Mit: Richard Armitage, Sarah Wayne Callies, Matt Walsh, Max Deacon, Nathan Kress, Alycia Debnam Carey, Arlen Escarpeta, Jeremy Sumpter, Lee Withaker, Kyle Davis, Jon Reep, Scott Lawrence u.a.
Kurzinhalt:
Pete führt eine Gruppe von Storm Hunters an, die mit einem technisch hochgerüsteten Fahrzeug sowie einer mobilen Wetterstation durch die USA fahren, auf der Suche nach einem Tornado, den sie für ihre Sendung filmen können. Auf eine Aufnahme aus dem Auge eines Tornados haben sie es dabei ganz besonders abgesehen. Doch bisher waren sie nicht gerade vom Glück verfolgt – wofür Gary vor allem seine Meteorologin Allison verantwortlich macht, deren Instinkte sie leider das eine oder andere Mal im Stich gelassen haben, weshalb die Crew der Storm Hunters bereits einige Tornados verpasst hat. Nun droht ihnen der Produzent die Geldmittel zu streichen – die aktuelle Tour ist ihre letzte Chance, die Show doch noch zu retten. Doch das Schicksal scheint ihnen zunächst wohlgesonnen zu sein: Denn nach einer weiteren glücklosen Tornado-Jagd erwartet sie in Silverton der Sturm ihres Lebens…
Spoiler-Warnung!
Meine Meinung – und Kritik – zu "Storm Hunters" ist leider unmittelbar mit den typischen Genre-Konventionen, denen der Film wie ein untalentierter Zeichner folgt, der sich an einer "Malen nach Zahlen"-Schablone orientiert, verbunden. Dazu gehört unter anderem auch, wer das ganze überlebt und wer nicht. Ich werde demnach zumindest teilweise darauf eingehen müssen, wer überlebt und wer stirbt. Wer dies noch nicht wissen will, sollte daher das Review überspringen und nur das Fazit lesen.
Review:
Bislang hat mein filmischer Mist-Detektor soweit es meine Kinobesuche 2014 betrifft ja ziemlich gut funktioniert – nun bin ich aber doch unverhofft in einen "Shitstorm" geraten. Wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, dass es sich bei "Storm Hunters" um einen Found Footage- bzw. Mockumentary-Style-Film handelt, wäre mir meine entsprechende Enttäuschung wohl – zumindest im Kino – erspart geblieben, ist dies doch ein Stilmittel, dem mich mittlerweile ziemlich überdrüssig bin; nicht zuletzt, da sich viele Filmemacher nicht an die damit verbundenen Regeln und Beschränkungen gebunden sehen. Zu meiner Überraschung stellte sich das Found Footage-Konzept bei "Storm Hunters" allerdings noch als das kleinste Problem heraus – was unter anderem auch daran liegt, dass die Filmemacher abseits weniger Einstellungen dem Konzept treu bleiben, und nicht schummeln. Nur hie und da gibt es eine Einstellung, die sich mit den im Film vorhandenen Kameras nicht erklären lässt, dies fällt aber nur auf, wenn man wirklich ganz genau aufpasst. Da auf dem Wagen der Stormhunters gleich mehrere Kameras angebracht sind, und neben dieser Filmcrew auch einige andere Leute drehen, ist es zudem kein Problem, immer wieder die Perspektive zu wechseln.
