befreien. Das Spiel fängt dabei mit einer Geiselnahme recht harmlos an. Ziel ist es, die Daten für den gefährlichen Medusea-Virus zu stehlen. Der Spieler muss als einer der Geiselnehmer dafür sorgen, dass der Hack-Vorgang bis zum Erbeuten des Virus nicht unterbrochen wird. Gleichzeitig muss er aber auch ein Auge auf die Geiseln haben und das Geiselbefreiungsteam auf Abstand halten. Das Kernprinzip der Spielmechanik beruht darauf, dass jede Handlung des Spielers Zeit kostet und Konsequenzen nach sich zieht. Kümmert man sich um die Beschleunigung des Hack-Vorganges, haben die Befreier die Möglichkeit, sich den Geiselnehmern zu nähern. Versucht man hingegen das Einsatzkommando auf Abstand zu halten, ist man nicht in der Lage, sich ausreichend um die Geiseln zu kümmern. Ist man gegenüber den Geiseln zu brutal, geraten sie in Panik und treten die Flucht an. Ignoriert man sie zu lange, versuchen sie Sgt. Burden zu überrumpeln und man ist womöglich gar gezwungen, eine von ihnen zu erschießen.
Wie eine umfangreiche Statistik am Ende jedes der sieben Kapitel zeigt, führen immer mehrere Wege zum Erfolg. Bis sich dieser aber einstellt, flimmert "Game over" zahllose Male über den Bildschirm. Scheitern gehört zum Konzept von "Gods Will Be Watching". Eine Speicherfunktion innerhalb der Szenarien gibt es nicht. Man wird auf den normalen Schwierigkeitsgraden die Spielkapitel oft wiederholen müssen, bis man den Dreh heraus hat. Das ist an und für sich kein großes Problem, würden nicht einige Zufallselemente innerhalb der Kapitel nicht unnötig für Frust sorgen. In einer späteren Episode gerät Burden in Gefangenschaft und muss 20 Tage Folter und Verhör überstehen, bis er gerettet werden kann. Das Ziel dabei ist es einerseits nicht durch die Foltermethoden zu sterben und andererseits den Verhörspezialisten nicht zu viele Informationen zukommen zu lassen, so dass Burden vor Ablauf der Frist von 20 Tagen jeden Wert am Leben gelassen zu werden in den Augen seiner Peiniger verliert. Diese rund zwanzig- bis dreißigminütige Sequenz ist trotz genügend visueller Hinweise alles andere als einfach, insbesondere dann, wenn man zusätzlich versucht Burdens Mitgefangenen über den vollen Zeitraum am Leben zu erhalten. Kurz vor Abschluss des Kapitels wird man jedoch vor eine Art russisches Roulette gestellt. Nachdem ich im übertragenen Sinne dreimal hintereinander den kürzesten Strohhalm gezogen hatte, war ich nicht länger gewillt, mich weiter dem Zufallsgenerator hilflos auszuliefern.
Zum Glück hat der Entwickler in der Zwischenzeit etwas Mitleid mit den Spielern gezeigt und das "Mercy"-Update veröffentlicht, welches nicht nur leichtere Schwierigkeitsgrade liefert, sondern darüber hinaus auch noch die Möglichkeit, die frustrierenden Zufallselemente abzustellen, ins Spiel einfügt. Mit dem Update sollten auch wenig frustresistente Spielernaturen bedient werden. Allerdings zeigt sich auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden, dass "Gods Will Be Watching" alles andere als ein umfangreiches Spiel ist und der Großteil der Spielzeit vor allem durch das Wiederholen der Kapitel zustande kommt. Davon abgesehen präsentiert sich das Spiel mit seinem stilsicheren Pixel-Look angenehm übersichtlich und wird von einem wenig aufdringlichen, dafür umso atmosphärischerem Soundtrack begleitet. Über den Verlauf der sieben Kapitel entspinnt sich eine etwas knappe, dem Szenario und dem minimalistischen Spielprinzip angemessene Gesichte. Auch wenn ich über einige Entscheidungen durchaus etwas länger reflektiert habe, konnte ich das Gefühl nicht ganz abstreifen, dass der Entwickler aus dem Spiel zugrundeliegenden Ansatz hätte mehr machen können, damit der "Game over"-Bildschirm weniger als Bestrafung, sondern vielmehr als Ansporn zu verstehen ist.
Fazit:
Die größte Stärke ist zugleich die größte Schwäche des Spielprinzips von Deconstructeams "Gods Will Be Watching": Da jede Handlung des Spielers Konsequenzen nach sich zieht, werden selbst kleine Fehler bisweilen rigoros bestraft und man ist gezwungen, die oft recht langen Kapitel wieder von vorn zu beginnen. Ein Patch vom Entwickler hat zwar mittlerweile den Schwierigkeitsgrad entschärft. Trotzdem würde ich "Gods Will Be Watching" vorrangig frustresistenten Spielern empfehlen, denn das Scheitern und das sich anschließende Verbessern machen einen Großteil des Reizes an der ansonsten minimalistischen und vor allem repetitiven Spielmechanik des Titels aus.
Gesamtwertung:74%
Tu Bacco
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