Ein Fest für Fans der Serie
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Mittwoch, 03 September 2014
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Produktionsland/jahr: |
D 2014 |
Bewertung: |
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Studio/Verleih: |
Brainpool TV/NFP Marketing & Distribution |
Regie: |
Arne Feldhusen |
Produzent: |
Ralf Husmann |
Drehbuch: |
Ralf Husmann |
Filmmusik: |
Patrick Reising & Francesco Wilking |
Kamera: |
Johannes Imdahl |
Schnitt: |
Benjamin Ikes |
Genre: |
Komödie |
Kinostart Deutschland: |
20. Februar 2014 |
Laufzeit: |
123 Minuten |
Altersfreigabe: |
Ab 12 Jahren |
Trailer: |
YouTube |
Kaufen: | Blu-Ray, DVD |
Mit: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wunk, Diana Staehly, Milena Dreißig, Laurens Walter, Maja Beckmann, Carsten Meyer u.a.
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Kurzinhalt:
Die Capitol Versicherung feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Stromberg beschließt, dass seine Abteilung nicht an den Feierlichkeiten teilnimmt. Als er jedoch zufällig davon Wind bekommt, dass seine Filiale in Kürze geschlossen werden soll, schwenkt er um. Er erhofft sich, beim Personalvorstand Eindruck zu hinterlassen und so an eine Stelle in der Zentrale zu gelangen. Allerdings ist die Betriebsfeier zunächst gähnnend langweilig und droht zu kippen - bis Stromberg die Verantwortung für das Unterhaltungsprogramm übernimmt. Der Vorstand ist beeindruckt und bietet ihm schließlich tatsächlich einen Posten in der Verwaltung an. Jedoch soll er als Unternehmenssprecher die Massenentlassungen in der "Sprache des Volkes" kommunizieren…
Review:
Nur in den seltensten Fällen ist es bisher gelungen, ein erfolgreiches TV-Format auch mit Bravour auf die Leinwand zu übertragen. Als positives Beispiel gilt im Allgemeinen der Leinwandausflug der "Simpsons", doch die Liste der Negativbeispiele ist weitaus länger. In deutschsprachigen Gefilden ist der Sprung von der Mattscheibe ins Kino sogar nahezu ein Novum. Es ist der Investition von über 3300 privaten Geldgebern, in erster Linie natürlich treuen Fans der zwischen 2004 und 2012 laufenden Pro7-Serie zu verdanken, dass das Stromberg-Filmprojekt überhaupt realisiert werden konnte. Innerhalb einer Woche wurde im bislang größten Crowdfunding-Projekt Deutschlands mehr als 1 Million Euro gesammelt. Die Geldgeber erhielten neben der namentlichen Nennung im Abspann und einer Freikarte vor allem ihre Einlagen sowie einen Gewinnteil von 50 Cent pro verkauftem Kinoticket zurück, sobald die Gewinngrenze überschritten war, also konkret ab dem millionsten Kinobesucher. Nachdem mehr als 1,3 Mio. Zuschauer den Papa hochleben ließen und so "Stromberg - Der Film" selbst manchen Hollywood-Blockbuster abhängte, hat sich das Projekt für alle Beteiligten gelohnt.
Die größte Herausforderung für Regisseur Arne Feldhusen und Drehbuchautor Ralf Husmann dürfte gewesen sein, den Humor aus den ansonsten 25-minütigen TV-Episoden in einen abendfüllenden Film zu übertragen. Das ist den Verantwortlichen mehr als gelungen: In der fast 2-stündigen Mockumentary präsentiert sich das gesamte Team sowohl vor als auch hinter der Kamera in Höchstform. Mit außerordentlicher Spielfreude absolviert die Truppe um Papa Bernd, den "Bruce Willis der Quartalsabschlüsse" ihren großen Auftritt. Humor, Situationskomik und vor allem die kultverdächtigen Sprüche sind passgenau und greifen präzise den Stil der TV-Episoden wieder auf. Trotz des umfangreicheren Handlungsbogens, der unüblichen Schauplätze und einiger einschneidender Veränderungen bleibt der Film der Serie treu und überträgt deren Konzept 1 : 1 auf die Leinwand.
Doch auch, wer bislang nicht allzuviel mit dem derben Humor und dem Pseudo-Dokumentarstil der Serie anfangen konnte, kann sich prächtig amüsieren. "Stromberg - Der Film" persifliert noch merklicher als im TV all die "Scripted Reality"-Formate, die uns tagtäglich um die Ohren gehauen werden, sowie den Berufsalltag als solchen. Ihr habt keinen Bürojob? Egal, an einer Betriebsfeier habt Ihr bestimmt schon einmal teilgenommen! Und so findet jeder die eine oder andere Situation, mit der er sich identifizieren kann und in der er den einen oder anderen Arbeitskollegen wiedererkennt. Weiterhin gibt sich der Film ungewohnt politisch-satirisch, indem er die anstehenden Massenentlassungen des Konzerns thematisiert und es schließlich Stromberg ist, der zur Revolution gegen den Kapitalismus anstiftet. Inhalte, die in der Form in der Serie kaum umsetzbar gewesen wären und den Film zum krönenden Abschluss eines TV-Phänomens erheben. Denn eines ist sicher: Das Kapitel "Stromberg" ist abgeschlossen, eine Fortsetzung wird es nicht geben. So ist auch etwas Wehmut mit dabei, wenn der Papa der Nation die Bühne besteigt und den Stimmungskracher "Lass das mal den Papa machen" hinschmettert.
Fazit:
"Stromberg - Der Film" ist die exzellente Abschiedsgala der Abteilung Schadensregulierung M-Z. Christoph Maria Herbst ist in Bestform und schenkt seinen Fans zum Abschied etliche denkwürdige, brillante Szenen und Sprüche. Der Film fügt sich nahtlos in die Serie ein und besinnt sich auf all ihre Stärken, ohne dabei Althergebrachts zu wiederholen und sich um sich selbst zu drehen. Ganz im Gegenteil: Er nutzt die Gelegenheit, die Restriktionen eines TV-Formates hinter sich zu lassen und von den Möglichkeiten des Kinos zu profitieren. Für Fans ein Festival, für alle anderen Zuschauer zumindest eine gelungene, erfrischende Satire.
Wertung:9 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 NFP Marketing & Distribution)
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