Nichtsdestotrotz leidet "Storm Hunters" zumindest teilweise unter dem Konzept. Dies zeigt sich insbesondere beim Einstieg, der seit jeher zu den großen Problemstellen solcher Filme zählt. Denn bevor welche Sache auch immer durch die Kameras dokumentiert werden soll so richtig losgeht, und die Kacke am Dampfen ist, werden erst mal die Figuren vorgestellt, das Setting etabliert, und so weiter. Mit anderen Worten: Der Einstieg ist normalerweise doch ziemlich öde. Wo es anderen, konventionell gedrehten Filmen durch Filmmusik, Songs, Schnitte, Schauplatzwechsel, zeitliche Sprünge, die Inszenierung usw. gelingen mag, auch den Einstieg halbwegs interessant zu gestalten, erweist sich das enge inszenatorische Korsett der Found Footage-Filme gerade auch beim Einstieg immer wieder als großes Problem. Im Fall von "Storm Hunters" erweist es sich auch nicht gerade als hilfreich, dass die Mehrzahl der Figuren aus der Klischeeschublade für Katastrophenfilme entstammen. Da haben wir die zerrüttete Familie, bestehend aus einem alleinerziehenden Witwer und seinen beiden Söhnen. Der Vater hat natürlich nicht viel Zeit für sie und vernachlässigt sie ständig – eh klar. Dann gibt es den Filmemacher unter Druck, der seine Leute erst in das Schlamassel hineinmanövriert, und der seinen (finanziellen) Erfolg über das Wohl seiner Leute stellt. An seiner Seite ist die alleinerziehende Mutter, die nur deshalb eine alleinerziehende Mutter ist, damit wir rein aufgrund der Tatsache, dass sie eine alleinerziehende Mutter ist, sofort Sympathien für sie entwickeln (ach ja, und damit sie in weiterer Folge dem alleinerziehenden Witwer näherkommen darf), da sie sich ansonsten durch nichts auszeichnet. Den unwilligen Mitläufer, der eigentlich gar nicht mitmachen will aber vom Chef unter Druck gesetzt wird. Den Quotenschwarzen. Einen love interest für einen der beiden Teenager-Brüder. Und zwei Jackass-Hillbillies. Letztere waren sogar noch halbwegs originell, aber ich konnte schon mit den richtigen Jackasses nichts anfangen, und hätte demnach auch liebend gern auf diese Redneck-Nachfolger verzichtet.
Sieht man von dieser faden Figurenvorstellung ab, ist der erste Teil aber sogar noch das Beste am Film. Vor allem der erste Tornado ist sehr gut umgesetzt. Am besten hat mir dabei der Hagel gefallen, der verdammt gut gemacht war. Hier konnte das Found Footage-Konzept kurzzeitig auch seine Stärke ausspielen, da man sich hier mittendrin statt nur dabei fühlte. Gleiches gilt übrigens auch für die Szenen in der Schule, die eine atmosphärische Dichte und eine Spannung erreichen, die der Film danach nie wieder auch nur ansatzweise vorweisen kann. Einzig auf den Auftritt der Jackass-Nachahmer hätte ich verzichten können. Davon abgesehen sind diese 5-10 Minuten die besten – und leider auch einzig richtig guten – des gesamten Films. Zwar ist es nicht so, als ob es danach überhaupt keine guten Momente mehr geben würde. Die Tornados bleiben auch danach noch recht gut getrickst, und vor allem auch der Feuertornado sticht positiv hervor. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte mich der Film bereits so genervt, dass diese kurzen gelungenen Momente auch nichts mehr retten konnten.
Der erste größere Stein des Anstoßes ist alles rund um die beiden in der Fabrik verschütteten Teenager. Einerseits reckt hier ein typischer Kritikpunkt an Found Footage-Filmen sein schreckliches Haupt: Fragt man sich doch unweigerlich, warum die trotz ihrer Notlage ewig weiterfilmen. Noch schlimmer wird es dann aber, als Wasser eindringt und die beiden zu ertrinken drohen. Die Nachrichten an ihre Eltern – insbesondere von Donnie an seinen Vater, inklusive einem typischen "Mir tut alles so leid" und einem abschließenden "Ich hab dich lieb" – waren der erste wirklich grauenhafte Moment des Films, wo ich nicht wusste, ob ich über das Geschehen auf der Kinoleinwand lachen oder weinen soll. Das war einfach derart klischeehaft, und noch dazu peinlich-übertrieben inszeniert und vorgetragen, dass ich mich schon fast in einer Katastrophenfilm-Parodie wähnte –aber nein, die meinen das ernst! Und genau das ist dann für mich auch das zentrale Problem: Er ist voller Klischees und spult die üblichen Genre-Konventionen in schon fast obsessiver Manier ab – und das alles gänzlich ironiefrei. Er nimmt sich einfach viel zu ernst; die Macher gehen offenbar davon aus, ihr Publikum hätte in ihrem Leben noch keinen einzigen Katastrophenfilm gesehen. Anders lassen sich solche Momente, oder auch die nachfolgende Rettung in letzter Sekunde – inklusive hochdramatischer Wiederbelebung, die natürlich von allen anderen Protagonisten (die wir nacheinander mit der Kamera abklappern) mit besorgten Blicken verfolgt wird – nicht erklären. Und in eben dieser Tonart geht es dann leider weiter. Bereits davor gab es einen vorhersehbaren Todesfall, der dann in erster Linie dazu dient, den klischeehaften Heldentod am Ende des Films vorzubereiten. Dieser war dann ebenfalls ungemein vorhersehbar und so klischeehaft umgesetzt, dass ich mich zurückhalten musste, um bei diesem vermeintlichen dramatischen Höhepunkt nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Logikfehler wie dass man zuerst das Gitter mit dem Fahrzeug sichern muss und dieses dann auf einmal aber nachdem die "Titan" in den Tornado gezogen wurde trotzdem hält, verkommen da nur mehr zu einer (ärgerlichen) Randnotiz.
Den Vogel schossen dann aber die letzten paar Minuten des Films ab. Nachdem die ganze Chose vorbei ist, blendet man doch tatsächlich eine amerikanische Mini-Flagge ein, und beendet den Film mit einer derart übertrieben-moralischen "America, Fuck Yeah!"-Message, dass ich nicht wusste, ob ich deswegen Lachen, Weinen, verzweifelt die Hände vors Gesicht schlagen, mich Fremdschämen oder ungläubig mit dem Kopf schütteln soll. Ich entschied mich dann schließlich für alles zusammen. Die letzte Einstellung zeigt dann in einer völlig hirnrissigen Wendung, dass die beiden Jackasses ihre Begegnung mit einem Tornado doch tatsächlich überlebt haben! Als ich sie da so oben im Baum hängen sah und sie sich darüber unterhielten, wie erfolgreich sie sein und wie viele YouTube-Klicks sie bekommen werden, kam ich nicht umhin, mir an ihrer statt Regisseur Steven Quale und Drehbuchautor John Swetman vorzustellen, die auf mich – zumindest wenn man nach ihrer Arbeit für diesen Film geht – einen mindestens ebenso inkompetenten, vertrottelten und hirnrissigen Eindruck gemacht haben, wie diese beiden Hillbillies. Das war zwar herrlich unfreiwillig Meta, macht aber leider auch ziemlich deutlich, was ich von ihrer Leistung bei "Storm Hunters" halte: Nämlich nichts.
Fazit:
"Storm Hunters" ist der perfekte Film für all jene, die noch nie in ihrem Leben einen Katastrophenfilm gesehen haben, und auch nicht vor haben, das jemals wieder zu tun – vereint er doch alle gängigen Klischees und Konventionen des Genres in kompakten 89 Minuten in sich. Zwar sei an dieser Stelle festgehalten, dass ich zugegebenermaßen nicht der größte "Found Footage"-Fan bin, dies aber ohnehin noch das geringste Problem des Films war. Der Einstieg leidet unter dem üblichen Problem solcher Filme, dass die Vorstellung der Figuren und des Settings einfach nicht interessant ist, und der Film auch zu lange braucht, um Fahrt aufzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei sämtlichen Protagonisten um wieder und wieder verwendete Schablonen aus der Genre-Recyclingkiste handelt. Pünktlich zum ersten Sturm drehte der Film dann kurzfristig auf, und vermochte es sogar, mir zu gefallen – danach stürzte "Storm Hunters" aber leider schneller in sich zusammen als ein Kartenhaus in einem Tornado. Eine nervige, klischeehafte, schmerzhafte und völlig übertriebe (und leider gänzlich ironiefrei umgesetzte) Szene jagte die nächste. Sämtliche Spannung löste sich in Luft auf, ich konnte den Film nicht mehr ernst nehmen, und wusste teilweise nicht, ob ich angesichts so viel unfreiwilliger Komik in schallendes Gelächter ausbrechen oder vor lauter Verzweiflung und Fremdscham mit den Händen vors Gesicht geschlagen im Kinosessel versinken soll. Das "Amerika, Fuck Yeah!"-Ende setzte dem ganzen dann schließlich die Krone auf. Mit einer ausreichenden Menge Alkohol im Gepäck und auf ein unfreiwilliges Trashfest eingestimmt mag "Storm Hunters" vielleicht noch halbwegs unterhalten können, aber als ernst gemeinter Katastrophenfilm war er für mich im wahrsten Sinne des Wortes ein Desaster.